Warum ist hier ein Aufhebungszeichen?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von MonKid, 13.Februar.2022.

  1. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Dann müsste bei einem Stück zB. in D-Dur ein Ton auf der ersten Linie (von oben gezählt) ohne Versetzungszeichen ein F# sein. Stimmt offensichtlich.
    Setzt man jetzt ein Kreuz vor das Fis, müsste dieser Ton jetzt ein Fisis sein. Sofern ich dich richtig verstanden habe. Das entspricht aber nicht meiner praktischen Erfahrung. Das würde ich nach wie vor als Fis sehen. Entsprechend, setzt man ein b vor das Fis, wäre dieser Ton jetzt ein reines F. Usw.

    Interessante Frage.

     
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  2. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Werner,

    ich drücke mich mal etwas provozierend aus (ich hoffe, du verstehst es nicht als eine gegen dich gerichtete Beleidigung).

    Nur ein Verrückter würde, wenn er sich in der D-Durtonart befindet, ein "Fisis" notieren. Denn "Fisis" ergibt klingend den Ton g, und den hat man schon ganz bequem in der D-Durtonart.

    Dennoch, um deine administrative Frage zu beantworten:
    Ein Kreuz oder b verändert die ursprüngliche Note einer vorgegebenen Tonart um einen Halbton nach oben oder nach unten. Setzt du nun ein Kreuz zusätzlich vor eine Note, die schon zu Anfang ein Kreuz hat, so passiert gar nichts. Denn die ursprüngliche Note f hat ja bereits ein Versetzungszeichen.
    In der Tat gibt es auch das sogenannte Doppelkreuz. Dieses erhöht eine Note um zwei Halbtöne. Das wäre hier anzuwenden, wenn du dein "Fisis" möchtest.
    Das ist aber wirklich nur noch Theorie, in der praktischen Musikanwendung wäre es Quatsch, ein Doppelkreuz vor ein f zu setzen, wenn man sich in der D-Durtonart befindet.

    Nein, hier setzt man kein b, sondern ein Auflösungszeichen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Februar.2022
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  3. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Anderes Beispiel, @ Werner:

    In der E-Durtonart macht es Sinn, den Ton h mit einem # zu versehen, wenn man die Töne klingend c und cis mehrmals hintereinander in einem Takt vorgeben möchte. Dadurch vermeidet man ein unübersichtliches Auflösungsprozedere vom Ton cis.
     
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  4. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Die Frage ist nicht, welche Versetzungszeichen (oder eben nicht) man braucht, um innerhalb von D-Dur den Ton G zu errreichen, bzw den Ton F.
    Die Frage ist, wie du innerhalb eines Stücks in D-Dur beim praktischen Musizieren einen Ton mit einem Kreuz vor der Note auf der ersten Linie von oben wahrnimmst, ich würde das als Fis wahrnehmen. Und Du?
    Entsprechend, bei einem b vor dem Fis?

    (Im Übrigen würde ich sagen, man muß nicht verrückt sein, um Doppelkreuze wie Fisis sinnvoll in Notentexten zu verwenden - sogar in D-Dur :).
    Angesichts der "Abgefahrenheit" deiner sonstigen wissenschaftlichen Beispiele bis hin zu Vierteltönen etc, wundert mich deine Haltung dazu, zu relativ einfachen Modulationen.)
     
  5. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Exakt!

    Wie schon gesagt gibt es kein b vor dem Ton Fis. Bei allen Tönen, vor denen ein # steht, wird ein Auflösungszeichen gesetzt, wenn man sie um einen Halbton nach unten versetzen will.

    Vierteltöne sind nicht "abgefahren", sondern sind Bestandteil vieler Musikkulturen anderer Länder!

    Zur Verwendung von "Fisis" in D-Dur bleibe ich bei meiner Meinung.
    Ich spreche nicht von der grundsätzlichen Verwendung von Doppelkreuzen. Ein Grundsatz in der Notenlehre ist aber der, dass sie verständlich und möglichst einfach gehalten sein sollte.
    Ein Doppelkreuz zu setzen, dort wo es nicht notwendig ist, widerspricht der Einfachheit einer Notation.
     
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  6. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Was machst du denn, wenn du in D-Dur ein Fis zum Fes machen willst?
     
  7. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Das Allerbeste ist, wenn du vor den Ton a fünf b setzt. Dann landest du auch auf klingend e, aber das ist viel schöner von der Notation.

    Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht! :cool2:
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Ein Auflösungszeichen und dann ein "b" vor F.
    Denn dann befindet man sich schließlich harmonisch in einer komplett anderen Tonart als D-Dur, sonst könnte man ja einfach E notieren.
     
  9. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Aber in Gis-Dur (aus einem kommerziell verlegten Arrangement):
    upload_2022-2-17_6-53-4.png
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wow! Kann jemand in solchen Tonarten von Blatt lesen? Ist das verkrustet oder bin ich enharmonisch verwahrlost, wenn ich das in Ab notieren würde?
     
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  11. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Ab Dur wäre leichter zu lesen, ich sehe zwei Möglichkeiten:
    - Arrangeur der "reinen Lehre", das ist ein erhöhtes G-Dur und kein erniedrigtes A-Dur
    - Der Arrangeur hat einfach klingend arrangiert und in seiner Software "Transposition einen Halbton aufwärts" gedrückt, ohne sich anschließend einen Kopf darüber zu machen, was in den Stimmenauszügen passiert ist (halte ich für wahrscheinlicher).
     
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  12. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    @Mini: Bei der Verwendung meines Ausdrucks "verrückt" habe ich ja dazu geschrieben, dass ich ihn provokativ verwende. Das hier ist etwas anderes als vorher der wilde Gebrauch von Versetzungs- und Auflösungszeichen.

    Wenn es sich um kein Computersoftwarechaos handelt, sondern um die bewusste Verwendung der Tonart Gis-Dur und da das Werk in einem Musikverlag veröffentlicht wurde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Komponist möglicherweise ein Verfechter der reinen Stimmung gewesen ist und für ein Instrument mit reiner Stimmung komponiert hat.

    Für Orchestermusik, Kammermusik, Bigband, kleine Ensembles und alle Musikgruppen, die mit ausnotierter Musik spielen, sind solche Werke gänzlich ungeeignet; das nicht nur nicht nur wegen ihrer schweren Lesbarkeit, sondern auch, weil man zum Spielen solcher Werke spezielle Instrumente in reiner Stimmung benötigt.

    Solche Instrumente wurden im 15. bis 18. Jahrhundert gebaut und benötigen viel mehr Tasten für eine Oktave als unser Klavier, rund 20 bis 30 Tasten. Das war eine Idee gewesen, die einige Jahrhundert lang verfolgt wurde, sich aber nicht durchsetzen konnte.

    So etwas ist sehr speziell!
    Ein Japaner hat im letzten Jahrhundert oder Ende des vorletzten Jahrhunderts (ich weiß nicht mehr) das Enharmonium gebaut. Es hat den Klang eines Harmoniums und rund 20 Tasten für eine Oktave.
    Das Instrument wurde an Musikhochschulen und Instrumentenmuseen vorgestellt.
    Hier ist ein Klangbeispiel, das ich gefunden habe:

    https://blog.walcker.com/was-bitte-ist-ein-enharmonium

    Für meine Ohren, die an eine temperierte Stimmung gewöhnt sind, klingt es einfach schief.
    Aber ich finde es schon interessant.
     
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  13. ppue

    ppue Experte

    Ich finde, es klingt unglaublich ausgeruht, nein, nicht wegen der Komposition, sondern wegen der Reinheit der Intervalle. Im Saxophonquartett sollte das so aber auch zu machen sein, denn da kann man sehr wohl rein temperieren.

    Mein Keyboard kann ich auch auf reine Stimmung umschalten. Ich gebe zu, dass man sich erstmal an die neuen (alten) Intervalle gewöhnen muss, weil man doch sehr eingefahren auf die gleichschwebende Stimmung ist.
     
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  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Catweazle
    Auch wenn ich die Heranziehung dieses Instrumentes in dem Zusammenhang hier nicht so recht nachvollziehen kann, so doch vielen Dank für den Link mit dem Tonbeispiel.

    Ich finde das Klasse, und mag den Klang sehr.

    Als junger Violinist und später dann mit dem Saxophon habe ich gelernt, dass man beim Zusammenspiel auf die reine Stimmung achten muss, weswegen der notorische Blick auf das Stimmgerät nicht immer hilfreich ist.

    Gruß,
    Otfried
     
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