Nein, ich habe mich nicht vertippt, ich meinte durchaus "THEMA" und nicht "SCHEMA" Mein Lehrer hat mich letztens dazu aufgefordert, 3-4 eigene Bluesthemen zu erfinden und aufzuschreiben. Tja, wie geht man an so etwas ran? Zunächst habe ich versucht, mir beim Blues Spielen einmal zuzuhören, was ich da eigentlich spiele. War eigentlich ganz nett Dann habe ich tags drauf versucht, mich daran zu erinnern, was ich tags zuvor gespielt hatte - Gedächtnis = 0! Naja, und dann habe ich mir überlegt, was eigentlich ein Thema ist. Den Terminus kennt man ja auch aus der Klassik, da werden Attribute genannt wie prägnant, in sich geschlossen, mit Wiedererkennungswert usw. Also, liebe Leute, was ist ein Bluesthema? Gruß Saxolina
Ich würde dir einen nicht "allzu schweren Blues" empfehlen, der dir ganz gut gefällt. Danach hör den Mal jeden Tag drei- bis sechsmal und versuch mit dem Sax die typischen Klangfarben (Phrasen) zu erkennen und nachzuspielen / singen (kurze wählen!). Die Phrasen könntest du auch aufnotieren und kommentieren. Im Sinne von: "Hier werden alterierte (nicht leitereigene) Noten in Form von Durchgangstönen kurz betont, dadurch entsteht ein dreckiger, erdiger Touch.“ (usw.) Etwas Weiteres ist sicherlich die Wiederholung mit kleinen Improvisationen, die gar nicht mal so virtuos sein müssen. Beschreib den Rhythmus, der ja meist auch wiederholende Betonungen hat (!) Beschreib die Gefühle die du beim hören erlebst Ein Thema ist für mich, musikalisch gesehen, eigentlich alles was dazu gehört… Vom Fühlen, Spielen übers Hören und genießen usw. Das "Blues-Thema" könnte sich elementarer auf etliche Blues-Stile der U.S.A richten. Da gab es ja nicht nur einfach den Blues, sondern Unmengen von verschiedenen Interpretationen der verschiedenen Regionen. Im Endeffekt wurde es da aber schon einheitlicher...
Ganz einfach: 1 Lass Deine Lieblingstasse fallen 2 Verliere Dein Portemonnee im Bus 3 Verzanke Dich mit einem/r Freund 4 Trinke eine 3/4 Flasche Rotwein 5 Spiele irgendwas auf Deinem Sax, 3 viertaktige Phrasen mit wenig Tönen, es wird garantiert ein Blues 6 Trinke den Rest vom Wein (die Reihenfolge ist beliebig bis auf Punkt 5 und 6!) Beim Aufschreiben hilft, das eigene Spiel aufzunehmen (egal mit welcher Qualität). Bluesthemen sind meistens recht simpel (das Schmea kennst Di ja): 1-4: Mein Geld ist weg, die Tasse hin, ohweh! 5-8: oh ja, mein geld ist Weg und die Tasse hin 9-12: Hat keinen Zweck, dem Wein geb ich mich hin Gruß, saxfax
Hi saxolina, Ein "Thema" ist in der Jazzersprache die aufgeschriebene Komposition, über die man dann improvisiert. Die standards im real bookk etc. sind also alles Themen. Ich verstehe also Deinen Lehrer so, daß Du eigene Blues schreiben sollst. Lege also das übliche Harmonieschema zugrunde und erfinde eine Melodie. Im Blues gilt da üblicherweise das Muster von call und response: Die Takte 5-8 wiederholen die Melodie von Takt 1-4; dabei wird eine Spannung aufgebaut (call), die in den Takten 9-12 beantwortet/aufgelöst wird (response). Das entspricht auch der Bluespoesie: Wiederholung einer Textzeile, in der zB die Situation in einem Bild beschrieben wird, das dann in der dritten Zeile erklärt, aufgelöst oder kontrastiert wird. Schau Dir halt ein paar Bluestexte an. Dann wird oft auch noch das call-response-Muster in den einzelnen Melodiezeilen benutzt: Takt 1-2 stellen eine Phrase vor, die in 3 und 4 weitergeführt und zur Entspannung gebracht wird, oft in einer Abwärtsbewegung zum Grundton. Viel Spaß Wolfgang
@saxfax Wobei, wenn sie sagt "Thema" und nicht "Schema" dann würde ich das noch nicht kompliziert mit Harmonien und Spannungsverläufen betrachten. Das ist natürlich absolut Schematisch und korrekt. Nur würde ich langsamer an ein solches Thema gehen, zumal das in Ihrem Fall mehr Sinn macht. Ansonsten hätte der entsprechende Lehrer schon ein wenig konkreter definiert, wie ein Blues-Schema aufgebaut ist (usw.) Zuerst einmal würde ich eigene Gedanken über ein solches "Blues-Thema" notieren und es mit eigenen Worten und Verläufen umschreiben (spielen). Das macht am Anfang bei einem neuen Thema mehr Sinn... Sich einfach mal intensiv, selbständig und kreativ betätigen, (das ist bis zur zweiten Lektion absolut legitim) ohne gleich mit Schemas eine Mauer aufzubauen, hinter der man im Endeffekt nur perplexer ist. Da würde ich am Anfang direkt auf einer Selbständigkeit (Stichwort: Interesse, falls dies vorhanden ist) des Schülers aufbauen und so an ein Blues Thema gehen. Das macht für mich mehr Sinn... Kritik finde ich aber in deinem Fall dennoch gut.
@Heglanx, weil Du wahrscheinlich mich gemeint hast: Ich denke schon, daß man "Thema" so verstehen muß, sonst wäre ja von Blues-Phrasen oder so die Rede. Ich sehe gerade da auch keinen Gegensatz zur Spontaneität (wäre für mich als alten Free-Jazzer auch schlimm!). Sondern (nicht nur) für Anfänger ist ja gerade das ein Problem, daß man unsicher wird, wenn alles möglich ist. Gerade an solchen schematischen Verläufen, wie sie die Blues-Tradition bereithält, kann man aber Eigenes entwickeln, in dem man die Form immer neu auslotet (und gibt es freiere Musik als die guten alten zwölf Takte, die dann, wenn man drin ist, auch 11 oder 13 oder anderes sein können?). So kann sich ja ein Gespür für spannende musikalische Abläufe bilden; und die mal auch bewußt aufzuschreiben (zu komponieren) ist schon eine gute Schule. Gruß Wolfgang
Das Fundament muss am Ende vorhanden sein, logisch. Doch denke ich, reden wir von Schülern und da ist es für eine neues Thema, nach meiner Betrachtung, wichtiger mit eigenen Gedanken und Spielereien anzulegen, ja genau deshalb, weil es Neuland ist und zuerst einmal die Vertrautheit wecken muss. Wir verallgemeinern (und unterschätzen) diese Vertrautheit von angehenden Musikern oft. Schemas sind lebenswichtig, doch bei den wenigen Stunden, bei denen die meisten Schüler haben, sollte doch bei starkem Gebrauch deren Schemen, schon mehr Betreuung und Kontrolle im Vordergrund stehen. Da kann der Spaß und die Disziplin eben schnell vergehen... und es bremst tendenziell auch...
@Heglanx Ich glaube, Du hast recht - erst mal kreativ sein und dann das Schema mit einbeziehen. Allerdings kenne ich das Schema schon Ich tue mich einfach schwer damit, kreativ zu sein. Gut, die Bluestonleiter 12 Takte lang hoch und runter zu dudeln ist nicht wirklich schwer. Je länger ich mich damit beschäftige, desto strukturierter wird es - man landet automatisch am Ende auf dem Grundton beispielsweise. Wahrscheinlich ist der Rat, sich zunächst auf wenige Töne zu beschränken wirklich gut für mich. @saxfax Dein Beispiel ist super - ich weiß guten Rotwein zu schätzen! Mit so einem verbalisierten Beispiel hat mich mein Lehrer letztes Mal auch konfrontiert - und siehe da, plötzlich bekam mein Spiel ein wenig mehr Struktur. @Wolfgang Ich glaube, das mit call & response habe ich jetzt kapiert. Es auch innerhalb einer Zeile anzuwenden klingt gut. Ich freu mich schon auf heute Mittag, da werde ich das alles einmal ausprobieren. Lieben Gruß Saxolina