Vorausschauen beim Blattlesen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von TootSweet, 19.Februar.2010.

  1. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin ein mässiger Blattleser und seit einiger Zeit daran, dies durch regelmässiges Lesen zu verbessern. (Ich arbeite mich dazu mit dem Metronom durch einen Stoss von Etüden, Pattern-Bücher usw. durch.)

    Es macht mir grosse Mühe, auch nur einen einzigen Takt im Voraus zu lesen, bevor ich ihn spiele; es sei denn, es gibt eine längere Pause oder eine schön lange Note.

    Kennt ihr Tipps oder Tricks, wie man dies verbessern kann?

    Danke und herzliche Grüsse

    Toot
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Hi TootSweet1

    Es fällt mir nicht leicht von "unten nach oben" zu beraten,(bin ja immer noch Anfänger),
    aber, ich glaube da hilft nur fleißiges Üben. ;-)

    Gruß, Ww.
     
  3. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Analysiere, in welchem Bereich (Tonalität oder Rhythmik) du mehr anstehst. Trainiere diesen Bereich gezielt:

    Rhythmik mit Aufbau des Grundrhythmus und aneignen der Fähigkeit, nicht mehr einzelne Noten, sondern mehrere zusammengefasst als Archetypen zu sehen (so wie wir heute beim Lesen nicht mehr einzelne Buchstaben aneinander reihen, sondern auf einen Blick komplette Wörter oder Wortfolgen erkennen).

    Tonalität kann geübt werden, indem man Noten über seinem tatsächlichen Niveau (wenn möglich mit vielen Versetzungszeichen) ohne Rhythmik greift und spielt.

    Auf diese Weise packst du das Problem bei der Wurzel an und wirst bei regelmässigem und gezieltem Üben sehr bald Fortschritte im Blattlesen erleben... :)
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Hallo,

    viel besser als WW weiß ich es nicht, aber etwas ausfürhlicher kann ich es schon sagen. Natürlich ist fleißiges Üben das A und O. Aber es will gerade in solchen Fällen auch richtig gemacht werden. Am besten wären vielleicht am Anfang einfache Linien aus halben. Dann vielleicht kompliziertere (12-Tonreihen, verschiedene Skalen - wobei du jetzt nicht die Skalen hoch und runter sonden schön durcheinander natürlich)). Vielleicht fragst du einen befreundeten Musiker ob er dir "Übungen" aufschreibt.
    Das Ganze erstmal langsam - später flotter.. später nimmt man einfache Stücke/Etüden usw.


    So würde ich es machen...
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Peter Wespi schrieb
    Moin Peter,
    also diesen Satz verstehe ich nicht. Meinst Du damit bewußtes Falschspielen??

    JEs
     
  6. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @JES:
    Nein, man spielt ausschliesslich die Tonhöhen und lässt die Rhythmik weg. So wird das Auge für Tonhöhen und Versetzungen geschult.

    @alle als Ergänzung:
    Wichtig dabei ist, dass man den isolierten Teil gut und wenn möglich trimetral übt und alles andere (z.B. die Rhythmik, wenn die Tonhöhen das Hauptthema sind, oder Artikulation, Dynamik usw.) beiseite lässt.
     
  7. Hot_Dog

    Hot_Dog Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte am Klavier immer extrem gute Übungen - die kann man zwar nicht eins zu eins aufs Saxophon übertragen, aber variiert gehts.

    Am Klavier sollte ich immer zunächst den Finger benennen, der gerade spielt, dann den Finger, der als nächstes spielt und dann den übernächsten Finger.

    Also entweder, man lernt mal ganz einfaches Klavierspiel oder man baut um ;-) Mit dem Saxophon würde ich zum Beispiel dann nicht spielen, sondern nur die Töne greifen und z.b. zunächst die Töne benennen, die man in dem Moment spielt, aber dann auch den nächsten Ton benennen oder gleich den übernächsten Ton. Das Auge ist dann schon 2 Töne weiter als die Finger. Das ist erstaunlich einfach, aber es wirkt.

