Was ist Livemusik wert?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 1.Mai.2011.

  1. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    mit diesem "Konzept" wollte mich auch schon so mancher Gastwirt ködern - für mich ein absolute "no go". Da bleibe ich lieber zuhause oder unterrichte meine Schüler, da hab ich mehr von.

    Es ist in der Tat so, dass es immer wieder Veranstalter gibt, die glauben, auf diese Weise ihr eigenes Risiko auf die Musiker abwälzen zu können. Das funktionert leider auch sehr oft, denn es gibt immer wieder Musiker, die sich darauf einlassen. Die haben dann nicht nur selbst Schuld, wenn sie fast leer ausgehen, sondern schädigen auch noch die Zunft.

    In meinen Augen sind das schon fast Nestbeschmutzer, wenn auch ohne direkte Absicht.

    Denn da, wo richtig Geld verdient wird, muss auch die Musik entsprechend entlohnt werden. Wenn dieses Prinzip nicht mehr greift, dann können wir bald unseren Hut nehmen - sehr unschöne Vorstellung ;-((
     
  2. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Nun, das kann man so sehen. Und eine Band, die schon etabliert ist, wird sich auf solche Bedingungen nicht einlassen.

    Andererseits bietet so ein Agreement einer neuen Band eine kostenlose Plattform, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren.

    Keine Saalmiete. Keine Gema. Kein Personal, das Eintritt kassieren soll.....

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Hallo Rolf!

    Das sehe ich genau umgekehrt. Aber das muss natürlich jeder selbst entscheiden.

    Ich habe jetzt schon mehrfach hier betont, dass man damit überhaupt nicht leer ausgehen muss.

    Bei dem "Hut"-Konzept kann deutlich mehr drin sein, als wenn der Wirt alles aus eigener Tasche zahlen muss, und ich lasse mich darauf ja nur ein, wenn der Veranstalter noch etwas von sich aus drauf legt.

    Ich bin jedenfalls von solchen Veranstaltungen noch nie unter 100,- nach Hause gegangen (bei Combos, zugegebenermaßen - bei Big-Band ist natürlich meistens weniger pro Kopf drin, aber das ist nun mal leider normal).

    Ich rede aber hier von Jazz-Konzerten, damit das klar ist - falls es sich um eine Tanzveranstaltung oder ähhnliche Dienstleistungen handelt, ist das wieder etwas GANZ Anderes.

    Bei Jazzkonzerten oder ähnlichem wird in der Regel NICHT richtig Geld verdient - das ist eine Angelegenheit von Enthusiasten, sowohl auf der Musiker- als auch auf der Veranstalterseite.

    Da ist der "Hut" ein gutes Konzept, um Publikum anzulocken, und bei dem - wenn die Werbung und Verpflegung stimmen - jede Seite ihr eigenes Risiko trägt.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    hi Rick,

    da gebe ich dir zu 100% Recht. Hätte ich vielleicht mit anmerken sollen, dass es bei mir um die Unterhaltungs-Musik geht - sorry, mein Fehler.

    Du hast geschrieben, dass du nicht unter 100 Euro nach Hause gehst. Bei wieviel Stunden pro Engagement?

    Wenn ich das mit Veranstaltungen vergleiche, die ich selbst besucht habe, da war die Dixie-Band zwischen 3 und 5 Stunden anwesend.


    ich will dir bestimmt nicht zu nahe treten, Rick, und du weißt, dass ich deine Meinung sehr schätze, aber wenn du das als Profimusiker machst, dann fände ich das ziemlich schäbig. Mit dieser Einstellung gräbst du den Musikern, die von ihrer Kunst leben (und somit dir selbst) langfristig das Wasser ab, denn du untersützt damit diejeningen, die am liebsten für lau ihre Veranstaltung musikalisch begleitet haben wollen - sehr unschön ;-(

    Ganz ehrlich, ich finde diese Typen zum kotzen. Die verdienen sich an den Getränken, die über den Ladentisch gehen dumm und dämlich und die Musik darf bitte schön nichts kosten - absolut wiederlich und unsozial!!!
     
  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Rolf

    Auch wenn ich Dir im Grundsatz Recht gebe, möchte zu dieser Aussage:

    anmerken, dass bis auf wenige Ausnahmen, es in der Gastronomie nicht einfach ist Geld zu verdienen, Insbesonder nicht in ländlichen Regionen.

    LG

    Dreas
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Rolf!

    Ja, wir müssen das wirklich klar trennen, denn das sind tatsächlich zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

    Wenn ein Veranstalter Musiker "abkocht", ist das nicht zu verantworten, da sollte man auch als Musiker nicht mitmachen.

    Aber das kann man ja auch über die Konditionen steuern - ich finde es zum Beispiel völlig legitim, wenn der Veranstalter eine (faire) "Basis-Gage" garantiert und dem Ensemble die Möglichkeit gibt, über den "Hut" noch etwas hinzu zu bekommen.
    Das ist wie die gängige Eintrittsbeteiligung, bloß nachträglich. ;-)

    Missverständnis, Missverständnis - das ist dann kein Engagement, sondern wir Musiker bestimmen völlig selbstständig, was und wie lange wir spielen. Natürlich ist das Konzept (Free Jazz oder Dixieland) mit dem Veranstalter grob abgesprochen, aber wir bekommen da von ihm nichts vorgeschrieben.

    Generell üblich sind zwei normale Sets mit einer großzügigen Pause, die wir selbst festlegen.

    Wie gesagt, das trifft hier nicht zu, aber ich weiß, was Du meinst. Dafür habe ich natürlich wie Du keinerlei Verständnis.

    Und ich wiederhole es gern: Meinen Unterhalt verdiene ich nicht in Clubs und Kneipen - die Zeiten, wo so etwas noch möglich war, sind spätestens seit den 70ern vorbei.

    Und zwar nicht aufgrund blöder Wirte, sondern überwiegend aufgrund mangelnder Nachfrage des Publikums.
    Das wollte damals lieber Schallplatten statt Live-Musik, damit begann das Disco-Zeitalter und die goldene Ära der Musikindustrie mit den "Mega-Stars"... :roll:

    Aber so ein Club-Gig hat eine tolle Atmosphäre, die gibt es sonst nirgends - das ist IMMER geiler als zu unterrichten! :-D

    --------------------------------------------------------

    Hallo Dreas,

    da stimme ich Dir zu. Man sollte als Musiker auch die andere Seite berücksichtigen und zusehen, dass BEIDE Seiten etwas davon haben. ich kenne nämlich leider auch Wirte, die zu nett waren, teilweise auf Fantasie-Gagenforderungen von gierigen Musikern eingegangen sind, auf diese Weise ihre gesamten Ersparnisse ausgegeben haben und schließlich dicht machen mussten. :-(

    Manch ein ehemals cooler, netter Chef muss noch heute - nach vielen Jahren - in der Küche bei einem Ausbeuter schuften, um seine damaligen Schulden aus dem eigenen Lokal tilgen zu können...

    Selbstverständlich gibt es in der Gastronomie viele schwarze Schafe. Für die sollte man nicht arbeiten, fertig.
    Aber bei den anderen sollte man auf Fairness achten, damit alle möglichst lange etwas davon haben.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    ohne klare regeln wie z.b. cabaret card, sozialversicherung oder leistungsschutzrechteverwaltung, die auch in der letzten provinz funktioniert, ist das eh alles egal.

    mit anderen worten: ohne musik"mafia" im sinne der der starken us- gewerkschaften ändert sich nie was.

    würde es der mehrheit hier mißfallen, wäre es sicher schon jetzt anders.

    oder hat irgendwer jemals was falsches gewählt ?

    :cool:
     
  8. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Gewerkschaft für Musiker?
    Da wüst ich was: www.wobblies.de
     
  9. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe eine Zeitlang in und um New Orleans und dort u. a. auch in einigen Restaurants auf der Bourbon Street gespielt. Das Prinzip war immer das Gleiche:

    Der Besitzer stellte die Bühne und die Band die Musik.
    Die Band verpflichtete sich für eine bestimmte Periode zu vereinbarten Zeiten in der vereinbarten Besetzung zu spielen.
    Der Besitzer verdiente an Essen und Getränken, der vor der Bühne stehende Bowl gehörte der Band.
    Die Band musste meistens sogar für Getränke und Essen voll bezahlen.

    Gelohnt hat sich das eigentlich nie, ABER HIER kamen die Kontrakte für die z. T. sehr sehr gut bezahlten Privat-Partys zustande, hier kamen Top-Manager und buchten eine Kapelle eben mal für irgendeine andere Stadt usw. Das lohnte sich wiederum sehr und kam erstaunlich häufig vor, und darum rissen sich alle darum, in diesen Restaurants zu spielen.

