Welche Zukunft hat Jazz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 15.Mai.2011.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Und wenn es welche gegeben hätte, was wäre anders oder besser und für wen?

     
  2. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Für mich persönlich ist Jazz in der Tat definiert durch die Freiheit, sich selbst in der Musik nicht nur zu finden (das kann man auch in notierten Stücken), sondern darüber hinaus aktiv und spontan an der Produktion mitzuwirken.

    Das íst sicher auch der Aspekt, der die interessanteren Charaktere zum Jazz zieht. Die Nicht-Dieter-Bohlene dieser Welt. Aber eben auch Lehrer.

    Ich finde zum Beispiel afrikanische Trommelworkshops mit Passagen zur freien Gestaltung durchaus jazzig.
    Sobald man anfängt, hier einzuschränken, verliert man schon wieder viele potentielle Mitmusiker.
    Wobei, wie ich oben schon sagte, meines Erachtens die Basis vorneweg schon zu schmal ist, um noch weiter einzugrenzen.

    Und für mich ist der Geist des Jazz vollkommen inklusiv (das Gegenteil von exklusiv): Jeder, der kommt und spielen möchte, soll spielen dürfen. Nicht den ganzen Abend, aber je nach Session Etiquette gerne 2-3 Sücke.

    Grosszügigkeit und Offenheit ist für mich Teil des Jazz, der leider oft verloren geht, den man aber bei den wirklich guten Leuten immer wieder findet.

    Jazz sind auch Geschichten wie diese hier, die Geschichte meiner Freundin Laura Lee, die erst 10 Jahre nach unserem Treffen Anfang der 80er erfuhr, dass ihr Vater ein langer, saxophonspielender Drogie gewesen war.
    Ich sag jetzt nichts über die teilweise erschreckenden Parallelen, die irgendwo in ihren Genen verankert gewesen sein müssen...

    http://www.jazzloftproject.org/blog/uncategorized/1961-in-the-loft-by-virginia-wald


    Sowas kann man als tot oder musikalisch irrelevant erklären, weils in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunders passierte, aber das ist, wie so vieles eine persönliche Sache.

    Ich hab noch soooo viel zu spielen und zu entdecken, und so wird es auch zukünftigen Generationen von Musikern gehen, wenn sie die ersten 10.000 Pospsongs ihres Lebens gehört bzw. teiweise in Nachspielbands durchgenudelt haben und denken "Was jetzt?"

    Weniger forschende Geister sind zufrieden mit dem Status Quo, für die suchenden wird sich immer was finden. Jazz ist ein Einstieg in die Suche.

    "Es ist noch lange nicht alles gespielt, zumindest nicht von allen"

    Die Zukunft lebt!
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Unglaublich, was hier wieder alles beigetragen wurde seit gestern Abend! :-o

    Spannender Thread; leider kann ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht auf alles Interessante antworten.

    Roman_Alberts Posting http://www.saxophonforum.de/forum/viewtopic.php?post_id=171541 möchte ich in Erinnerung rufen - Roman hat mal wieder prima in Worte gefasst, was ich ebenfalls denke. :)

    Wir sollten nicht vergessen, dass die Jazz-Geschichtsschreibung keineswegs in Stein gemeißelt ist, obwohl (oder gerade weil?) sie heute an Universitäten und Hochschulen so gelehrt wird.

    Der "Edle Wilde" (Rousseau), der Barbar, im besten Sinne "primitiv", der den "Weißen" die Absurdität ihres Lebens und Handelns zeigt, ist seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes europäisches Denkmuster - siehe Winnetou und Tarzan. ;-)

    Der "Befreiungskampf" der Afro-Amerikaner passte gut in das Bild jazzbegeisterter junger europäischer Intellektueller der 1920er sowie 30er Jahre, die unsere bis heute andauernde Betrachtung entscheidend prägten.

    Tatsächlich gab es bis vor wenige Jahrzehnte keine wesentliche historische Auseinandersetzung mit der Jazzgeschichte aus den USA, ALLE entsprechenden Aufsätze, Essays, Bücher wurden bis dahin von in Europa aufgewachsenen Journalisten oder Wissenschaftlern verfasst!
    (Zugegebenermaßen wurden einige zuerst in den USA veröffentlicht, doch das spielt meines Erachtens eine marginale Rolle.)