    Auch ohne Saxophon gut zu machen, wenn mann entweder ein guter Blattsinger ist oder die Melodie schon kennt, ist das Stück zu sominieren (oh Gott, ich hab schon ganze Bach-Präludien solminiert!!!) - alternativ dann immer die nächste Silbe singen, aber die aktuelle Tonhöhe behalten...

    Also man sieht, allein mit so einfach Sachen kann man schon viel variieren und kombinieren.

    Und das Stichwort des Tages heißt des weitere: LANGSAM!!!
    Da bin ich zwar selber ken Fan von, aber wenns wirklich in den Kopf gehen soll, muss man es sooo langsam machen, dass man in der Zeit alle Denkprozesse beenden kann, die für diese eine Aktivität notwendig sind (merkt man schnell, wenn man mal n bissl Klavier übt und es anspruchsvoller wird!).

    So, dies einfach mal noch als weitere Anregungen!

    Und jetzt - gutes und langsames Üben! :))))
     
  8. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo wilma,

    du hast dich bestimmt vertan, du wolltest bestimmt schreiben unten und oben. ;-)

    sehe ich auch so.

    @ toot,

    such dir z. b. etüden, die oben und unten mit mehreren hilfslinien arbeiten. je mehr, je besser. das gleiche gilt für vorzeichen, je mehr je besser. was notenwerte angeht, je mehr desto besser. pausen, je.........

    und wenn du deine aussage bei obigen etüden aufrecht hältst, dann bist du gut.

    ist aber lediglich meine meinung.

    gruß
    hanjo
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Hmmmmmmmmmmmm,ich weiß ja nicht,die Ratschläge klingen mir irgendwie alle so kompliziert!!!

    Wie soll das z.B. funktionieren nur die "Tonhöhen" zu spielen?
    Oder soll das heißen,wenn da etwas im 3/4 Takt steht,diesen gar nicht zu beachten?
    Oh man,so viele Fachbegriffe. Da bin ich als Autodidakt etwas überfordert damit,sorry! :-D
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin hanjo,

    was willst du uns damit bloß sagen ?

    Gruß,
    xcielo
     
  11. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo otfried,

    meine sicht der dinge.

    es reicht nicht, in einer "normale nummer" im vorraus lesen zu können. schwierigkeiten treten doch oftmals bei tönen auf, die in den hilfslinien notiert sind. und hier dann, mit einem blick, ganze gruppen von noten erkennen und zuordnen zu können, das bringts.

    nicht schlecht ist es, wenn ich in der lage bin, darüber hinaus den rhythmus zu erkennen, enharmonische verwechslungen üben kann usw. usw.

    so mache ich das, deshalb habe ich auch dabei geschrieben, genau wie hier auch, lediglich meine meinung. und, bei mir klappt das.

    teile davon kann der interessierte in dem, mir von dir vorgeschlagenen werk, das ich immer mehr zu schätzen weiß, üben. (wäre dir dankbar für einen weiteren so tollen tip)

    gruß
    hanjo
     
  12. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank für die vielen Tipps und Anregungen. Vielversprechend scheint mir vor allem Peter Wespis Idee, die Rhythmik und die Tonalität getrennt zu üben.

    HotDogs Vorschlag,

    "nicht spielen, sondern nur die Töne greifen und z.b. zunächst die Töne benennen, die man in dem Moment spielt, aber dann auch den nächsten Ton benennen oder gleich den übernächsten Ton. Das Auge ist dann schon 2 Töne weiter als die Finger"

    werde ich mal ausprobieren, vielleicht gewöhnt man sich ja so daran, etwas voraus zu lesen.
     
  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo hanjo,

    aber wenn man nicht mal in einfachen Stücken vorauslesen kann, was will man denn dann mit weiteren verschärfenden Maßnahmen ?

    Schrittchen für Schrittchen die Schwierigkeit steigern ist doch das Motto, nicht gleich alles auf einmal wollen, das führt nur zu Frustrationen (jedenfalls bei den meisten ;-)).

    Gruß,
    xcielo
     
  14. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Damit das isolierte trainieren des Blattlesens noch etwas durchsichtiger wird, hier eine Erklärung - aus aktuellem olympischen Anlass aus der Sportwelt :)

    Biathlon ist eine Sportart, die aus zwei Disziplinen besteht: Langlauf und Schiessen. (nebenbei gesagt: Aus meiner Sicht eine brisante Mischung aus Kondition und dem sofortigen Umstellen auf Konzentration...).
    Wenn beispielsweise die Treffgenauigkeit eines Biathleten seiner Kondition hinterher hinken, dann wird er mit Sicherheit dieses Manko nicht damit zu beheben versuchen, indem er einfach mehr Runden mit den Langlaufskiern und dem Gewehr dreht, um so zu mehr Schiess-Routine zu kommen. Er wird seine Schiessfähigkeiten isoliert auf der Schiessanlage fördern, um damit auf ein den Langlauf-Fähigkeiten ähnliches Niveau zu kommen.

    Musik besteht - auf das absolute Minimum reduziert - aus zwei Ebenen: Tonalität (verschiedene Tonhöhen) und Rhythmik (Zeit). So gesehen ist auch das Blattlesen auch eine Fähigkeit, die aus zwei Disziplinen besteht: Der tonalen und der rhythmischen Disziplin. Daher sollte sich jeder, der sich im Blattlesen sinnvoll fördern will, analysieren. Danach sollte er die Disziplin, die er schlechter beherrscht, isoliert von der anderen trainieren und Wert darauf legen, dass beide Disziplinen in etwa das gleiche Niveau haben.
     
  15. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Interessanterweise habe ich in einem Workshop erlebt, dass man intelligenten Leuten grundlegende Tipps geben kann. Diese kommen bei ihnen an, sie verstehen sie, aber sie können dennoch damit nichts anfangen, weil sie schlicht und ergreifend mit Tomaten auf den Augen und ohne Phantasie an die Materie gehen.

    Hier einige Möglichkeiten, wie man den tonalen Bereich des Blattlesens unkonventionell angehen kann:

    Für Eltern mit Kindern, die fähig sind, runde Kreise, # und b zu malen: Gebt euren Kindern Notenblättern mit leeren Notenlinien (kostenlos hier erhältlich) und lasst sie Notenfolgen schreiben!

    Für EDV-Freaks: Programmiert euch einen Zufallstongenerator und stellt ihn im Internet den Nicht-EDV-Freaks zur Verfügung!

    Für nicht EDV-Freaks: Sucht euch im Internet einen Zufallstongenerator. Bis ihr einen gefunden habt, könnt ihr z.B. Notenblätter auf den Kopf stellen und lesen (wobei die # und b der Versetzungszeichen zu "Nachzeichen" mutieren).


    Wer hat weitere Ideen?!? ;-)
     
  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moin Peter
    Mir gefällt Deine Erklärung wirklich gut.
    Jetzt kommt mein ABER:
    Der Biathlete erkennt selbst, ober schnell laufen und gut Schießen kann.
    Wie macht das der Musiker?? Wie erkennt er ob er das Stück nicht spielen kann, weil er die Noten nicht kennt oder weil er die Rythmik nicht erfaßt?
    JEs
     
  17. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    KONZENTRATION ist das Zauberwort :)

    *Erkenne dich selbst* - indem man bei jedem ungewollten Stopper einen Punkt an die Ursache vergibt: Hat man eine Note falsch gegriffen, dann ist's Tonalität. Hat man der Ausstieg-Stelle die Rhythmik falsch interpretiert, gibt's einen Punkt bei der Rhythmik. In der Regel sind die Ergebnisse sehr eindeutig. Und ich wage die Prognose, dass bei den meisten die rhythmische Lesefähigkeiten zu fördern sind... ;-)

    Variante zwei wäre - bitte keine Abhandlung ob Autodiaktismus gut oder schlecht ist - der Besuch bei einer Lehrperson (diese muss im Falle des Blattlesens nicht zwingend Sax spielen können). Routinierte Coaches erkennen sofort, welche Fähigkeit der anderen hinterher hinkt.
     
  18. TenSax

    TenSax Ist fast schon zuhause hier

    Ein sehr interessantes Thema!

