Wie funktioniert ein Saxophonist? Der Saxspieler als biomechanischer Objekt

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Batam, 22.Dezember.2014.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    @Johannes,
    Mentale Übungen sind super und können Dir helfen, neben Übungen am Instrument den Lernprozess zu beschleunigen.
    Machnmal ist es sinnvoll sowas mit dem Lehrer zu besprechen, der sollte dann nämlich da Tips geben können, welche am ehesten für welchen Bereich hilfreich sind.

    Du solltest nur nicht zu viel Zeit in Sound und Dynamik stecken. 2h nur dafür sind ganz klar Zeitverschwendung und keine Abkürzung.
    Selbst wenn Du Stücke und Skalen, Akkorde, Etüden etc. übst wird sich dein Klang und deine Tonkontrolle mit der Zeit verbessern. Das kann man aber leider nicht forcieren, auch ist der Klang beim Sax allein nicht alles, sondern nur ein Bruchteil und auch er wächst, wenn Du in anderen Bereichen wächst. Wenn Du am Tag 10 bis 15 Minuten gezielt an Klang und Dynamik arbeitest reicht das vollkommen aus. Es würde sogar reichen wenn Du an einem Tag an Dynamik und am anderen nur am Klang arbeitest.

    Erlaube mir die Analogie mit dem Lernen des Joggings. Du kannst darüber ein Buch lesen, trotzdem heisst das noch lange nicht daß Du dann besser läufst, es kann aber manchmal helfen, muss es aber nicht. Wenn Du jetzt die Beine trainierst, indem Du erst nur auf dem einen Bein eine Stunde hüpfst um es zu stärken und dann auf dem anderen noch eine Stunde das Gleich machst, hilft Dir das wahrscheinlich sehr wenig für einen guten für Dich effizienten, den Körper wenig belastenden Laufstil. Im Gegenteil, eventuell überforderst Du so deinen Körper nur. Selbst wenn die Beine kräftiger werden, hilft es Dir für die Laufbewegung und die Kombination der Beine und der Bewegung nichts.

    Ähnlich kann es Dir mit dem Saxophon gehen. Das hat auch damit zu tun wie unser Hirn lernt. Manchmal ist zu viel einfach zu viel und hilft nicht auch viel.

    Kleinere gezielte Einheiten bringen manchmal mehr.

    Und dann entwickelt sich auch alles noch weiter mit den anderen Faktoren. Die Zunge und der Zungenstoss haben einen enormen Einfluss auf den Klang (gerade was die Entkopplung vom Kiefer angeht). Die Koordination der Zunge und der Finger ist ein ganz anderes Thema noch.
    Und manche Soundthemen sollte man erst aufgreifen, wenn bestimmte Basics erstmal stehen und für bestimmte andere Dinge mehr Verständnis sich entwickeln konnte.

    Du machst Dir als Anfänger sehr viele Gedanken und das ist gut aber rede viel darüber mit deinem Lehrer, damit Du nicht die falschen Schlussfolgerungen für Dich ziehst und Zeit unnötig verschwendest mit Übungen die eventuell jetzt noch nichts bringen oder zu lange gemacht werden und eventuell Dir auch Schaden können oder Du zu viel anderes weglässt an dem man ebenfalls arbeiten muss.

    Aus meiner Erfahrung mit Schülern kann ich Dir sagen, bei dem der regelmässig übt entwickelt sich der Ton meist von ganz allein mit weiter, auch ohne daß man den Sound stundenlang trainieren muss. Klar sind Übungen und Tips gut und notwendig aber eine alleinige Fokussierung nur darauf führt meist nicht zum gewünschten Erfolg. Nur bei Schülern, die nie Üben und auch die Tips und Übungen Ihres Lehrers gar nicht beherzigen und die auch keine Saxophonisten sich anhören, entwickelt sich da wenig bis nichts, ist zumindest meine Erfahrung. Das setzt aber auch eine guten Lehrer voraus, der weiss was er mit Dir macht, auch was eine Übedidaktik angeht.

    Und glaube mir, jeder bessere Lehrer weiss sehr gut wie schwierig das für Anfänger ist und wie schwierig es für einen selbst war einen ordentlichen Sound zu entwickeln.

    LG Saxhornet

     
  2. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Die Idee von Johannes ist es doch, durch "Trockenübungen" bestimmte Entwicklungen und Lernprozesse zu beschleunigen. Ich sehe niemanden der das bestätigen oder widerlegen könnte. Man kann aber endlos vermuten, glauben, spekulieren....

    Handfestes bekommt man nur durch entsprechende Versuche z.B. 20 Anfänger mit und 20 ohne Zusatzübungen ausbilden, Fortschritte dokumentieren, auswerten usw. usw.

    Ob es im Ergebnis relevant wäre? Einer wie Johannes sähe es sicher anders als ein 16-jähriger Schüler.

    Übrigens soll es Menschen geben die Skigymnastik machen :)
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    @ Saxhornet: was Du in #79 sagst, würde ich komplett so unterschreiben.

    @Chrisdos: Handfestes wird man mit so einem Versuch leider gar nichts rausbekommen, es sei denn, man hat jeweils einen Klon in der Kontrollgruppe :-D, ansonsten sind die individuellen Faktoren viel zu unterschiedlich.

    Wir sind uns ja alle glaube ich auch einig, dass Johannes' Ausführungen super hilfreich und informativ sind für alle die sich für Physiologie der Atmung interessieren und zusätzlich Übungen ausprobieren wollen, um ein besseres Körpergefühl zu bekommen oder ihre Atmung zu verbessern, ganz egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene.
    Johannes selbst steht aber ganz am Anfang der Reise, was das Saxophonspielen betrifft, von daher ist es lediglich ein gutgemeinter Hinweis von Forumsmitgliedern, die erfahrenere Spieler sind, sich nicht zu sehr zu früh an einem kleinen Teilaspekt festzubeißen, der ohne Frage wichtig ist, aber ohne die vielen anderen Teilchen im Mosaik nicht allzuviel Sinn macht, gerade wenn es um die Soundentwicklung geht. Und Johannes geht es ja darum, möglichst schnell einen möglichst guten Sound zu entwickeln.
    Vielleicht kann Johannes ja hier im Forum ein kleines Soundtagebuch einstellen, mit Kommentaren zu den Trockenübungen, die er begleitend durchführt..

    LG Juju
     
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist genau der Punkt!
     
  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Sehr treffend formuliert, JuJu!
     
  6. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Vielen Dank für deine Tipps, immer sehr solide argumentiert.
    Das Problem ist, das mein Lehrer bis jetzt nur Kinder unterrichtet
    hat, ich erkenne bei dem kein Konzept für mich, komme mit der
    Liste von Fragen und muss alles von Ihm rausholen. Aber wenn ich
    spiele, dann merkt er Fehler und gibt Tipps, aber irgendwie fülle
    ich mich ein wenig autodidaktisch...Der hat mir eben empfohlen
    leiser zu spielen, weil das schwieriger ist. Mache ich auch.
    Natürlich ich will nich monatelang lange Töne spielen, nur ich
    wollte, dass es ein wenig nach Sax klingt, bevor ich die Stücke
    spiele, das Noten lesen ich ja nicht schwierig (für Balladen und
    so) aber gerade in diesem Bereich ist ja der Ton, Dynamik usw.
    sehr wichtig, da wollte ich eine Grundlage verschaffen und
    1 Monat ist doch nicht so viel Zeit, jetzt mache ich
    schon Tonleiter, Akkorde usw. Aber ich kann mit keiner Sax-Schule
    sich befreunden. Die Stücke zum Lernen..die klingen für mich
    einfach nicht...Wenn ich im Kopf einfach ein Gitarrenakkort zerlege
    und auf Sax übertrage, klingt das alleine für mich schon besser, als
    die Melodien aus 7 Tönen. Und Artikulation usw. kann man doch
    an Akkordenfolgen auch üben, oder? Nun ja, ich wollte Dich nicht
    in einen Unterricht reinziehen...Vilen Dank für deine Mühe.

    Gruß
    Johannes
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Batam

    Was ist daran falsch????

    CzG

    Dreas
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Johannes,

    rede mit dem Lehrer über dein Problem.

    Ich frage mich, ob du dich auf den Lehrer überhaupt einlassen kannst bzw. willst?

    Eventuell musst du dir einen anderen suchen, der mit erwachsenen Schülern mehr Erfahrung hat?

    Was erwartest du von einen Lehrer?

    Mein bester Lehrer war selber Autodidakt und ist seit langem Professor an der Musikhochschule.

    Er half mir, dass ich selber meine individuellen Probleme löste.

    Viel Erfolg!

    Gruß
     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi Juju,

    das dürfte sicher ein Problem sein. Wobei die 2 Gruppen wieder gleich genug werden, wenn man sie groß genug macht. Aber das sind ja alles Gedankenspiele...

    Grundsätzlich finde ich den Gedanken schon interessant was den Sound betrifft, denn da gehen schon mal Jahre ins Land, bis der "gereift" ist.

    LG

    Chris
     
  10. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Wollte sagen NUR..Sorry..Klar, bei jede Übungseinheit...
     
  11. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Zitat:
    Vielleicht kann Johannes ja hier im Forum ein kleines Soundtagebuch einstellen, mit Kommentaren zu den Trockenübungen, die er begleitend durchführt..

    Das ist aber jetzt nicht mehr körperliche Übungen, sondern mentale. Ich beschäftige
    mich schon eine Weile mit Meditation nach Technik von Jon-Kabbat-Zinn
    (westlich orientierte buddhisische Meditation ohne religiösen Hintergrund,
    der hat eine Stress-Klinik in USA) nur mit meinen speziellen Formeln). Mach ich abends.
    Und wenn die Konzentration "sitzt" und ich mich von Umwelt abschalten kann (ca.15-20 Min)
    kann ich seht gut mir einbilden , ich stehe auf der Bühne, und spiele eine Melodie
    (aber nicht die aus Muster) und habe genau den Sound, der ich wollte.
    Aber das ist alles Experimente. Ob die was bringen, weiss ich nicht, aber ich muss daran glauben, sonst funktioniert die Methode nidht...Und wenn ich eine kleine Bestätigung habe, dass ich etwas erreichtt habe in 1,5 Monaten, muss ich an die Methode glauben, ob das stimmt oder nicht...Meditation
    ist ja immer gut, als normale Lebenshilfe, wenn man die beherrscht. Ich bin
    noch nicht so fit...zu wenig Übung auch..

    Gruß
    Johannes
     
  12. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das kann wirklich ein Problem sein. Eventuell musst Du noch weitere Lehrer ausprobieren. Das Problem ist, daß Du Dich in meinen Augen verrennst und Dir um einige Dinge die falschen Gedanken machst. Es ist alles verwoben, Du kannst den Klang nicht vom Rest isolieren. Auch bin ich mir nicht sicher, ob Du Dir die richtigen Fragen stellst. Es ist gut wenn Du sie stellst (auch deinem Lehrer) aber nachdem was Du alles schreibst, machst Du Dir eher zu viele Gedanken und verlierst wichtige andere Punkte aus dem Blickfeld.

    Normalerweise sollte ein Lehrer ein Konzept für Dich haben, das auf Dich optimiert wurde und dem Du folgen kannst und welches Dich gut auf den Weg bringen sollte. Du suchst Dir aber ganz viele eigene Wege, das klingt als wenn Du mit deinem Lehrer einiges nicht besprichst. Hat er Dir detailiert erklärt was Du üben sollst und wofür. Wie also dein Übeplan aussehen sollte?

    Der Ton und auch die Grundlagen dafür brauchen weitaus mehr als nur die kurze Zeit um zu reifen und sich zu entwickeln. Das ist ein Prozess über Jahre, da gibt es keine Abkürzung.

    Lg Saxhornet
     
  13. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Jepp, es gibt keine Abkürzung, aber jede Menge Umwege im Prozess der Klangentwicklung.
    ob deiner mehr oder weniger zielführend ist, wird sich zeigen..
    aber Techniken, die sich in deinem Alltag bewährt haben, auf das Saxlernen zu übertragen, ist doch ein absolut brauchbarer Ansatz.
    berichte weiter...
    wichtig finde ich, dass du nicht den Fehler machst, zu früh deino setup zu verändern. Das ist der beliebteste Umweg.
    lg edo

     
  14. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

     
  15. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ja, die Erwachsenen glauben zu wissen, was sie erreichen wollen/müssen/können.
    Das ist oft ihr einziger Nachteil gegenüber Kindern.
    Würde mich freuen, wenn Du diesen Fehler nicht machst.

    Liebe Grüße,
    Guenne

     
  16. Batam

    Batam Kann einfach nicht wegbleiben

    Guten Abend...

    Na ja, so fixiert bin ich auch nicht...der Weg ist das Ziel, wie
    so oft. Aber ich habe ungefähr die Vorstellung, was ich von mir
    erwarten kann - ich werde kein Virtuose, ich traue
    mir aber zu irgendwann die langsame Balladen spielen zu können.
    Ich war fest überzeugt, das ich nie anfange, improvisieren zu
    lernen. Wenn ich dann mein erster Stück spielte, habe ich
    die begleitende Akkorde gemerkt und es war, erstaunlicherweise,
    nicht besoders schwierig, ein Gitarrenakkord, der mir dann
    als Muster schon gespeichert ist, direkt vom Griffbild einfach zu
    zerlegen, oder aus den Noten eine Melodie zu basteln. Da habe ich
    schon überlegt ob ich das doch irgendwann probiere.Vielen Dank für Kommentar...
    Deine Tipps nehme ich immer ernst, wie auch von vielen hier,
    aber leider, nicht von allen..

    Schöne Grüße
    Johannes
     
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