    Auch viele wichtige Sponsoren und Plattenproduzenten, die dem Jazz besondere Wertschätzung zuteil werden ließen, waren europäischer bzw. nicht-amerikanischer Abstammung (ganz berühmt: das stilprägende Label "Blue Note" von zwei Exildeutschen).

    Was ich damit sagen möchte:
    Jazz als künstlerisches Phänomen zu begreifen, zu definieren, zu beschreiben und zu deuten ist eine typisch europäische Angelegenheit.
    Alles, was wir in dieser Richtung kennen, ist aus der Entfernung heraus entstanden, es wurde weder von Musikern noch von anderen unmittelbar Beteiligten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so dargestellt.

    Damit kommen wir zu einem weiteren wesentlichen Element der Jazzbeschreibung, nämlich dem der Entwicklung.
    Entwicklung durch ständige Innovationen, ja, die Grundidee einer EVOLUTION vom Einfachen zum Komplizierten, gehört ganz entscheidend zum europäischen Denken des 19. Jahrhunderts.
    Den meisten anderen Kulturen waren und sind solche Betrachtungsweisen eher fremd, doch gerade beispielsweise die Engländer waren im 19. Jahrhundert völlig vernarrt in Evolution - man meinte sie überall zu erkennen, alles wurde dieser Anschauung unterworfen, in "Entwicklungsstufen" unterteilt und entsprechend bewertet (Europa = am höchsten entwickelt; andere Kulturen = primitiv, minderwertig) (Nietzsche und Co.).
    "KInder" dieser Philosophie waren Kulturchauvinismus und Sozialdarwinismus... :roll:

    Als Gegenentwurf zu diesem evolutionären Weltbild (dazu gehört auch, "aus sich etwas zu machen") entstand dann die oben angesprochene Idee des "Edlen Wilden", der über Wissen und Fertigkeiten verfügt, die "bei uns" durch die Zivilisation verschüttet seien.

    Die Jazzbetrachtung ermöglichte es nun, beide Sichtweisen auf dasselbe Objekt anzuwenden und quasi miteinander zu versöhnen - was aber nicht gut gehen konnte, wodurch es die bekannten Widersprüchlichkeiten gibt: Ist Jazz nun besser, wenn er weiter entwickelt wurde, oder ist das nicht eine Entweihung des so schön Primitiven, Ursprünglichen?

    Den Free Jazz, der sich wieder völlig "roh, unbehauen, genial barbarisch" gab, als Endpunkt einer Entwicklung anzusehen, war die perfekte Auflösung dieser Widersprüche - alle europäischen Intellektuellen waren zufrieden.
    Damit war die Geschichte abgeschlossen, der Rest interessierte nicht mehr, da er nichts mehr mit diesem schönen, griffigen Schema zu tun hatte.
    Nichts einfacher, als Jazz daraufhin bequemerweise für "tot" zu erklären. :-D

    Meiner Ansicht nach ist aber, wie ich schon mal erwähnte, nicht DER Jazz tot, sondern lediglich die einseitige, von europäischen Denkschablonen des 19. Jahrhunderts bestimmte Betrachtung desselben. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Moin!

    Wichtig ist die Betrachtungsweise, WAR, IST und WIRD!

    Als ich schrub, man müsste eigentlich sagen `Jazz war` sollte eigentlich alles klar sein.
    Weil ich ja unter anderem Gardot und Emerald für Jazz halte, und sicherlich noch einiges mehr!

    Jazz definiert sich immer aus dem was es bisher alles WAR!

    Alle Jazzstile ergeben also die Perspektiven was es ist und was es wird!

    Ich betrachte Jazz Geschichte auch im Rückblick.
    Wer bin ich als das ich Geschichte umschreibe.

    @Nummer_13

    Jazzpolizei ist das ´Totschlägerargument`, als wenn jemand
    `Familienpolizei` ruft, weil sich Menschen für Familie entscheiden
    und nicht für Single Dasein!

    Meine Position was Jazz für mich ist und wird, habe ich beschrieben
    im Beitrag 16# -What is Jazz-

    Dennoch bin ich bei gewissen Jazzstilen und Stücken ein `Traditoneller`
    bezogen auf Jazz der WAR! Als Basis, `Roots`!

    Man muss das vorangegangene schon verstehen um Neues zu gestalten,
    wie die damalige Musikpraxis.

