Wettbewerb und die Folgen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 5.Oktober.2019.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich weiß nicht Rick, systemimmanent schon, aber nicht wegen eines Hochschulsystems, sondern weil es im Jazz so tradiert ist. Frag mal jemanden wie Harold Mabern, ich hatte das Glück, bei seiner vorletzten Tour längere Gespräche mit ihm zu führen (ich hätte die mal aufzeichnen sollen, was für eine Legende, absolut wunderbarer Mensch, sein Tod hat uns tief getroffen).
    Ich denke, dass sich dieser Vibe dann auch automatisch auf den Hochschulbetrieb (der ja viel viel später kam) übertragen hat, denn ein Großteil der Jazz Education kommt ja auch aus den Staaten, da ist doch klar, dass da vieles aus der vorherrschenden Szene (und das ist nunmal New York) übernommen wurde.
    LG Juju
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Alle älteren afro-amerikanischen Jazzer, die ich kenne bzw. kannte, haben mir das Gegenteil berichtet - gegenseitiger Respekt und Miteinander waren ihnen wichtig, das kommt ja auch aus der "schwarzen" Tradition, dieses "Wir sind eine Gemeinschaft"-Denken.
    Gerade in NYC gab es doch eine enge Community unter den Jazz-Musikern Harlems!

    Aber ich beziehe mich damit vor allem auf die "Mainstream-Zeit", also 1920er bis 1960er Jahre, danach waren alle älteren Musiker, die ich getroffen habe, schon weg aus New York - vor allem um dem US-Rassismus aus dem Weg zu gehen sind sie lieber nach Europa ausgewandert.

    Doch in meiner Tour-Zeit der 1990er habe ich auf Festivals viele, auch jüngere Musiker getroffen, die genau so drauf waren. Und eine Bekannte, eine (studierte) Saxofonistin aus Deutschland, lebt derzeit in Harlem und beschreibt es gerade von der Atmosphäre in der Szene her als sehr kameradschaftlich, man helfe sich gegenseitig, sie fühlt sich dort als Profi-Jazzerin gut aufgehoben und geborgen, besonders weil das "Competition Feeling" fehle, das sie in Deutschland erlebt hatte.

    Ja, in den USA mögen sie natürlich Wettbewerbe jeder Art, das habe ich schon in den 1980ern dort erlebt!
    Aber ich bezog das System nicht allein auf die Jazz-Ausbildung, sondern auf das Musikstudium allgemein, unter Klassikern ist das ja noch weit ausgeprägter, soweit ich das mitbekomme.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.Oktober.2019
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  3. ppue

    ppue Experte

    Die unterschiedlichen Regionen sind schon sehr ausschlaggebend. Das kommt ja auch in @Jujus Posting (ich bin noch beim vorletzten) zum Ausdruck.

    Ich bin in Leverkusen aufgewachsen und spielte 1975 in Rock-, Freejazz-, Big-, New-Jazz-, Blues- und was-weiß-ich-für-Bands. Ich hatte Glück, war gut, hatte wenig Konkurrenz und keinerlei Ambitionen, auf Sessions zu gehen oder mich mit irgend jemanden zu messen. Lediglich die Musikschule schickte mich dann auf "Jugend musiziert", das ich, genau aus dem Wettbewerbsgedanken, der da hinter steckt, heraus, nach der Landesebene boykottiert habe. Mein Lehrer und der Direktor der Musikschule waren not amused (-:

    Für eine Großstadt ist Leverkusen immer noch eher provinziell und als Vorstadt von Köln zu sehen. Ich empfand das immer als Vorteil. Bei uns gab es die Spezialisierung nicht, die ich in Großstädten beobachte. An der Kölner Hochschule lernte ich dann die Kölner Kollegen kennen, die schnell das Jazzhaus gründeten und in meinen Augen eher im eigenen Saft brieten.

    Da es früher noch kein Jazz-Fach an der Musikhochschule gab, studierte ich klassische Klarinette. Auch da gab es wenig Wettkampf, weil ich, muss ich gestehen, wenig Ambitionen zur Arbeit in klassischen Ensembles oder gar als Solist hatte.

    Nein, es kam anders: Ich entwickelte mit Leverkusener Musikern ein spartenübergreifendes Musikkabarett, mit dem wir erfolgreich durch die ganze Welt getourt sind. Ein Teil des Erfolgsgeheimnis war unsere musikalische Freiheit. Wir saßen nicht nur musikalisch zwischen allen Stühlen, sondern auch zwischen den Sparten Kabarett, Musik und Theater. Wäre ich in der Kölner Szene gewesen, so hätte ich solch eine Form von Kunst nicht entwickeln können.

    Das alles hat mit Wettkampf zu tun, der entsteht, wenn zu viele Leute mit dem gleichen Ding Geld verdienen wollen. Und die Konzentration von solchen Leuten ist natürlich in Großstädten größer als "auf dem Land". Das hat auch mit Hochschulausbildung zu tun, die aus meiner Sicht heraus nicht unbedingt individuellere Konzepte des Musizierens hervor bringt.
     
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  4. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ja, aber eben völlig tribal (übrigens null race-bezogen, es geht rein um die Sache=Jazz), Du musst erstmal drin sein und dementsprechend die "Aufnahmerituale" bestehen, wenn Du dann erstmal Teil Deines Tribes bist, wirst Du entsprechend gepampert.
    LG Juju
     
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  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wie viele Aufnahmeprüfungen hast du gemacht? Es gibt eine sehr begrenzte Anzahl an Studienplätzen und viele Bewerber, also muss ausgesiebt werden. In anderen Studiengängen erfolgt das über den Numerusclausus, das ist bei Musik nicht möglich. Bei Jura fliegen bei den Abschlussprüfungen Viele raus und stehen nachher ohne Abschluss da. Im Musikstudium wird versucht im Vorfeld auszusieben und sicherzustellen, dass die Studenten die Abschlussprüfung auch nachher bestehen können und eine Chance auf dem Markt haben. Ich war studentischer Beisitzer bei Aufnahmeprüfungen und durfte neben vielen fragwürdigen Sachen aber auch erleben dass Musiker nicht genommen wurden, wenn man das Gefühl hatte, es handelte sich lediglich um einen Klon eines Saxophonisten und nicht um Jemanden mit eigenem künstlerischen Potential.
    Wie soll denn bitte die Auswahl fürs Musikstudium sonst funktionieren?

    Und die meisten Leute, die bei Jugend musiziert mitgemacht haben, die ich kannte, haben dann nicht studiert.


    Ich kenne einige Leute von solchen Shows, gerade Voice of Germany und die sehen das anders als du, die interessiert es nicht mal zu gewinnen.

    Das ist die gleiche Begründung die Populisten nutzen und macht nichts besser.
    Du schaffst fragwürdig Sinnzusammenhänge. Nochmal: egal was du erlebt hast, ob Jemand zu Konkurrenzdenken oder übertriebenem Wettbewerbsverhalten neigt hat nichts aber auch gar gar nichts damit zu tun, ob und was die Person studiert hat, es hängt von der jeweiligen Person ab.
     
  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich kenne ja nun nicht wirklich so viele Musiker und schon gar nicht viele studierte. Aber die studierten die ich kenne sind durch die Bank sehr angenehme Kolleginnen und Kollegen. Ich kenne aber auch den Fall dass jemand nicht studiert hat, super spielt, IMMER Solo hat, egal ob das jetzt in den Noten steht oder nicht und ein entsprechend anstrengender Teamspieler ist. Kommt zu den Proben nach Bedarf, ist bei Ausrückungen gerne "auswärts" und bei gemeinschaftlichen Arbeiten sowieso. Hatte dann aber kein Problem einen Studienplatz zu ergattern und dort rasch weiter zu kommen.

    Ein eigentlich sehr netter Mensch, gar nicht "blöd" - aber als Musiker war er sich seines Status sehr bewusst und was man sich daher maximal rausnehmen kann. Ich sag mal "Diva". Hat jetzt aber für den kleinen Verein "keine Zeit" mehr. Oder wir sind ihm zu minder. Schlecht für die Reputation. Wasweißich. Ich hätte ihn trotzdem gern wieder dabei.

    Möglicherweise sind die Leute die Du meinst schon vorher so gewesen und das war beim Studieren später von Vorteil.
     
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  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Geht mir genauso... aber da ist auch nach den ersten vier Tönen klar, wer der Chef im Ring ist...
    Natürlich sind die Musikerkollegen alle nett - aber das gegenseitige Kräftemessen gibt es - und ist weit verbreitet.

    Wer's nicht glaubt, möge mal die Diskussionen hier lesen, Österreich gegen Berlin, Studiert gegen Autodidakt, alle gegen Musikverein, usw.
    In wieviel Fällen geht es nur noch ums Recht haben wollen? Ich bin der bessere? Und ich glaube kaum, dass jemand, der in einem anonymen Forum so auftriitt, im 'real Life' auf der Bühne anders ist.
    Wohlgemerkt, ich sage nicht, das ist schlecht, unsympathisch oder sonst was. Wie Juju angemerkt hat, hält der Konkurrenzkampf (manchmal) auch das hohe Niveau. Und ich kann mich mit jemand auch nett batteln, ohne dass gleich Krieg ist, und hinterher :pint:.
    Ich kann auch neidlos anerkennen, der oder jener spielt besser wie ich. Woher soll ich das denn wissen, wenn es nicht einen gewissen Vergleich gibt? (Manche nennen es auch 'Wettbewerb')
    Wie viele bemerkt haben, es ist nur menschlich, zu schauen, was kann der andere...Und ganz natürlich gibt es die Auswüchse, Dauersolisten, Wertungsspieler etc.
    Muss sich jeder selbst überlegen, ob er solche Spielchen mit macht oder nicht - als Hobbymusiker kann ich mir mein Orchester selbst raussuchen.

    Grüße,

    Wanze
     
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  8. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    @Rick Wettbewerb ist immer! Was ich an deinen Posts herauslese ist, dass dir die üblichen Wettbewerbskriterien von schneller, höher, weiter nicht gefallen. Aber mal angenommen, du suchst einen neuen Altisten für deine BigBand und es stellen sich 3 Interessenten vor. Sobald du dich für einen entscheidest, ist das doch ein Wettbewerb, den derjenige Gewinnt, der nach deinen Kriterien am bessten passt - also Wettbewerb.

    Natürlich ist es innerhalb einer guten Band Usus, dass die miteinander Musik machen und nicht gegeneinander. Aber wie JuJu schon schrieb, wenn der(die) Eine mit Sechzehnterlläufen punktet, dann punktet der(die) Andere mit einer schönen Melodie.
    Eine Band, bei der der Konkurrenzgedanke vorherrscht, wird nicht sehr lange bestehen!
     
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  9. ppue

    ppue Experte

    Ich glaube, wie ich schon begründend schrub, es hängt von viel mehr Parametern ab und nicht in erster Linie von der Person.

    Ein Berufszweig, den man vorher nur erreichen konnte, wenn man seinen Eltern die eigene gescheiterte Karriere irgendwie verkaufen konnte oder halt möglichst bald auszog und versuchte, sich anders über Wasser zu halten. Das schafften dann nur wenige und von den wenigen schafften es noch eine handvoll, später mal vom Saxophonspielen zu leben.

    Mit der akademischen Ausbildung zum Jazzmusiker ab Mitte der 70er hat sich das grundsätzlich geändert. Im Grunde ist da ein neuer Berufszweig entwickelt worden. Da es so wenige nicht sind, die heutzutage die Musikhochschulen als Profisaxophonist verlassen (auch wenn sie keinen Job haben), haben sich die Arbeitsbedingungen natürlich anderen Berufen angepasst. Und es haben sich auch die Wettbewerbsbedingungen angepasst.

    Das ist aber alles ist keine Wertung, sondern sind einfach Feststellungen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.Oktober.2019
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  10. last

    last Strebt nach Höherem

    Wie viele sollte @Rick denn so gemacht haben, um hier seine Meinung darlegen zu können?
     
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  11. Rick

    Rick Experte

    Okay, es kristallisieren sich verschiedene Aspekte heraus, die man zwar alle unter "Wettbewerb" subsumieren kann, die allerdings unterschiedliche Bereiche betreffen.
    Zustimmen kann ich, dass natürlich verschiedene "Szenen" gerne "Aufnahmerituale" zelebrieren und dass es einen gewissen sportlichen Ehrgeiz des "Kräftemessens" untereinander gibt, besonders unter jüngeren Musikern, der wohl einfach bei jungen Menschen ein Stück weit dazu gehört, um ihren Platz im Leben und der Gesellschaft zu finden.
    Das muss alles nicht schlecht oder schädlich sein, so lange es nicht übertrieben wird.

    Und es freut mich zu hören, dass sich mein Eindruck, die Aufnahmekriterien der Musikhochschulen würden einen bestimmten Musikertypus begünstigen, anscheinend nicht überregional bestätigt. Ich habe da ganz bestimmte Leute vor Augen, die sich dann vielleicht zufälligerweise in meinem Umkreis finden lassen. Von mir aus sind es einfach Einzelfälle, die ich fälschlicherweise verallgemeinert habe.

    Allerdings kenne ich einige Studienabbrecher, die sich dem Erwartungsdruck nicht mehr gewachsen fühlten. Und erfolgreiche Absolventen, die sich nur mit Betablockern und ähnlichen Mitteln hindurch gerettet haben, was ich persönlich für zumindest bedenklich halte.

    Hm, würde ich nie so machen. Es würde meiner Ansicht nach aus den genannten Gründen die Atmosphäre vergiften, irgendeine Art von "Ausscheidung" dafür zu verwenden.

    Zuletzt haben wir einen neuen Bassisten gesucht, es gab mehrere Kandidaten, von denen sich aber, als es um ein persönliches Vorstellen ging, alle bis auf einen zurückgezogen haben. Interessanterweise war derjenige, der übrig blieb, dann tatsächlich der beste, den wir uns hätten wünschen können, ein ganz toller junger Musiker, der zudem noch gut in das Ensemble passt!

    Prinzipiell kommt man bei uns über persönliche Empfehlung rein, das heißt, jemand (oft ich) kennt jemanden, der sich dafür eignen würde, das diskutieren wir intern, dann sprechen wir ihn an. Und es geht immer darum, ob er menschlich passt, dann wird auch schon mal beim rein musikalischen Können ein Auge zugedrückt - die meisten strengen sich an, die in sie gesteckten Erwartungen zu erfüllen, aber freiwillig, nicht unter Zwang. Und die meisten entwickeln sich wirklich im Lauf der Zeit!

    Wenn mal jemand rausgeflogen ist, dann weil er menschlich nicht gepasst hat, doch die meisten sind in dem Fall von sich aus gegangen - nicht wegen Mobbing, was ich bekämpfe, sobald ich es mitbekomme, sondern weil sie einfach selbst gemerkt haben, dass die Zusammenarbeit keine Zukunft hat.
    Manche sind nach einer Weile sogar zurück gekommen, und wenn es keine wesentlichen persönlichen Differenzen gab, hat es dann auch besser funktioniert. :)

    Gut, unser voriger Bassist ist gegangen, weil er die Erwartungen des Schlagzeugers nicht erfüllen konnte. Er war schon gut, konnte aber nicht die erforderliche Zeit für uns investieren, um entsprechend besser zu werden. Das war ihm selbst klar, und er wollte nicht im Weg stehen - was ich persönlich schade fand, aber ich habe es respektiert.
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.Oktober.2019
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  12. Rick

    Rick Experte

    Ja klar, das meinte ich ja damit, dass das System solche Persönlichkeiten begünstige - es erschafft sie nicht, es fördert sie allerdings.

    Aber es kann ja auch sein, dass ich da nur Gespenster sehe, wie gesagt. Und es ist auf jeden Fall ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und nicht rein auf Musik oder Studium beschränkt.
    Ich mag nun mal das Rivalitätsdenken überhaupt nicht und halte es für kontraproduktiv, denn wie gesagt: Weiter kommt man auf lange Sicht nur gemeinsam, nicht gegeneinander. :)

    Heute Vormittag auf SWR2 das Thema "Haifisch", dazu Interview mit einem Wirtschaftsexperten zu "Haien" in der Finanzbranche, zu Ähnlichkeiten und Unterschieden gegenüber dem Meeresbewohner.
    Schönes Fazit: "Haie im Meer fressen nur, bis sie satt sind, dann lassen sie die kleineren Fische in Ruhe, so kann sich ein natürliches Gleichgewicht stabilisieren. Menschliche "Haie" allerdings fressen, bis kein anderer mehr vorhanden ist..."
     
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  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Wenn man über Aufnahmeprüfungen schreibt, sollte man schon welche gemacht haben, um wirklich sich selber ein Bild gemacht zu haben und zu wissen wovon man redet.
     
  14. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    :) sagt der Lehrer :) also @last still sein und gar nix sagen, du hast ja keine Ahnung. Wo kommen wir denn hin, wenn hier jeder seine Meinung oder Gedanken sagt.
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das mit den Betablockern habe ich häufiger von Kollegen aus der Klassikabteilung erzählt bekommen und habe es bei Kollegen selber nie erlebt. Bei Jazzern und Popmusikern erlebe ich manchmal eher dass Alkohol ein Problem sein kann (egal ob studiert oder nicht, egal ob professionell, semiprofessinell oder Amateure), weil er bei Veranstaltungen oft kostenlos konsumiert werden kann.
     
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  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich denke das grundsätzlich ja auch, jeder bringt ja seine eigenen Stärken und Schwächen mit, da ergänzt man sich gegenseitig und wird miteinander stärker. Nur sieht es in der Realität oft anders aus. Und da ist dann wichtig, dass man das alles doch nicht so ernst nimmt bzw. dass man sich irgendwie mental darauf vorbereitet, wenn man in einem Bereich arbeitet, wo es doch mal ziemlich hart zur Sache geht. Aber viele scheinen darauf heutzutage nicht mehr vorbereitet zu sein. Mir bricht es das Herz, wenn ich dann, wie vor einigen Monaten, einen Teilnehmer von einer dämlichen Fernsehshow auf den Tisch bekomme, der dem Druck nicht standgehalten hat und mit dem kurzen Ruhm gefolgt von einem ebenso schnellen Abstieg in die Nichtigkeit nicht klar gekommen ist (und die Fernsehkanäle, die das ausstrahlen, die Leute auch nicht psychologisch darauf vorbereiten). Ich meine, da ginge es doch echt um nichts, da hängen ein paar Teilnehmer auf einer Insel ab, ich weiß gar nicht, was da ansonsten passiert, aber es ist doch total banal, und jetzt ist ein junger Mensch tot.
    Ich weiß nicht, was da zur Zeit los ist. Vielleicht kriegen die jungen Menschen schon gleich beim Aufwachsen in den Kopf gesetzt, dass sie nur dann etwas wert sind, wenn sie irgendwelche ganz besonderen Leistungen auf welchem Gebiet auch immer abliefern. Ich habe noch nie soviele junge Menschen erlebt, die sich das Leben nehmen. Mich zieht das auch immer mehr runter aufgrund der Anzahl der Fälle, aber jeder Einzelfall ist eigentlich einer zuviel.
    In meinem Bereich war es damals so, dass ein ehrgeiziger Oberarzt es eine gute Idee fand, wenn man doppelt soviele Leute einstellt wie nötig, mit denen einen Probevertrag auf Zeit macht, und die, die "schlecher" sind als andere, nach der Probezeit nicht verlängert. Ich finde das menschenverachtend. Als wäre so ein Unijob nicht schon stressig genug. Vielleicht gibt es ja Leute, die dann zur Höchstform auflaufen, aber bei mir ist das sicher nicht der Fall (der Vorschlag wurde glücklicherweise nicht umgesetzt).
    LG Juju
     
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  17. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich kann dieses Denken in Schwarz-Weiß-Kategorien nicht recht nachvollziehen. Wer den Wettbewerbsgedanken beim Musizieren ablehnt (was ich persönlich gut nachvollziehen kann), der muss sich auch an keinem Wettbewerb beteiligen. Und insbesondere sollte kein Jugendlicher dahin genötigt werden.

    Viele sehen das aber auch anders und empfinden solche Wettbewerbe als Ziel, als Ansporn und den Erfolg als Anerkennung für die Mühe und die Zeit, die man unter Zurückstellung anderer Hobbies in die Entwicklung seiner musikalischen Fähigkeiten investiert. Warum sollte ich das irgendwem madig machen? Eine „Vergiftung des Klimas“ kann ich da beim besten Willen nicht erkennen. Ich habe noch nie eine solche Veranstaltung erlebt, bei der nicht auch der schwächste Teilnehmer noch einen herzlichen Applaus für seine Darbietung bekommen hätte.

    Spätestens wenn es in den beruflichen Bereich geht, lässt sich Wettbewerb nicht mehr vermeiden - wenn es mehrere Interessenten für die Festanstellung im Orchester oder die Stelle an der Musikschule geht, steht man per Definitionem im Wettbewerb. Wie bei den meisten anderen Berufen auch...
     
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  18. ppue

    ppue Experte

    Als bekennender Alkoholiker sehe ich häufiger, dass die Forderungen der Cateringliste nicht erfüllt werden und wir das Management anrufen müssen, um dem Veranstalter deutlich zu machen, dass wir ein echtes Alkoholproblem haben.
     
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  19. ppue

    ppue Experte

    Das ist ja nicht so einfach, wenn du 14 bist. Da willst du dem Lehrer und deinen Eltern gefallen. Den Wettkampf nicht mit zu machen, braucht Kraft. Du musst dich gegen deine Eltern und deinen bestenfalls geliebten Lehrer stellen.

    Die Festanstellung im Orchester oder die Stelle an der Musikschule ist wohl nicht das, was einen Jugendlichen, dem das Herz für die Musik brennt, wirklich motiviert, Musik zu studieren. Da will man doch mehr, oder ist das nur meine eigene Wahrnehmung?
     
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  20. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich hatte in 30 Jahren Tanzmucke (1972-2002) IMMER alle (und beliebige) Getränke frei - es gab sogar oft einen gehörigen Verzehrdruck, wenn (unbestellte) Runden zur Bühne gebracht wurden. Entsprechend kenne ich alle Sorten Kollegen: den, der mit 49 an der künstlichen Niere landet; den, der von seiner Frau zum Gig gefahren werden muss, und zwar dauerhaft; den, der seine Zahnschmerzen mit viel Ratzeputz betäubt; überhaupt viele, viele Alkoholiker. Ich vertrage zu meinem Glück keinen Alkohol...
     
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