Umlernen von klassisch auf Jazz - sehr schwer?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Evelyn, 10.August.2005.

  1. Evelyn

    Evelyn Schaut nur mal vorbei

    hey un hallo erstmal ;))

    also ich spieler jetzt (erst) seit 3 einhalb jahren Alto Sax...ich habe bis jetzt immer in einem verein gespielt, und dort haben wir dann auch leher zur verfügung gestellt bekommen...

    allerdings wurde mir das nach einer großen zeit zu langweilig,da unsere lehrerin uns nach dem silbernen leistungsabzeichen nichts mehr beibringen konnte...

    jetzt dachte ich,an eine Jazz/pop schule in meiner nähe zu gehen,wo ich richtig professionell unterrichtet werden soll...

    allerdings habe ich ein bischen angst davor...
    könnt ihr mir sagen, was da vllt. alles auf mich zu kommen wird?
    ist es schwer von einer klassischen ausbildung zu Jazz/Pop zu wechseln?

    grüßle evelyn
     
  2. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    Hallo und willkommen im Forum

    Eine gute klassische Ausbildung ist sicher eine gute Grundlage für jede Art der musikalischen Weiterentwicklung.

    Meine 'klassische Ausbildung' ist nun ein paar Jahr(zehnte) her in den ich nichts gemacht habe, von daher meine ganz persönliche Einschätzung: Ich glaube die größte Veränderung ist die stärkere Rhythmusbetonung im Jazz z.B. Swingphrasierung. Zum 'besseren Verständnis' sind im Jazz die Noten dann noch anders Notiert als sie gespielt werden (wäre sonst auch unlesbar). Wenn man sich darauf einläßt, bekommt man aber sehr schnell ein Gefühl dafür...

    Wenn du Improvisieren willst, kommt dir ein klassischer Backround (Thema: Harmonielehere) auch zu gute.

    Viel Spass wünscht dir dabei

    Friedrich
     
  3. mirko

    mirko Kann einfach nicht wegbleiben

    moin,

    nein - keine sorgen...du musst wirklich keine angst haben.
    wenn du lust auf jazz und pop hast dann geh' da auf jeden fall hin.

    du wirst viele neue dinge lernen - sieh's einfach so. nur fang nicht an zu denken, dass du alles von grundauf neu lernen musst. alles was du bis jetzt gelernt hast, wird dir irgendwie helfen und da lässt sich auf jeden fall drauf aufbauen.

    eine mögliche umstellung könnte den ansatz betreffen, da das klassische soundideal und das jazz-sound-ideal nicht übereinstimmen...aber sieh's nicht als hindernis sondern als erweiterung deiner fähigkeiten...

    also - auf in den kampf (und hab' spaß - dann geht alles leichter...)

    gruß, mirko :cool:
     
  4. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Mhm, das mit dem Ansatz ist ordentlich Arbeit, aber sie lohnt sich. Ich habe auch von der Klassik zu Jazz/Pop gewechselt. Die Ansatzumstellung fand ich heftig, der Rest wird im schlimmsten Fall an manchen Stellen nicht gebraucht, aber hinfällig wird er nie.
    Meine klassischen Fähigkeiten gingen aber leider auch nie sehr weit. Wenn du erst 3 Jahre spielst dürfte es bei dir evtl. vergleichbar sein...

    Ich würde 6 Monate einplanen für den Ansatz.
     