    @cara
    Es macht einen Unterschied ob ich mit einer Kunst im `Dunstkreis` auch Geld verdiene
    und populär werde, oder ob man seine Kunst gezielt für die Werbung einsetzt.

    In der heutigen Medienwelt ist das verstärkt so, gleichwohl, wenn eine Firma
    Mist macht, kann man als Musiker damit rein gezogen werden!
    Auf einer Firmenveranstaltung für karikative Zwecke ist noch mal einen andere Nummer.

    Das gleiche galt für Künstler die in´s weiße Haus eingeladen wurden und
    kritische Äußerungen zum Vietnam Krieg tätigten.

    *Note
    Wenn der Rückschluss von Selter immer nur Sekt ist, dann gibt es Ahnung und Ahnungslos, ansonsten nicht!;-)

    LG Hans
     
  5. Nilo

    Nilo Guest

    Ich bin im Prinzip einverstanden, wenngleich dieser Satz sehr radikal formuliert ist. Ahnungen hat man bei Sekt, Seltertrinkende bleiben ahnungslos.
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Lieber Rick,

    du kritisierst die Interpretation der Jazzgeschichte durch überwiegend europäischen Journalismus. Die Kritik mag mal mehr, mal weniger zutreffend sein, nur erschließt sich mir dadurch dein Standpunkt nicht.

    Ist alles irgend wie und gleichzeitig? Keine Entwicklung zu sehen, finde ich, ehrlich gesagt, etwas zu einfach und: was hieße das?

    Der Jazz hat sich nicht von einem globalen Massenphänomen zu der Musik eines kleinen Kreises von Musikern in New Orleans entwickelt. Es ist die Geschichte einer Weltmusik, die sich immer mehr verbreitete und immer mehr Spielarten und Einfluss fand, immer mehr Fusionen einging. Ich denke, dass wirst du nicht negieren.

    Mag ja sein, dass du es anders einschätzt, aber ohne eine Definition der Entwicklung, der Evolution des Jazz wird man die Frage nach der Vitalität des Jazz nicht beantworten können.
     
  7. Gast

    Gast Guest


    Moin!

    Das stimmt,aber ich gehe davon aus das alle Musizierenden niemals ahnungslos sind!

    Es sei denn hier ist jemand angemeldet der überhaupt nicht musiziert. :-x

    LG Hans
     
  8. Nilo

    Nilo Guest

    So gesehen hast du natürlich auch wieder Recht.
     
  9. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    könnte man die frage eifach umdrehen:

    JAZZ ist Zukunft :-x


    jaaz47 :pint:
     
  10. Gast

    Gast Guest

    Musikalisch hoffe ich das auch.

    Vom Wort her ist Jazz wahrscheinlich bei der jüngeren Generation etwas verstaubt. Welcher Jugendliche will sich schon mit der Musik seiner Eltern oder Großeltern identifizieren?

    Allerdings kooperiert der Jazzclub Hannover seit geraumer Zeit mit einigen Schulen und hat sein Programm auch etwas umgestellt. Das Publikum ist deshalb bei etlichen Veranstaltungen inzwischen auch jünger. Nicht nur Bartträger (wie ich:-D).

    Vielleicht ergeben solche neuen Ansätze auch musikalisch irgendwann wieder etwas neues. Jedenfalls wär es schön, wenn aus jungen Musikkonsumenten junge Musiker werden.

    Herzliche Grüße,

    Joe
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Hallo Peter!

    Sicherlich hat es im Lauf der letzten hundert Jahre eine Veränderung der Musik gegeben, die wir als Jazz bezeichnen.

    Doch WARUM es diese "Entwicklung" gegeben hat und was sie bedeutet, ist äußerst vielschichtig und bestimmt nicht mit einer einfachen Formel alla Berendt oder Jost zu beantworten.
    (Womit ich keineswegs die Verdienste dieser Leute um den Jazz wie auch um Musiker in Frage stellen möchte - sie haben dazu beigetragen, dass viele Menschen Interesse an Jazz bekamen, das kann man gar nicht hoch genug einschätzen!)

    Absolut nicht.
    Aber ich deute dieses Phänomen anders: Immer mehr Menschen haben diese Musik aus New Orleans mitbekommen und sich davon inspirieren lassen, ihre eigene Umsetzung dessen zu finden, was sie da hörten.
    Dieser Prozess ist nicht in den 70ern abgeschlossen worden, sondern findet bis heute weltweit weiterhin statt.

