Wenn man eine Klarinette oder eine Flöte verkauft.......

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von bluefrog, 22.August.2017.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    nur mal meine Meinung zu einem Embargo dieser Art.

    Wenn ich in ein Land Waren ausführe, ok, so weiß ich wohin das geht, und wenn es ein Embargo gibt, dann darf ich das nicht.
    Kommt eine beliebige Person in meinen Laden, kauft und bezahlt bar, so habe ich grundsätzlich überhaupt keine Chance zu erkennen, ob der Mensch aus einem embargobetroffenen Land kommt. Ich bin ja nicht verpflichtet, jeden Kunden nach seinem Reisepass zu fragen, und ob das nun ein Nord- oder ein Südkoreaner ist, wie soll ich das wissen, selbst wenn ich die Sprache zuordnen kann.
    Es gibt also nach meinem zugegebenermaßen laienhaften juristischen Verständnis überhaupt keine Handhabe gegen den Musikalienhändler, und das von Vorneherein nicht. Sollte die Staatsanwaltschaft also rechtens gehandelt haben, so ist da m.E. grundsätzlich etwas faul im Umgang mit dieser Art Embargos. Da wäre die staatsanwaltschaftliche Intelligenz tatsächlich besser in der Aufdeckung anderer, weitgehend verdeckter Geschäfte angelegt.

    Gruß,
    Otfried
     
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  2. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Embargo hin, Embargo her...zuerst finde ich es traurig, das in unserem Lande Musikinstrumente als Luxusgüter angesehen werden. Es sind Instrumente, Handwerkszeug für jeden Musiker (egal ob Profi oder Amateur), ich will hier nun keine Diskussion lostreten, was Musik in uns bewirkt. Als von wegen Luxusgut. Eine Perlenkette ist ein Luxusgut, ein SUV, ein Sportwagen...
    Dass hier eine breite Zustimmung zum Behördenvorgehen herrscht, kann ich nicht nachvollziehen. Bei aller Liebe zu Vorschriften und Regeln: der Kopf ist nicht nur zum Haareschneiden da. Und zu guter Letzt, bevor ich mich wieder meinen Luxusgütern zuwende: wie wäre es, wenn einmal darüber diskutiert würde, ob nicht über Musik wieder ein Dialog zu den "embargoisierten" Ländern ermöglicht würde? Aber neee is' klar, mit Waffenexporten aus unserem Land in andere Schurkenstaaten lässt sich vortrefflich verdienen!
     
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  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Nun ja, die haben ja die Adresse "Pjöngjang" gesehen. Sollte man schon seitens der Allgemeinbildung wissen, dass die Stadt in Nordkorea liegt.

    Dann wußten sie ja offensichtlich um das Embargo. (Zitat in etwa: "An einen Offiziellen aus Nordkorea hätten wir nicht verkauft")

    Also haben sie sich mit der Thematik schon beschäftig, und dann überlesen, dass das Embargo für alle Nordkoreaner gilt? Als gewissenhafte Kaufleute?

    Finde ich nicht sehr glaubwürdig.

    Für mich liest sich das eher so: "Schöner Auftrag über 9.000,-€...ah, geht an Privatleute....da wird man wohl nicht so genau hinschauen....also freuen wir uns über den Umsatz...."

    Und dann war der Schreck groß, dass doch ermittelt wurde.

    Auch eine Möglichkeit wie es gelaufen sein KANN!

    Daher halte ich mich auch bei solchen Berichten mit Beileidsbekundungen zurück, weil ich einfach keinen aussagefähigen Überblich über den Fall habe, nur die Darstellung EINER Seite kenne.

    CzG

    Dreas
     
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  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Dreas

    es geht mir um den prinzipiellen Unterschied zwischen einer Sendung und einem Barkauf in einem Laden hier in diesem Land.
    Als Verkäufer bin ich nicht verpflichtet, die Identität dessen nachzuprüfen, dem ich was verkaufe, es seidern es sind "besondere" Waren, was bei Musikinstrumenten nicht der Fall sein dürfte. Von daher besteht prinzipiell nicht die Möglichkeit, dass ich weiß, um wen es sich da handelt, und nur das zählt für die juristische Einordnung.

    Gruß,
    Otfried
     
  5. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem


    Ja schon, aber wenn auf Rechnung verkauft wird, die geht nach Nordkorea und das Geld kommt von dort, dann werden die Instrumente abgeholt, ist es nicht wirklich ein Barverkauf, bei dem man eben nicht weiß wer/woher der Käufer ist. Wir hatten im Büro auch schon Anfragen ach unseren Dienstleistungen aus Nordkorea, da gehen eigentlich immer die Alarmglocken an...

    LG StefAlt
     
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  6. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nun schreibe ich doch noch was dazu...
    Stark bemäkelt wurde ja die Dauer des Verfahrens. Und es wurde bemerkt, dass diese Petitesse doch schnell hätte beendet werden können, um sich dann ernster staatsanwaltlicher Tätigkeit zuzuwenden. Wie wäre es mit folgender Hypothese :
    Ob es denn ein "richtig fetter" Verstoss war, dass weiß auch der Staatsanwalt erst, nachdem er genau hingeguckt hat. Könnte ja auch ein ganz exotischer Fall von Geldwäsche sein.;-)
    Mglw werden über diese Dienststelle noch andere Ermittlungen laufen. Die Ressourcen müssen also verteilt werden. D.h. auch andere Fälle, von denen wir nichts wissen, werden nicht so schnell abgearbeitet, wie es theor. möglich wäre.
    LG quax
     
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  7. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Zumal die Staatsanwaltschaft ja die ganze Sache untersucht hat und nicht nur die Schuld des Musikgeschäfts. Da ist es ja auch darum gegangen, wie die Zahlungswege waren usw.

    Es werden, soweit ich das verstanden habe, ja auch nicht alle Instrumente als Luxusgut verstanden. Billiginstrumente dürfte man dorthin wohl en gros verkaufen dürfen. Es geht um speziell teure Instrumente, die sich das einfache Volk nicht leisten kann, sondern nur die Elite - die will man treffen.
    Man muss schon genauer hinschauen...
     
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  8. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Für Musikinstrumente sollte es kein Embargo geben. Damit ist doch kein Schaden anzurichten. (Mit Sängern schon eher)
     
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  9. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ihr eine kurze Ablenkung von der ernsten Politik braucht, dann empfehle ich an dieser Stelle das Moranbong Orchester. Das ist die nur mit jungen Damen besetzte staatliche James Last Fernsehkapelle der Volksrepublik Nordkorea, bei der kein Auge trocken bleibt. Wenn ihr bei diesem Medley drei Minuten durchhaltet, dann werdet ihr auch mit einem hießen Tenorsolo belohnt.
     
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  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Noch einmal zum Mitdenken: es geht nicht um "alle Musikinstrumente", sondern um "teure Musikinstrumente". Die Nordkoreaner können sich also alle Arten von Musikinstrumenten kaufen, sind in ihrer Musikalität also nicht eingeschränkt. Nur solche Instrumente, die sich sowieso nur die Reichen dort leisten können, sind ausgeschlossen, denn genau die Elite will man treffen. Was ist daran so schwierig zu verstehen?
     
  11. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Was sind teure Musikinstrumente? Ein Saxophon das 3.00.- kostet sicher nicht, aber ein E-Gitarre für 3.000.- schon? In einem Land, wie Nordkorea kommt eh blos die Elite auf die Idee ein Musikinstrument in die Hand zu nehmen. Der Rest kämoft um's Überleben.
     
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  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das, was in den Sanktionen definiert ist. Darüber braucht man nicht philosophieren.
    Und ansonsten solltest Du Deine Vorurteile über das Leben dort durch Information ersetzen...
     
  13. saxology

    saxology Ist fast schon zuhause hier

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  14. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Also das stelle ich mir dand lustig vor. Um ein wirklich extremes Beispiel zu nehmen:
    Ein hochwertiger Konzertflügel ist einfach wesentlich teurer, als eine entsprechend hochwertige Mundharmonika :).
    Jedes mögliche Instrument müsste also "eingepreist" werden. Da ist es schon besser, wenn ganz leichtfüßig von Fall zu Fall entschieden werden kann.
    Ich glaube solche "fuzzy-logic"-Formulierungen sind in Gesetzestexten nicht mal so selten. Schon angefangen bei der (unscharfen) Würde des Menschen .
    LG fuzzy-quax
     
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  15. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

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  16. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Und 9.000,-€ für Klarinette und Querflöte?

    Gibt's bei Thomann sicher günstiger...;)

    CzG

    Dreas
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Noch ein Aspekt, der hier noch gar nicht erwähnt wurde.

    Das Prokopfeinkommen in Nordkorea beträgt durchschnittlich pro Monat 120,-€. Also für die beiden Instrumente müßte ein Koreaner sein gesamtes Monatseinkommen für 75 Monate....6 1/4 Jahre...sparen...darf aber nichts essen, trinken, heizen...etc....:oops:

    Und da kommen dann ""Studenten" aus Nordkorea (wer darf denn überhaupt im Ausland studieren?) und kaufen für 9.000,-€ 'ne Klarinette und 'ne Flöte!!!!....:eek::eek::eek::eek:

    Das sind doch genau die, die die durchschnittliche Bevölkerung hungern lassen....

    Oder glaubt hier jemand, daß man als Normalbürger aus Nordkorea in Berlin studieren darf, und sich, natürlich, solche "Luxusgüter" leisten kann?

    Das sind Aparstschiks, Nutznießer des Systems, die auf Kosten der Durchschnittsbevölkerung ein luxoriöses Leben führen.

    Manche Komnentare hier sind einfach nur naiv...oder weltfremd...:rolleyes:

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29.August.2017
  18. quax

    quax Gehört zum Inventar

    coooooooool bleiben.....
    die Aufregung hier sind diese Leute mglw nicht wert.
     
  19. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Ich vermute mal, dass die Käufer Profimusiker, Orchstermusiker oder Professoren an einer Hochschule waren. Sehr unwahrscheinlich, dass ein "Apparatschik" sich so ein Instrument anschafft. Im Artikel wurde erwähnt, dass sie die Instrumente sehr gut beherrschten.

    Wen trifft also das Embargo? Musiker.

    Ich lese gerade von Julian Barnes "Der Lärm der Zeit". Es ist eine als Roman aufbereitete Biographie von D. Schostakowitsch. Wie Schostakowitsch den Stalinismus überlebte, die Schwierigkeiten, seine eigene Musik zu schreiben während Stalin "Musik für die Werktätigen" verlangte. Wie so etwas aussehen kann, haben wir hier:
    Kollegen, die die DDR miterlebt haben, kennen das, wenn auch in abgemilderter Form.

    Ich bin ziemlich schockiert - da geht es mir wie @sachsin - wie kaltherzig hier das Thema von manchen diskutiert wird. Von "ein Embargo ist ein Embargo ist ein Embargo" ist nur ein kleiner Schritt zu "ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg". Im Irak haben wir es erlebt: Wie viele Kinder sind dem Embargo - wohlgemerkt vor dem Krieg - zum Opfer gefallen? Hier ist ein Artikel dazu, nicht gerade aus einer linksradikalen Quelle:

    https://www.welt.de/debatte/komment...sene-Krieg-gegen-Iraks-Zivilbevoelkerung.html

    LG Helmut
     
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  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @bluefrog

    Nein, ich bin diesmal nicht bei Dir!

    Diese Profimusiker sind aber auch da wo sie sind, weil sie sich dem verbrecherischen System angepasst haben!

    Ja, sind Musiker....aber wer darf denn in einem totalitären System wie Nordkorea überhaupt Musik machen, im Ausland studieren, international auftreten, teure Instrumente kaufen? Doch nur wenn Du "spurst", das System unterstützt...war bei Hitler auch nicht anders.

    (selbst ein 400,-€ Sax von Thomann ist in Korea ein Luxusgut)

    Entweder die Söhne und Töchter der Staatselite...oder wirklich gute Musiker, die letztlich aber für die Staatsoropaganda mißbraucht werden...DIE kannst Du aber an einer Hand abzählen.

    Und die Nutznießer, verwöhnte Kids (die nichts dafür können, weil sie es nicht wissen), eines Verbrecherstaats bedürfen keiner Unterstützung....jeder kann eine andere Meinung...

    Und ich finde es überhaupt nicht kaltherzig, wenn ich hinterfrage, was die "Holzbläser" motiviert hat...wissentlich!...die Instrumente an Nordkoreaner verkauft zu haben.

    CzG

    Dreas
     
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