Warum Dur?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von ppue, 31.Januar.2020.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich muss dir gestehen, @ppue : Bei allem Respekt, ich glaube nicht, dass diees Durtonleiter aufgrund von Herrschaftsidealen dominierend ist. Soweit ich es nach bisherigem Wissensstand beurteilen kann, ist die Durtonleiter (ionisch) einfach diejenige, die als tonales Zentrum die größte Vielfalt an Funktionen bietet. Bei anderen Tonleitern (z.B. phrygisch) geht leicht das Klanggefühl des tonalen Zentrums verloren, weil die Leittöne weniger drängend sind (bei phrygisch z.B. leiten sie abwärts in den Grundton und die Quinte, nicht aufwärts in den Grundton und die Terz wie bei ionisch - und ich persönlich finde Tonleitern auch dabn eingängiger, wenn sie sich aufwärts richten).

    Naja, vielleicht verwechsele ich da auch Ursache und Wirkung.

    Vielleicht hat ja jemand harmonisch sehr komplexe Kompositionen für mich, die in Phrygisch oder Lokrisch stehen (um mal die zwei Kirchentonleitern zu nehmen, die Ionisch am unähnlichsten sind und die geringste Stabilität haben).
     
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  2. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Doppelpost....
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Februar.2020
  3. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Hmmmmmm......
    Auch das alte China hatte ein feudales Gesellschaftssystem mit Kaiser, Adel, höfischer Prachtentfaltung, Personenkult etc.....
    Gleiches gilt für z.B. Indien oder die islamische Welt.....
    Führte musikalisch aber in eine andere Richtung.


    SlowJoe
     
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  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Sorry, ja, völlig verpeilt und nun korrigiert.
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, können wir gerne diskutieren, wie es dazu kam.
    Auch das hat tiefere Gründe, die tief in der chinesischen und indischen Kultur verwurzelt sind.
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Da hast du absolut Recht. Wenn das Aufrechte das Ideal ist, ist Dur die einzige Leiter, die das mit größter Vielfalt bedient.

    Nein, glaube ich auch nicht. Die Durtonleiter eignet sich aber am Besten, die Herrschaft zu verherrlichen.

     
  7. scenarnick

    scenarnick Admin

    Interessante Diskussion, aber ein Teilstück ist noch gar nicht beleuchtet worden. Das Teilstück ist die "Naturtonreihe", in der die Mollterz über dem Grundton nicht vorkommt, wohl aber die Durterz. Auch wenn die Terz als an sich dissonanter Ton zu den "reinen" Tönen Quarte und Quinte immer wieder in der Historie in der Diskussion stand ist sie doch als große Terz als Oberton einer jeden Naturtonreihe im Sinne des obigen Artikels immer präsent. Vielleicht hat sich gerade deswegen die populäre Musik in unserem Europäischen Kulturkreis an den Dur-Tonleitern orientiert? Nur mal ein zusätzlicher Gedanke zum Wochenende.

    Ich will nicht in Abrede stellen, dass andere Kulutrkreise andere Ausdrucksformen gefunden haben und finde gerade den Blues ein gut passendes Beispiel dazu, aber bei einer solchen Überlegung sollten wir vielleicht weiter zurück gehen als "nur" 150 Jahre und mal auf Dinge schauen, die ohne komplexe Instrumente auskamen, also alles ohne Ventile bei den Bläsern z.B. Da kommen wir zu Naturtrompeten, Hörnern, Zinken und Ähnlichem und sind damit im Tonraum, den die Naturtöne anbieten.

    Wochehend-Grüße
    Nico

    P.S.: Wiki geht in dem Artikel zur Naturterz noch ein Stück weiter und beleuchtet die Unterschiede zwischen der Naturterz und einer heutigen "großen Terz" und leitet daraus einen Zusammenhang zur "Blue Note" her. Um dem zu folgen, müsste man tiefer einsteigen und hören. Kann ich so nicht beurteilen. Allerdings ist die Naturterz für unser Hörempfinden wesentlich näher an der großen Terz, also Dur, dran als an der kleinen Mollterz.
     
  8. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das wirkt auf mich sehr konstruiert. Meine Erfahrung lehrt, dass der Unterschied zwischen Naturterz und "wohltemperierter" Terz im Alltag kaum eine Rolle spielt. Wenn ich z.B. ein Borduninstrument spiele, ist die "saubere" Terz eine Selbstverständlichkeit, d.h. ich stimme die Spielpfeife meines Dudelsacks "automatisch" richtig. (Das betrifft ja auch die Töne 6 und 7). Spiele ich Saxophon zu einem Bordun, werden meine automatisierten Intonationsbemühungen auch in diese Richtung gehen. Andererseits habe ich am Klavier kein Problem, die 16 ct höhere Terz als richtig zu empfinden. Das ist bei einem relativen Gehör, das die meisten von uns haben, alles Gewohnheit. Moll ist wirklich etwas völlig anderes.
     
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  9. scenarnick

    scenarnick Admin

    Dito, darum hatte ich es nur als P.S. hinzugefügt. Der "Naturtonreihe" Teil ist davon ja unberührt
     
  10. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Weil es der Kern unseres Lebens ist. Es gibt oben und unten. Oben bestimmt. (Solange Unten das mitmacht) Die Mächtigen bestimmen den Rytmus und die Tonart. Sie bezahlten die Kapelle und den Komponisten. Das Volk kopierte und veränderte. Und in Dur marschiert es sich auch besser zum Sterben.
     
    Rick und Zappalein R.I.P. gefällt das.
  11. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Und die wären?
     
  12. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Die Dur-Verschwörung......... endlich was neues
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Da will ich demnächst drauf eingehen, obwohl ich auf dem Gebiet nicht sonderlich bewandert bin. Mss nun erst mal musizieren gehen (-:
     
  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das wäre soweit aber nur eine Funktion unter anderen. Da hinterfrage ich einmal Ursache und Wirkung. Den Herrschern hat's halt auch gefallen, oder gefällt's halt auch. Aber ebenso dem Volk, das grad was feiern will. Feiern kann man einen Herrscher, aber auch einen Geburtstag oder eine Hochzeit oder...
     
  15. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Herrscher und Herrschaften die sich verherrlichen liessen gab es auch in China, Indien oder der arabischen Welt um nur ein paar Beispiele zu nennen.
    Auch mit Lobgesängen und Hymnen. Dort seltsamerweise aber nicht in der dafür am Besten geeigneten Dur - Tonleiter....

    SlowJoe
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Verstehe nicht, was du damit sagen willst? Natürlich hat es den Herrschenden gefallen. Sonst hätten sie die Musik ja nicht geschätzt. Und warum sollte es dem Volk nicht gefallen, in Dur zu feiern?

    Weil diese nicht die Tradition der westlichen Kirchenmusik mit ihren Kirchentonleitern hatten. "Warum Dur?" bezieht sich eher auf das System dieser verschiedenen diatonischen Tonleitern und soll erklären, warum wir nicht z.B. in Dorisch unterwegs sind. Ich denke, das hat Herrschern und Volk nicht so viel Spaß bereitet.
     
  17. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    OK. Ich glaube jetzt habe sogar ich es kapiert.
    Gilt also nur für Gesellschaften mit der Tradition westlicher Kirchenmusik.


    SlowJoe
     
  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Richtig, es betrifft diese unsere Kultur, die anders ist, als andere.

    Wir können gerne auch erforschen, woher die Kirchentonarten kommen. Da entfernen wir uns aber von der Frage, "Warum Dur?"
     
  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Dass sich Dur durchgesetzt hat, weils allgemein gefällt. Dazu brauch ich die Herrscher nicht speziell, in dem Sinn, dass sie etwas gefördert hätten, was das Volk nicht sowieso von sich aus auch bevorzugt hätte.

    eben allen...
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Man weiß ja nicht viel über die Musik der vor-notenschriftlichen Zeit, aber die spätmittelalterlichen Lieder, gerade in der Kirche, waren meistens in Moll, und zwar in für uns heute teilweise befremdlichen Modi. Dur hat sich da erst später durchgesetzt, ich denke, dass da @Paul2002 auf dem richtigen Weg ist, wenn er meint, dass Ionisch die meisten Möglichkeiten für Funktionsharmonik bietet.
    Meines Wissens haben die Leute früher nicht automatisch Dur als fröhlich und Moll als traurig empfunden, sondern es gab sehr fröhliche Lieder in Moll ("What shall we do with the drunken Sailor?") gerade in der Rock- und Popmusik auch seit 60 Jahren wieder.

    Das ist alles erst seit wenigen Jahrhunderten üblich und kulturell erlernt, durch die Regel, dass in der Oper alles Fröhliche und Erhabene in Dur und die tragischen Momente in Moll zu sein hatten - damit das Publikum ungefähr wusste, was gerade auf der Bühne abging, denn den Text verstehen kann man bei Koloratur-Arien oft nicht mehr, und die Sänger haben in der Renaissance sowie im Barock noch viel mehr getrillert und ausgeschmückt als in späteren Epochen. Also wurde durch Singspiele eingeführt, welche Musik welche Stimmung transportiert. Wir erlernen das heutzutage natürlich nicht mehr durch Opern, sondern durch Filmmusik.

    A propos: HÄRTE sowie MACHT lässt sich auch wundervoll-bedrohlich mit Moll ausdrücken, siehe John Williams:

     
    Zuletzt bearbeitet: 3.Februar.2020
    bluefrog und Claus gefällt das.
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