    Ich denke, Jazz ist in weiten Teilen eine Art "self-fulfilling prophecy".
    Dadurch, dass so viel darüber geredet und geschrieben wurde, besonders auch durch die tollen Auftrittsmöglichkeiten (und Plattenverkäufe!) in Europa, haben die Amerikaner selbst dieses Phänomen "Jazz" überhaupt erst wahrgenommen.
    Die Europäer haben die Musiker, die von Übersee hierher kamen, darin bestärkt weiterzumachen, haben ihnen gesagt und gezeigt, dass es etwas Tolles ist, was sie da "erfunden" haben.
    Auf diese Weise konnte sich der Jazz immer selbstbewusster "weiterentwickeln". ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick

    (P.S.: Das sind übrigens nicht meine eigenen Ideen und Ansätze, dieses Thema wird gerade in Fachkreisen auf diese Weise diskutiert.)
     
  12. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    @alle: Danke für diese sehr interessante, lehrreiche, spannende und unterhaltsame Diskussion.

    Schön, dass es auch in diesem thread wieder gelingt, unterschiedliche Standpunkte darzustellen ohne die user, die gegensätzlcihe Standpunkte verstreten, anzugreifen.

    Sehr erfrischend. Dieses Forum lebt und hat Zukunft. Genau wie Jazz.

    Gruß aus dem Schwarzwald
    Bernd
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Zitat Rick

    Habe mal geschaut wieviele Menschen Jazz weltweit so beschäftigt.

    Gibt man bei Google "Jazz Music" ein, so gibt es 135 Mio Treffer!

    Interessant auch der Vergleich zu anderen Musikrichtungen:

    - Pop Music 1,8 Mrd. Treffer
    - Rock Music 416 Mio Treffer
    - Classic Music 294 Mio Treffer
    - Soul Music 150 Mio Treffer
    - Jazz Music 135 Mio Treffer
    - Folk Music 81 Mio Treffer

    Also Jazz kann damit definitiv nicht tot sein. Überrascht bin ich, dass "Classic" soweit vorne liegt.

    Und ja ich weiß, dass das da viele Unschärfen gibt. Ist aber zumindest ein Hinweis, dass Jazz immer noch sehr viele
    Menschen beschäftigt.

    "Impressionism" ergibt übrigens 7,5 Mio Treffer. Das am Rande.

    LG

    Dreas
     
  14. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    ...und "Blattstärke" bringt 35.500 Treffer :)
     
  15. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Hab gerade Django Reinhardt gehöhrt der alte Navelo war so toll. Bin ja nicht der Jazzer aber solche Musik geht nicht unter
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Eine kleine hausgemachte Statistik, fein.

    Wenn man bedenkt, dass Rock und Pop ihre Wurzeln weitgehend in Jazz und Rhythm and Blues, haben, wird deutlich, was ich meine:

    Die Enkel des Jazz sind eigenständig und übertreffen die Roots an Beliebtheit.

    Die Attribute Individualität und Improvisation treffen übrigens auch auf den Rock zu, xcielo. Es ist kein Alleinstellungsmerkmal des Jazz. Bleibt nur, ihm weitere musikalische Attribute oder die Art der Instrumentierung zur Definition hinzuzufügen.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Hallo Peter,

    warum müssen wir das denn unbedingt machen - Jazz genau definieren?
    Wie definierst Du denn "Klassik" - oder LIEBE? :-o

    Wenn man merkt, dass es für einen Jazz ist, dann ist es eben Jazz.
    Dafür braucht man keine klaren, objektiven Abgrenzungen, finde ich. :roll:

    Vor 20 Jahren brachten wir mit dem Trio "Triplicated" unsere erste Produktion raus (damals aus Kostengründen noch auf Kassette), bei der wir nur eigene Titel aufgenommen hatten, teilweise recht "experimentell".
    Alle drei von der Jazzgeschichte wie auch von klassischem Unterricht sowie Rock geprägt, fragten wir uns, ob wir das, was wir da machten, überhaupt "Jazz" nennen durften, so eingeschüchtert waren wir damals von der einschlägigen "Polizei".
    Wir nannten dann die Produktion "It's Jazz!?" ;-)

    Mein Freund Allen Blairman kann sich über solche "Probleme" fürchterlich aufregen.
    Er ist in den 50ern aus Pittsburgh nach New York gekommen, machte dort alles Mögliche von Rhythm'n Blues bis Hard Bop, geriet in den 60ern in die Free-Jazz-Kreise (damals von den Musikern noch schlicht "New Thing" genannt).
    In den 70ern machte er auch Funk, später viel Traditional Jazz, mit dem er aufgewachsen war. Er tourte mit George Benson wie mit Archie Shepp, mit Emil Mangelsdorff wie mit Karl Berger.