  5. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Schwer oder nicht schwer oder nicht schwer ist meines Erachtens nicht die Hauptfrage. Alles ist schwer und daher wieder gar nichts ;-)
    Auch ich kam aus der klassischen Ecke gespickt mit Militär- und Marschmusik zum Jazz. Es sollte eher die Frage sein, wie viel Zeit man dafür investieren will. Ich hab mir mal Gedanken darüber gemacht, wie lange ich in einzelnen Bereichen geübt, gesucht und geflucht hab, bis es akzeptabel "nach Tschäss" tönte:

    Ansatz / Setup / Sound: 5 Jahre
    Swing-Phrasierung: 7 Jahre (mit vier Lehrern, wovon die ersten drei eigentlich selber nicht wussten, wie man richtig swingt...)
    Skalen, Akkorde spielen: 3 Jahre intensiv (Berufsschule)
    Theorie, Funktionsharmonik: 5 Jahre, 2 davon intensiv
    Improvisation: Seit 20 Jahren und dies wird noch dauern, bis ich das Zeitliche segnen werde... ;-)

    Musiksstile (und der Jazz im Besonderen) sind wie Fremdsprachen: Du wirst keine Fremdsprache richtig können, wenn du dir sie im Lernprozess nicht auch anhörst. Deshalb: Jazz hören, Jazz hören und nochmals Jazz hören. Von uralt bis topmodern.
    Und wenn du Jazz nicht nur spielen, sondern auch verstehen willst, dann gehört auch die Jazz-Geschichte ins Programm. Zu empfehlen sind hier die 12 Folgen von Ken Burns' JAZZ HISTORY.
     
  6. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ich würde nicht von "Umlernen" sprechen.
    Musik ist Musik ist Musik ist...
    Die klassische Vorbildung ist sicherlich hilfreich, auch wenn man sich in Richtung Jazz bewegen möchte. Auch ich hatte am Anfang klassichen Unterricht, den ich nicht missen möchte.
    Ich kenne viele "Jazzer", die keinen geraden Ton blasen können (beim stimmem beispielsweise) und auch genauso viele "Klassiker", die mit der Jazz-Phrasierung usw. kämpfen (ich z. B.).

    Also nur Mut und los geht's! Der Weg ist das Ziel.

    Gruß
    Saxolina
     
  7. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Das wichtigste ueberhaupt: Wenn Du Jazz spielen willst, musst Du viel Jazz hoeren.

    Jazz wuerde ich zwar von Jazz-Saxophonisten lernen, aber es ist schwierig im Jazz gute Lehrer zu finden. Viele machen das einfach aus dem Bauch heraus.

    Ich hatte auch mit Klassik angefangen. Der Ansatz ist sehr anders, da hilft der Lehrer. Phrasierung kann man haeufig nicht einfach vom Lehrer erlernen, er kann nur ein paar Tips geben. Man muss sich da durch Jazz-Hoeren weiterbilden.

    Genauso muss man sich beim Jazz an eine andere Klangvorstellung und ein anderes Vibrato gewoehnen.

    Mittlerweile bin ich froh, eine klassische Grundausbildung zu haben. Der Klang vieler (auch professioneller!) Jazzsaxophonisten ist einfach unter aller Kanone. Und wenn ich beim Stimmen schon hoere "Close enough for Jazz"...
     
  8. Cat

    Cat Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo!
    Große Probleme wirste nicht haben... einfach ganz viel anhören.
    Andersherum so wie ich das jetz machen muss is es um einiges schwieriger....
    Viel Spaß beim jazzen... ;-)

    MfG
     
  9. Jueli

    Jueli Schaut nur mal vorbei

    Hi Evelyn!
    Es ist einfach eine riesige Umstellung, egal, ob Du nun vom Jazz kommst, und Klassik machen willst, oder ob Du Klassiker bist und versuchst, Jazz zu spielen, so wie es mir auch geht. Ich kenne viele Leute, die diese Probleme haben, und da ist es egal, aus welcher Ecke man kommt.

    Ich denke, dass Du Dich erstmal ausschließlich auf Jazz konzentrieren solltest und auf keinen Fall beides parallel machen solltest. Es ist so, als ob Du einen Schalter im Kopf umstellen müsstet. "Klick", und Du musst denken wie ein Jazzer und nicht wie ein Klassiker.

