Wie bereitet ihr eine Impro für ein neues Stück vor und wie übt ihr die Impro?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Dreas, 4.August.2015.

  1. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Ich beschäftige mich seit kurzem auch sporadisch mit Improvisieren. Manchmal komme ich mit einer Pentatonik verletzungsfrei durch die Passage, manchmal mit den Tönen der passenden Bluestonleiter. Aber in diesem Stadium fühle ich mich stets, als würde ich "malen nach Zahlen" üben. Manchmal erweitere ich meinen Tonumfang um einige Töne. Wenn da eine 7 oder maj7 steht, versuche ich, diesen Ton mit einzubauen. Bei 7 und 9 ist´s ja noch relativ einfach. Wenn da eine "13" steht, kann ich das nicht on the fly einbauen. Da muss ich mir im Vorfeld ausrechnen, welcher Ton das ist und den schreibe ich mir dann aufs Notenblatt oder leadsheet. Und wenn ich bei der Passage bin, versuche ich, die 13 mit einzubauen. Klappt manchmal. Nicht immer :)

    LG Bernd
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich beschäftige mich mit Musiktheorie, probiere aus, was da gemacht wird, analysiere. Das habe ich schon immer gemacht, seit mir mein Klavierlehrer was von Dreiklängen erzählt hat. ich wollte immer wissen, wie die Musik harmonisch funktioniert.

    Wenn man das dann verinnerlicht hat, dann kann man 'intuitiv' spielen. Man spielt ja immer 'intuitiv' in einem Kontext, bei indischer, arabischer, japanischer Musik oder Musik von Kepler 452b seiht es ganz anders aus, weil die Musik anders funktioniert.

    Wer also 'aus dem Bauch heraus' spielt, kann sich auch nur in den Kontext bewegen, den er so kennt. Da ich für mich diesen Kontext erweitern will, höre und analysiere ich Musik und beschäftige mich der Theorie. Frei nach dem Motto: Wenn ich nur das esse, was ich kenne, komme ich über Milupa nicht hinaus.

    Ich brauche beides: Kopf und Bauch. So bereite ich mich auch auf Improvisationen vor, wenn ich die Gelegenheit habe.

    Grüße
    Roland
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.August.2015
  3. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Ja das stimmt. Deshalb muss ich mir die Stücke sehr oft anhören und auch das Thema mehrfach darüber spielen und dann fange ich mit Variationen an. Ich weiß nicht wie ich sonst vorgehen soll. Akkorde herausschreiben und analysieren hat in Frustration geendet. Mein Kopf ist noch zu starrsinnig oder einfach gesagt überfordert.:(
    Für Tipps habe ich immer ein offenes Ohr ;)

    LG
    Dabo
     
  4. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    9=2
    11=4
    13=6

    oder mach ich da was falsch??

    lg

    gue
     
  5. ppue

    ppue Experte

    Nein, das kann man so sehen.
     
  6. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Also ich kann eigentlich nicht improvisieren. Was ich versuche zu spielen, sind Variationen über das Thema. Von daher ist mir die Melodie eines Stückes immer von zentraler Bedeutung. Die versuche ich in den Kopf, das Gehör zu bekommen und von da aus in die Finger. Die Melodielinien eines Stückes lasse ich dann im Kopf immer wieder abspielen und fange dann gedanklich an, Variationen davon zu bilden. Das bewegt sich immer weiter von der Melodie weg, wobei immer wichtig ist, das Spannungsverhältnis zwischen der Melodie und der Variationen, sowohl harmonisch als auch rhythmisch bewusst mit zu bekommen.

    Diese Variationen versuche ich dann mit dem Instrument so nach und nach in die Finger zu bekommen und spielen zu können. Ist ein langer Prozess, aber ich habe ja Zeit ;-)

    Was für mich entscheidend wichtig ist, ist immer zu wissen, wo ich im Stück bin, also den Melodieverlauf des Stückes immer present zu haben. Die 4 bzw. 8 Taktiken Strukturen der Stücke habe durchs Schlagzeugspielen so weit verinnerlicht, dass ich immer fühle, wo ich bin.Wobei mir immer auch rhythmische Strukturen im Stück sehr wichtig sind. Man kann ein 8 taktikes Solo über ein Stück mit 1 oder 2 Tönen gestalten, wenn man sich rhythmisch sicher ist, und damit auch unglaublich viel Spannung aufbauen, hingegen nützt die tollste Analyse der Akkorde relativ wenig, wenn man den Melodiebogen vernachlässigt und rhythmisch sich nicht sicher ist. Da fehlt dann die Spannung.
     
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  7. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    was denn dann übrigens die Akkordtöne "einen Ton höher" sind.

    Also: Für C(-Dur) sind die 9, 11, 13 D-F-A

    Cheero
    tmb
     
  8. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Sufe oder Akkord? Ein C6 ist ein anderer Akkord als ein C13.

    Grüße
    Roland
     
  9. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Richtig!

    In einer Impro-Linie könnte es aber bei beiden Akkorden Sinn machen, das A einzubauen. ;-)

    Solong
    tmb
     
  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Isoliert stimmt das. Also als Merkhilfe, dass die 13 und die 6 derselbe Ton der Skala sind, ja.

    Aber die Linien und das Tonmaterial sind anders. Zumindest habe ich anderes im Kopp, würde andere Töne spielen, je nach C6 oder C13., habe andere 'avoid notes'.

    Grüße
    Roland
     
  11. Onno

    Onno Schaut öfter mal vorbei

    C6 ist C-Dur - ich lasse beim Schreiben meistens die 6 oder das maj7 weg, weil die eh drin sind.

    C13 ist C-mixolydisch mit der b7, der 9 und der ölf

    Önno
     
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  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Genau darauf wollte ich hinaus. :)

    Und die Terz fühlt sich z.B. ganz anders an, die ist bei einem C13 fast eine avoid note. Spiel ein E zu einem C6 und ein E zu einem C13 ( bei dem man ja meistens die Terz weglässt).

    Ergo: anderes Tonmaterial, andere Spannungstöne.

    Grüße
    Roland
     
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  13. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Zuerst beschäftige ich mich mit dem Thema. Wenn es mir bekannt ist, spiele ich es aus dem Gedächtnis. Wenn nicht, also z.B. wenn ich bei einer Band aushelfen soll, suche ich nach Aufnahmen z.B. auch bei youtube, um zu hören worum es überhaupt geht. Merken kann ich es mir sehr schnell (jahrelange Übung).
    Das Thema spiele ich auswendig sowohl alleine als auch über ein Playalong oder eine Aufnahme. Dabei lerne ich automatisch die Form und bekomme alles mit, was an wichtigen Dingen passiert. Oft höre ich dabei schon Fragmente für eine Impro.
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Dein Lehrer sollte Dich eigentlich in die Materie nach und nach behutsam einarbeiten können. Ich fange mit meinen Schülern mit einer Mischung aus Bluestonleitern und Dreiklängen an und wähle dann einfache Stücke wo sie es dann dran probieren können. Manches ist halt eine zeitlang einfach lernen und üben wie beim Einmaleins, es dauert etwas, macht Dir aber das Leben nachher leichter. Ich müsste konkret wissen woran es hapert und wo Du stehst um Dir helfen zu können.
    Lg Saxhornet
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das ist aber nicht die Mehrheit von Standards und auch um Entscheiden zu können wie ich Akkorde einer Akkordfolgen zusammenfasse oder zu welcher Tonart sie gehören bzw. generell wenn ich vereinfachen will, muss ich was über die Theorie wissen, denn sonst kann ich gar nicht erkennen wozu der Akkord gehört und ob der Akkord E-7 nur I-7, II-7, III-7, IV-7, V-7, VI-7, VII-7, bII-7, bIII-7, #IV-7, bVI-7, oder bVII-7 ist. Daraus resultieren dann andere Skalen und Optionstöne. Weiss man das nicht, macht man es sich sogar schwerer als es manchmal ist. Gerade fürs Vereinfachen ist Wissen notwendig, wenn es nicht vom Lehrer vorgekaut wurde und man nur nachverdaut (was durchaus als Einstieg sehr gut ist).
    Auch muss man sich entscheiden können will ich vereinfachen oder Akkordfolgen ausspielen, hat beides seinen Reiz.
    Leider hören einige Spieler auch nicht, wenn sie beim Vereinfachen dann auch kräftig danebenliegen und es schräg wird.
    Vereinfachen ist super aber man muss dann wissen was und wo und wie, damit es klingt.

    LG Saxhornet
     
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  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Modale Songs sind öfters für Anfänger gar nicht so einfach, weil durch das lange bleiben auf einer Harmonie, wie z.B. bei Impressions schnell der Überblick verloren geht im wievielten Tackt man ist und wann denn der Wechsel kommt.

    Lg Saxhornet
     
    47tmb gefällt das.
  17. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier

    Genau das durfte ich vor ein paar Wochen machen und mir als Anfänger ist es super schwer gefallen in der Form zu bleiben. Beim zweiten oder dritten Chorus wusste ich oft nicht mehr wieviel vierer-Taktblöcke ich schon gespielt habe. Zusätzlich ist dann der Unterschied beim Harmoniewechsel recht gering (einmal kurz einen halbton hoch und dann wieder runter), dass ich höllisch gut die noch nicht geübten Ohren aufsperren musste, um das gleich zu hören. (Jetzt, nachdem ich es hinbekommen habe war die Übung aber gut für mich).

    Aber, trotzdem musste ich mich vorbereiten um die Akkordtöne und beide Skalen in den Fingern über das ganze Horn zu üben und richtig anzuwenden. - Ein für mich schönklingendes Solo ist dann aber trotz richtiger Töne und Vorbereitung noch nicht dabei rausgesprungen.
     
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mir fehlt hier in der Diskussion die traditionellste aller Improvisationsschulen: die Nachahmung!
    Gut Solos hören und nachspielen, ggf. selbst transkribieren oder von Transkriptionen spielen. Dabei nach Möglichkeit versuchen, auch die Akkord- und Skalenverwendung zu verstehen.
    Jazz ist keine Wissenschaft. Harmonielehre schon. Durch Harmonielehre allein lernt man nicht, gute Musik zu machen. Man kann durch die Harmonielehre aber manches besser verstehen und ggf. seinen Horizont erweitern.
     
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  19. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Stimmt. Nachahmen und gerne auch in andere Tonarten transponieren...
     
  20. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Meine war, zu spielen, was ich im Kopf habe. Habe ich immer schon gemacht.
    Wiederum davon beeinflusst davon, was ich höre.
    Und damit habe ich herumprobiert und mir die Grundlagen der Harmonielehre selbst beigebracht. Erst später habe ich gelesen, wie man die Dinger nennt.
    Aber ich habe auch freie Improvisationen im Kopf, wenn unserer Espressomaschine dröhnt. Und probiere aus, welche Sounds die macht, wenn man irgendwo draufdrückt.

    Man kann auch komplett atonal improvisieren.
    Oder mit Geräuschen.
    Man kann auch ein Solo auf einem Klapptisch, einer Gurke, eine Lineal oder einer Wasseroberfläche spielen.
    Da habe ich aber nicht so viele ausnotierte Soli rumfliegen .... :)

    Überspitzt ausgedrückt:
    Jazz spielen ist die Praxis, Harmonielehre die Theorie. Praxis ohne Theorie ist blind, Theorie ohne Praxis gegenstandslos.

    Grüße
    Roland
     
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