Wie finde ich die Tonart eines Stückes on the fly?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Bloozer, 28.Mai.2005.

  1. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Hab da mal ne Frage, wie find ich auf die Schnelle sozusagen 'on the fly' die richtige Tonart, um mitspielen zu können? Wenn ich mir CD's anhöre, möchte des öfteren mal sozusagen mit einsteigen, aber es dauert viel zu lange, bis ich die Tonart habe. Ich möchte den Fall nicht komplizieren, weil es viele Stücke mit Modulationen gibt. Es geht mir nur um den einfachen Ansatz. Ich kannte mal einen Saxophonisten, der hatte das voll drauf, der hat ein paar Sekunden gedudelt, dann wußste er Bescheid. Das Dudeln klang übrigens recht systematisch, weiß nicht, ob er da chromatisch ranging und sich die guten Töne merkte?
     
  2. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Höre ein wenig zu, präge dir Stellen ein, bei denen das Lied zu Ende sein könnte (das ist meist der Grundton) und summe dir den Ton vor bzw. habe ihn in deinem inneren Ohr. Dann spielst du ein paar Töne bist du den Grundton hast, von da an kannst du dich dann Dur/Moll etc. machen.

    Grüße
    freejazzer
     
  3. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    @Bloozer
    Ich mache es ähnlich....höre ein Stück ....probiere ein paar bestimmte Töne...und weiss dann , was geht und was nicht.
    Aber wie erkläre ich das nun ??

    Also: Ich suche "mal eben " einen Grundton......welcher der nun auch immer sein mag.
    Wenn ich von diesem passenden Ton dann in ganzen / halben Tönen einmal kurz hoch oder runterlaufe, dann weiss ich ja recht schnell , welche passen oder eben nicht....ergo , welche Töne und Griffkombinationen in Frage kommen.
    So ist z.B. ziemlich schnell herrauszubekommen , ob man einfach dauerhaft die Cis/ Gis-Verbindung drücken sollte....
    und damit haben sich die Tonarten bereits ziemlich definiert/ eingeschränkt.
    Im Grunde muss man einfach von dem passenden Grundton eine Chromatik spielen und die Töne herrausfiltern , die eben nicht passen. Mit etwas Übung hat man so in wenigen Sekunden die richtige Tonart herrausgefunden.....
    anders kann ich es in eigenen Worten schlecht erklären. Vielleicht probierst Du es ja einfach mal so. Könnte was bringen !
    Grüße
    Benjahmin
     
  4. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    @Bloozer: Im Grunde genommen geht es ja nicht darum, daß ich bei einem Stück sofort die Tonart weiß und alle Modulationen, Rhythmuswechsel. etc. kenne. Entscheidender ist doch, daß ich zu einem Stück einfach so und entspannt dazuspielen/-improvisieren kann.

    Und das geht am einfachsten, wenn ich die Töne, die ich spielen werde, im Vorhinein schon "höre" bzw. kenne.

    Mit anderen Worten: Du hörst ein unbekanntes Stück und spielst einfach einen Ton, der passen könnte. Paßt er nicht, spiele einen anderen. Hast Du aber einen entsprechenden Ton gefunden, kannst Du einfach mit ein paar Umspielungen rauf und runter einfach die "Lage austesten". D.h. mit ganz wenigen Tönen sich einfach mal "einzupassen" in das Stück. Im Laufe des Spielens erweiterst Du einfach den Tonumfang. Anhand der anfänglich herausgefundenen zwei, drei passenden Töne entwickelst und erweiterst Du dann Deinen passenden Tonumfang.

    Das ist vielfach hilfreicher, als in den ersten drei Takten die Tonart herauszufinden und bei der nächsten Modulation in Takt 13 wieder absolut verwirrt dazustehen. Und anhand eines scheinbar gefundenen Grundtones wirst Du auch nicht sofort jede Tonart/Skala, etc. kennen. Zu verschieden sind diese ja. Insofern hilft der Grundton nur bedingt

    Weniger ist mehr. Und oft deckt man mit ein paar Tönen viel längere Strecken ab, als mit einem Wust an komplexen fast vollständig durchgespielten Tonleitern/Tonarten, die ich dann aber alle paar Takte wieder über den Haufen werfen muß, weil das Stück moduliert.

    Und noch wichtiger: viel, viel üben und zu möglichst vielen unbekannten Stücken einfach dazuspielen. Das Gehör schult sich nicht vom "Wissen" sondern vom "Hören" der Fehler und der "richtigen" Töne.


    Gruß

    Boris

    Sorry, habe gerade nicht so viel Zeit hier auf der Arbeit. Ist vielleicht etwas verworren geschrieben. Hoffe Du verstehst mich.
     
  5. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Also am einfachsten ist es, vom Grundton aus die Pentatonik hinzuzunehmen, die sollte man auch irgendwann mal alle im Kopf haben. Wenn damit dann ne Zeit gehupt hat, kann man noch die anderen Töne ausprobieren, bei im weitesten Sinne bluesigen/jazzigen Stücken entsprechend die Blue-Note und ein wenig mit den Septimen probieren.

    Grüße
    freejazzer
     
  6. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    @ bwf: das war auch bei mir das Erfolgsrezept.
     
  7. Heglanx

    Heglanx Ist fast schon zuhause hier

    Das mit der Pentatonik ist im prinzip eine gute Idee. Da die Pentatonik eine vereinfachte Dur-Tonleiter ist und nur aus konsonanten Tönen besteht. Zum Beispiel kommt eine Quinte in fast allen Skalen vor.

     
  8. freejazzer

    freejazzer Ist fast schon zuhause hier

    Jo, ne Pentatonik gibt's natürlich auch noch in Moll...

    Grüße
    freejazzer
     
  9. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Was haltet ihr von folgendem Ansatz? Mario (mbond36) hat mich auf die Idee gebracht. Wenn ich im Quintenzirkel im Uhrzeigersinn rumgehe betrachte ich die großen Septimen der Tonarten nacheinander, also für C ist das H, für G ist das f#, für D ist das c# usw. Wenn sich also h, f# und c# gut anhören, aber g# nicht mehr, dann könnte ich die Tonart D erwischt haben. Ist jedoch das h gleich unpassend geh ich linksherum und schau mir die Quarten an, also für C ist das f, für F ist das Bb, für Bb ist das Eb usw. Wenn sich also f, Bb, und Eb gut anhören aber Ab nicht mehr hab ich wahrscheinlich die Tonart Bb erwischt. Jetzt muß ich noch raushören, ob das ganze nach Dur oder Moll klingt und entsprechend evtl die parallele Molltonart nehmen.
    Ich sage wahrscheinlich, da Harmonisch und Melodisch Moll nach diesem Schema nicht so einfach zu fassen sind.
    Aber trotzdem, ich finde den Ansatz gut, weil man mit ganz wenig Tönen schon Bescheid weiß.


    Ob das praktikabel ist wenn viel moduliert wird, bezweifel ich allerdings, da sind dann eure Vorschläge viel pragmatischer.
     
  10. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde in diesem Fall die ganze Theorie weglassen und einfach lernen zu "hören" indem ich rumprobiere. Durch die Praxis hört man irgendwann das Meiste eh. Und Hören ist immer besser als Tausende Theorien im Kopf.
     
  11. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    @stephan: Du sprichst mir aus der Seele.
     
  12. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Schade nur, dass mein Gehör so beschissen ist.... :-(
     
  13. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Vom Rumdudeln, wie das einige empfehlen, halte ich nicht viel.

    Dann schon eher vom gut Hinhören: wo ist die Musik sozusagen "zuhause"? Dann von dort aus auf die Terz, hören, ob das Ganze in Dur oder in Moll ist.

    Funktioniert nur bei einfacheren Sachen gut. Themen, die mehrmals in andere Tonarten modulieren, sind schwieriger. (z. B. All the Things You Are oder Giant Steps). In vielen Fällen moduliert nur die Bridge.
     
  14. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    es geht hier auch nicht um sinnloses rumdudeln, sondern darum ein paar Töne zu spielen und zu hören wie sie im Zusammenhang mit dem Lied klingen! Also was wir meinten ist "eher gut hören"

    Und ich glaube giant steps ist nicht unbedingt die Nummer mit der man am Anfang sein Gehör ein wenig schult.
    Ich fand vor allem Aufnahmen von Maceo Parker hilfreich.
     
  15. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    @TootSweet:

    Vom "Rumdudeln" kann hier auch gar nicht die Rede sein.

    Doch man sollte sich hüten, einfach stur nach Regel x vorzugehen. Die Musik ist - und das macht sie ja so interessant - verart vielfältig, daß ich nie alles über einen Kamm scheren kann. Ein Schelm, wer´s dennoch tut und ein miserabler Improvisateur obendrein. ;-)

    Wenn ich mein Instrument und die Töne, die ich darauf spielen kann, kenne und quasi im Vorhinein "höre", was ich spielen möchte, kann ich mich in jede musikalische Situation einpassen, sofern Gehör und Finger ausreichend geschult sind.

    Insofern ist das "A und O": Instrument üben und Gehör trainieren.

    Daher: Sofern der Rest (also die Theorie) noch nicht sitzt - sollte man einfach mal ausprobieren, was gut klingt. Es hilft wie schon vorher gesagt wenig, nur den vermeintlich "Grundton" zu finden, schnell etwas zu improvisieren, nach ein paar Takten dann erneut zu stocken, weil das Stück moduliert, wieder "Grundton" suchen, etc.

    Versteh mich nicht falsch. Ich bin der letzte, der die sogenannte "Theorie" verdammt. Ganz im Gegenteil. Die Theorie darf niemals zu kurz kommen!!! Denn nur wenn ich verstehe, was ich tue, kann ich es auch viel leichter tun, als stures nach "Skala x-Improvisieren", ohne daß Gehör und Verstand - und vor allem Gefühl - mitspielen. Meine Klavierschüler bekommen immer zur Hälfte ordentlich und fundiert Theorie (im engeren und weiteren Sinne) in jeder Stunde. Sie sind dadurch viel "gelehriger", schneller und vor allem auch motivierter (!), weil sie verstehen, was sie tun und "was da so passiert in den Noten" (und drumherum).

    Also: Nix Rumgedudel. Doch ein zu stures Anlehnen an "Schema x" ist mehr hinderlich, als nützlich. Die Musik lebt von Kreativität.


    Schöne Grüße ;-)


    Boris
     
  16. bwf

    bwf Kann einfach nicht wegbleiben

    @Bloozer:

    Die Idee mit Grundton und großer Septime ist nicht so die rechte Lösung, da die große Septime (z.B. C und H) umgekehrt eine kleine Sekunde (H auf C), also ein Halbtonschritt ist. Und diesen Schritt findest Du letztendlich in unendlichen Kombinationen quer durch die Tonarten.
    Fändest Du einfach beide Töne, so wäre das alleine noch keine Gewähr dafür, daß es Grundton (1. Stufe) und Septime (7. Stufe) sind. Es könnte in ganz gewöhnlichem Dur auch 3. und 4. Stufe sein (in diesem Falle G-Dur). Dann kämen noch die gewöhnlichen Molltonarten und alles andere dazu.

    Verlockende Idee, aber leider auch nicht brauchbar. ;-) ;-)

    Gruß

    Boris
     
  17. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    nun mische ich mich doch auch mal in diesen lustigen Thread ein! ;-)

    Irgendwie ist das, wenn man nicht sowieso ein "vom Blattspieler" ist, doch die Gretchenfrage.

    Dabei hab ich im Kopf immer sehr präzise Vorstellungen, was ich dazu spielen möchte und bin aber auch immer begeistert, wenn ich dann Impros Anderer dazu höre. Das Restproblem besteht dann lediglich in den passenden Griffen (und hier und da ein wenig der viel zu unwichtigen Technik *harhar*).

    Wie geht man nun vor? Ich übe das derzeit am intensivsten. Meine Guidline dazu ist der hier schon oft angeprisene Frank Sikora ("Neue Jazz-Harmonielehre").

    Bspw. Nardis (M. Davis, Bill Evans):
    Da bin ich so vorgegangen, wie im Buch vorgeschlagen. Hier und da brauchte es relativ lange, da die Methoden auch einiges an Theorie verlangen, die ich dann erst mal aufarbeiten musste. Und? => E phrygisch

    Reingefallen! Immerhin konnte ich hören dass irgendwas nicht stimmte. Aber was?

    Alles war so schön stimmig und der kleine aber feine Unterschied lag in 1, 2 Takten, die einfach nicht passen wollten.

    Nun, dann legte ich es erst mal für eine Weile weg, es steht ja mehr drin ;-) Aber dann entdeckte ich auf den beiden CDs ein paar weitere Kapitel. Darunter auch eins, das sich ausfürlich mit Nardis befasst. Und siehe da: Er kommt zu dem Schluss: E Äolisch (Abgesehen davon hat er, pedantisch wie er ist, auch noch so ein paar 'Kleinigkeiten' anders als ich aufgeschrieben *hihihi*)
     
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