    Wenn wir naive Deutsche ihn fragen, ob er sich nun eher als "Traditionalist" oder als "Modernist" sehe, als Bopper, Free-Jazzer oder gar als Rocker, schüttelt er bloß den Kopf und lacht:
    "All these names are your thing, not mine. Just call it music!"

    :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo pue,

    es gibt auch Improvisation in anderen Musikarten, das ist richtig. Beim Jazz ist die freie spontane Kreativität aber Bestandteil der grundlegenden Konzeption, und nicht Beiwerk. Das unterscheidet Jazz bspw. von Rockmusik. Mit der Instrumentierung hat das nix zu tun.

    Gruß,
    xcielo
     
  19. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    @xcielo
    Widerspruch!!!
    Die Improvisation ist im "klassischem Rock" ein elementarer Bestandteil.
    Ich glaube kaum, dass Jimi Hendrix jemals ein Solo ausnotiert hat, oder Keith Emerson oder wer auch immer.
    Der Aufbau unterscheidet sich nicht vom Jazz.
    Wenigstens in der "guten alten Zeit", als Songs noch 14:53min. auf Platte und live gerne mal das doppelte dauerten.

    LG
    edo
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    @Rick:

    Mich interessieren die Dinge nicht nur als Musiker. Mich interessieren genau so die soziokulturellen wie auch philosophischen Aspekte der Sache. Und wenn der Pülosoph die Frage 'Welche Zukunft hat Jazz?' beantworten will, so kommt er nicht um eine Definition des Terminus Jazz herum.

    Wenn dir alles nur Musik ist, dann kannst zu du der Frage nicht viel beisteuern.

    Natürlich kannst du die Frage stellen, warum die verkopferten Deutschen alles kathegorisieren müssen, aber es ist ein anderes Thema.

    So würde es reichen, wenn du sagst, die Frage ist für dich irrelevant.

    Das kann ich durchaus akzeptieren.

    @xcielo:

    Die Frage, was Jazz ist, finde ich hochinteressant. Natürlich ist jedwede Definition an den Grenzen unscharf, dennoch will ich wagen, unverzichtbare Attribute aufzulisten:

    1. Der traditionelle Aufbau einer Jazzband mit einer Rhythmusgruppe: Drums, Bass und Harmonieinstrument und Soloinstrumenten, meist Blasinstrumenten. Das überschneidet sich, wenn das Piano oder die Gitarre solieren, klaro.

    2. Die Rhythmusauffassung: ganz entscheidend der Swing, die Offbeat-Betonung und daraus entstehende Weiterführung wie der Bossa oder der Puls im Free-Jazz

    3. Die Harmonien: im Wesentlichen erweiterte einfache Kadenzen, durch Terzen mehr oder weniger erweiterte Akkordschichtungen oder Quartakkorde.

    4. Die Improvisation durch Solisten oder der gesamten Gruppe.


    Das reicht eigentlich schon. um die tausend Gegenbeispiele direkt zu vermeiden: natürlich kann ein improvisierendes Streichensemble sich in der Tradition des Jazz sehen, auch wenn sie die oben aufgeführten Attribute nicht bedient. Ebenso ein Blasorchester ohne Rhythmusgruppe oder eine frei improvisierende Band mit kuriosen Instrumenten.

    Wenn diese Gruppen aber nicht in Teilen von solchen Strukturen Gebrauch machen, sehe ich keine Verbindung mehr zum Jazz.

    Das hier hat zum Beispiel starken improvisatorischen Charakter, aber kaum Bezug zum Jazz.

    http://www.youtube.com/watch?v=9PrPDMhUzk4

    Die hier stehen genau so in traditioneller abendlicher Tradition, auch wenn sie Bezug zum Jazz haben.

    http://www.youtube.com/watch?v=2x_HJ4Mpdss

    ich denke, es ist kein Zufall, dass sich der Name des Orchesters nicht auf den Jazz bezieht.
     
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