Vibrato am Sax

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Nillasax, 7.November.2010.

  1. Nillasax

    Nillasax Schaut öfter mal vorbei

    Hallo allerseits,


    um es gleich mal auf den Punkt zu bringen:

    Wie macht ihr das Vibrato am Sax?


    Meine Lehrer die ich im Laufe der Zeit hatte haben da teilweise sehr unterschiedliche Ansichten, aber im großen und ganzen haben sich dann 3 Varianten heraus kristallisiert:

    -Vibrato durch Stütze / Luftsäule erzeugen

    -Vibrato durch den Ansatz / die Lippen

    -Mischform aus beiden oben genannten

    Nun denn, ich verwende erstere Methode, da ich das Vibrato zuerst auf der Querflöte gelernt habe damals und das somit für mich auch gleich die einfachere Variante am Sax für mich war.

    Allerdings steh ich vor dem Problem, das ich mir eher schwerer tu damit, wenn ich schnellere Stücke / soli spiele und dann z.B. einmal bei einer Viertel Note ein schnelles, kurzes Vibrato spiele - in solchen Situationen verwend ich dann tendenziell meine Lippen sehr stark fürs Vibrato.

    Allerdings finde ich persönlich das nicht ganz so optimal, da (zumindest bei mir - bei anderen kanns natürlich ganz anders sein) die Stimmung leichter Flöten geht etc.


    Wie übt ihr also das Vibrato?

    Danke im voraus,


    lg

    Dominik
     
  2. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Dominik,

    um es noch komplizierter zu machen:

    der erste Punkt teilt sich noch in Zwerchfell- und Kehlkopfvibrato. Bei der Oboe macht man ein fast reines Zwerchfellvibrato, während bei der Flöte der Kehlkopf hauptverantwortlich ist.
    Ein ungewöhnliches Beispiel für schnelles Kehlkopfvibrato auf dem Sax ist Sidney Bechet.

    Obwohl in den Sax-Lehrbüchern i.a. das Lippen/Kiefervibrato favorisiert wird, hört man bei berühmten Saxophonisten durchaus auch ein Vibrato der Luftsäule.
    Dessen Vorteil: da mehr die Intensität als die Tonhöhe schwankt, eine bessere Intonation.
    Die Tonhöhenschwankung beim Lippenvibrato hat den Nachteil, dass sie fast nur nach unten möglich ist, weshalb die durchscnittliche Tonhöhe gegenüber dem geraden Ton absinkt.

    Meiner Meinung nach führt kein Weg daran vorbei, alle Arten systematisch getrennt zu üben, um sie je nach den Erfordernissen einsetzen zu können.

    Es sei denn, man verlegt sich völlig auf puristischen, vibratolosen Cool Jazz.

    Gruß
    Joachim
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Vielen Dank für die Information, Saxology! :)
    Dann mach ich mich mal ans Üben...
    Gruß, Ww.
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    selber Flöte spielend würde ich gerne mal wissen, wie das mit dem Kehlkopf funktioniert.

    Ich habe auf der Flöte gelernt, dass es ein reines Zwerchfellvibrato ist, welches sich fast zwangsläufig einstellt, wenn man richtig atmet.

    Auf Instrumenten mit höherem Blasdruck (und dazu gehört im Zweifelsfall dann auch das Saxophon) funktioniert dieses Vibrato eher schlecht bis gar nicht.

    @saxology: frage mich gerade, ob du Flöte und Oboe vertauscht hast in deiner Ausführung.

    Auf dem Saxophon gibt es neben den genannten noch ein Vibrato, welches durch periodische Veränderung der Resonanzräume im Hals- und Rachenbereich entsteht. Es verändert sich dann auch nicht so sehr die Tonhöhe, als die Klangfarbe. Dieses finde ich zwar recht schwierig, ist aber dezenter als das Lippenvibrato.

