Welche Zukunft hat Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 15.Mai.2011.

  1. Gast

    Gast Guest

    Moin Rick!

    Weiß ich nicht, ob Chris meint, immer das gleiche Stück in allen Stilistiken zu spielen, oder ob er meint etwas Neues was gefällt zu kreieren.

    Ja, der kleinste Nenner der Veränderung und die scheinbare Legitimation immer den gleichen Kram zu spielen.

    Im Dixi oder New Orleans – Eiscream -.

    Der Überlebenskampf der Jazz Musiker die auf einem Tanzdampfer das Revival zelebrieren, um dann zu guter letzt neue Musik zu verjazzen!

    Sorry Nick, aber ein original Meisterwerk ist geadelt, es durch alle Stil Instanzen zu jagen, das ist die `Verkitschung` von Jazz, da wird ein Meisterwerk auf alle erdenklichen Weisen vermarktet, bis hin zum Kaufhaus-Jazz.

    Du betreibst deine musische Kunst zur Unterhaltung, unter Missachtung des künstlerischen Werkes!

    Das wird mit Bach, Beethoven und Mozart auch gemacht, ist aber keine klassische Klassik mehr!

    Und deshalb halten die Puristen ihre Gegen Position im Lager des Jazz!

    Ich bin nicht gerade dafür, sich unbedingt einen Picasso an die Wand zu knallen, aber noch viel weniger Verständnis habe ich für Kaufhauskopien des Selbigen, die dann das Zimmer schmücken!

    @Pue
    ………….. mein Gegengewicht, wir sind ja oft anderer Meinung, …..ja bei der Kunst sind wir wohl beide von der Urgeburt überzeugt, elitär ja, aber durchaus aus dem Proleteriat heraus, Oder?



    LG Hans
     
  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Das Elitäre aus dem Proletariat heraus ist eine rührselige Anekdote der Geschichte. Das funktionierte nur eine ganz kurze Zeit. Zudem weißt du, dass so mancher Stern auf dem Zenit seines Schaffens verbrannte. So hatten diese Geschichten oft ein bitteres Ende.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    ach wie ist es herrlich wenn sich leute in deutsch versuchen.

    ppue du bekommst von mir eine 1+

    ansonsten, zu anderen, bin ich eher geizig.

    :p
     
  4. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Öch nöö, ich will morgen nicht schon wieder die Tafel wischen.... :)

    Ja ja, Anti-Themen-Modus aus...
     
  5. Gast

    Gast Guest

    @Pue

    Der Trieb von unten nach oben, ist abgesehen von den frühen Anfängen im Jazz und deren Musiker, auch bei anderen Musikern z.B. den Jungs aus Liverpool zu finden.
    Richtig, einige sind verbrannt und waren dem nicht gewachsen, es gab und gibt aber auch einige Aufsteh-Männchen trotz aller Exesse.

    Das ist sicherlich erschwert, aber der Zufall, doch Millionen zu beglücken, bleibt unberührt!
    Weil wenn es mal zu vielen gefällt, dann ist nicht automatisch die Individualität ruiniert! ;-)

    LG Hans
     
  6. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    HWP schrieb . . .

    Aber selbst wenn Rick demnächst zum 1285 Mal "Take Five" spielt, werden sich ungeachtet dieser Tatsache weiterhin 83,7% aller Forumsleser verstohlen die Tränen aus den Augen wischen, wenn sie das Original von Desmond/Brubeck hören.

    Und wenn Rick sogar die 2000er Marke erreicht, werden es vielleicht 91,35% sein.

    Will sagen: Die Ricks und Nicks dieser Welt, die sie sich auf vergleichsweise hohem Niveau solcher Werke bedienen, missachten es keinesfalls, wie Du behauptest.

    Und wer es auf weniger hohem Niveau tut, auch nicht.

    Die Sache mit den Picasso-Bildern sehe ich allerdings genauso wie Du.

    Dass ich Dir einmal Recht geben muss, ist meine kleine bescheidene Trötomanski-Sensation-des-Tages.
     
  7. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    HWP, also deine Aussage ist ja mehr als Engstirnig.
    Mir persönlich ist es vöölig egal, was sich der Komponist beim schreiben und Uraufführen seines Liedes dachte. Ich spiele es so, wie es mir im Moment gefällt.

    So mache ich das im Jazz und so mache ich das in der Klassik.
    Ich finde es gerade im Barock mehr als lächerlich, wenn man über die Art und Weise und die Interpretation oder sonstwasdisskutiert. Kein Mensch dieser Welt weiß, wie Bach seine Werke gespielt hat, auch wenn alle Professoren dieser Welt meinen, sie hätten Recht.
    Dabei habe nur ich Recht, weil ich eine original Cd eingespielt von Bach habe und genauso wie der das spielte spiele ich es auch. Nur dass ich keine Querflöte sondern ein Saxophon dafür benutze.
     
  8. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Hmmmmmmm......

    Ist Interpretation Kunst???
    Sehr gute Frage?
    Bleib ich nah am orginal, bin ich ein guter Handwerker, übersetzte ich das Thema auf mich und meine Zeit, setze mich mit dem Werk auseinander entsteht was eigenes, ich leihe mir nur die Wurzeln....
    Ja kann Kunst sein, bei beherrschtem Handwerk!

    Aber das vermiss ich sehr häufig, die Übersetzung ins hier und jetzt. Fällt mir zumeist zu akademisch aus die Interpretation!

    Lg
    Edo
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Es braucht keine böse Absicht, ein Werk zu entwerten. Selbst wenn es voller Hochachtung kopiert wird, wird es in aller Regel den Wert des Werkes mindern.

    In früherer Zeit gab es im Rheinland ein Gesetz, dass den Betrieben verbot, ihren Lehrlingen mehr als dreimal pro Woche Lachs als Mittagessen anzudienen. Der Fisch war in aller Munde und galt nicht viel. Zwischenzeitlich war er hier ausgestorben und galt als Köstlichkeit. Nun hat er sich tiefgefroren seinen Weg in die Alditiefkühltruhe zurück erobert und ist mit ein wenig Sahne eine schnelle Nudelnummer. Alles sieht sich in den jeweiligen Zeiten anders aus.

    Wert ist in den meisten Fällen das Rare und hat nicht wirklich von sich aus Bestand, sondern nur im jeweiligen Kontext. Take Five war mit Sicherheit eine rare Entdeckung, ein Stück, dass mit Sicherheit durch seine Einzigartigkeit zu großer Verbreitung gefunden hat und mit der gleichen Sicherheit eine Art jazziger Gassenhauer geworden ist. Wenige Interpretationen langten jemals an das Original, wie zum Beispiel die von Gerry Mulligan. Eigentlich die Einzige, die das in aller Hochachtung schaffte.

    Vom Dachbodenfund zum Schnäppchen, das Prinzip bleibt immer gleich.
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Nun hat der eine oder andere gelernt wie man Jazzstücke auf alle erdenklichen Weisen spielt, was ein gutes Rüstzeug für neue Musik ist, ohne Zweifel!

    Aber wenn man sich ständig im Revival von Jazz Klassikern bewegt, das ist Nostalgie, durchnuddeln von Bewehrtem, aber nicht das Entstehen von etwas Neuem!

    Natürlich kann es Spaß machen und auch letztendlich egal sein ob es wirklich neu ist.

    Ich bin sehr dem Neuen zugetan, aber wohl gemerkt dem Neuen, nicht dem ewigen Aufguß von irgend einem Stück!

    Ja Pue, es mutiert zum Gassenhauer!

    Wer die Einzigartigkeit verletzt, der schreitet zum Beliebigen.

    Auch der moderne Jazz ist in der Beliebigkeit und im Komerz angekommen, und wird da eingesetzt wo er nützlich erscheint und gesponsert ist!

    BMW, und damit es ein spezielles Niveau hat, machen wir einen kleinen Jazz Wettbewerb im Innenhof.

    http://www.youtube.com/watch?v=HgnO0RIDGJ4

    Und morgen für Klöße, ist das nicht Pfanni!

    Ich finde es tragisch, was man alles machen muss um in dieser Kunst zum überleben!

    LG Hans

     
  11. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Ppue schrieb . . .

    Sehr ernsthaft nachgefragt:
    Durfte Mulligan sich des Stücks bedienen, obwohl es dadurch in Deiner Definition per se eine wertmindernde Kopie ist?

    Wer entscheidet - außer jeder für sich selbst -, ob die Adaption eines Stückes eine Kopie oder, wie im Fall Mulligan, eine Interpretation ist?

    Was ist in Deinem Verständnis eine Kopie, was eine Interpretation?

    Um den Bogen zu Dreas' Ausgangsfrage zu spannen:
    Hat der Jazz also u.a. deshalb eine Zukunft, weil Leute wie Rick immer wieder "Gassenhauer" dem nach dem Wiedererkennbaren lechzenden Volk vor die Füße schmeißen und damit zur Verramschung beitragen?
    (Dies entspricht übrigens nicht meiner Meinung, Rick!)

    Überlebt Jazz also nur noch aufgrund seiner Verramschung?
     
  12. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    neues erschaffen, immer wieder, bedeutet ganz einfach:

    ZEIT

    heute ein faktor, für den kein platz mehr ist?

    ob es sich dabei um komponisten oder solisten handelt, ist egal.
    der jazz war/ist immer dynamik, mit pausen und dann wieder bewegung. da hat es immer platz für entwicklung gegeben. warum sollte sich das heute geändert haben?
    nur weil uns die medien einen bestimmten 'geschmack' aufdrücken wollen?

    jaaz47 :pint:
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Sobald Jazz kommerzialisiert wird ist es Verramschung?

    Wieso das denn?

    Ich kann doch nicht einerseits beklagen, das es so schwierig mit Jazz
    zu überleben, und andereseits ablehnen die Musik so zu spielen,
    dass irgendwer auch bereit ist dafür Geld zu bezahlen.

    Das Geld fällt ja nicht vom Himmel. Und wenn' s gefällt gibt es mehr
    davon.

    Und warum muss das ein Gegensatz sein? Kann ich nicht als Musiker auf der einen Seite an meiner künstlerischen Seite arbeiten, neues finden und entwickeln und andererseits auch das Spielen, was mehr Leute anspricht?

    Und das ohne mich dabei zu verbiegen?

    Schönen Tag,

    Dreas
     
  14. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Eben:

    "die Kunst geht nach dem Brote"

    Es wird das zur Kunst, was das "Kunstkapital" dazu erklärt, und das ist eher monitär motiviert.

    Lg
    Edo
     
  15. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Spannende Diskussion. Fakt ist: Jazz entstand als kommerzielle Pop-Musik. Und irgendwann hatten ein paar Musiker das Gefühl, Kunst zu praktizieren. Das Ergebnis: Die Bebopper nannten die Dixieland-Revivaler "verschimmelte Feigen".

    Seither herrscht latentes Wirrwarr im Fadenkörbchen. Und nichts ist so, wie es der Eine sagt und der Andere auffasst. Aber man diskutiert endlos, jedoch ständig mit der Einsicht, dass der Andere nicht einsichtig ist.

    Ich will vom Spielen meine Tauchferien finanzieren. Beim Jazz habe ich die Wahl zwischen Subvenitonsjazz mit einer 15köpfigen Wollpulli- und Wollkappen-Fraktion im Publikum. Oder ich kann Werke entwerten, dabei aber den Urgedanken des Jazz – die Unterhaltung - zelebrieren. Ich gestehe: Ich bevorzuge die Unterhaltung - Schande über mein Kommerz-Haupt! :)

    Übrigens: Hat demnach Miles Davies auch Cindy Laupers "Time After Time" entwertet? ;-)

    Jazz als Unterhaltung wird es aus meiner bescheidenen Sicht immer geben. Subventions-Jazz aber genau so lange, wie die Subventionen fliessen...
     
  16. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Wenn wir schon bei der Kunst sind: Ich mache Musik nur zum Lustgewinn. Ob es Kunst ist, ist mir schweissegal!
    Gruß Reiner
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Peter,

    Genau so sehe ich das auch.

    Mein Lehrer macht das ähnlich. Er ist "Mit drei im Roten Kreis" erfolgreich in der angestammten Jazzszene unterwegs, im In- wie im Ausland.
    Mit dem Projekt hat er was eigenes (was neues?) entwickelt,
    die Bilder des "Film Noir" aus den 60iger Jahren in Klangbilder zu übersetzen. Ich finde das gelingt ihm gut.
    Das ist aber nichts für das breiet Publikum.

    Mit "Witzel`s Venue" ist er kommerzieller unterwegs, mehr in der Clubszene, erreicht ein breiteres Publikum. Ja und dann spielt er noch in der Band von Anke Engelke und der HR Big Band, etc.

    Ich habe nicht den Eindruck, dass er dabei unglücklich ist oder keinen Spass hätte...Und sein Auskommen hat er auch.

    LG

    Dreas
     
  18. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Als jemand, der versucht, Musik nicht nur gut oder schlecht zu finden, weil's Jazz (oder eben nicht) ist, oder ein bestimmter Musiker dabei mitspielt, gefällt mir Cindy Laupers Original besser.

    Insofern klare Antwort auf Deine Frage: Ja.

    Cheers
    HanZZ
     
  19. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Welche klagenden Jazzer hattest du denn bei der Eröffnung dieses Threads im Sinn?

    Nette Homepage. Aber teil ihm doch bitte mit, dass 'athmosphärischer Crossover-Mix' ohne 'h' nach dem 't' geschrieben wird. Das war schon vor der Einführung der neuen Rechtschreibung so.

    Der Korinth(!)enkacker ;-)
     
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hallo Matthias,

    Mach ich doch glatt!

    Seeeeehr aufmerksam.....

    LG

    Dreas
     
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