Unterschwelliger, "positiver" Rassismus in musikalischen u.a. Bezügen?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 14.August.2020.

  1. Rick

    Rick Experte

    So etwas ist in meinen Augen purer Aktionismus, der Zentralrat der deutschen Sinti und Roma sieht das auch zwiespältig. Obwohl eine regionale Unterabteilung deswegen schon 2015 eine Klage führte, die jedoch damals offiziell abgelehnt worden war (Zitat vom 9. 9. 2015):

    Das Stigma, als sogenanntes Zigeunervolk zu gelten, habe für unzählige Jenische während des NS-Terrors den Tod bedeutet, erklärte der Vorsitzende des Bundesrates der Jenischen, Timo Adam Wagner. Dennoch müsse man in Sachen Zigeunersauce die Kirche im Dorf lassen. „Mal ganz im Ernst, was kommt denn dann als nächstes? Sinti & Roma-Sauce? Oder das Sinti & Roma-Schnitzel?“, fragte er. Zuvor hatte schon der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma erklärt, dass eine Umbenennung unsinnig sei. Dies ziehe die eigentlichen Anliegen der Roma und Sinti ins Lächerliche.
    Quelle: https://www.focus.de/politik/deutsc...otesten-weiter-zigeunersauce_aid_1124016.html

    Das ist übrigens ähnlich wie beim N-Wort: Manche Jenischen bezeichnen sich selbst stolz als "Zigeuner", doch es ist immer ein Unterschied, wer das Wort in welcher Absicht verwendet.

    Meiner Ansicht nach sollte es nicht um Sprachregelungen gehen, sondern um die prinzipielle Einstellung gegenüber anderen Gruppen und deren Individuen.
    Was viele äußerlich auffällig "Unnormale" immer wieder auch am "Positiven Rassismus" beklagen, ist die Ausgrenzung: Man wird als "einer von denen, nicht von uns" betrachtet, das kann verletzend wirken, auch wenn das niemand beabsichtigt.
    Wer sich entsprechend einer bestimmten Gruppenzuordnung kleidet, macht das ja meistens mit Absicht, oft sogar, um sich bewusst vom Rest der Gesellschaft abzugrenzen, aber seine Hautfarbe und Herkunft sucht sich keiner aus, man wird damit geboren.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.August.2020
  2. Rick

    Rick Experte

    Außerdem kommen wir alle im Endeffekt aus Migranten-Familien, der Homo Sapiens stammt überhaupt nicht aus Europa.

    Ich wohne in Baden-Württemberg, komme aber aus Nordhessen, meine Eltern verschlug es aus Worms und Mühlheim/Ruhr dorthin, die Wurzeln ihrer beider Familien liegen wesentlich im Bergischen Land - vor 200 Jahren waren das alles unterschiedliche Länder, man benötigte teilweise sogar Pässe für die Durchreise!

    Auch habe ich einige Vorfahren, die im 18. Jahrhundert auf der Flucht vor religiöser Verfolgung aus Frankreich hierher einwanderten, also einen veritablen "Migrationshintergrund".
    Wenn wir alle in unserer Ahnenreihe nachschauen, werden wohl sehr viele so einen "Migrationshintergrund" haben, trotzdem sind sie als Deutsche akzeptiert und werden nicht dauernd darauf angesprochen, woher sie ursprünglich stammen... ;)
     
  3. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Ich bin auch Halbsachse und Halbsorbe, habe mich aber in Berlin gut integriert, kann schon richtig gut unfreundlich sein. :D
     
    Pula, Rick und mcschmitz gefällt das.
  4. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Lieber Rick, das ist ja ausgesprochen sympathisch, dass du auch Wurzeln in Nordrhein-Westfalen hast, aber wenn Du dort nicht unangenehm auffallen willst, solltest Du unbedingt das erste „h“ streichen.....;)
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich würde eher das fünfte h streichen (-;
     
    Rick und mcschmitz gefällt das.
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mal angenommen, ein Schwarzer Drummer kann grundsätzlich besser Drummern als ein Weisser, dann ist egal, ob das von der Kultur, Erziehung oder frühestem Training kommt. Er kann es besser. Toll. Muss ich mehr üben oder mich mehr mit seiner musikalischen Welt beschäftigen. Ich kann von ihm lernen und vielleicht kann ich Mathe besser als er und er lernt da von mir. Nur, hört einfach mal auf in alles etwas reinzudeuten, was so nicht gemeint war. Und dieser deutsche Dünkel in allem ein Problem zu sehen, alles genau und richtig machen zu müssen, nur weil wir geschichtlich mal richtig Scheiß gebaut haben.... haben andere auch.
     
  7. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Leider ist dieser Dünkel nicht wirklich urdeutsch, sondern inzwischen weltweit verbreitet. Ein wesentlicher Teil ist m.M.n. über den großen Teich zu uns rüber geschwappt.
     
  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mir eigentlich egal, wo es herkommt. Ich respektiere, oder auch nicht, einzelne Personen, egal was er, sie, es ist.

    Wenn ich aber pertout eine Gruppe identifizieren sollte, die ich nicht leiden kann, sind das deutsche Touristen im Ausland. Größere Intoleranz und Gemecker über.alles,was nicht so wie zuhause ist, habe ich bisher nicht erlebt.
    Auf die Amis habe ich gerade auch ein bischen Hass mit ihrem knallkopf. Habe Freunde in kuba, und denen geht es wg. der wieder verschärften Blockade nicht gut. Aber sonst
     
    Rick und mcschmitz gefällt das.
  9. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    "Bulle" oder Polizist*in ist ein Beruf, keine Rasse.
     
    BluesBrother66 gefällt das.
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Das ist doch so pauschal auch wieder Bullshit.

    Auch ich war „deutscher Tourist im Ausland“ und habe mich so nie verhalten. Viele Freunde, die ich kenne übrigens auch nicht.

    CzG

    Dreas
     
    BluesBrother66, SaxPistol und Claus gefällt das.
  11. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Das ist sicher richtig, dass auch andere Staaten nicht gut zu ihren Unterschichten oder Nachbarvölker waren.
    Aber der Rassismus der hier und heute existiert ist schon eine Folge des von @Rick beschrieben Rassismus, der dadruch entstand, dass europäische Wissenschaftler (darunter auch Berühmtheiten wie Linné oder Kant) Zwecks Rechtfertigung des Kolonialismus Theorien zur Überlegenheit der weißen gegenüber den andersfarbigen Menschen entwickelten.
     
    Rick gefällt das.
  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Oh, dann lies mal nach wie Chinesen oder Japaner über andere Völker gedacht haben.

    Beileibe kein europäisches Phänomen.

    (Gibt ja Gründe, warum sich Japan mit Hitlerdeutschland verbündet hat.)

    CzG

    Dreas
     
  13. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @philipp_b @Rick
    Ich kann den grundsätzlichen Unterschied nicht erkennen. Jeder Versuch, die Menschheit in Gruppen unterschiedlicher Wertigkeit zu differenzieren, Ist für mich im Kern dasselbe inakzeptable Verhalten. Da ist es mir relativ egal, ob das mit pseudowissenschaftlichen Theorien oder mit religiösen Geboten rechtfertigt wird.
     
  14. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    ich war auch schon oft genug Tourist und bin (hoffentlich) nicht dumm aufgefallen, teile aber trotzdem @JES Ansicht.
    Ich denke, dass es daran liegt, dass nur diejenigen, die sich daneben benehmen dumm auffallen. Der (große?) Rest, der sich benimmt wird meist gar nicht als deutscher Tourist wahrgenommen.
    Das gleiche Schema kann man bei beliebigen anderen Gruppen beobachten:
    Wer fällt mehr auf? Die 30 jungen Syrer (nur als Beispiel), die sich in Grüppchen von 2-5 Mann unter die Studenten auf der Uni-Wiese gemischt haben, oder die 3 jungen Syrer, die am Rande der Wiese betrunken rum krakelen?
    Die Ethnie/Herkunft/Nationalität oder was auch immer, ist dabei schnurzegal. Auffällig sind immer nur die Störenfriede. Die friedliche Mehrheit geht in der Masse unter.



    zum Thema Vorurteile auf Grund von Erfahrungswerten und daraus resultierende falsche Erwartungshaltungen noch zwei persönlich erlebte Anekdoten:

    Finnland, Campingurlaub Anfang Mai 2004 (ja, es war noch seeeehr frisch im Norden)
    Ich saß mit dicker Jacke und Buch in der Abendsonne auf einen Bootssteg.
    Ans Ufer kam eine größere Gruppe Bierflaschen schwenkender Jugendlicher mit Ghettoblaster und Lagerfeuer.
    Die Jungs guckten immer wieder zu mir rüber, diskutierten etwas und lachten laut
    Nach einiger Zeit wurde einer vorgeschubst, der zielstrebig mit grimmiger Miene auf mich zu stiefelte. Als altgedienter Großstadtbewohner klingelten bei mir alle „Achtung! Ärger! - Glocken“ Sturm.
    Als der junge Mann dann vor mir stand, erklärte er sehr höflich in vorbildlichem Englisch, dass er mit seinen Kumpels etwas gewettet hätte. Aber ich säße ja hier so friedlich mit meinem Buch, da wollte er lieber fragen, ob das ok sei, wenn er jetzt hier ins eisige Wasser springt, oder ob mich das stören würde, dann käme er später wieder, wenn ich weg sei.
    Ich war so perplex, dass ich fast vergessen hätte zu antworten.

    Neuengland, Maine Sommer 2002:
    Ein Parkplatz an einem Aussichtspunkt in einem State Park.
    Eine Gruppe wild tätowierter Rocker rollt mit ihren Harleys vor.
    Alle gucken auf die Aussicht, einer kommt zielstrebig auf mich zu greift in seine Jackentasche, sagt:“Excuse me Sir, may I bestow a little task upon you?“ und zieht friedlich eine Kamera für‘s Gruppenfoto mit seinen Freunden hervor.

    Meine Lebenserfahrung hatte mir in beiden Fällen völlig zu unrecht geraten, einen Bogen um diese Leute zu machen. Man hat automatisch Bilder im Kopf, die auf Erfahrungen beruhen. Oft sind es nicht mal Eigene Erfahrungen, sondern nur welche aus 2. oder 3. Hand, also aus Film, TV, Zeitung oder Erzählungen Dritter (Internet & Co.). Trotzdem beeinflussen sie unser Denken und unsere Reaktionen auf Andere.
    Das ist zwar Vorurteilsbehaftet und u. U. auch rassistisch, aber so funktioniert der Mensch nunmal. Wichtig ist, dass man diese Vorurteile und Erwartungshaltungen hinterfragt, wo möglich revidiert und den Augenschein nicht immer für bare Münze nimmt.
     
  15. dikoki

    dikoki Kann einfach nicht wegbleiben

    Ist es nicht herrlich, dass es eine Gruppe gibt, gegen man die man sogar als Deutscher nach Herzenslust Vorurteile ausleben, sich dabei noch richtig gut fühlen und trotzdem sicher sein kann, auf der richtigen Seite zu stehen? ;-)
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.August.2020
    Rick, Claus und mcschmitz gefällt das.
  16. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Autorassistische Störung sozusagen :duck:
     
    dikoki, Rick, Claus und einer weiteren Person gefällt das.
  17. Claus

    Claus Mod Emeritus

  18. Rick

    Rick Experte

    Auf diese Meldung bezog ich mich ja in meinem Beitrag. ;)
     
  19. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Rick

    Es geht nicht um die Meldung als solche (auf die hatte ja schon @Ton Scott vorher aufmerksam gemacht), sondern um den Kommentar dazu von Peter Zudeick.
     
