Wer Grundtöne hört, spielt Klavier - Wer Obertöne hört, Saxophon

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 19.Dezember.2022.

  1. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Ich oute mich als Grundtonhörer bis hin zum extremen Grundtonhörer, bei drei Mal testen. Mit den Earbuds war es für mich auch immer eindeutig, muss mal andere Kopfhörer/Lautsprecher ausprobieren. Ich habe bei den zwei Klängen immer nur jeweils eine Tonhöhe wahrgenommen. Habe ich das richtig aus dem Thread herausgelesen, das einige von Euch einen Akkord oder ein Intervall je Klang hören und deswegen sich nicht zwischen auf oder ab entscheiden können?

    Ich finde es sehr interessant, faszinierend und überraschend. Auf dem Level von Farben erscheint es mir so als würde es Leute geben, die gleichzeitig rot und grün wahrnehmen, wenn sie gelb sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Wahrnehmung so unterschiedlich ist und trotzdem die gleiche oder ähnliche Wirkung bei verschiedener Wahrnehmung in Bezug auf Akkordfolgen vorhanden sind. Hören Obertonhörer transparenter? Hören Grundtonhörer mehr Klangfarben?

    Können die Obertonhörer dann auch einfacher die einzelnen Töne in Akkorden identifizieren?

    Ist die die Kategorisierung genetisch bedingt oder durch Priming?

    Das genaue Spektrum der Klänge würde mich interessieren. Ich dachte erst, dass es im Grunde auf Ideen der Shepard Skala basiert, wo sich die Zusammensetzung der Obertonstärken so verändert, dass sie gewissermaßen gleichzeitig hoch und herabgeht. Aber da steckt scheinbar mehr dahinter. Oder wie hören Obertonhörer die Shepard Skala bzw. den Shepard Ton?
     
    Rick und sanne83 gefällt das.
  2. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Ich selbst habe jeweils nur einen Ton gehört und somit eine eindeutige Richtung. Ich schätze, die Obertonhörer hören immer zwei Töne, die sich teilweise gegenläufig bewegen, und finden dieses Experiment unsinnig/seltsam? Oder gibt es Obertonhörer, die auch bei genauem Hinhören nur einen Ton hören? Das konnte ich dem Thread nicht entnehmen.
     
    Rick gefällt das.
  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wenn du dich damit auseinandergesetzt hast, solltest du auch wissen, daß man mit den Antwortmöglichkeiten lenken kann in welche Richtung die Ergebnisse bei Probanden sich bewegt. Schränkst du die Antwortmöglichkeiten ein veränderst du das Ergebnis, da sind die Abstufungen nicht hilfreich, denn die entstehen auf der Basis was die Person anklickt. Wenn sie beides hört (und dazwischen hin un her schalten kann) musst du dann schon als Proband einen Plan entwickeln wie du klickst damit es ausgewogen ist, weil der Test es selber nicht anbietet. Wenn der Test so ausgelegt ist, daß man Angst haben muss, daß bei mehr grösseren Auswahl auch ein anderes Klickverhalten entsteht, stellt sich die Frage, ob der Test in dieser Form dann Sinn macht.



    Darum geht es mir nicht. Ich kenne Menschen, die hören nicht ob ein Intervall aufwärts oder abwärts geht und erst nach dem 5. mal hören nehmen sie es wahr.



    Wie bei dem Test Ausreißer erfasst werden sollen, ist mir ein Rätsel.



    Und wer legt fest was sehr gute sind? Auch zählt die Umgebungslautstärke, sogar der Erschöpfungsgrad des Probanden etc.
    Wie du schon gesagt hast, ist nicht ganz trivial so ein Test.



    Es gibt mehr Leute mit Hörproblemen als man glaubt.
     
    Rick gefällt das.
  4. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich muss mir aber Gedanken machen können, was die Basis/Bedingungen des Test war, erst recht wenn dann damit bestimmte Theorien verbunden sind.
    Ich habe mich selber eine kurze Zeit mit Umfragen und Tests (beruflich) mal beschäfitgen müssen (sowohl als Probant als auch Entwurf von entsprechenden Umfragen bzw. Tests). Es ist halt wirklich nicht trivial und man muss schon sehr aufpassen, daß man nicht die Ergebnisse beim Probanden lenkt.
     
    giuseppe gefällt das.
  5. Matthias Wendt

    Matthias Wendt Ist fast schon zuhause hier

    Genauso war das bei mir. Ich hab immer zwei Töne gehört und wusste nun überhaupt nicht, was ich jetzt klicken soll. Hab dann nach gehörter Tendenz geklickt: ging die deutlicher hörbare Stimme nach unten, hab ich rechts geklickt, ging sie nach oben, links. Wobei die für mich deutlich hörbarere Stimme mal die Ober- mal die Unterstimme war, aber das war für mich nicht das entscheidende Kriterium.
    Das war jetzt sicher falsch geklickt, ich hab den Test schlicht nicht verstanden:(
     
    Rick gefällt das.
  6. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Also ich als extremer obertonhörer höre immer nur zwei Töne pro Beispiel. Mal geht das intervall rauf, mal runter. Die grundtonhörer hören das intervall genau andersrum.
     
    Rick und bhimpel gefällt das.
  7. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich bin ausgeglichen. Ach wie schön, wenigstens einmal :D
     
    Rick und giuseppe gefällt das.
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich glaube, ohne es zu wissen, dass viele Leute oft zwei oder sogar drei Töne hören, ABER eine Linie ist dominant, die hört man lauter, lieber, stärker, wie auch immer.

    Aber bei fast allen Probanden war es nicht schwarz oder weiß, kaum jemand Landesbank Rand des Spektrums. Also haben die manches anders gehört oder waren nicht sicher.

    Wenn du, @ilikestitt, so ausgeglichen hören kann, dass du dich nie entscheiden kannst, ist der Test für dich nicht optimal. Wenn das jetzt 50% der Probanden so geht, ist es blöd, da hast du recht. Wenn du einer in 100 bist ist es OK.
     
  9. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Genau, mal mehr, mal weniger.

    Bei Farben haben wir nur drei Rezeptoren, aus denen wir alle Farben mischen. Im Ohr haben wir viele "Frequenzrezeptoren" über das ganze Hörspektrum verteilt - da können wir tatsächlich mehrere Frequenzen zugleich wahrnehmen. Was das Hirn daraus macht, ist dann eine andere Frage.

    Die "Obertonhörer" hören auch nur (vorwiegend) einen Ton - den oberen...

    Die, die "beides" hören, hören zwei Töne, das Intervall, was auch immer. Bei einem (bereits von mir angesprochenen) Beispiel habe ich "Quint - Terz" gehört, und dann anhand eines der beiden Töne, wo die jeweils liegen.

    Bei der Shepard-Skala geht nichts abwärts - es wird immer unten was hinzugefügt und oben fällt was weg, also aus dem Hörbereich raus.

    Hab ich gesagt, bilde ich mir ein.

    Vor der Befragung hast Du kein Ergebnis, also veränderst du es durch die Wahl der Antwortmöglichkeiten auch nicht. Wir sind uns ja einig, dass die Wahl der Antwortmöglichkeiten kritisch ist. Ich hab dargelegt, worin ich die Gefahr von "beides" als Antwortmöglichkeit sehe.

    In der Regel wählt man das (und soll es auch und wird ggf. darauf hingewiesen), was man zuerst oder stärker hört. Ich hatte selbst ein Beispiel (Quint - Terz), wo ich tatsächlich null Präferenz für das eine oder andere hatte - nu, war ein Beispiel einer Person "Münzwurf". Das fällt nicht ins Gewicht. Hast Du mehrere solche Beispiele, nimmst Du einmal das, einmal das, und was wird das Ergebnis sein? "Ausgeglichener Hörer".
    Man kann auch alles unnötig kompliziert machen...

    In welche Kategorie auf der Skala "Grundtonhörer - Obertonhörer" (im Sinne des Test) würden die für Dich fallen? Die Beispiele hat man ja beliebig oft abspielen können - so kommen sie zu einem Ergebnis.

    Solltest Du es lösen wollen, musst Du Dich mehr mit Statistik beschäftigen.

    Uiuiui, die Definitionskeule...

    stimmt, beeinflusst aber nicht die Auswahlmöglichkeiten.

    Meinst Du jetzt "Du persönlich" oder allgemein? Du persönlich "musst" es nicht, Du musst den Test nicht einmal machen. Die Testdesigner werden es getan haben.

    Wie gesagt, da sind wir uns ja einig.

    Schöne Autokorrektur... :D
     
    Rick und giuseppe gefällt das.
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Weil ich wissen wollte, welche Grundtöne zu den Klängen gehören, habe ich die Töne mal analysiert. Man hört immer zwei, drei, oder vier aufeinanderfolgende Teiltöne eines nicht als Sinuswelle existierenden Grundtones.

    upload_2022-12-27_18-6-16.png

    Im Bild sind es der 3.,4., und 5. Teilton des E4. Die Teiltöne sind alle gleich laut.
     
    bhimpel, giuseppe und quax gefällt das.
  11. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Beim dem konkreten Beispiel würde ein Grundtonhörer also nicht den tiefsten Ton, sondern der Periodizität entsprechend das E hören. Richtig?
     
    ppue gefällt das.
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Ganz genau. Hier sind die Obertöne vom E4 eingezeichnet:

    Unbenannt-1.jpg


    Ja, super ausgedrückt. Ich schrieb ja extra, dass in dem Klang keine Sinuswelle des Grundtones E4 mitschwingt und dennoch ergeben die drei Sinuswellen der Teiltöne eine Grundschwingungperiode, die sich erst bei der Wellenlänge des E4 wiederholt. Optisch einfacher zu erkennen. Oben die Addition der drei Teiltöne, unten die Sinusschwingung von 334 Hertz.

    upload_2022-12-28_9-41-13.png
     
    Silver und giuseppe gefällt das.
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich habe jetzt den Kopfhörer gewechselt und höre deutlich Grundschwingung und Obertöne. Somit ergeben sich meist gegenläufige Richtungen. Einen Bauch, aus dem heraus ich jetzt entscheiden könnte, welchen Button ich drücken sollte, verspüre ich nicht, denn ich höre beide Bewegungen unabhängig voneinander.
     
    Silver, Rick und giuseppe gefällt das.
  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Wenn ich es analytisch höre, kann ich alle Bewegungen raushören, die der einzelnen Töne, als auch der Grundtöne..
    Spontan geantwortet ergibt sich aber für mich eine jeweils eindeutige melodische Bewegung des Gesamtklanges, die mich gemäß deren Auswertung als ausgeglichenen, bzw. leichten Obertönhörer klassifiziert.

    Ich finde den Test ganz interessant, und wenn die den Test mit entsprechend vielen Leuten gemacht haben, und dann einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Instrument, das die Leute spielen, und der Art des Hörens feststellen, ist auch das interessant.

    Daraus zu folgern, wer für welches Instrument eher geeignet ist, ist natürlich falsch.

    Und es wird immer Leute geben, bei denen der Test gar nicht funktioniert.

    Gruß,
    Otfried
     
    quax und Rick gefällt das.
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das wirklich interessante an der Forschung finde ich, dass sie einen Zusammenhang gefunden haben mit der Art des Hörens und der Gehirnhälfte, deren Hörrinde dominant ist und mehr der Hörarbeit macht. Das heißt selbst wenn wir die gleiche Musik machen, z.B. gemeinsam, sind wir doch messbar unterschiedlich gestrickt, haben teils andere Verschaltungen in der Birne und hören was anderes. Super spannend, und irgendwie auch verständlich, wenn das manchen Unbehagen bereitet…
     
    quax und Rick gefällt das.
  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist genau das, was die Studie zeigt, zu der dieser Kurztest gehört. Aber nicht ein noch so kleines bisschen mehr.

    Vor allem nicht, ob „Grundtonhörer“ (sich den Grundton zu den Partialen Hinzudenkende) besser geeignet sind, bestimmte Instrumente zu spielen.
    Ebenfalls nicht, ob „Obertonhörer“ (sich den Grundton nicht Hinzudenkende) und sogar „Analytische, von Testaufbau und Anleitung nicht überzeugte“ wie @ppue nun etwas nicht hören…

    Die Studie ist, für thematisch interessierte, auch so schon spannend genug.
    Andere (denen es nicht eh Wurscht ist) empfinden ein gewisses Unbehagen…
     
    giuseppe und Rick gefällt das.
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich hatte den Test falsch verstanden und höre ihn jetzt mit anderen Ohren. Auch die Grundtöne. Nicht zuletzt, weil ich die alten Sennheiser-Kopfhörer wieder heraus gekramt habe.

    Meine Kurven sollen aufzeigen, dass man sich den Grundton nicht "dazudenkt". Nein, er ist vorhanden, denn die komplexe Welle wiederholt sich erst genau in der Länge, die der theoretisch errechnete Grundton hat. Beide Wellen oben in meiner Grafik schwingen auf E4 Hertz.
     
  18. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    @ppue Interessant wäre auch, was sich ändert, wenn man die verschiedenen Frequenzen auf beide Ohren verteilt. Hört man die Grundfrequenz dann genauso laut wie vorher? Ich behaupte ja. Man denkt sich die Grundfrequenz zwar nicht dazu, aber sie entsteht denke ich erst im Kopf. Aber vielleicht ist der Grundton auch leiser. Muss ich mal testen.

    Ein anderes Phänomen, Schwebungen/Beats, verringert sich beispielsweise erheblich, wenn man zwei minimal verschiedene Frequenzen auf beide Ohren verteilt. Mit anderen Worten, das entsteht nicht erst im Kopf, aber es entsteht auch im Kopf.

    Diese Periodizität steckt z.B. auch hinter der Grundfrequenz, die man im Telefon hört, obwohl sie nicht übertragen wird. Und möglicherweise steckt die Periodizität auch hinter der Wahrnehmung von Dissonanz in Akkorden.
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.Dezember.2022
    Rick und giuseppe gefällt das.
  19. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Quatsch, die Frequenz ist auch außerhalb unseres Kopfes vorhanden, daher hören wir sie, wie @ppue geschrieben und anschaulich gezeigt hat. Wahrscheinlich ist daher der Grundton beim Verteilen auf zwei Ohren nicht mehr so laut hörbar, ähnlich wie bei den Schwebungen.
     
    Rick gefällt das.
  20. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Kannst Du das mit der Schwebung erklären?
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden