Übergang an den Oktavgrenzen / Sopransax

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Leachim, 28.April.2021.

  1. Leachim

    Leachim Nicht zu schüchtern zum Reden

    Aus Freude, zur Abwechslung beim Üben und für gewisse Stücke habe ich mir ein Sopransaxophon gekauft: Dabei habe ich festgestellt, dass dieser Übergang an den Oktavgrenzen beim Sopransax deutlich leichter zu bewältigen ist :) (wenn auch so ziemlich alles andere schwieriger ist :(...).
    Gibt es dafür eine Erklärung (ich meine nicht dafür, dass alles andere schwieriger ist, sondern den leichteren Übergang)?
     
  2. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Meinst Du damit den Übergang vom cis" zum d" und umgekehrt? Also vom ganz "kurzen" Ton zum ganz "langen"?

    Dafür wäre meine Erklärung: bei dem kurzen Sopi ist eben auch bei den langen Tönen die Luftsäule nicht so lang wie bei den größeren Saxophonen. Dementsprechend leichter, diese Luftsäule schnell zum Schwingen zu bringen.

    In der Klangfarbe und vor allem in der Intonation unterscheiden sich diese Töne aber stark. Das d" ist der schönste Ton auf dem Sopransax (das meine nicht nur ich, sondern auch der, der es ja wissen muss: Kenny G).
     
    JES, Gelöschte 11056 und quax gefällt das.
  3. Leachim

    Leachim Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ja, und auch DHD oder DCHDHCD.


    Ja, aber nicht auf dem Alt (jedenfalls nicht bei mir). Dort finde ich ihn einen der Schwierigsten, wenn er schön klingen soll - eingebettet in die andern Töne einer Melodie.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.April.2021
  4. Leachim

    Leachim Nicht zu schüchtern zum Reden

    @ Florentin: Deine Erklärung mit der kürzeren Luft-Säule macht Sinn. Danke!
     
  5. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    mit unserem grossen Körper beherrschen wir die kleinen Instrumente leichter, die Intonation ist aber schwieriger zu kontrollieren.
    Mein Klarinettenlehrer empfahl mir vor Jahren die Bassklarinette, aufgrund meines relativ langen Körpers. Lange Luftsäule liebt lange Körper.
    Claus
     
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  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich vermute, es liegt weniger an der Länge der Luftsäule, sondern an der geraden Bauart des Sopransaxophons. Gerade das D, sowohl oben wie unten ist ja auf gebogenen Instrumenten eher problematisch.

    Wäre also die Frage, ob gerade Altsaxophone eher den Sopranen ähneln, und gebogene Soprane eher den Altsaxophonen.

    Gruß,
    Otfried
     
    Livia gefällt das.
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Beim geraden Sopransaxophon muss die Schwingung nicht durch's Knie. Beim Alt fährt sie da erstmal vor die Wand und muss sich irgendwie rausmogeln. Ottfried war schneller (-:
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ach, wenn die Welt so einfach wäre, müsste die Bassklarinette bei meiner Körpergröße ja das einfachst zu spielende Instrument sein. ;-)
     
  9. Leachim

    Leachim Nicht zu schüchtern zum Reden

    Auf die Gefahr hin, mich zu blamieren: Würde dies nicht auch erklären, warum z.B. auf dem Alt-Sax die beiden tiefsten Töne Bb und B schwierig sind?
     
    Florentin gefällt das.
  10. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, und auf dem Tenor noch schwieriger.
     
  11. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Teils teils; das D hat noch das Problem, dass es dem Böhmschen Prinzip widerspricht, also das nächste folgende Tonloch nicht offen, sondern geschlossen ist.Das Bb wiederum ist Endloch vom gesamten Rohr, das kommt gar nicht so schlecht, ist halt schwer zu bändigen.

    Bei mir ist es so: Auf dem Alt klappt der Subtone außerordentlich gut, der normale Ton ist schwieriger, auf dem Tenor ist es umgekehrt, da braucht der Subtone deutlich mehr Überzeugungskraft, der normal angespielte Ton kommt recht leicht.

    Als ich anfing mit dem Saxophon, auf dem Alt, da fragte ich mich, ob es möglich sein wird, dass alle Töne so schön gedeckt klingen wie das D''. In den Klang hatte ich mich sofort verliebt. Auf dem Sopran fand ich ihn dann eher profan ;-)

    Gruß,
    Otfried
     
  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Na ja..
    Oktavsprünge gelingen mir auf dem Alto leichter, als auf dem Tenor, auf dem ich meist unterwegs bin. Vielleicht sollte man die Sache mit den verschieden langen Luftsäulen nicht ganz verwerfen.
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte


    Das könnte sein. Dass sie schwierig sind, hat aber noch andere Gründe.

    Erst einmal ist es gar nicht so einfach, den Ansatz für die extrem tiefen und hohen Töne zu lernen. Mit Ansatz ist auch das Voicing genannt, die Ausformung der Mund- und Rachenhöhle in der Form, dass sie die tiefen Frequenzen unterstützen.

    Dann kommt dazu, dass sich bei vielen geschlossenen Klappen mehr Undichtigkeit ergibt als bei den "kurzen Tönen". Es ist relativ egal, wo sich die kleinen Undichtigkeiten befinden, die tiefen Töne reagieren darauf am empfindlichsten.