    Was die Musiker-Gewerkschaften, die Unions angeht, haben diese den Markt fest aufgeteilt. Keine Union-Card, keine Auftritte. Mitglied zu werden ist gar nicht so ohne weiteres möglich, wenn es z. B. in der lokalen Area schon genug Saxophonisten gibt, kriegst du keine Union Card. In einer anderen Area kannst du aber keine kriegen, weil du da nicht wohnst …

    LG - Chris
     
  10. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier


    ... das ist genau das was ich meine. Die Bar Besitzer profitieren direkt von den Musikern, weil garantiert einige ihrer Gäste nur wegen der Musik dort sitzen und konsumieren.

    Und dann auch noch die Musiker Essen und Getränke selbst zahlen lassen. Das mag zwar in New Orleans das eingeleischte Prinzip sein, aber es ist absolut das letzte - direkt wiederlich :karte:

    Selbst wenn für die Musiker lukrative Geschäfte dabei entstehen, dann haben sie die ja nicht dem Wirt zu verdanken, sondern ihrem Können und ihrer Darbietung. Das ist in meinen Augen Abzocke in Reinkultur - böse Sache
     
  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Yepp! Das trifft es m.E. sehr gut. Ist auch meine Erfahrung aus meiner aktiven Zeit. Aus Biergarten- oder Kneipen-Gigs entwickelten sich meist sehr lukrative Nachfolge-Termine. Diese meist als geschlossene Gesellschaft, was zur Folge hatte, dass aus den lukrativen Gigs wenig Nachfolgetermine entstanden.

    Da ich vor gut 5 Jahren meine Band aufgelöst habe, bin ich "bandtechnisch" mittlerweile nicht mehr auf dem Laufenden.

    Da mein Sohn in absehbarer Zeit heiraten wird, werde ich genau diesen Weg gehen: In Biergärten und Kneipen, die Live-Musik anbieten vorbeischauen und mir einen Eindruck über die aktuelle Band-Szene verschaffen. Einer Homepage bzw. Demo-CD kann ich nicht entnehmen, wie die Band sich live präsentiert. Das kann ich nur, wenn ich entsprechende Live-Events besuche.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  12. yts62

    yts62 Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Bernd,

    ich wünsche dir bei deinem Unterfangen viel Erfolg. Ich hoffe nur, dass du dabei ein glückliches Händchen hast. Denn im Biergarten die Gäste zu unterhalten ist eine Sache - eine ganz andere, den Musikgeschmack einer Hochzeitsgesellschaft zu treffen - hier kommen Jung und Alt zusammen und die verschiedenen Altersgruppen gemeinsam anzusprechen, ist die Kunst. Nicht nach dem Schema: eine Tanzrunde für Alten und dann eine für die Jungen - alle gemeinsam, dann kommt erst die richtige Stimmung auf.

    Wenn sich die Band auf der Straße gut präsentiert, sagt das noch lange nichts über deren Qualitäten bei einem geschlossenen Publikum aus - das gebe ich zu bedenken.

    Auf jeden Fall wünsche ich euch eine schöne Feier mit super Musi und mächtig Stimmung ;-)
     
  13. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem


    hähä, kenn ich. Nach 2 Jazz Stücken kam ein Teilnehmer der Feier zu mir: "Aber jetzt spielt ihr doch hoffentlich wieder was vernünftiges, nicht?"



    SlowJoe
     
  14. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Der Einwand ist berechtigt. Dennoch traue ich mir nach 40 Jahren, die ich auf diversen Bühnen stand und auch viel bei Hochzeiten, Firmenfeiern (und in Biergärten) etc. gespielt habe zu, zu erkennen, was eine Band drauf hat.

    Die Schwierigkeit wird sein, eine echte Liveband zu finden. Da waren wir in unserer Region zuletzut die einzigen "aufrechten" Mohikaner.....

    Bands, bei denen ein DAT, Sampler, Sequenzer oder ähnliche Playback-Krücken mitlaufen, sind für mich völlig außen vor. Kein Cent von mir für so was. Für echte Live-Musik bin ich gerne bereit, das zu bezahlen, was ich einstmals selbst verlangt habe.

    Herzlichen Dank!

     
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Bernd,

    das wird ja nicht ausreichen. Da musst Du über die Jahre schon den Infaltionsausgleich drauflegen :cool:

    Und natürlich viel Erfolg!

    Sonnige Grüße,

    Dreas
     
  16. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Was das ein Freudscher Verschreiber?

    Okay, mit den Jahren sind es tatsächlich ein paar Falten mehr geworden...

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Tja,

    InfLAtion und InfALtion liegen nicht so weit auseinander.

    Bei einem wird das Geld weniger wert, beim anderen sinkt
    der persönliche Marktwert :roll:

    Sonnige Grüße,

    Dreas
     
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