    Gruß,
    xcielo
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Jetzt wird das Üben schwierig, ich glaube, ich frage meine Lehrer nochmal.

    Gruß,

    Joe
     
  6. Bostonsax

    Bostonsax Strebt nach Höherem

    Ich meine mich zu erinnern dass das Kehlkopfvibrato jenes ist in dem man die Bewegung mit dem Kehlkopf macht wie wenn man "ah ah ah ah ah" macht.

    Gruß Bostonsax
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Das Zwerchfellvibrato auf dem Saxophon ist eher die Ausnahme. Es sollte sich nur der angewöhnen, der es vom Klangergebnis mag. Es bleibt eh (auch ohne Vibrato) unabdingbar, die Tonhöhenänderungen durch den Lippendruck zu lernen. Ihr kürzt also nix ab.

    Das Lippenvibrato schwingt selbstredend um die Normaltonhöhe herum, also auch höher.

    Wenn man einen Ton nicht nach oben ziehen kann, so ist man an einem Limit, wo das Blatt nicht optimal schwingen kann. Es ist das Gegenteil von einem labbrig klingenden zu lockeren Lippendruck. Der freiest schwingende Ton ist genau zwischen diesen beiden Extremhaltungen. Auch wenn man kein Lippenvibrato einsetzt, sollte der Ansatz nicht an diesem oberen Drucklimit sein. Tatsächlich ist es für einen Anfänger einfacher, sich an diesem oberen Druck 'festzuhalten'. Das Instrument bietet eine 'natürliche' Intonationsgrenze an. Man wundert sich nur, warum das Horn immer ein wenig kartoffelig klingt. Schiebt man nun das Mundstück ein wenig weiter drauf und lässt den Ansatz fallen, so klingt das Horn besser, aber die Intonation ist viel schwieriger: man muss sie selber machen!

    Diese Tatsache mag beim Ungeübten dazu führen, dass man glaubt, ein Lippenvibrato gehe nur nach unten.

    Um den lockereren Ansatz zu demonstrieren, mal wieder mein Tischbeispiel: drückt mit der flachen Hand nach oben feste unter eine Tischplatte. Kein Problem? Fein.

    Nun macht ihr das Gleiche, drückt aber mit wesentlich weniger Kraft. Wichtig: haltet den Druck möglichst konstant.

    Zweiteres braucht erstaunlicher Weise mehr Kraft als Ersteres und so kommt man zu einem lockeren Ansatz auch nur, wenn man einigermaßen viel Muskulatur aufgebaut hat.

    Alles ein wenig kompliziert zu schreiben, wollte das Vibrato ausschließlich nach unten aber nicht so stehen lassen.
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo pue,

    ich gebe dir grundsätzlich Recht in deinen Ausführungen, allerdings habe ich eine Anmerkung.

    Früher habe ich immer im oberen Bereich des Ansatze gespielt, ich hatte einen vollen und kräftigen Ton, der keinesfalls kartoffelig klang, allerding eher für klassische Musik geeignet und insgesamt recht hoch in der Stimmung war.

    Heute spiele ich den von dir beschriebenen lockereren Ansatz, und in der Tat, auf eine gewisse Art braucht der wesentlich mehr Kraft. Er eröffnet mir auch deutlich andere Klangwelten als ich sie früher hatte, allerdings könnte ich heute damit keine Klassik mehr spielen.

    Gruß,
    xcielo
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Jipp, damit hast du völlig recht. Der klassische Sound braucht aber genau so einen Hammeransatz. In der Klassik wird das Blatt nicht abgequetscht (das macht die Kartoffel aus), weil es wesentlich härter ist, auch dieses Blatt schwingt 'frei'.
     
