Wer von euch denkt/Improvisiert in Upper Struktures?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von auge, 7.Mai.2013.

  1. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem



    Hi Guenne,

    danke! Ich finde Du hast das ganz anhörlich dargestellt, so dass man die unterschiedlichen Färbungen erkennen kann.

    Sicher gibt es mehr als einen Weg um dort hinzukommen. Ich kenne das Konzept nicht, von dem Du dieses eine Notenblatt eingestellt hast. Ich denke aber, da ist schon mal intellektuelle Vorarbeit nötig z.B. um auf C# minor zu kommen. Was mir auffällt ist, dass alle Skalen als "minor scale" bezeichnet werden. Das mag ja formal ok sein, aber ich finde es irreführend, weil es nichts mit dem zu tun hat, was für's Ohr dabei herauskommt.

    Rein ökonomisch gedacht bleiben von dem ganzen Konzept vielleicht 3 modes übrig, die mir über dom7 gefallen.

    Mir wäre das ehrlich gesagt zuviel Ballast und zuviel um die Ecke denken.

    Man könnte ganz ketzerisch sagen, dass die Empfehlung genügen würde mit den modes von melodisch moll zu experimentieren. Aber damit lässt sich keine Harmonielehre drucken... :lol:

    Ich denke der entscheidende Punkt ist, dass mit dem Material gearbeitet werden muss, um es ins eigene Spiel zu integrieren. Ob eine Idee nun einem Konzept entspringt oder einer Aufnahme entnommen wurde, halte ich nicht für entscheidend.


    Liebe Grüße

    Chris
     
  2. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    nichts anderes macht diese Zusammenstellung meines Lehrers..
    Es ist das, was er im Laufe seines musikalischen Lebens für sich geübt hat.
    Es ist keine "Anleitung", nur ein Ansatz, bestimmte Dinge vom Intellekt und vom Gehör verstehen zu lernen. Insofern ist es mir weniger suspekt als irgendwelche Licks ohne Erklärung (wo ich nun bei vielen erkenne, woher die kommen.)

    Mein Gespiele war nur als kurze Antwort gedacht, da lässt sich mit den einzelnen Modes natürlich musikalisch einiges mehr sagen.

    Ich kann nur sagen, dass es für mich wesentlich besser funktioniert als alles, was ich bis jetzt gemacht habe.

    Und zum Schluß ein Satz von Bill zu den Übungen im Buch, der mir im Kopf sitzt: "If you can play it, don't ever practice it again..."

    Liebe Grüße,
    Guenne

     
  3. jimmybend

    jimmybend Kann einfach nicht wegbleiben

    Akkordeonspieler, die Jazz spielen MÜSSEN z.b. immer in Upper-Strukuren denken. Linke Hand die Grunddreiklänge, rechte Hand die Töne darüber. Und da kenne ich ein paar wirkliche Virtuosen.
    Allerdings geht´s beim Akkordeon nicht erst nach den Septimen los, sondern schon vorher.
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Stimmt.

    Mit der linken Hand kannst du aber auch tricksen: z.B.: D-Bass + F-Dur-Akkord = Dm7.

    Die Halbautomatik der linken Hand ist im Prinzip genial, aber hemmt ungemein, wenn du harmonisch weiter gehen willst.

    Das Denken in Upper-Strukturen ist mir geläufiger als ich gedacht habe.

    Gruß



     
  5. jimmybend

    jimmybend Kann einfach nicht wegbleiben

    In Upperstrukturen zu denken ist ein möglicher Weg, es ist ein valides Modell. Aber ich nehme mir auch die Möglichkeit des offenen Denkens und der praktizierten Umdeutungen.
    In der Praxis schieben vor allem Bass und Gitarre die Chords chromatisch durch, das heißt die Quintensprünge werden zu chromatischen Linien.
    Diese Umdeutungen nennt man sub-V und related-II-moll. Durch den sich ergebenden neuen Grundton, der einen Tritonus springt, werden zum Grundton des Chords die Töne funktionell anders.
    terz wird zu sept
    sept wird zu terz
    13 wir zu #9 .....
    allgemein werden gerade Tensions zu alterierten und umgekehrt.
    Und da ich das IMMER anwenden darf, wirds mit dem Denken in Upperstrukturen ein wenig blockierend und weniger offen.
    Ich persönlich denke meist nicht in Upperstrukturen, das dauert mir zu lange und ist mir zu starr. Bis ich das hab ist der Chord auch schon wieder vorbei.
     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich möchte noch was von Bill zu dem Thema anbringen, wo das, was ich geschrieben hab, besser erklärt ist:

    http://billplakemusic.org/2013/07/18/the-most-useful-scale-in-jazz-improvisation/

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  7. Gast

    Gast Guest

    Danke für den Link! Das ist wirklich verblüffend - ich brauche allerdings ein bischen Zeit, um die ganze "Tragweite" zu überblicken.

    Herman
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi Guenne,

    danke, sehr interessant von dieser Seite zu betrachten. Ich denke die melodisch Moll Tonleiter ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie sehr wir auf Dur und Moll geeicht sind und wie ausgeprägt unsere Hörerwartungen sind.

    Die MM sieht ja nicht spektakulär aus und hat weder chromatische Reihen noch kleine Terzsprünge.

    Interessant wird sie, wenn man alle modes durchspielt, aufwärts und abwärts, und immer darauf achtet, 1. ab wann die eigene Hörerwartung nicht mehr erfüllt ist und 2. was die Hörerwartung bis dahin war.

    In der Grundform geht es vermutlich den meisten gleich: aufwärts ist alles "normal" bis die maj7 kommt. Hier zuckt man erst mal und denkt sich:falsch. Die Erwartung war b7 und damit eine dorische Skala.

    Abwärts ist es ähnlich, bis zur b3 hat sich ionisch im Gehör etabliert.

    So kann man alle modes durchspielen. Immer wieder taucht mehr oder weniger Bekanntes auf (natürlich ist das abhängig von der eigenen Erfahrung und den Hörgewohnheiten), mal eine Ganztonleiter, dann eine HTGT, um dann doch nicht zu Ende gebracht zu werden.

    Ich hatte meistens eine relativ klare Vorstellung davon, was als nächster Ton kommen "müsste", außer beim 6.mode. Da klingt irgendwie alles "strange".

    Dass sich die melodisch Moll besonders für Dominanten anbietet, hast Du ja schon klanglich dokumentiert. Da hast Du verschiedene Klangfarben über dieselbe Dominante ausprobiert. Bill geht das in seinem Beitrag von der anderen Seite an, er spielt dieselbe Skala über verschiedene Dominanten.

    Auch ein schönes Spiel, die MM über alle 12 Dominaten und dann nach Spannungsgrad sortieren...

    Ach ja, ein Leben ist zu kurz..... :)

    Liebe Grüße

    Chris
     
  9. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    MMA (mel moll auwärts) enthält ja sowieso drei dominantskalen als modi, lydisch dominant, mixo b13 und alteriert. mehr als alle anderen stammskalen. und mit denen kann man hervorragend tritonus-ausgetauschte 2-5 bindungen in dur bedienen.

    ich finde, mit mma kann man sehr schön ziemliche spannung über einen längeren bogen erhalten.
    interessante betrachtungen von bill jedenfalls, thx für den link an guenne.

    gruß
    zwar
     
  10. horrorsax

    horrorsax Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo,

    puuuhhhh, das ist aber schwere Kost hier..ich verstehe nur :bahn:
    Ich befasse mich jetzt zwar auch vermehrt mit der Musiktheorie; aber Stufe 7,9,11, Upper Structures usw. - keine Ahnung was das ist; aber eines ist mir in letzter Zeit, wo ich ja mehr oder weniger täglich lange übe, wenn ich nicht, so wie letzte Woche zufällig im Krankenhaus rumliegen muss, aufgefallen:

    Ich übe ja immer brav meine Tonleitern inkl. Dreiklänge usw. Dabei sind mir von selbst bestimmte "Greifregeln" aufgefallen, die scheinbar den von Euch genannten Theorien zugrunde liegen; mit anderen Worten zäume ich scheinbar das Pferd von hinten auf, jetzt muss mein Lehrer mir nur noch sagen, was das ist, das ich da spiele, bzw. was mir aufgefallen ist... :roll:

    LG

    Thomas
     
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