Wie ein schlechter Musiklehrer einem den Spass am musizieren verleiden kann...

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 5.Februar.2010.

  1. Gast

    Gast Guest

    ach prinzi :roll:

    hast ja mal wieder recht, aber zuviel wissen schadet der allgemeingesundheit, der allgemeinen.

    wer will schon was wissen über einen repititionsanschlag, klingt ja schon grauselig, ff.

    wenn gefordert wissen, aller orten, würden wir NICHT mehr kaufen an
    - der fleischtheke, weil verkäufer nicht ausgebildet
    - beim autoverkäufer, weil kein fachmann
    - keine wasch-mäsch-schiene, weil verkäufer umsatzorientiert ist
    - kein brötchen, weil der verkäufer null ahnung hat was - inside - ist.
    - und wir würden nicht mehr wählen gehen, weil politiker jeder werden kann.

    what shalls, sagt der grieche, das leben endet ohnehin tödlich.

    amen. ;-)
     
  2. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Bevor dieser interesante Thread abgleitet, hier meine etwas andere Erfahrung mit Musiklehrern.

    Ich begann leider erst recht spät mit ernsthaftem Unterricht. Da war ich schon 17 und wollte aus eigenen Stücken Klarinette lernen. Motivation und eine gewisse Reife und Disziplin waren also da.

    Der Klarinettenlehrer war Klassiker vom alten Schlag, und es waren die 70er-Jahre. Der hätte mit mir niemals Unterhaltungsmusik oder Jazz gespielt. Das habe ich aber auch gar nicht von ihm erwartet. Das habe ich parallel dazu allein bzw. mit einer Band gemacht. Der Lehrer hat mich mit seiner Persönlichkeit und seinem Können so beeindruckt, dass mich die (aus heutiger, spassorientierter Sicht) trockene und strenge Methodik nie wirklich gestört hat.

    Was er mir beigebracht hat, war eben solide Technik (erst Demnitz, dann Kröpsch usw. für die Kollegen aus der Klarinettenecke). Keine Mätzchen, keine Liedchen. Aber die Tonleitern und Arpeggien und Etüden. Eben das Grundwerkzeug.

    Davon zehre ich noch heute.

    Ich musste dann lang pausieren und habe viel später allein mit dem Saxophon begonnen. Und da habe ich mir auch solide Schulen gesucht. Ja, und auch Playalongs usw. für den Spass.

    Ich komme mit einigen Saxophonisten zusammen, die später - mit dem "Spassfaktor" - gelernt haben. Naja, aber die kommen halt bald ins Schleudern wenn mal mehr als 3 Vorzeichen auftauchen oder Sechzehntelnoten in schnellerem Tempo. Oder wenn sie gar ein unbekanntes Stück vom Blatt spielen sollen. Da ist der Spass halt doch nicht so nachhaltig ...

    Wenn ich eine Fremdsprache lernen will, komme ich auch nicht ums Lernen der Grammatik und der Vokabeln herum. Macht auch nicht immer Spass.
     
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hallo zusammen,

    ich denke es macht die Mischung aus Technik und Spass und die Fähigkeit des Lehrers sich auf den Schüler einzustellen.

    Ich verdeutliche das mal aus einem Beispiel aus dem Sport.
    Vor 5 JAhren habe ich angefangen Golf zu spielen. Für das Golfspiel ist ein sehr komplexe Bewegungsablauf notwendeig. Einige sagen, der Golfschwung gehört zu den schwierigsten sportlichen Bewegunsgabläufen überhaupt.

    Während meiner Trainings hatte ich zwei unterschiedliche Lehrertypen. Der eine lehrte den Golfschwung an Hand des idealen Bewegunsgablaufs nach dem Motto "idealtypisch mußt Du so schwingen. Tiger Woods tut das auch."

    Der andere hat meinen Golfschwung gemäß meiner Fähigkeiten weiterentwickelt und mir das beigebracht was ich auch motorisch umsetzen konnte.

    Beim ersten Lehrertyp gab es kaum Fortschritte und viel Frust, beim zweiten habe ich einen anständigen Schwung gelernt und komme heute mit Anstand und Spass über den Kurs.
    Tiger Woods will ich und kann ich gar nicht werden.

    Was ich damit aufzeigen will ist, dass es auch zu lustvollen Golfspielen viel Übung und Technik bedarf. Die man aber auf den Schüler ausgerichtet mit Erfolgserlebnissen beigebracht bekommen kann oder mit viel Qual und eiem wesentlich längerem Lernen. (Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass die erste Methode möglicherweise langfristig zum sehr guten Golf führen kann. Aber den Anspruch habe ich in meinem Alter gar nicht mehr!)

    Auf das Musizieren übertragen bedeutet dass, das ich von meinem Lehrer erwarte, dass er mir das Spielen entsprechend meiner Fähigkeiten beibringt. Und dazu gehört selbstverständlich auch Technik!!
    Profi werde ich nicht mehr und will das auch gar nicht.

    Allen einen schönen Sonntag,

    Andreas
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moin Peter

    Also Du hast es auf den Punkt gebracht.
    Das Prob sehe ich eher darin, daß es kaum Lehrer gibt, die einem Jungmusiker den Sinn von einer Übung so erklären, daß so ein Knirps von 10-15 Jahren das akzeptiert.

    Ich habe selbst so mit gefühlten 12 Jahren mit Klarinette angefangen. Mein Lehrer war ein Profi aus der damals noch existenten Günther Noris-Band. Ein echter Vollblutmusiker, leider für mich als Kind didaktisch ungeeignet.
    Trotzdem habe ich mich 2 Jahre durch diverse Etüden gequält. Danach hat der Lehrer frustriert mit mir aufgegeben.
    Damals hat mich der Unterricht angeko..., heute, nach 25 Jahren Pause und dem Wiedereinstieg auf dem Saxophon bedaure ich damals nicht mehr geübt zu haben. Das, was mir dieser Mann auf der Schwarzwurzel beigebracht hat, davon profitiere ich heute noch. Heute verstehe ich auch den Sinn und übe diese langweiligen Sachen freiwillig und hochmotiviert, weil ich erkannt habe, daß nur wenn die Finger ohne Zugabe von Kopf die Klappen automatisch treffen, ich eben gut bin.
    Es ist eher eine Frage der Vermittlung, wie Du schon sagtest. Und ich denke für Kinder sollte der Unterricht eben nicht nur aus Technik sondern eben auch aus Spaß bestehen.
    JEs

    P.S.: leider unterrichtet mein Klari-lehrer nicht mehr. " Jahre bei dem auf dem Sax, und ich würde Euch alle naß-machen :)
     
  5. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Also ich sage meinen Kindern immer sowas wie: " EY Alter, wir beide wissen das sind scheiß Übungen, die keinen Spaß machen, aber man braucht die leider."
    Dann funktioniert das auch meistens.
    Denn wem machen Fingerübungen oder Tonleiter üben denn schon Spaß?
    Keinem. Warum soll man den Kindern also was vorlügen?
     
  6. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Also Ihr jammert wieder mal auf ziemlich hohem Niveau. Viele können sich oder ihren Kindern keinen Musiklehrer bezahlen, da stellt sich die Frage erstmal nicht.

    Als Kind wollte ich immer Geige und Klavier lernen. Ging nicht, war zu teuer. Statt dessen gabs mit 5 Jahren kleine Trommel im Feuerwehr Spielmannszug und mit 9 Jahren Klarinette in der Blaskapelle. Die Trommel lag bei uns zu Hause rum und die Klarinette (Eb) hatte mein Vater irgendwo aufgetrieben.
    Alles Weitere dann Autodidaktisch! Ging aber irgendwie auch!
     
  7. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo,

    ein paar Gedanken von meiner Seite, sicher nicht erschöpfend, aber vielleicht ergänzend.

    Jeder Mensch ist verschieden, und selbstverständlich sollte ein Lehrer über eine möglichst breite pädagogische Palette verfügen.

    Grundsätzlich anders als an den sog. Regelschulen - wo die Schüler quasi gezwungenermaßen mit bestimmten Lehrern vorlieb nehmen müssen - besteht bei der Wahl des Musiklehrers glücklicherweise sehr häufig die Wahlmöglichkeit von Seiten des Schülers. Diese Möglichkeit sollte immer auch vom Lehrer bereit gehalten werden, wenn es nicht gut "läuft".

    Selbstverständlich darf ein Schüler vom Lehrer auch erwarten, daß dieser nicht nur die musikalischen Vorlieben des Schülers in den Unterricht einfließen läßt, sondern auch motivierend darauf einwirkt, jene Übungen mit Überzeugung und Hingabe zu tun, die der Erfahrung des Lehrers zufolge hilfreich und notwendig sind, damit der Schüler seine Ziele erreicht.

    Hier bewährt sich meiner Erfahrung nach das Prinzip "Das Problem ist die Lösung"; will meinen, daß eine konkrete Problemstelle in einem Stück - idealerweise ein Stück, welches der Schüler ausgewählt hat und unbedingt spielen können möchte - eben zur "Übung" transformiert wird.

    ------------kleiner Exkurs ------------------------------------

    Sämtliche technischen Übungen basieren ja auf der [richtigen] Grundannahme, daß es irgendwann für jeden Musiker ein Stück geben kann, in welchem eben jene Noten/Griffkombination vorkommt, die man NICHT perfekt spielen kann, wenn man nicht ALLE denkbaren Griffkombinationen perfekt geübt hat.

    Diese Herangehensweise ist für einen professionellen Musiker fast lebenswichtig - wenn wir den Idealtypus betrachten - also tut er gut daran für alle Eventualitäten "gewappnet" zu sein.

    Für einen Amateurmusiker muß das nicht mit derselben Strenge gelten.

    -----------------------------------------------------------


    Häufig sind aber eben jene Ziele des Schülers recht diffus und schwach fokussiert; jeder Schüler möchte natürlich möglichst schnell Saxophon spielen können. Jeder möchte diese Fertigkeit besitzen, nur wenige sprechen von sich aus davon diese Fertigkeit erwerben zu wollen.

    Ein geschätzter Kollege erzählte mir dazu folgende Anekdote:

    Eines Tages fragte mich ein Schüler, ob ich ihm nicht einen Trick verraten könne, wie er ohne diese lästigen Übungen lernen könne hervorragend Saxophon zu spielen. "Ja," antwortete ich, "Einen solchen Trick gäbe es wohl, aber die Preisgabe kostete ihn 1 Mio. €"; worauf der Schüler dann doch fleißig übte, da ihm das nötige Geld für den Trick fehlte.


    In der Praxis pädagogischer Alltagsarbeit ergibt sich ganz natürlich die Forderung, daß der lehrende Teil und der coachende Teil des Lehrers Hand in Hand arbeiten können müssen; gute Pädagogik versucht immer auch im Schüler die Fähigkeit zu wecken sich selbst ein guter lehrender Coach zu sein.

    Denn die meiste Zeit der Beschäftigung mit dem Instrument - der Musik - verbringt der Schüler ja mit sich selbst. Und genau in dieser Zeit wäre es wichtig, daß der Schüler in der Lage ist ein effizientes Übe-Management zu realisieren. Man könnte also überspitzt formulieren, ein guter Lehrer versucht vor allem dafür zu sorgen, daß der Schüler lernt seinen inneren Lehrerteil zu aktivieren. Ein guter Lehrer macht sich überflüssig.



    In seiner Autobiografie schildert Yehudi Menuhin viel später ausführlich und anschaulich, wie sehr ihm in seinen mittleren Jahren die handwerklichen Unzulänglichkeiten seines Geigenspiels bewußt wurden, und wie sehr er nun bereute nicht in jungen Jahren auf den Rat Eugène Ysayes geachtet zu haben.

    Bester Gruß, Christoph
     
  8. saxus

    saxus Ist fast schon zuhause hier

    Seid gegrüßt alle miteinander,

    nachdem ich nun die zum Teil wirklich schaurigen Geschichten gelesen habe möchte ich mich auch zum Thema Lehrer äußern. Vor vielen Jahren wollte ich das Gitarrenspiel erlernen. Ich nahm 3 Jahre bei einem Profigitarristen Privatunterricht. Jede Woche eine Stunde.
    In diesen 3 Jahen haben wir nicht ein einziges Lied geübt.
    Es wurden nur Etüden rauf und runtergedudelt. Noten gelesen und analysiert. Ich sagte ihm, ich wollte auch mal Lieder spielen. Er meinte, ihm sei es wichtiger, dass ich Noten lesen lernen muss, um später Lieder auch alleine analysieren zu können, ohne Lehrer. Nach drei Jahren hatte ich keine Lust mehr. Seit dem steht die Gitarre in der Ecke.
    Heute erst profitiere ich von dem damals gelernten bei meinem Saxspiel. Natürlich bin ich nicht blattsicher, aber ich habe im Rahmen meiner Möglichkeiten gelernt Stücke zu spielen, nach gewisser Übungszeit, die ich vorher noch nie gehört habe (wenns nicht zu schnell wird ;-) )
    Ich bin meinem damaligen Lehrer in gewisser Weise heute dankbar dafür. In vielen Punkten sprechen mich die Beiträge von Clari_sax und Christoph Bernd sehr an. Ohne Handwerkszeug tut man sich sicherlich schwer. Ein Lehrer sollte meiner Meinung aber darauf achten, dass der Spaß nicht zu kurz kommt.
    Denn viele von den Musikern machen dies nicht um Geld zu verdienen sonden nur aus Freude am Spiel.

    Viele Grüße

    Markus
     
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