  10. Reedirect

    Reedirect Ist fast schon zuhause hier

    da habt Ihr völlig recht. Ich habe für mich aber festgestellt, dass ich den Ansatz um der sauberen Kontrolle willen, zunehmend an den Oberrand der Intonationsmöglichkeit verschiebe, je höher ich spiele (ganz besonders wirksam ab d''', Also weg von der "Mittelstellung". Tonhöhenverschiebung im Vibrato nach oben sind mir dann kaum mehr möglich und es kommt eher nur ein Tremolo (wenn überhaupt) infrage.

    Gruß
    Jo
     
  11. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    @xcielo
    Eine wissenschaftliche Untersuchung zum Flötenvibrato kam zu dem Ergebnis, dass unabhängig davon, was die Flötisten zu tun glaubten, 1. immer mehrere Faktoren beteiligt waren und 2. der Kehlkopf den dominierenden Einfluss hatte.

    In den Videos der Flötistin Nina Perlove kommt das ganz gut zur Geltung:
    http://www.youtube.com/watch?v=-Ms9tsWmhyU

    Wenn ich auf der Querflöte das Zwerchfell-Vibrato , welches ich auf der Oboe gelernt habe, exakt reproduziere, klingt das grauenhaft, weil der Gegendruck fehlt.

    @pue
    Gerade die Klassiker setzen das Vibrato am meisten ein, und der klassische Ansatz lässt nach oben nicht viel Raum. Iwan Roth widmet diesem Problem einen Abschnitt in seiner Schule.

    Gruß
    Joachim
     
  12. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Noch ein kleiner Nachschlag zum Flötenvibrato von James Galway:
    http://www.youtube.com/watch?v=u0yCw9xm0E4&feature=related
     
  13. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Schau dir mal Stan Getz in diesem Video an:

    http://www.youtube.com/watch?v=r6KDlP6hZ1w

    Hier kann man gut seine Vibratotechnik beobachten: Lippen/Kiefer!

    Ein weiterer Knüller dieses Videos ist Stans Kleidung :)
    Aber: genial gespielte Ballade :idea:

    Gruß

    Uli
     
  14. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Ooch,
    die Brille ist auch nicht schlecht :-D
     
  15. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Hochinteressant, mehr eine Vor-und-zurück- als eine Auf-und-zu-Bewegung des Kiefers.
    Dadurch ist auch eine minimale Klangfarbänderung gegeben.
     
  16. Gast

    Gast Guest

    1.24 ist interessant - die seitenklappen!
     
  17. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

    Mich würde interessieren, ob bei Jazzern, im Sinne pues, das Vibrato wirklich genauso weit nach oben wie nach unten ausschlägt.

    Wie wäre es mit folgendem Experiment:

    Man extrahiere ein paar lange Balladentöne, bei denen, wie so oft, das Vibrato erst gegen Schluss einsetzt und führe eine Frequenzanalyse durch.
    Entspricht der Mittelwert des Vibratoteils dann der Tonhöhe des gerade geblasenen Tons?
     
  18. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    @nimo:
    In der Tat ist die Betätigung einer vom gegriffenen Ton entfernt gelegenen Klappe (meist eine der tiefen) eine Möglichkeit zur Erzeugung eines Vibratos. Das hat mein Lehrer mir einmal beigebracht.
     
  19. Gast

    Gast Guest

    @coolie,

    bei deiner beschreibung geht es mehr um eine klangfarbenveränderung oder auch um vierteltöne.
    ein vibrato so zu erzeugen ist mir leider nicht bekannt.


    mein beitrag bezog sich auf die geänderte klappe (aufsatz)= bild anhalten und genau schauen OBERSTE SEITENKLAPPE, rechte hand.
     
  20. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    @Nimo

    Mit der obersten Seitenklappe r.H. hast du Recht. Trotzdem kann man durch rhythmische Betätigung einer tiefen Klappe - ohne diese ganz zu schließen - auch ein Vibrato erzeugen.
    Hausaufgabe ;-):
    Greif doch mal ein A', dann betätige die D' und/oder E'Klappe auf und ab.
     
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