    Noch einmal zurück zum Knie. Wäre ich Saxophonbauer, dann würde ich da mal ein wenig experimentieren. Da tatsächlich ein Teil der schwingenden Säule buchstäblich vor die Wand fährt und in Gegenrichtung reflektiert wird, würde ich versuchen, die Wände im Knie so umzugestalten, dass die Welle zweimal im 90°-Winkel reflektiert wird. Einfach, um sie besser um die Kurve zu bekommen.

    Was eine solche Konstruktion bewirken kann, muss man sich natürlich experimentell erschließen.
     
  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Du kannst sicher sein, dass sich an dieser Problematik schon jeder Saxophonbauer bis zum Erbrechen abgearbeitet hat. Die ideale Lösung gibt es da einfach nicht ;-)

    Gruß,
    Otfried
     
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Kennst du Flüstergalerien? Einfach ein runder Saal, in dem man sich an eine Wand stellt und an dieser entlang flüstert. Ein anderer, gegenüber im Saal, auch an der Wand stehend, versteht jedes Wort. Auch bei größeren Sälen.

    Das wäre vielleicht mein erster Versuch, nämlich am Knieanfang die runde Rohrform zu verlassen und die Außenkurve flacher oder flach zu gestalten. Trifft nämlich die Welle auf den untersten Punkt des Knies, dann entsteht bei bisheriger Bauweise eine Linsenwirkung. Die Wellen werden ins eigene Zentrum zurück gespiegelt, anstatt in vollem Umfang die Kurve zu kriegen.

    Ich habe nie von einem solchen Experiment gehört und glaube auch gar nicht mal, dass das je versucht wurde.

    [​IMG]
     
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  16. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Conn hat nach HWP schon damals eine sogenannte parabolische Form entwickelt.

    Auch beim Buffet Senzo hat man dem Knie besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

    Man hat halt verschiedene, sich gegenseitig beeinflussende bzw. widersprechende geometrische Bedingungen.

    Einmal um fast 180º drehen
    die Konizität erhalten
    Intonation und Klang beibehalten

    Alles nicht so einfach.

    Gruß,
    Otfried
     
  17. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Der Radius des "Knies" spielt auch eine Rolle.

    Die Keilwerths und andere mit großem Bogen scheinen wiklich günstiger zu sein für die Ansprache der tiefsten Töne.
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Die New Wonder sind im Querschnitt leicht oval. Das kommt den Tonlöchern zugute, die auf der abgeflachten Seite gezogen sind, denn die können dann ein wenig niedriger sein. Das sind aber geringe Abweichungen von der runden Form.

    Man könnte das Saxophon genau genommen mit quadratischem Querschnit bauen. Ich habe so ein Bild im Auge, gab's doch schon mal oder? Der stehenden Welle dürfte die Form beim Durchlaufen egal sein. Eben nur nicht an den Biegungen, denn da kommt es zu den beschriebenen Linsenwirkungen mit erheblichen Verwirbelungen der Welle.
     
  19. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Es gibt Flöten mit quadratischem Querschnitt. Gerade bei den grösseren Modellen wie
    Bass - oder Grossbass- oder Kontrabassflöten Sowie bei Hornstrahlern für den Bassbereich bei grossen
    Beschallungsanlagen. Das sollte bei einem Saxophon eigentlich auch funktionieren.


    Ja, eine Schallwelle kann nur geradeaus laufen und sie tut das mit der für das entsprechende Medium
    geltenden Schallgeschwindigkeit. Schneller oder langsamer geht nicht. Das heisst, dass bei jeder Biegung
    der am kürzeren Innenradius laufende Teil der Welle den am längeren Aussenradius laufenden überholt, es kommt zu
    Brechungen und Phasendrehungen die miteinander interferieren. Hinzu kommt dass eine Welle wenn sie den Becherrand oder das erste offene Tonloch
    erreicht dort reflektiert wird und in Gegenrichtung zu den vom Mundstück kommenden Wellenrichtungen durch das
    ganze Instrument zurückläuft und weitere Überlagerungen und Auslöschungen erzeugt. Das was wir dann als den
    "Klang" eines Saxophons wahrnehmen ist entsteht also in einem ziemlich chaotischen Prozess bei dem wir zwar die
    sich aus den Tonsäulenlängen ergebenden Grundfrequenzen (Mode 0) berechnen können, das Obertonspektrum
    aber praktisch nicht berechen - und vorhersagbar ist.

    SlowJoe
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.April.2021
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Das glaube ich nicht. Es ist ja kein Autorennen, wo die cleveren Moleküle schnittig die Innenkurve nehmen. Sie wissen ja noch gar nichts von der Kurve.
    Sie prallen dagegen auf des Knies untere Gegenwand und werden mit etwas Glück Richtung Trichter reflektiert. Der größte Teil der Welle aber trifft rechts und links von der Mitte auf einen Rundbogen im Knie. Das hat den Effekt, den man kennt, wenn man in alten Bahnunterführungen singt. Steht man in der Mitte im Fokus der Linse, knallt der Ton regelrecht.

    Warum ist der Baffle eines Mundstückes keine Halfpipe? Weil der Ton sich bei der Reflektion in einer Art Brennpunkt verbrennen würde. Der Baffle ist also annähernd Plan und dient der Umlenkung der Schallwellen, die das Blatt erzeugt. Der Sound muss hier eine 90°-Kurve hinlegen. Im Knie 180°. Warum sollten da nicht ähnliche Mittel hilfreich sein?
     
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