Vom Swing zum Bebop

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 5.September.2025 um 13:26 Uhr.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das stimmt zeitlich und erklärt sich auch historisch. In der Geschichte des Jazz hat der Bebop den Swing abelöst. Alles andere wurde schon geschrieben.

    Eine Lücke von 10 Jahren ist allerdings groß. Die meisten Jazzstile hatten nicht mehr als zehn Jahre ihren Höhepunkt.
     
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  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

  3. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    In Dizzy Gillespies Memoiren "to be or not to bop" wird die Entwicklung zum bebop auch beschrieben. EIn sehr empfehlenswertes, interessantes und auch zuweilen sehr humorvolles Buch.
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Darin sehe ich leider etliche Missverständnisse:
    1. Schon im Swing gab es das "Feature", also das Herausstellen instrumentaler Könner, die junges Publikum anlocken. Benny Goodman wäre ohne seine "Stars" wie Harry James (trp) oder Gene Krupa (Drums) nicht so erfolgreich geworden.

    2. Natürlich gab es notierte und vorgegebene Solos, aber wenn einem Solisten selbst etwas Besseres einfiel, war der Eigenanteil ausdrücklich erwünscht.
    Schönes Beispiel: Glenn Millers "In The Mood". Heute covern alle Amateur-Bands die Solos von der Hit-Aufnahme von 1940, aber die Originalmusiker haben jedesmal anders soliert. Es gab sogar die Erwartung, dass sie immer etwas Neues improvisieren - seitens der Kollegen sowie der Fans.



    3. Gewiss sollte in erster Linie das Vorgegebene umgesetzt werden, aber es war für die Musizierenden ein Spannungsfeld aus Arrangements und kreativen Solos, beides gehörte zum Swing, die Mischung war der Schlüssel zum Erfolg.
    Reine Dance Music gab es immer parallel dazu, gerade fürs konservative weiße Publikum, das sich sowieso nicht im schweißtreibenden Swing-Tanz versuchte.

    4. Bebop hatte durchaus Melodien, feste Arrangements und war tanzbar. Nur alles schneller als in den vorigen Stilen, und keineswegs anarchistisch, sondern einfach auf einem höheren technischen Niveau. Das konnten und wollten keineswegs alle jungen Musiker!
    Ein "echter Bopper" musste deutlich mehr drauf haben als ein normaler Satzspieler in einer Big-Band.

    Hier mal wieder zum Gegenbeweis Dizzy Gillespie mit seinem legendären Orchestra:



    Zu den Aufnahmen: Glenn Miller mit echten Mitspielern (u.a. Tex Benecke (ts) und Billy Butterfield (trp)) aus dem Spielfilm "Sun Valley Serenade" von 1941, Dizzy Gillespie (Drums: Kenny Clarke!) von 1945 - also nur 4 Jahre Differenz. :cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.September.2025 um 15:57 Uhr
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  5. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Swing war Mainstream und Bebop war Subkultur, ähnlich wie in den 70igern Rock und Punk.
     
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  6. tehjay

    tehjay Nicht zu schüchtern zum Reden

    ...und wie in den 90ern der Techno, der letztlich die klassische Instrumentenbesetzung und Gitarrendominanz durch DJ-Kultur ablöste und bis heute nach wie vor den Mainstream dominiert. Ich bin gespannt welche nächste disruptive Subkultur die nötige Anziehungskraft liefern wird, um DAS neue Ding zu werden;) Any guesses?
     
  7. tehjay

    tehjay Nicht zu schüchtern zum Reden

    ...bei allen diesen disruptiven Subkulturen scheint es so zu sein, dass ein großer Teil des bestehenden Mainstreams (Hörer) erstmal Schwierigkeiten hat der neuen Subkultur musikalisch zu folgen. Es scheint wie eine Art Abgrenzungtendenz.....
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Aus Musikersicht hat sich der Swing folgerichtig zum Bebop entwickelt, stammt melodisch, harmonisch, rhythmisch und phrasierungsmäßig direkt davon ab.
    Immerhin haben sich auch die Big-Band-Arrangements dorthin entwickelt, das junge Publikum wollte das auch so.

    Das Unverständnis der "Neuen Musik" gegenüber war immer eine Generationenfrage, damals wie heute.
     
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  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Es ist die große Frage, ob es DAS neue Ding in der Form noch einmal geben wird. Man darf nicht vergessen, wo und wie Subkultur entsteht. Früher war sie immer örtlich gebunden. Der Jazz zog jahrzehnteweise weiter, von New Orleans nach Chicago, nach New York, an die West Coast. Alles zu einer Zeit, wo die Vermarktung von Musik durch Radio und Schallplatte erst begann. Auch diese "Sender" (die Big Four) und ihre Interessen spielen eine große Rolle bei der Bildung von Subkultur und Mainstream.

    Heute ist die Musik nicht mehr örtlich gebunden. Lokale Sonderbedingungen spielen kaum noch eine Rolle, ein jeder Künstler ist Sender und kann innerhalb einer Minute die ganze Welt beschallen und auch die Musik des letzten Mohikaners streamen. Wir machen und hören Weltmusik und es wird nicht mehr ein Minton’s Playhouse geben, wo ein kreativer Keim zu einer Kunst erwächst, die heute noch weltweit das Musizieren beeinflusst.

    Es gibt einfach viel zu viele Einflüsse, die auf uns einprasseln. Kleine kreative Strömungen mögen sich in Blasen treffen, aber so ein Ding, dass aus dem Untergrund heraus der große Hype wird, wird es nicht mehr geben.

    Nur meine Meinung (-:
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Kommt darauf an, was du als subkultur definierst, und in welche Richtung du schaust.
    Ballermann-partymukke ist für mich eine subkultur.
    Diese disco-remixe aus klassischen themen bzw erfolgreichen hits mit neuen beats...
    ....
    Das ist jetzt aber nix, was ich dem Jazz zuordnen möchte.
     
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Das sind für mich Beispiele kommerziellen Mainstreams.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dann empfehle ich dir mal in die musikszene kuba's einzutauchen. Also nicht die touri-läden, sondern die locations, wo die Jugend ihre Musik macht....
     
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  13. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Das sind ja zwei völlig unterschiedliche Voraussetzungen. Bei Ballermann bin ich voll bei @ppue das hat nix mit neuer Musik, Revolution gegen das Alte und Kreativität zu tun. Hier geht es um Mainstream, um den Massen beim Saufen was entfernt bekanntes um das vernebelte Hirn zu spülen.

    Dein zweiter Post lockt mich sofort mal zu googeln, was ich darüber herausfinden kann und ich erwarte, so wie ich dich zwischen den Zeilen lese, tolle neue Impulse, ein spannenden neuen musikalischen Dialekt or whatever, aber auf keinen Fall german Mainstream :)
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, da komme ich gerade nicht hin. Und ja, es gibt tausende lokaler Musikszenen. Was spielen sie denn in den kubanischen Lokalen?

    Es ging aber hier darum, dass eine lokal begrenzte Subkultur, die einen Gegenpol zum geltenden Mainstream darstellt, plötzlich DAS Ding wird.

     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    In Lokalen sitzen die touries (im Augenblick nicht). Da spielt man traditionell mukke, aus Kuba oder USA.
    Das andere ist eher experimentale mukke, also verschiedene stile mixen, man experimentiert mit Instrumenten und elekrosounds,.... Das findet aber eher in Schulen, kleinen Studios oder hinterhöfen statt. Die erfolgreichsten Vertreter schaffen mal ein yt-video....
    Leider kann ich z. Zt. niemandem empfehlen nach Kuba zu reisen. Zum einen ist die Situation im Land schwierig, zum anderen handelt man sich Ärger mit dem großen Nachbarn ein (ESTA kann man danach auf unbestimmte Zeit vergessen,....).
     
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  16. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Spielen die Ballermann Schlager?
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Extra für dich....
    Ich bekomme da eher :drool:. Ich weiß bin intolerant.
     
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  18. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    @JES: dann versuche halt dich etwas weniger wirr auszudrücken. Mit etwas Mühe und Konzentration sollte es einfach sein!
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    .... das Genie überblickt das Chaos.
     
  20. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Danke für das Kompliment!
     
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