    Auf jeden Fall lohnt es sich, in diese "andere Welt" hineinzuschnuppern. Ich denke, ein guter Lehrer kann Dich vor allen Dingen am Anfang auf Dinge aufmerksam machen, die Du aus der Klassik mitbringst und die nicht in den Jazz "passen", wie beispielsweise die Phrasierung. Mir persönlich ist das selbst nämlich anfangs gar nicht aufgefallen.

    Viel Erfolg und vor allen Dingen viel Spaß!
    Julia


     
  10. Cat

    Cat Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das wär schon optimal...aber das geht auch nicht immer....
    leider gibt es auch für leidenschaftliche Jazzer keinen Musik LK ohne Klassik....(nur ein Beispiel)
     
  11. Heglanx

    Heglanx Ist fast schon zuhause hier

    Man muss auch beachten, dass früher sowieso alle guten Jazzmusiker nur eine klassische Ausbildung genossen. Eine Jazzausbildung gab es früher in dem Sinne wie Heute gar nicht. Denk ruhig in beiden Arten, dass wird dir nicht schaden...

    Pianisten wie Bud Powell oder Thelonius Monk konnten nahe zu perfekt klassisch Interpretieren. Das ist hat recht stark Stillfrage. Für die Technik, sagen dir alle guten Musiker, ist das Klassikstudium sehr sehr geeignet (!)


    :)


    ... und das Feeling bekommst du durch das Hören recht gut hin... Weil es ja da nur um den Rhythmus geht und nicht um komplexe theoretische Ansätze die vorhanden sein müssen.
     
  12. SaxoBen

    SaxoBen Schaut öfter mal vorbei

    Ich sehe nicht, warum man nicht gleichzeitig Jazz und Klassik spielen sollte. Ich tu das auch. dadurch ist mein Ansatz sehr flexibel. Hab zwar klassischen Unterricht, aber wenn ich übe und keine Lust mehr auf Etüden oder so habe, dann fang ich an, zu jazzen, was mir grad in den Kopf kommt. macht einfach tierisch Spaß :)
     
  13. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Klar geht das, gleichzeitig Jazz und Klassik. Ist halt immer die Frage wie an klingen will. Aber ein Klassiker, der Jazz spielt, wird sich wahrscheinlich so anhoeren wie ein Klassiker der Jazz spielt (und andersherum).

    Es gibt ne CD von einem klassischen Saxophonisten, der Jazz spielt. Vergessen wie er heisst. Schlimm. Wie heisst dieser beruehmte Pop/Klassik-Geiger? Er hat ne CD gemacht, wo er Jazz spielt. Nicht so schoen. Da gibt's noch mehr Beispiele.

    Andersherum finde ich es einfacher und haeufig sehr schoen. Aber ich bin Jazzer (der mit Klassik angefangen hat). Ist also Geschmackssache. Benny Goodman hat Klassik gespielt. Finde ich schoen. Mein Bruder (fertig studierter Orchestermusiker fuer Klarinette) ist da ein bisschen anderer Meinung. Keith Jarrett hat Schostakovichs Preludien und Fugen (und anderes) auf CD aufgenommen. Einfach Fantastisch, musikalischer als bei Klassikern. Mein Bruder ist der gleichen Meinung. Er hatte mir die CD geschenkt. Mein Bruder kann zwar auch Jazz spielen. Hoert sich aber auch wie ein Klassiker an, der Jazz spielt.

    Fakt ist. Zwischen Klassik und Jazz liegen bei Phrasierung, Klangvorstellung, Vibrato, Ansatz, Zungenstoss, etc. Welten, wenn man es "richtig" machen will, was immer das heisst. Mein erster Saxophonlehrer hat mir Jazz beigebracht. Aber er war Klassiker. Ich habe bei ihm ueber Harmonien etc. etwas gelernt, aber alles andere war "klassisch".

    Ich kann auch z.B. nicht auf dem selben Mundstueck Jazz und Klassik spielen. Ich kann's versuchen, aber es ist ein Ding der Unmoeglichkeit, dass man mit einem klassischen Mundstueck gut Jazz spielt und andersherum.
     
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