    Bin schon die ganze Zeit am überlegen wie ich das selbst so hinbekommen.
    Der Vergleich von Peter mit dem normalen lesen ist gar nicht so schlecht. Phrasen die man kennt kann man eigentlich relativ schnell abrufen und umsetzten. Kommt jedoch eine Phrase die man noch nicht kennt, da wird’s schon schwer, denn die muss man sich erstmal anschauen und ggbfl. zerpflücken um sie hin zu bekommen, sowohl die Noten selber als auch den Rhythmus. Es ist wie ein Wort welches man noch nie gelesen oder gehört hat, da muss man erstmal genauer hinschauen. Und dafür muss man das Wort üben bzw. die Phrase üben.

    Gibt es das eigentlich das man zu 100% von jetzt auf gleich alles vom Blatt spielen kann?
    Nun kommt es ja auch auf den Schwierigkeitsgrad des Stückes an, oder?

    Ich denke was hier auch noch hinzu kommt ist die richtige Phrasierung der Noten, also Legato, Staccato und die Lautstärke, das zählt doch alles dazu…

    Wenn in unserer Big Band Probe neue Stücke eingeübt werden, kriegen wir die Stücke zunächst vorgeführt. Kennt man das Stück ist es eigentlich kaum ein Problem, bis auf wenige stellen grifftechnisch vielleicht. Die bekommt man aber nach ein paar Mal spielen in den Griff. Aber wehe es ist ein unbekanntes Stück, was man auch so nicht kennt, das wird meist es mal ein Katastrophe.


    Viele Grüße
    Sven
     
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moinsen TenSax
    Besonders schön sind für so was zum Üben irgend welche Etüden ohne erkennbare Melodie, möglichst noch mit einem Mix aus 1/4 bis 1/16, mal gebunden, mal gestoßen.

    Muß so was gerade üben und verzweifle schier daran. Mal greifen die Finger die falschen Klappen (obwohl ich weiß, was ich spielen müßte, spielen die Finger was anderes), mal klappt dann der Rythmus nicht (ist auch noch ge-swingt). Und wenn ich dann mal durchgekommen bin stelle ich fest, alles gestoßen obwohl doch Bindebögen mit drin sind. Also noch mal :).
    So was geht nur, wie Peter sagte, Schritt für Schritt. Und selbst dann kann man noch stolpern.
    JEs
     
  20. hanjo

    hanjo Strebt nach Höherem

    hallo zusammen,

    hallo peter,

    hast du schön erklärt.

    eine mögliche frage wäre vielleicht, was will ich und was kann ich? welche ansprüche stelle ich an mich?

    beispiel, jemand wächst als kleinkind schon mit noten auf, lernt über viele jahre seriös ein instrument. das alles geschieht, vorausgesetzt, interesse und ein ganz klein wenig talent sind vorhanden, relativ einfach. es geht in fleisch und blut über. demjenigen kannst du, z. b. als erwachsener, ein notenblatt vorlegen und er liest so selbstverständlich darin, wie andere in der zeitung.

    er ist auch auf seinem instrument in der lage ganz selbstverständlich unbekannte nummern frei weg vom blatt zu spielen,

    das instrument ist ein teil von ihm. es gibt keine probleme.

    ein anderer fängt mit 50 an ein instrument und noten zu erlernen. er kommt, trotz intensiver bemühungen nicht ansatzweise an die leistung des ersten heran, weder auf dem instrument noch auf dem notenblatt.

    es wird immer behelfsmäßig wirken.

    nimmt man jetzt den ersten, den notenfresser, hast du in dieser richtung einen fachmann. gibt man diesem, als 50 järigem, ein für ihn neues instrument, z. b. ein saxophon, kommt dieser sich vor, als ob irgendwelche gliedmaßen amputiert worden wären.

    die augen sind viel schneller als die finger.

    er kann etüden... klotzen bis zum abwinken, er wird nie mit dem saxophon an sein erstes instrument, was seine fertigkeiten betrifft, herankommen können.

    es gibt keine möglichkeit, die selbstverständlichkeit des ersten instrumentes zu erreichen.

    man kann es so machen, wie du oben im ersten teil deiner antwort geschrieben hast. jenes üben bis zum geht nicht mehr, (das gibt viele striche) aber, ist das befriedigend? zu wissen, du wirst nie spielen können.

    ist diese, meine meinung, falsch?

    gruß
    hanjo
     
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