Welchen Stellenwert hat Jazz in Deutschland?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 4.August.2014.

  1. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Auf die Frage : "Was ist Jazz?" kann man nur mit einer Gegenfrage antworten: "Was ist eigentlich gute Musik"?
    Jazz und gute Musik haben so viele Facetten, dass es eigentlich ein fliessende Übergang ist und auch sein soll.
    Jazz ist in meinen Augen oder besser gesagt in meinen "Ohren" freie Musikentfaltung. Das kann avantgardistisch sein aber auch in konventioneller "Swing" Richtung.
    Aber da stelt sich schon die nächste Frage : " Was ist konventionell, oder was ist Musik überhaupt"?

    So spät am Abend werd ich manchmal philosophisch.....

    Liebe Grüsse
    kokisax
     
  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Man muss auch bedenken, dass Jazz zu Zeiten von Kind Of Blue fette Werbeetats hatte bei den Plattenlabels, das lief völlig anders ab als heute. Da war Jazz eben doch noch mehr im Bewusstsein des Mainstreams. Das ist jetzt gar nicht mehr der Fall.
    Man muss sich auch mal überlegen, warum sich Klassik heutzutage als Artform hält: weil es mit Riesensummen am Leben gehalten wird. Wenn man die Subventionen einstellen würde, wäre da auch nichts mehr, zumal ein Orchester oder Opernhaus noch wesentlich teuer sind. Jazz verdient meines Erachtens genauso subventioniert zu werden wie klassische Musik.
    In den USA sollte man eigentlich überhaupt nicht zögern, Jazz großzügig zu subventionieren, ist immerhin die authentische American Artform, das sollte man sich was kosten lassen!

    LG Juju
     
  3. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wenn Subventionen der richtige Weg ist, dann gebe ich dir recht.

    Meine Erfahrungen haben aber gezeigt, dass sehr viele Jazz-Musiker recht unorganisiert sind. Die jazz-Initiativen gingen eher von den Jazz-Liebhabern aus.

    Gruß
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Chrisdos,

    ich stimme dir voll zu.

    Peter Kowald hatte uns immer wieder gepredigt: " Sucht euch einen Brotjob, damit ihr eure eigene Musik machen könnt." Ray Andersohn sagte uns: " In NY brauchst du erst die Lizenz zum Taxifahren und dann kannst du dich um deine Musik kümmern."

    Gruß
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wie ich sagte, es wird gerne als Musik des Bildungsbürgertums angesehen aber wenn man sich überlegt wo die Musik herkommt und daß sie mal die Popmusik einer bestimmten Zeit war muss einem bewusst werden, daß man nicht erst eine bestimmte Bildung benötigt um die Musik zu mögen.

    Ich muss gar nichts überdenken, nur weil es Dich wütend macht. :-D Erst recht nicht wenn Du es mal wieder nicht verstanden hast, wie es gemeint war sondern was reininterpretierst. Vielleicht hätte ich ein Smiley hinter den Satz setzen sollen, dann wäre es Dir klar gewesen was ich sagen wollte. Und Garbarek und Surman sind für mich vom Jazz geprägte Musiker, das heisst aber nicht das jede CD von Garbarek für mich klar eine Jazz CD ist, so z.B. seine Zusammenarbeit mit Nusrat Fateh Ali Khan, die ich toll finde aber eher in eine andere Richtung geht (unbedingt anhören!).

