Was sind eigentlich Chords und Scales und Chorusse?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von gatom, 2.Januar.2007.

  1. gatom

    gatom Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,
    zu Weihnachten bekam ich ein Notenheft mit "easy to play jazz tunes" drinnen. Das alles auf englisch und mit CD.

    Soweit so gut, aber bei den Noten gibt es einen Teil, der so ähnlich aussieht wie ich das aus dem Unterricht kenne, mit Takten, etc.

    Aber jazz scheint auch improvisation und solo zu meinen, so daß dann im unteren Teil eines Stücks sowas wie "Solos" mit Tonleitern (Scales) etc. steht. Bei einigen Stellen steht auc "Bridge" und manchmal "Chord" (dann stehen alle Noten übereinander).

    In der Anleitung zum Improvisieren wird erklärt, daß man zuerst die erste Note einer Scale spielt, dann 1 und 2, dann 1,2,3, danach 1-7 etc. Und insgesamt wäre dann 12 mal ein Chorus geübt und wenn man diese Übung öfter macht, dann könnte man improvisieren.

    Ich dachte immer improvisieren wäre spontan drauf los, aber anscheinend gibt es da auch Regeln. Wo bekomm ich eine Einführung her?
     
  2. Steffen

    Steffen Schaut öfter mal vorbei

    Jazz lebt ja gerade von der Improvisation. Sie ist das, was den Jazz eigentlich ausmacht.

    Die Regel besteht im wesentlichen darin, daß man passende Töne benutzen sollte. Deshalb die Übungen mit den Tonleitern (Scales). Wenn man die drin hat, kostet es einfach mehr Überwindung skalenfremde Töne anzublasen. Das soll natürlich nicht heißen, daß man die überhaupt nicht benutzen darf.


    Unter einer Bridge verstehe ich ein vermittelndes Zwischenspiel zwischen zwei verschiedenartigen Teilen eines Stückes.

    Bei den Chords sind wohl die "erlaubten" Töne der Übung bzw. des Solos einfach übereinandernotiert.
     
  3. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Es ist wie beim Reden: Es reicht oft nicht aus, etwas zu Sagen zu haben, es kommt sehr darauf an, wie es dann präsentiert wird. Dazu braucht es Stilmittel, die sich erlernen lassen.

    Ob es dann zu einer guten Rede reicht, liegt an dem Redner und den Zuhörern...

    Im Jazz ist das Improvisieren eine ebenso hohe Kunst. Nur das unüberlegte Nachplappern irgendwelcher Stilmittel allein wirkt sehr schnell öde. Die Stillmittel lassen sich üben, bspw mit:

    Dem Standardwerk schlechthin: Jamey Aebersold, VOLUME 1 - "HOW TO PLAY JAZZ & IMPROVISE", erhältlich bei Jazzbooks.com oder sogar auf deutsch bei Advance Music, Rottenberg und anderswo...

    Eine gute erste Einführung in das Thema überhaupt ist sicher auch:
    Dirko Juchems Saxophon Improvisation

    Hier schon oft gelobt:
    John O'Neil, Die Jazz Methode für Saxophon

    Aufgrund deiner Fragen könnte der Juchem erst mal nicht verkehrt für dich sein, da ist alles sehr einfach gehalten und gut erklärt
     
  4. gatom

    gatom Nicht zu schüchtern zum Reden

    Was ich bekommen habe ist von Jamey Aebersold :)

    Gestern habe ich das Thema mal mit einem Kollegen (der ist Tubist!) angesprochen und der mir einiges erzählt hat von Dreiklängen etc. Zusammen mit Erinnerungen an Jazzkonzerten ergibt sich mir folgendes Bild:

    Es gibt ein Thema, das ich mit den normalen Noten habe und dann improvisiert jeder reihum auf seinem Instrument. Falls es noch eine Bridge gibt, wird diese zwischen zwei Themen (oder Soli) gespielt.

    Hört sich einfacher an als es ist :)

    Wann wäre der richtige Zeitpunkt zum Einstieg? Was sollte man als Anfänger können, bevor man es versucht?
     
  5. Dominik

    Dominik Ist fast schon zuhause hier

    Ich sag mal, wenn du die (meisten) Töne einigermaßen spielen kannst, kannst du loslegen.

    Ich hab da eher so ohne große Methodik angefangen. Ich hab alleine ein bisschen rumprobiert, und irgendwann war ich dann mal auf einer Jamsession und dann hieß es mach mal...
    Hat aber eigentlich ganz gut geklappt. Solange man nur die Töne aus der entsprechenden Tonleiter verwendet kann man eigentlich nichts falschmachen. Natürlich gibt es dann noch einen Rießenunterschied zwischen einem nicht falsch klingendem Solo und einem wirklich guten Solo.

    Ich hab vorhin gesehen, dass du aus meiner schönen Heimatstadt Erlangen kommst. In der Musikschule gibts auch eine Improvisationsklasse. Jeden Mittwoch von 18:00 bis 19:30, wenn ich das Plakat an der Pinnwand noch richtig in Erinnerung habe. Ich war zwar selbst (hauptsächlich aus Zeitgründen) noch nie da, aber vielleicht wär das was für dich.

    Dominik
     
  6. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Gut zuhören!

    Leg einfach eine gute Scheibe auf und spiel dazu mit - nach Gehör und dem Was du so singen würdest. Versuch es irgendwie erst mal so, dass es dazu passt... (später kann man dann auch "bewusst" daneben liegen)
     
  7. gatom

    gatom Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ja, damit habe ich gerechnet, einfach machen und probieren bis es klappt :)

    Ich glaub das liegt mir auch ganz gut und solange niemand mit Eiern schmeißt ...

    @D.E.
    Der Unterricht kommt mir recht abstrakt vor, ich habe mir mal das Chords&Scales Heft beim Sax-Doc in der Luitpoldstrasse angesehen, und da standen dorische/phyrgische Tonleitern drinne :-(
     
  8. Dominik

    Dominik Ist fast schon zuhause hier

    Ja su hast schon recht. Einfach nur ein Haufen Theorie ohne Erklärung und ohne Erläuterung wozu bringt wahrscheinlich wenig. Wie gesagt, ich war noch nie da, und hab auch das Buch nicht gelesen. Ich seh nur immer jede Woche vor dem Saxuntericht dieses Plakat in der Musikschule.

    Es gibt auch unterschiedliche Ansichten, wie man Improvisation lernen sollte. Eine Methode ist eben über Akkorde und Tonleitern.

    Dominik
     
  9. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    1. improviesieren ist sehr einfach , aber so improviesieren das die anderen das hören wolten ist verdammt schwer.

    2. Die regeln sind notwendig wenn mehrere musiker gleichzeitig improviesieren/ spielen wollen , damit sie sich verständigen könnten und damit den hörern das leben leichter machen konnten. wahrscheinlichkeit das die musik gehört wird ist grösser als wenn man die "ohne die regeln" gespielt hätte.

    3. Es gibt es sehr viele ratgber findest in goole zb unter jazzimprovisation.
    auch hier Peter Wespi hat ein ratgeber veröfentlich.

    4. Habe vor kurzem ein intervieu ( wieder im zug , wieder habe wegen zu viele gepäck die zeitschrift dort gelassen) mit Lee Konitz gelesen. Lebende geschichte der jazzmusik , einer von den grösten altisten mit "saubersetem" klang , bekannt auch als ausgesprochener pädagoge.
    Ganz kurz beschreibt er seine improvisationlernmethode als 10-stufig.
    Meint - zuerst gut ein thema zu spielen - was auch nicht einfach ist , eigentlich schön thema zu spielen eine kunst ist.
    weiters empfehlt er in jede von 10 stufen dieses thema leicht zu varieren , jede stuffe weiter.
    Die einzelheiten sind mir nicht bekannt , wahrscheinlich das ganze ist mehr rafieniert , jedoch die methode finde ich als interessant und stellt eine andere filosophie als " coltrainische methode" dar.
     
  10. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    @YoYo:
    Danke für den Hinweis :)

    @gatom:
    Der ganze Kram mit Chords, Scales und Chorusses ist so auf die schnelle nicht ganz einfach zu erklären. Hier gibt es aber Schulen und bei eine gute Lehrperson wird dir dies verständlich rüberbringen können.
    Das eigentliche Hauptproblem beim Improvisieren ist jedoch eben genau die Situation, in der du dich befindest: Deine Annahme ist (oder war) es, dass man beim Improvisieren einfach drauf loslegen kann. Und jetzt werden durch diese theoretischen Angaben sehr enge und sehr denk-intensive Leitplanken gesetzt. Das Ergebnis ist meistens so, dass diese Leute zwar korrekt improvisieren, jedoch ohne Fluss, Phantasie und roten Faden.
    Ich arbeite schon seit Jahren mit dem Konzept, dass die Leute zuerst ohne theoretischen Leitplanken mit einer einzigen Tonleiter drauf los spielen können. Nach und nach werden diese Leitplanken enger gesetzt. Das Ergebnis ist, dass diese Solisten viel kreativer und freier spielen, wenn sie damit anfangen, beim Improvisieren die Theorie zu beachten.
    Mein Podcast über den BASIC-Workshop für das Lehr- und Lernmittel SOLO! ist der von YoYo erwähnte Ratgeber und du findest die bisherigen 4 Episoden (die Fünfte liegt in der Pipeline, Zeit ist latent Mangelware...) über diesen Link:

    www.wespi.com/Podcasts/SOLO_Podcasts/Podcast_BASIC/Podcast_BASIC.html

    Fragen? Nur zu! Ansonsten: Viel Spass! :)
     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Peter schrieb:

    Code:
    ch arbeite schon seit Jahren mit dem Konzept, 
    dass die Leute zuerst ohne theoretischen Leitplanken 
    mit einer einzigen Tonleiter drauf los spielen können. 
    Nach und nach werden diese Leitplanken enger gesetzt.
    Bravo :) Aus meiner Erfahrung -nach Mitmachen in etlichen Workshops und selber Dudeln - kann ich da ohne Vorbehalte zustimmen. Man muss dann halt die Stücke aussuchen und ev. nur über einen Teil (z.B. A-Teil) improvisieren am Anfang. Bisher lief das ganz gut. Weiterzukommen und über die Chords zu improvisieren bleibt aber harte Arbeit :-D

    Grüsse
    antonio
     
  12. gatom

    gatom Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wie kannst Du das machen, nur über einen Teil zu improvisieren? Spielst Du dann wieder das Thema?

    Also sozusagen, zunächst nicht Thema und dann wieder normal weiter?

    Ich habe bei meinen Besuchen von Jazz Konzerten nie so richtig auf Thema und Improvisation geachtet, aber das werde ich wohl demnächst besser machen.

    Morgen abend geht's zum "Rainer Glass Jazz-Konzert" ins Markgrafentheater, mit hauptsächlich improvisierter Musik. Worauf sollte ich da jetzt achten, damit ich auch was lerne?

    Schätze das ist ungefähr so wie beim Weintrinken, je mehr man von den Tanninen weiß, je mehr schmeckt man raus :)
     
  13. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Nein, der Teil wird einfach weggelassen.

    Take 5 immer nur den A- Teil ( Zwei Akkorde )
    oder bei Green Dolphin Street:
    Normales Schema ist A B A C, wobei der C-Teil harmonisch ne Katastrophe ist.
    A und B teil sind Kinderfasching, da macht man dann halt im Solo Chorusse die nur A B A B sind.

    Viele Grüße

    Chris
     
  14. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo gatom

    Ja, genau so wie Chris sagt - es gibt Stücke die gefallen einem sehr und man möchte sie spielen. Gut, lerne das Thema zu spielen, dann hast du schon mal was. Nun möchte man darüber auch improvisieren können. Jetzt ist es aber leider oft so, dass das ausserhalb meiner Reichweite- sprich meines Könnens- liegt, weil ich gleich sehe, dass es kompliziert wird. Der A-Teil ist aber vielleicht, wie gatom sagt, Kinderfasching, also vielleicht lediglich eine II-V-I Akkordfolge und nicht viel mehr. Das sollte also zu machen sein. Wenn du also z.B. mit Band in a Box mit dir selber dudelst, machst du dir das Play-a-long in Band in a Box so zurecht - machst dir einen Teil nur über die Akkorde des A-Teils, zum Schluss kannst du dann wieder das ganze Thema spielen. So ähnlich kann man das auch in einer Band machen, z.B. im Rahmen von Workshopband's. So kommt jeder/jede bei der Impro zum Zug.

    Für diese Sachen ist das Programm Band in a Box wirklich gut. Wenn du einen PC mit akzeptabler Soundkarte hast, lohnt sich diese Anschaffung. Du hast dann immer eine Band im Hause und diese ist so geduldig wie sonst keine :-D.

    CD's mit Play-a-longs sind natürlich auch gut, vom Sound sogar meistens besser als BiaB, weil Life gespielt (gut, gibt auch Schrott...) Dort wird aber meistens Platz für Impro über das ganze Thema, also die vollständige Akkordfolge, gelassen. Wenn du also nur über den A-Teil spielen willst wirds dann ein wenig schwieriger, weil du hören musst wie lang der dauert. Allerdings hörst du dann ja schon, wenn's schräg klingt...

    Wenn du ein Programm genannt "Transcribe" hast, kannst du von einer Play-a-long CD auch einen Loop machen, der dir den A-Teil (um mal bei dieser Annahme zu bleiben) ständig widerholt. Geht aber meistens nicht ganz ohne einen "Bruch" im Loop zu haben. Ja, so in etwa...Gruss

    antonio
     
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