Wie wird aus Musik "Theorie" gelebte Praxis?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von bebob99, 12.Januar.2022.

  1. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @ppue
    Auf alle Fälle dürfen sich "meine Schüler" ....falls ich mal welche habe,
    will nicht verhungern als Rentner:)

    zum Beispiel:
    Die -Blue-Notes- auf einen Spieckzettel schreiben.
    Die müssen sie nicht unbedingt durch "selber rumtuten" gefunden haben.

    Zuvor wird theoretisch die -b5- für alle TL mit Stift und Zettel abgeleitet
    und vom Namen her bestimmt.

    Dann spielen:
    Die C-Blues Skala hoch und runter. Aus'm Kopf.
    Bis sie den Ton fis (ges) lieben !:D

    Wenn sie später dann mal "aus Quatsch" einen gis-Blues spielen wollen,
    können sie sich die entsprechenden Noten selbst erarbeiten.

    Ich selbst bin vorhin bei meiner Übung: "Alle verminderten Akkorde
    auswendig spielen" irgendwann aus der Kurve geflogen.

    Na da kürze ich den "Weg zurück" doch ab und schaue schnell in die Noten.
    Und dann geht's weiter.

    So meinte -verkürzen-
    VG
     
    Rick gefällt das.
  2. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tafkah
    Ohne dir zu Nahe treten zu wollen ....
    Diese Fomulierung zeigt mir deine Haltung, die ich leider "nicht gutheißen kann":D

    Es geht um Sax-Einsteiger.
    Und da geht's darum zu erkennen (praktisch erkennen):
    Diese "stupiden TL's" sind unser musikalisches Alphabet !!

    Ich bin aus eigener Erfahrung bei diesem Thema so engagiert.

    Weil:
    Habe selbst als Einsteiger die TL's lange "links liegengelassen"
    Ist doch keine richtige Musik, TL's spielen" so meine Haltung.

    Bis John als mein Lehrer auftauchte:
    "Wie, .... keine Musik ?
    Versteh' ich nicht ?" sagt er.

    Und spielt mir die G-Dur vor, .... mit Groove und mit Witz usw.
    "Und das war jetzt keine Musik?"

    Seitdem bin ich -rigoroser Kämpfer für TL's-;)

    VG
     
  3. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @bthebob: Jedem seine Meinung, ich respektiere deine, bleibe aber bei meiner ;), die du natürlich aus deiner Warte nicht "gut heißen" darfst. Der Titel deines Threads sagt nicht, dass er für Anfänger gedacht ist, ansonsten hätte ich die Klappe gehalten. Auch etwas fortgeschrittene Spieler haben das Recht, aus Theorie "gel(i)ebte Praxis" zu machen, gell?
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.Januar.2022
  4. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Wenn man auswendig das Alphabet aufsagen kann, hat man deswegen noch lange nicht das Rüstzeug eine schöne Geschichte damit zu schreiben. ;-)

    Ich mag es sehr Tonleitern zu spielen. Allerdings habe erst durch einen Lehrer, der mir gezeigt hat wie man damit kreativ umgehen kann Spaß daran gefunden. Vorher hat es meist nur genervt und war eine lästige Pflicht.
     
  5. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Um nix anderes geht es @Ton Scott und @Tafkah mit ihren Tonleiterspielchen: die "stupiden" Alphabethtonleitern zum Leben zu erwecken.

    Ich trage auch noch was bei - hier zum Üben aller 12 dorischen Leitern mit Praxisbezug: man hat bei ganztaktigen II-V-I-Verbindungen (Dur) einen simplen, gut funktionierenden Start, wenn man die II von der 7 abwärts nudeln kann. Man hat vorschriftsmäßig die Akkordnoten auf den Beats und landet nach 8 Achteln auf der Terz der V.

    Konkret in Tönen: Em7-A7-D --- Em7: D-C#-B-A-G-F#-E-D /C#
     
    Altermann, bthebob, Rick und 2 anderen gefällt das.
  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @mato
    Richtig !
    Ist wie so vieles im Leben.
    Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort die richtigen Leute treffen.

    Das mit dem Alphabet ist übrigens ein Zitat:

    Von einem Mann, der 1989 in die
    -Associatons of Jazz Educators Hall of Fame- aufgenommen wurde.
    Und der 2014 die höchste amerikanische Auszeichnung
    für Jazzmusiker erhielt -NEMA-

    Korrekt zitiert heisst es: " The Chromatic Scale is our Musical Alphabet"

    VG
     
    Rick gefällt das.
  7. Rick

    Rick Experte

    Jo, klar - aber meinem "Herr Samstag" ist schon der Begriff Tonleiter zu theoretisch. :rolleyes:

    Er ist ein absoluter "Lick-Spieler", verwendet also keine Tonleitern, leitet sich daraus Licks ab oder so, sondern spielt einfach nur diese. Er experimentiert unter Ausschaltung jeglichen Bewusstseins über Musik wild mit dem Sax herum, manchmal kommt etwas Anhörbares dabei raus, manchmal auch nicht; dabei hat er aber großen Spaß (den braucht er auch als Ausgleich zu Stress und Frust im Büro) und ist sehr expressiv. Ich höre immer sofort, ob er eine entspannte oder eine grässliche Woche hinter sich hat. :-D

    Aber er war ja auch nur ein aktueller Aufhänger für meine These, die freundlicherweise @ppue und auch @Ton Scott unterstützt haben, nämlich dass man sich nicht zuerst Theorie anlernen muss, sondern dass Praxis und Theorie am besten Hand in Hand gehen, mit viel Intuition anstelle von viel Denkerei.

    Ich selbst war nie so radikal wie "Herr Samstag", denn ich hatte schon vor meinen ersten Improvisationsanfängen Tonleitern, Akkorde usw. im Klavierunterricht geübt, konnte also bereits auf einen gewissen Fundus zurückgreifen, wenn auch eben nicht "reflektiert", sondern sehr spielerisch.
    Am Anfang übrigens über die schwarzen Klaviertasten, also F#-Dur/Eb-Moll-Pentatonik. (erst Jahre später habe ich diese Benennungen erfahren.) :lol:

    P.S.: Deine "Spanische Skala" heißt im Jazz hm5 (harmonisch Moll ab der 5. Stufe, in Deinem Beispiel F-Moll).
     
    bthebob gefällt das.
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Der Erfinder dieser bescheuerten Definition soll mir mal unter die Augen kommen.
     
    bthebob und Rick gefällt das.
  9. Rick

    Rick Experte

    Klingt vielleicht bescheuert, ist aber der Hintergrund. Ich kann dagegen mit Begriffen wie "spanische Tonleiter" wenig anfangen.
     
    saxhornet, Viper und bthebob gefällt das.
  10. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Rick und @ppue
    Lustig ... diese Bezeichnung "Spanische oder Jüdische Skala"
    stammt vom oben genannten Lehrmeister.
    Hab' auch schon woanders von -arabische Skala- gelesen.

    Egal, so oder so .... es ist eine mit viel Charakter !

    VG
     
    Rick gefällt das.
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Der Erfinder der harmonischen Molltonleiter und evtl Namensgeber ist schon einige Jährchen tot. Diese Skala auf der 5. Stufe zu beginnen, ist gar nicht mal so abwegig, ist doch die Dominante mit der Durterz staatstragend für HM. Und im Jazz wird diese Skala auch relativ häufig in der Durumgebung verwendet (z.B. am Schluss von Stella), deshalb darf man sie ungestraft HM5 nennen.
     
    bthebob, Viper und Rick gefällt das.
  12. Rick

    Rick Experte

    Ja, es gibt etliche Namen für diese Skala, ich sage auch gerne "orientalisch" dazu - sie wurde ab dem 18. Jahrhundert oft für "türkische" Anklänge in der klassischen Musik benutzt.

    Eigene Anekdote:
    Ein Schüler hat mir 1992 eine Eigenkomposition in den Unterricht mitgebracht, die wir zusammen in eine rhythmische Form fügten.
    Ich fand das Stück so interessant, dass ich es auch meinem damaligen Trio vorstellte, wo wir es weiter bearbeiteten und schließlich ins Repertoire aufnahmen.
    Irgendwann ärgerte sich mein Schüler, der es selbst in einer Jazzband spielte, über den Erfolg, den wir damals damit hatten, und untersagte uns, sein Stück weiter zu spielen. Daraufhin habe ich neue Melodien auf unsere eigene Trio-Struktur geschrieben, wir spielten es weiter.
    Meine Sax-Improvisation beruhte auf der "HM5".
    Damals hatte ich einen ägyptisch-stämmigen Mitbewohner, der gelegentlich mitbekam, wenn ich in meinem WG-Zimmer übte. Zu meinen Improvisationen meinte er erfreut: "Musik wie aus meiner Heimat!"
    Ähnliches Feedback bekamen wir nach einem Auftritt von einer orientalisch-stämmigen Frau aus dem Publikum: "Das hat mich sehr berührt, es erinnerte mich an Musik aus meiner Kultur."
    Und es ist "einfach" HM5 - natürlich auch etwas "orientalisch" interpretiert. :cool:

    Hier eine Hörprobe:

     
    Zuletzt bearbeitet: 18.Januar.2022
    Mouette, bthebob, Altermann und 2 anderen gefällt das.
  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Dieser Beweis ist längst erbracht: Schäfer aus Irland und dem Vereinigten Königreich steuern ihre Collies mit Pfiffen. Und da geht wesentlich mehr als nur Sitz und Platz. (Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Paddy-O dabei immer erst denkt „und jetzt eine verminderte Septime aufwärts von klingend e und der rechte Führungshund macht einen Salto nach links um die grün markierten Schafe abzuspalten“)

    So zutreffend die beiden mit diesen Zitaten verbundenen Posts auch sind, so sehr befürchte ich, dass wir @bebob99 damit endgültig abhängen.
    Giant Steps ist nicht einfach, für Theorie-Ängstliche sogar geradezu furchteinflössend und ganz sicher nichts, was man sich über hören/fühlen/spielen erschließen könnte. Ohne profundes Therorieverständnis geht da nix. Sogar Coltranes Sidemen sind regelmäßig aus der Kurve geflogen - und das lag wohl weniger am Tempo. Für Trane ist Giant Steps bestenfalls „Medium Up“.
     
    Altermann, bthebob und Rick gefällt das.
  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Deswegen habe ich das Wort 'nur' mit (einfachen) Anführungszeichen versehen. War wohl zu subtil.

    Grüße
    Roland
     
    Rick gefällt das.
  15. ppue

    ppue Mod Experte

    Das wird aber eher eine melodische Floskel sein, ein anfeuernder, ein beruhigender oder ein Pfiff, der zum Stoppen auffordert. Das entspricht einem kurzen Befehl, der Sprache ähnlich. Ziemlich sicher, dass der Schäfer das auch gestisch unterstützt hat.

    Ah, hier gibt es etwas. Faszinierend:



    Ein Intervall zu analysieren, erfordert doch etwas mehr Geschick, denke ich. Ich denke, das kann ein Tier auch hören, nur muss es mit verschiedenen Intervallen auch verschiedene Dinge, Situationen oder Gesten abspeichern, was dann wiederum als "Name" fungiert.
     
    Rick gefällt das.
  16. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn mein Schäfer außer ungebührlicherweise auf dem Sofa Platz zu nehmen noch eine verminderte Septime von einer großen Sext unterscheiden kann, dann stelle ich meine eigene musikalische Ausbildung in Frage.
     
    mato, Altermann, ppue und 2 anderen gefällt das.
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Als ich damals vor knapp 50 Jahren Klavierunterricht hatte, kam immer begeistert unser Hund und legte sich auf die Couch in der Nähe. Bis Bartoks 'Mikrokosmos', da kniff er den Schwanz ein und haute ab.

    Eine Nachbarin meinte dann, ich würde ja schon sehr schön Klavier spielen, aber in der letzten Zeit würde ich so viele falsche Töne spielen. (Ich: "Das ist Bartok, das muss so sein!")

    Man könnte daraus schließen, dass unser Hund einen ähnlichen Musikgeschmack wie unsere Nachbarin hatte.

    Grüße
    Roland
     
    Altermann, scenarnick, ppue und 2 anderen gefällt das.
  18. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Silver : wir haben uns missverstanden. "Giant Steps" ist komplex, und ich würde mich nicht trauen, über die Changes zu improvisieren. Es war lediglich der melodische Baustein bzw. das Eingangsmotiv, das ich getrennt von der Komposition als Sequenzierungsobjekt vorschlagen wollte, also quasi "gestohlen" habe:

    Durj7 abwärts, beginnend mit der großen Septime, dann Mollterz aufwärts, anschließend chromatisch zur Durterz und danach eine große Sekunde abwärts; von diesem Ton eine Quart aufwärts und das Spiel von neuem beginnen lassen; so wiederholt man das Motiv der Reihe nach auf Aj7, Fj7, Dbj7 (C#j7,) und danach landet man wieder auf Aj7; danach kann man z.B. mit dem gleichen Strickmuster auf Bj7 beginnen, dann folgt Gj7, danach Ebj7(D#j7) und anschließend wieder Gj7; allerdings wird man wegen des begrenzten Tonumfangs nur wenige dieser "Kreise" vollenden können.

    Also noch einmal: lediglich eine kleine Spielerei mit den ersten Takten von "Giant Steps", keine Durchdringung der Harmonik und keine Berücksichtigung der Changes; lediglich eine melodische Übung. Hoffe, dass ich es jetzt klar genug gemacht habe, was mich motivierte.
    Wer z.B. mit einem Schüler den Dur Fj7 durchnimmt, könnte das als musikalische Spielerei verwenden.

    Übrigens. Zum Thema "musikalische Tonleitern" empfehle ich diese Komposition von Saint-Saens, die aber natürlich ironisch gemeint ist.

    Pianisten (aus dem "Karneval der Tiere")

     
    Rick gefällt das.
  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Noch ein kleines Beispiel, dass Theorie ohne Praxis gar nichts ist, weil ich grad eine Pause brauche :)

    Wir sind uns sicher einig, dass das F# in einem G7 (theoretisch) ein falscher Ton ist.
    In dieser Phrase ist das F# jedoch IMHO mehr als passend, weil es ihr durch die große Septime (die im nächsten Takt wieder erscheint) eine gewisse Würze verleiht. Klar geht es auch um die Auflösung zum G, aber nach meinen Ohren nicht nur.
    Bildschirmfoto 2022-01-18 um 12.06.19.png
    So geht es weiter, wieder mit großer Septime, aber umgekehrt.

    Bildschirmfoto 2022-01-18 um 12.07.53.png
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 18.Januar.2022
    Altermann, Otfried und Rick gefällt das.
  20. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Vielleicht verstehe ich die Frage nicht richtig, aber ich kann die Intervalle nur benennen, wenn ich mir den Klang vorstelle, und dann kann ich mir auch ableiten, wie das Intervall heißt (ich bin aber auch katastrophal in Sachen Theorie...).
    LG Juju
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden