Hallo, ich habe mir vorgenommen, ein Solostückchen (Snowball on the Rocks von Paul Harvey) mal richtig anständig zu erarbeiten, nicht nur die "Ich komme im Orchester damit durch"-Ebene. Dazu gehört, finde ich, ein Stück auch auswendig zu können. Wie macht Ihr das? Durch wiederholtes Durchspielen kommt es bei mir nicht. Gibt es Möglichkeiten, das zu strukturieren? Gibt es Kniffe? Ich freue mich auf Euren Rat! Christian
Ich machs mit immer wieder durchspielen, und wenn ein Takt einfach nicht kommen will, üb ich diesen Takt, mit dem dvor und dem danach nochmal gesondert, und probiers dann ins "gesamtwerk" einzubauen.
Puhhh...da wäre ich dann auch ganz scharf drauf ich meine zu hören, wie andere das machen. Mein Lehrer hat bei mir diese Schwäche entdeckt Da hab ich mir nun jahrelang Mühe gegeben, diesen Mangel zu verstecken, mich drum herum zu drücken und dafür gut ab Blatt zu spielen und jetzt das. Bleibt einem wohl nichts erspart. Ich habe jetzt einfach mal begonnen so zwei drei Takte nach Noten zu spielen, dann die Augen zu schliessen oder mich wegzudrehen und das Zeugs nachzuspielen. Geht ja gerade noch, aber wenn's dann ans zusammenhängen dieser einzelnen Abschnitte geht, ist bestimmt der Anfang wieder weg. Als Zwischenschritt mach ich es jetzt mal so, dass ich nur noch Notenbuchstaben auf Papier schreibe und das dann vorerst als Spickzettel benutze. Ja, so ungefähr. antonio
Hm, ich habe die Stücke die ich intensiv Übe automatisch nach einiger Zeit auswendig drauf. Wenn ich sie dann aber lange nicht mehr spiele, klappen sie auch nicht mehr so gut. Vielleicht liegt es daran, dass ich sowieso sehr viel nach Gehör spiele. Ich wüsste jetzt so auch nicht, wie man sich das anders erarbeite könnte. Ein Gedicht oder ähnliches lernt man ja auch durch ewiges wiederholen. Evt. die Teile, wo man hängen bleibt gesondert Üben. Mein Lehrer hat mir bei schwierigen Stellen den Tip gegeben, diese Note für Note zu spielen. Also, mit 1 Note anfangen, dann wieder von vorne und die 2te Note dazu nehmen, wieder von vorne bis zur 3ten usw.usw. So bekommt man die Sachen in die Finger.
Es könnte für dich hilfreich sein, zu wissen, von welchen Lerntyp du bist. Nur die Wiederholung bringt nicht viel, wenn sie nur ins *Blaue* gemacht wird. (Oder wisst ihr noch, was ihr für eure Klausuren alles gelernt habt?) Über Lerntypen und Lerntechniken findet man viel im Netz. Auch ganz hilfreich war für mich ein Band aus der Aebersold-Reihe (irgendwas um die 70) oder die Kurzform dazu aus dem ersten Band der selben Reihe. Nachhaltig bleibt nur das hängen, was durch hohe Motivation gefiltert wurde und in die entsprechenden Hirnteile gespeichert werden konnt (Ultrakurz-, Kurz-, und Langzeitgedächnis) Ich spiele einen Song natürlich auch oft wiederholt,.meißt sehr langsam, fange mit der 1 als ganze Note an und spiele dann je Takt erst die 1,3 später die 1,3,5 und so weiter bis zur ganzen Scale, um so auch das entsprechende Tonmaterial dauerhaft zu lernen. Dazu höre ich die Play-Along und lese das Stück im Notenblatt mit. Ich bin ein sehr visueller Lerntyp mit hohem auditiven Anteil. Das Stück selbst oder das Thema zu lernen, geht bei mir recht schnell (nicht immer spieltechnisch), da ich es dann dauernd vor mich hin singe oder pfeife. Für die Akkordfolgen brauche ich länger.
mos schrieb: ich beneide dich darum Laut meinem Lehrer sollte ich das auch. Einige Takte bekanntes Kinderlied nehmen, dann einen halben Ton höher etc. Da ich der "Lesetyp" mit dem eher visuellen Gedächnis bin, die reinste Tortur. LG antonio
Gute Übung mit dem Kinderlied, weil du die Melodie ja bereits auswendig kennst. Dann betrifft es eher das Thema, wie ist der Griff zu einem Ton, den ich im Kopf habe? Das Auswendiglernen ist enorm wichtig. Gerade spielt ein Saxophonist im TV, der unglaublich schnell herumdudeln kann, aber alle Themen wiederwillig vom Blatt liest. Nicht schön anzusehen und -zuhören. Auswendiglernen funktioniert auf verschiedenen Ebenen. Man kann sich die Griffe merken. Man kann sich die Noten einprägen. Man kann die Melodie auswendig lernen und versuchen, sie aus dem Kopf zu spielen. Man kann sich die Melodie im harmonischen Kontext merken, z. B. fängt auf der Durterz der ersten Stufe an und schraubt sich auf die None. Man kann sie lernen, indem man sie versucht, die Töne zu interpretieren, in dem Sinne: weißt du, wie du den Ton spielen willst, dann weißt du auch, welcher es ist Man kann die Melodie mit Ereignissen zusammen bringen (oft sind es ja Titel, zu denen es Text gibt) Man kann sich Gerüche, Personen, Situationen vorstellen, wofür diese Melodie stehen soll Ich versuche das alles und bin froh, in unserem neuen Programm keine Noten zu brauchen. Das heißt, 100 Minuten auswendig zu spielen. Das ist mein Beruf und er macht gerade mal wieder gehörig Spass.
Bei mir kommt es darauf an, wie ich das Stück gelernt habe: Ein Stück, das ich von Noten gelernt habe, kann ich nicht auswendig, und wenn ich es noch so gut drauf habe. Aber einige Stücke kann ich nur vom Hören, die kann ich auch nur auswendig. Wahrscheinlich wäre ich überrascht, wenn ich die Noten sehen würde. Meine Hypothese ist: Die Stücke werden, je nachdem, wie sie gelernt wurden, auf verschiedene Weise im Gehirn gespeichert. Und daraus kann ich ja die Konsequenz ziehen, wenn ich eins auswendig lernen will! Gruß Fumi
Schön und gut. Bei einem 12-taktigen Blues mag das ja gehen, aber mit einem längeren Konzert ist das 'Nach-Gehör-Lernen' vielleicht die weniger praktikable Methode.
Ich hab mir das immer so erklärt: vereinfacht gesagt, beim Spielen vom Blatt reagieren die Finger auf das Bild der Note, d.h. die Finger haben gelernt in Bruchteilen von Sekunden auf die wechsende Notenschrift mit Griffkombinationen zu reagieren. Dabei spielt eine Vorausschau des Notenbildes eine große Rolle. Natürlich reagiert der vom-Blatt-Spieler auch auf den gehörten Ton, aber die Abfolge Ton hören und Ton greifen ist gewissermaßen verkümmert. Beim auswendig Spielen reagieren die Finger auf den Ton indem sie "wissen", welcher Griff dem gehörten Ton folgt. Diese Art des Spielens hat man sich durch stetes Wiederholen des Stückes angeeignet, die Finger haben das Stück gelernt. Meist fängt man nach der vom-Blatt Spiel Methode an und nach einer gewissen Zeit legt man das Blatt weg. Diese Methode wende ich an, um ein Stück zu lernen, weil ich ein lausiger vom-Blatt Spieler bin. Das eigentliche Spielen nach Gehör ist was völlig anderes. Die Finger hören die Töne im Kopf, oder anders gesagt, es besteht eine direkte Verbindung zwischen der Tonvorstellung und der Griffvorstellung. Dies geschieht völlig unbewußt, insofern trifft das Wort Vorstellung den Sachverhalt nicht richtig, aber es ist schwierig, diesen Vorgang zu beschreiben. Wenn ich Zb was improvisiere, gibt es manchmal solche Momente, daß die im Kopf spielende Melodie völlig unbewußt und richtig in die Finger geht, wahrhaft glückliche Momente.
Hallo... habe für mich das Buch "Einfach üben" von Gerhard Mantel entdeckt. Er zeigt hierbei mit 185 Überezepten, wie man vorgehen kann. Ich lerne direkt vom Blatt 2 Takte und verbinde diese dann mit dem zuletzt gelernten, d.h ich spiele dann 3 oder 4 Takte. Damit verhindere ich, das ich die Takte isoliert lerne, man kann ja mal aus dem Takt kommen.... . Wichtig ist herauszufinden, welcher Lerntyp man ist, da hat Doellcus recht, NLP läßt grüßen. Ich lerne die Takte auch ohne einen Ton zu spielen, d.h. zuerst traniere ich meinen Muskelmemory, dann habe ich es beim direkten Nachspielen leichter. Wenn es schwierige Stellen sind, höre ich mir die Takte die ich spielen will gleichzeitig über Kopfhörer an (leise, man muß sich selber noch gut hören) und spiele sie just in time nach, das hilft mir auch sehr, somit habe ich gleichzeitg alle drei Lerntypen abgedeckt -> (Visuell- vom Blatt, Auditiv - Kopfhörer, Kinästhetisch-die Finger berühren die Perlmutauflagen und damit die Klappen "Muskelmemory"). Gruß Krokosax
Hm, ich behaupte mal was ganz anderes: Wenn man ein Stück häufiger übt und vor allem, wenn es etwas schneller ist, spielt man im Grunde immer auswendig. Das Notenbild gibt nur Ankerpunkte für das Fortsetzen des Spiels. Wenn man jetzt ohne Noten auskommen möchte, muss man sich beim Spielen beobachten: Was spielt man schon auswendig und an welcher Stelle guckt man ins Notenblatt. Das sind (bei mir zumindest) eigentlich immer die selben Stellen. Und die Kunst besteht darin, diesen Anker zu ersetzen. Da hilft dann allerdings nur den Übergang üben. Beim Sax sind meine Stückchen wohl noch zu kurz für das Problem, beim Klavier stelle ich mir das Notenblatt vor - hilft aber nur begrenzt. Und wie Mos schon sagte, übt man eine Weile nicht, fliegt man an der selben Stelle raus. Viele Grüße Gine
Man muss natürlich zwei Dinge unterscheiden. Man spielt zuerst nach Noten und legt sie dann beiseite oder man lernt ein Stück nur vom Gehör her (z.B. ein im Radio gespieltes Stück) ohne die Noten vorher gesehen zu haben. Ich hab zuerst damit angefangen, dass ich Stücke von Kenny G und Jan Garbarek nachgespielt hab. Wenn man genügend Motivation und Spaß miteinbringt, dann geht es wie von selbst. Da kamen dann so gewisse Stellen, die man einfach nur genial findet und diese vor Euphorie so oft spielt bis sie einigermaßen sitzen und man dann ein wenig dazu variirt. Dann gab es noch Stücke, die ich so oft vom Blatt gespielt hab, dass sie sich mehr oder weniger eingeprägt haben. Man kommt nicht drumrum, es immer und immer wieder zu spielen. Es kommt darauf an, ob man Spaß daran hat oder nicht. So ist es auf jedenfall bei mir...viel Spaß. MfG Marco