    Es gibt viele Hörer, die nicht so breit hören wie wir, denen Thelonius Monk, die Ellington Suiten oder schon Charlie Parker, ein Chris Potter oder Vijay Iyer zu viel sind. Für die ist das sinnloses Gedudel, nicht melodisch genug. Die hören gerne Billie Holliday und Frank Sinatra oder Ella Fitzgerald, kaufen auch gerne Norah Jones, Jane Monheit oder eine andere einfacher und klarer strukturierte Jazz-CD (ohne daß das abwertend jetzt für die CD oder Musik oder die Musiker gemeint ist). Für viele sind schon Soli zu viel. Musik kann eine Funktion haben und wenn es nur die ist, Dich emotional zu berühren. Viele Zuhörer fühlen sich aber von modernerem Jazz oder Be Bop emotional nicht berührt, ich schon. Ich glaube auch, daß es eher eine Minderheit in der Bevölkerung ist, die moderneren Jazz gerne hört, häufig Menschen, die sich mit Musik intensiver auseinandersetzen. Trotzdem hören viele Menschen gerne älteren Jazz mit Gesang, hören dann aber heutige Veröffentlichungen weniger weil zu viele mit Jazz mittlerweile Gedüdel und die Musik ab Be Bop verbinden. Selbst hier im Forum halten einige die Soli von Parker für eine sinnlos Anneinanderreihung von Noten, die Diskussion hatten wir ja schon oft genug, ich höre da super spannende komplexe Melodien, von denen ich nicht genug bekommen kann.
    Jazz ist mittlerweile ein so grosser Überbegriff geworden, daß selbst erfahrene Hörer da den Überblick verlieren können, Gelegenheitshörer, die eben auf "gemässigteren" oder "gefälligeren" Jazz a la Till Brönner etc. stehen können da doch gar nicht durchblicken und haben doch gar nicht die Möglichkeit alle Facetten von Jazz kennenzulernen und dafür auch gar kein ausreichendes Interesse. Die kaufen was die Presse empfiehlt, was nichts dann mit Qualität sondern mit Marketing zu tun hat. Die würden dann zu manch einem Mainstreamkonzert hingehen oder zu Musikern, die entsprechend gepusht werden, das ist aber nur ein so kleiner Prozentsatz an dem was es an Konzerten gibt.

    Genau und das ist doch schade, es gibt so tolle moderne Komponisten, gespielt werden aber immer die gleichen an den entsprechenden Orten.

    Lg Saxhornet
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wenn Du dann noch die Zeit dafür hast.

    Lg Saxhornet
     
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wieviel Zeit hast du als schlecht bezahlter Musiklehrer?

    Musiklehrer wäre dann auch Broterwerb und nicht Profession.

    Es gibt aber Musiklehrer aus Überzeugung.
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Um die Ausgangsfrage nochmal ins rechte Licht zu rücken. Der Umsatzanteil am Produkt "Jazz" ist in D so groß, dass er in der Statistik zum Teil gar nicht separat aufgeführt wird, weniger als 2%.

    In den Ländern die als Hochburgen des Jazz gelten, sind es vielleicht 5%?
     
  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    In den USA wohl auch nur 3% (!).....fand ich folgendem Artikel, der sich auch mit dem beschäftig.

    "Why Americans don't like Jazz".....Wie? Doch scheint so:

    http://dyske.com/paper/778

    CzG

    Dreas
     
  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    In den USA wurden 2012 316 Mio. Alben verkauft (LPs, CDs, etc. )
    davon 8,1 Mio in Jazz. Macht 2,6 %.

    Klassik 7,5 Mio
    Latin 9,1 Mio
    Klassik 7,9 Mio

    Rock 102 Mio.
    Country 44 Mio

    Mehr dazu hier: http://www.businesswire.com/news/home/20130104005149/en/Nielsen-Company-Billboard’s-2012-Music-Industry-Report#.U-DpI-0ay0c

    Ist wohl doch überall so....

    CzG

    Dreas
     
  11. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    ..... und wenn man jetzt noch ein wenig rumrechnet:
    ?% (geschätzt bestimmt 50%, oder?) klassischer Jazz (satchmo, frankieboy, Dixieland etc.)
    ?% die ganz großen (getz, davies, young, monk und wer nicht noch alles)
    ?% die etwas kommerziellen (zählt da James Last auch dazu?)

    Bleibt nicht mehr wirklich was übrig für zeitgemäßen, innovativen Jazz
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Wie in allen Musikgenres gibt es auch im Jazz die "musicians music", bei deren Performance man unter sich ist. Bebop gehörte zuerst dazu, Free Jazz war nie etwas anderes, die experimentelle "ernste" Musik ist so etwas, in Schottland gibt es den altehrwürdigen "Pibroch", den keine Sau hören will außer dem kleinen Kreis der Spieler usw.

    Ich würde solche Nischenmusiken weder bedauern noch verdammen - immerhin ist dieses "öffentliche" Desinteresse eine Chance, authentisch, zeitgemäß und innovativ zu bleiben und nicht sofort verhelenefischert zu werden, sobald jemand riecht, dass da vermarktungsfähiges Material ist.

    Herman Fischer :-x
     
  13. Gast

    Gast Guest

    @Saxhornet

    Zitat: ""Wie ich sagte, es wird gerne als Musik des Bildungsbürgertums angesehen aber wenn man sich überlegt wo die Musik herkommt und daß sie mal die Popmusik einer bestimmten Zeit war muss einem bewusst werden, daß man nicht erst eine bestimmte Bildung benötigt um die Musik zu mögen.""

    Vielleicht liegt ja genau da der Hase in der Sosse!
    Wenn man eben bedenkt, wo der Jazz entsprungen ist - nämlich aus dem gleichen Topf, wie der Blues, die Gospels und die Spirituals, dann ist klar, dass das "BAUCHmusik" war, von jedem für jeden sozusagen.
    Ein riesen Bildungsniveau war dafür wahrlich nicht nötig, denn es existierte ja schlichtweg meist auch noch nicht.

    Irgendwann kam dann anscheinend jedoch der Punkt, wo sich der Kompass gedreht hat - wo der Jazz sich in immer strukturierteren Bigbandensembles geäussert hat > der unvergessene Duke Ellington lässt mal wieder grüssen und DANN aber auch in immer kompliziertere Gefilde gerutscht ist ( Parker und Co.)- und hier IST eben schon Kopf und Ohr mehr von Nöten - ergo BILDUNG sowohl was das Spielen, wie das Hören betrifft. Den Anschluss daran kriegt man ja nicht von jetzt auf gestern, das muss man sich schon "erarbeiten", während irgendwelche Blues, Ragtime, Dixie oder Swingstücke jedem sofort verständlich und eingängig sind.

    Eine gewisse ""Bildungskurve"" sehe ich da durchaus in der Jazzgeschichte - und vielleicht deswegen auch den zunehmenden Mangel an Popularität.

    Was jetzt generell die Tendenz in Deutschland angeht, so denke ich , dass nach dem Krieg die Menschen sehr PROAmerikanisch eingestellt waren.
    Man liebte all die Hollywoodfilme - von James Dean bis M. Monroe - ( wer von uns Mittel bis Altsemestern kennt nicht noch all die alten Schinken?? ) und genauso wurde viel Jazz gehört - vornehmlich Dixie und Swing aber auch Dave Brubek und Konsorten. Das war eingängig, modern und vor allem AMERIKANISCH - Und es gab ein völlig neues Lebensgefühl nach all dem 3.Reich-Sumpf.
    Dann kamen die 60iger-70iger und mit ihnen ganz andere """wüste""" Formen des Jazz- die für den Ottonormalverbraucher einfach völlig aus der Rolle fielen, das gewohnte Bild sprengten. Spätestens da hat dann wohl das eine den Anschluss zum anderen verloren, zumal "Jazz" bisweilen auch gleich mit Hippies, Freaks und Drogen verbunden wurde.
    (So habe ich das zumindest oft erlebt. Dixielandfrühschoppen ?? KLAR !
    >>Freejazz ?? Igitt--Alle voller LSD und sonem Zeug !- Vorurteile sind enorm Meinungsbildend! )
    Ich denke gerade in Deutschland hat da eben auch die soziale Nachkriegsentwicklung einen eigenen Anteil dran. In die gute Wiederaufbauwelt passten keine allzuschrägen oder gar unbequemen Töne.
    Irgendwie scheint sich das eben vererbt zu haben.

    Ich kenne es ja sogar noch von mir selber > in Amerika grossgeworden, wurde ich ständig mit "JAZZ" konfrontiert, so wie er im Radio lief, im Kasino gespielt wurde usw usf.
    Als ich dann das erste Mal eine Stan Getz Platte hörte war meine erste Reaktion darauf auch: WAS ? > Das ist doch kein JAZZ !!
    Aber ich hab s schnell begriffen und mich "weitergebildet" - ander wären evtl da stehen geblieben.Wenn dann Zeitgleich auch noch etliche andere Musikstile den Markt erobern, Rock und Pop über den Globus fegen in immer vorhandener Fülle aus jedem Radio und Walkman nach belieben - dann kann ich sehr gut verstehen, dass der Jazz zu einer Randnische geworden ist. Er ist nicht mehr BEQUEM sozusagen.

    LG

    CBP
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Interview mit Till Brönner:

    http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2002/04/12/a0171

    Auch recht interessant....

    CzG

    Dreas
     
  15. Shorty

    Shorty Ist fast schon zuhause hier

    der titel in diesem thread könnte geanuso lauten: welchen stellenwert hat noch kultur in unserer gesellschaft.
    die meisten hier sind aufs jazzhören genauso wie ich übers instrument gekommen. es sind definitiv heute weniger kids die ein instrument lernen. somit weniger leute die sich intensiv mit musik beschäftigen. und dann halt prozentual weniger für jazz. aktuell müssen die kids auf leistung getrimmt werden. geht im kindergartenalter schon los. weil die eltern panik haben, dass aus ihrem kind nix wird. denke, das wird sich auch wieder ändern.
     
  16. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Zitat Shorty :

    "aktuell müssen die kids auf leistung getrimmt werden. geht im kindergartenalter schon los. weil die eltern panik haben, dass aus ihrem kind nix wird. denke, das wird sich auch wieder ändern."

    Stimmt nur zum Teil ! Und dabei handelt es sich noch um die Klientel, heutzutage Helikoptereltern genannt, die ihre Kinder wenigstens noch zum Musikunterricht schicken.

    Ansonsten herrscht heutzutage in unserer Gesellschaft sehr häufig eine fröhlich gelebte Bildungsferne, in der das Musizieren oder wenigstens das Hören anspruchsvoller Musik keinen Platz mehr hat.

    Umfassende Elektronifizierung unseres gesamten Lebensbereiches, zunehmende Konsumorientierung, abnehmende Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen (Es muss sofort alles automatisch auf Knopfdruck funktionieren, geringer werdende Frustrationstoleranz), Erlebnisgeschwindigkeit vor Erlebnistiefe als gesellschaftliches Motto...

    Nicht, dass ich gesellschaftspessimistisch bin : Ich fürchte nur, dass sehr bald der soziologische Nährboden für anspruchsvolle Musik (Klassik/Jazz) immer mehr schwinden wird. :cool:
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Ist das wirklich so: Blues versteht man sofort, während man sich Bop erst "erarbeiten" muss, die Modern Jazzer waren "gebildeter" als die Rocker? :-o

    Das ist sicherlich das Image, was den Leuten eben tatsächlich den Zugang zu Jazz schwer macht, und dieses Image wurde von den Intellektuellen der 1960er und 70er Jahre besonders gepflegt, fürchte ich.
    Da haben sich (damals) junge Menschen von der "Masse" abheben wollen und "ihre" Musik gleich mitgenommen, sie haben den Nimbus erschaffen, es sei etwas Besonderes, Jazz zu hören, den müsse man "verstehen", könne man nicht einfach so konsumieren, gut finden - nee, nee, das ist echte ARBEIT! :lol:

    Tja, zum Lachen, wenn es im Endeffekt nicht so traurig wäre.
    Natürlich kann man auch Bop, Cool und besonders Free Jazz "mit dem Bauch hören", diese Musikstile haben ganz im Gegenteil eine extrem emotionale Komponente, die sogar wesentlicher ist als die intellektuelle, finde ich.

    Ich habe ja mit 12 Jahren angefangen, bewusst und gezielt Jazz zu hören, mir Platten zu kaufen, diese rauf und runter laufen zu lassen - nicht, weil ich so ein kleines Musikgenie war, sondern weil mir dieser Sound einfach gut reinlief. Das machte Spaß, da war was los, fetzig, BESONDERS Bebop!

    Rock und was damals in den 1970ern an "Jugendmusik" sonst noch lief war mir zu lahm, zu dröge, zu schwer, zu ERNST - entweder depressiv oder aggressiv, doch niemals nett, freundlich, lebensbejahend, so kam es mir vor.
    Jazz signalisierte mir hingegen, nimm alles doch mal etwas lockerer, "Probier's mal mit Gemütlichkeit", nicht umsonst ertönte in allen Disney-Zeichentrickfilmen immer Jazz, wenn's abging, wenn man mal feiern und Fünfe gerade sein lassen wollte.

    Und so ist ja auch die Musik:
    Hey, es geht um IMPROVISATION, man darf "falsche" Noten spielen, sogar mit großer Lust daran (Bebop), man darf auf alle einengenden Formalitäten verzichten (Free Jazz), dagegen ist doch Pop total festgelegt, streng und humorlos!! :-D

    Tja, das war mein Zugang zu Jazz als Teenager.
    Doch später bekam ich mit, dass man das nicht so locker sehen dürfe, es gebe ja im Jazz wichtige Regeln, man müsse erst irgendwelche Bücher lesen, Harmonielehre studieren, sein Instrument ganz, ganz extrem doll beherrschen, dann dürfe man VIELLEICHT mal etwas improvisieren, aber bitte nicht zu viel und bitteschön nach genauen Spiel- und Stilregeln.
    So hörte ich das von Lehrern wie auch Mitmusikern: Jazz ist etwas wahnsinnig Schwieriges, Komplexes, dem man sich nur ehrfürchtig zu nähern habe, um Spaß gehe es überhaupt nicht. :-(

    Gut, dass ich das nicht schon als Jugendlicher wusste und meine Kumpel aus der Fahrradbande, mit denen ich meine ersten Bands gründete, ebenfalls nicht - wir haben einfach munter drauflosgejazzt, dass es eine Wonne war, hatten jede Menge Spaß dabei, den wir uns auch nicht von gelegentlichen Jazz-Polizisten haben verderben lassen, ätsch! :)

    Aber das ist wohl des Rätsels Lösung:
    Jazz darf nicht lustig sein (BÖSER Dizzy Gillespie!), Jazz darf man nicht einfach so zum Vergnügen hören, also hat der auch nichts in allgemeinen Radio und Fernsehprogrammen verloren. Ganz einfach.
    Jazz ist eine BILDUNGSangelegenheit, also räumt man ihm höchstens mal nachts eine Nische ein, nach 22 Uhr, wenn die Jugend schon schläft, damit sie nicht vom gefährlichen Jazz verdorben werde. :cool:

    Die Intellektuellen sind schuld. Und Joachim Ernst Berendt sowie die anderen Jazzkritiker, die Jazz quasi zu einer Wissenschaft hochstilisierten.
    Dabei wollten die doch nur das Beste. Mal wieder war "gut gemeint" leider das Gegenteil von "gut". :roll:


    Jazzig-fröhliche Grüße,
    Rick
     
  18. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Jazz ist wirklich gefährlich!
    Beweis:
    http://klausmiehling.npage.de/get_file.php?id=19569347&vnr=910465

    Der muss es ja schliesslich wissen, denn er ist promovierter Musikwissenschaftler!

    Abhilfe:
    "...
    Wir brauchen Warnhinweise auf Tonträgern und Konzertkarten. Wir brauchen ein Verbot von Gewaltmedien in Schulen, und das bedeutet auch ein Verbot der verbreiteten aber pädagogisch nicht zu verantwortenden „Schülerbands”, für die mit staatlicher Unterstützung sogar Wettbewerbe organisiert werden.
    ..."
    Quelle: http://klausmiehling.npage.de/get_file.php?id=9808719&vnr=515758

    Tja, irgendwie habe ich das Ironie-Tag bei den PDFs vermisst ...

    Grüße
    Roland
     
  19. flar

    flar Guest

    Moin, moin Rick

    :top:

    Das bringt es dann mal ziemlich genau auf den Punkt, wer es nicht glaubt findet Rick in etlichen Beiträgen hier im Forum bestätigt, besonders was " Jazz darf nicht lustig sein" betrifft!

    Viele Grüße Ralf
     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Rick,

    deine Jazzbeginn-Erfahrungen finde ich recht interessant.

    Meinerseits war der Beginn mit der Jazz-Musik schon eher intellektuell.

    Ein musikalischer Schulfreund hörte damals Jazz und ich konnte dies nicht verstehen.

    Da ich aufgrund meines Elternhauses gewöhnt war, Klassik zu hören, war mir damals klar, dass ich mit der Jazzmusik befassen musste, wenn ich den Zugang finden wollte.

    Nach meiner ersten Schallplatte "Atlantis", die ich damals nicht verarbeitet bekam, kamen die "Einstiegsdrogen": Deodato, George Duke, dann Stanley Turrentine und Grover Washington, dann die Live-Hörerfahrungen im Jazzclub und dann war ich drin...

    Die Frage war damals weniger, ob mir etwas gefiel, sondern die Neugierde, was alles in der Musik möglich ist.

    Mein Jazzgeschmack hatte sich dann allmählich entwickelt.

    Musik ist für mich eine Welt, in der ich heute noch ständig forsche.

    Nach dem Jazz hatte ich dann die Klassik (nicht die Klischees) entdeckt.

    Es folgten der Argentinische Tango, die Rock- und Bluesmusik durch meine Band Don't Touch, ...

    Joachim Ernst Berendt war für mich damals sehr wichtig, weil meine musikalische Hörforschung immer auch ein intellektueller Prozess ist. Wenn ich eine neue Musik entdeckt hatte, dann musste ich auch möglich alles über diese Musik wissen.

    Die meisten Menschen konsumieren Musik. Ich lebe in der Musik.

    Andere Menschen lesen literarische Werke und leben in der Literatur. Ich konsumiere Romane, Krimis, ...

    Ich denke, dass das intensive Befassen mit einer dieser künstlerischen Welten immer ein intellektueller Prozess ist.

    Im Prinzip ist dies Bildung.

    Gruß
     
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