  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Nein, gar nicht. Seit ich in Afrika lebe, ist das gar kein schwieriges Gelände mehr. Nur für Euch in Deutschland, die Ihr keine Erfahrung mit Afrika habt. Das meine ich jetzt ganz ernst. Als ich noch in Europa gelebt habe (hier sagt man immer Europa, nicht Deutschland) war ich genauso wie Ihr. Ein furchtbarer Gutmensch, der immer dachte, alle Schwarzen (ich nehme jetzt mal nur die, aber das gilt zum Teil auch für Asiaten oder überhaupt alle Nicht-Weißen) wären grundsätzlich gut, familienorientiert, rhythmisch bzw. musikalisch begabt und was nicht sonst noch alles. Die besseren Menschen uns Europäern gegenüber sozusagen. Das ist aber nicht so. Schwarze oder nicht-weiße Menschen sind einfach genauso Menschen wie alle anderen Menschen. Weder besser noch schlechter, sondern nur anders.

    Die meisten Leute speziell in Deutschland sind definitiv rassistisch. Und zwar in Richtung dieses "positiven" Rassismus. Aber das gibt es nicht. Rassismus ist Rassismus. Daran ist nichts Positives.

    Unsere Vorstellung von musikalischer bzw. rhythmischer Begabung ist auch sehr von amerikanischen schwarzen Musikern geprägt. Echte afrikanische Musiker kennt man in Deutschland ja meist gar nicht. Und die afro-amerikanische Kultur ist eine Mischkultur. Nur weil alle Afro-Amerikaner nicht weiß sind, sind sie doch eine zusammengemischte "Rasse", die es so gar nicht gäbe, hätte es den Sklavenhandel nicht gegeben. Das heißt, Afro-Amerikaner sind nicht authentisch in Hinsicht auf afrikanische ererbte Musikalität oder sonst etwas. Das ist eh nur eine Erfindung von Weißen.

    Hier in Afrika gibt es noch die ursprünglichen Stämme, aus denen die Sklaven damals stammten, und das ist ganz etwas anderes. Familie ist hier nichts anderes als eine Zweckgemeinschaft, die man einfach braucht. Das, was wir Europäer so gern daran romantisieren, gibt es gar nicht. Dass alle bis zum Tod miteinander zusammenleben, füreinander da sind ... Quatsch. Sobald Du den Leuten die Möglichkeit gibst, einen Vorteil für sich herauszuschlagen, ist ihnen ihre Familie völlig egal. Hier ist jeder narzisstisch und "entitled". Wer sich je schon mal mit Narzissmuss und Entitlement beschäftigt hat, weiß, dass das nichts Gutes ist.

    Narzissmus ist das, was man als Kind durchaus haben kann, was auch in einer gewissen Entwicklungsphase normal ist, aber wenn man erwachsen wird, sollte man eben auch mal an andere denken, nicht immer nur an sich selbst. Aber dazu muss man eben erwachsen werden, und das nicht nur körperlich, sondern auch geistig. So weit sind viele hier noch nicht. Auch die Erwachsenen benehmen sich oft noch wie Kinder.

    Was kein Vorwurf ist oder sie zu schlechten Menschen macht. Es ist eben, wie es ist. Und die Entwicklung ist hier auf dem Stand, auf dem sie eben ist. Und es gibt immer Ausnahmen.

    Was die rhythmische Begabung betrifft, da ist es ganz unabhängig von der Hautfarbe bei allen gleich: Manche haben sie, manche nicht. Und es gibt extrem musikalisch und rhythmisch unbegabte Schwarze. Da nützt auch kein "positiver" Rassismus mehr. Blues ist für afrikanische Schwarze auch kein Thema. Den kennen sie nicht. Das ist eine amerikanische Erfindung der armen Sklaven, die nur misshandelt und ausgenutzt und missbraucht wurden und dann diese Form der Klage entwickelt haben.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.August.2020
    Gelöschtes Mitglied 13399 und Rick gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden