Zirkularatmung

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von tango61, 14.Juli.2021.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ne, das ist nur total kontraintuitiv vom Bewegungsablauf. Sowie die Fahrräder am Jahrmarkt, mit denen man beim links lenken rechts fährt. Man braucht sehr viel Geduld für den ersten Schritt, irgendwann geht das dann (also bei der Atmung, das mit den Fahrrädern habe ich nie geschafft). Das schwierige ist dann vom Backenblasen ruckelfrei wieder aufs Lungenblasen zu kommen, das ist aber erst der zweite Schritt. Und am Ende steht dann der Ansatz, der geht beim Strohhalm aber noch ganz ok.
     
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  2. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Zirkularatmung ist etwas, das nicht jeder braucht oder kann (auch bei Profis).
    Sehr nützlich wird das erst bei zeitgenössischen Kompositionen, da diese seltener aus natürlichen musikalischen Phrasen bestehen, sondern gerne auch mal längere Phrasen komponiert werden, ungeachtet der Instrumentenwahl. Auch in der Minimal Music gibt es das sehr häufig.
    Dazu kommt das Spielen von Arrangements von beispielsweise Werken für Streicher. Zwar sind die musikalischen Gedanken bspw. in der Romantik dem natürlichen Atem angepasst, jedoch gibt es in den Begleitstimmen öfters Akkordbrechungskasskaden ohne Zeit zum Atmen - übrigens sogar in Stücken für Bassetthorn (das brauchte bestimmt weniger Luft als bspw. ein Tenorsaxophon).
    All das kann man mit kleinen Tricks auch ohne Zirkularatmung lösen - aber mit ist es einfacher.
     
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  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ein wunderbarer Effekt der Zirkularatmung kann sein, dass man die Atempause "gestalten" kann. Also den Ton vorher ausklingen lassen, und in das Ausklingen schon einatmen, so dass man "fast" ohne Pause, aber eben mit der Atemzäsur weiter spielt. Das gnadenlose Durchbrettern durch bspw. Bach'sche Cellolinien finde ich hingegen nicht sehr schön.

    Im Jazz könnte es mir dienen, meine Linien freier zu gestalten, ich merke, dass ich alterungsbedingt zu immer kürzeren Phrasen gezwungen werde; wenn ich es denn richtig könnte. Auf meinen Klarinetten gelingt es mir ganz gut, auf den Saxophonen hingegen ändert sich bei der Zirkularatmung das Voicing und somit kann ich den Ton nicht "gleich" halten.

    Das gleiche Problem übrigens wie bei der Doppelzunge. Diese konnte ich früher ziemlich gut, aber seit meiner Ansatzumstellung und dem hauptschlichen Einsatz des Voicings zur Tongestaltung bricht mir in den höheren Lagen der Ton dann leicht weg.

    Gruß,
    Otfried
     
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  4. Lagoona

    Lagoona Ist fast schon zuhause hier

    Richtig eingesetzt finde ich es schon klasse!
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich würde die Zirkularatmung ein klein wenig anders angehen. Jeden Punkt üben, bis er automatisch geht.

    1. Blase die Backen auf, lasse sie aufgeblasen und atme ganz normal durch die Nase in die Lunge.
    2. Atme bewusst weiter und öffne die Lippen vorne ein kleines Stück. Durch die Backenspannung entweicht die Luft langsam aus dem Mund. Habt ihr weitergeatmet? Gut! Es kann also Luft vorne entweichen, ohne dass ihr aufhört, zu atmen.
    3. Noch einmal blast ihr die Backen auf und atmet ganz normal durch die Nase ein und aus, dann aber atmet ihr ganz bewusst tief ein und lasst gleichzeitig die Luft nach vorne aus den Backen heraus. Das ist das entscheidende Modul, das ihr euch antrainieren müsst:

    Backenluft vorne herausdrücken (ablassen) und gleichzeitig durch die Nase einatmen. Der Vorgang muss in Fleisch und Blut übergehen.

    4. Der nächste Knackpunkt ist, das normale Blasen mit diesem Bewegungsablauf aus Punkt drei zu verbinden. Auch das ist tricky. Also:

    Backen aufblasen, dann die Luft aus den Backen lassen und dabei einatmen. Bevor die Backen nun keine Luft mehr herausdrücken können, schaltet man um auf die normale gestützte Atmung um. Das kann man nur probieren. Wüsste es nicht genau zu beschreiben.

    6. Um den Vorgang wiederholen zu können, muss man dann beim normalen Blasen wieder die Backen mit Luft füllen.
    7. Nun das Umschalten auf das Modul aus Nummer 3. Ich denke, es ist weniger schwierig.

    So habe ich es mir zumindest beigebracht.

    Eine Diskussion, wie sinnvoll das ist, ist für mich hinfällig. Es gibt mehrere Kulturen, die die Zirkularatmung fest eingebaut haben, ob nun sinnvoll oder nicht.
     
  6. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Backenluft geht nur hinten, Wangenluft vorne ... :D
     
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  7. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ohrenwackeln kann ich auch, Zirkulardingsbums habe ich auch noch nie hingekriegt.
    Müsste ich mal wieder probieren. Ansonsten wackle ich weiter. :p

    LG
    Mike
     
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  8. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

  9. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Backenluft bekomme ich in vielen Ausprägungen hin, Wangenluft nicht … :D
     
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  10. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Dann möchte ich nie hören, wie Du "Dicke-Backen-Musik" machst...

    Im schöneren Teil der Republik hat man rechts und links der Nase Backen (oder bei Kindern rote Bäckchen).
    Man bläst die Backen auf und hat auch Backenzähne und keine Wangenzähne.

    Wanze
     
  11. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Dann müsste Dein Pseudo doch eher "Backze" sein, oder? :lol:
     
  12. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Noch ein Beispiel für ein Stück mit Zirkularatmung: "Guarda" von dem Baseler Saxophonisten Klaus Pfister.
    Guarda ist eine Sammlung von abwechslungsreichen Stücken aus der Kategorie "Neue Musik". Bei dem vorliegenden Beispiel wird das ganze Stück "Utschels" mit Zirkularatmung gespielt, man sieht sehr gut wie die Spieler das machen.
    Utschels soll den Lärm von Vogelscharen aus dem Engadin darstellen, neben Zirkularatmung braucht man auch sogen. Viertel-Töne.



    Guarda finde ich eine der besten Kompositionen für Sax-Quartett, die mir in den letzten 20 Jahre untergekommen ist. Bei dem einen oder anderen Satz muss man sich an die musikalische Sprache erst gewöhnen.
    Besonders auch zu empfehlen: Flurina aus Guarda für Sax Quartett, findet man auf Youtube.
     
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  13. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    ...hier Harry Carney am Baritonsax (ab ca. 2:22):
     
  14. Catweazle

    Catweazle Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube nicht, dass das etwas mit Vererbung zu tun hat. Man muss nur soviel Koordination aufbringen, um die Luft aus den Backen zu pressen und dabei durch die Nase einzuatmen.

    Ich hatte mal bei einem Kabarettstück Zirkularatmung mit einem Glas Wasser vorgeführt.
    Ich glaube, die Hintergrundkulisse war eine Beamtin beim Sozialamt.
    Das Publikum wusste nicht, was es erwartete, ich sprudelte einfach drauf los und hielt das lange durch. Der Gag kam gut an.

    Aufs Saxophon übertragen kann ich sagen, dass der aus der Backenluft heraus gepresste Ton bei mir sehr dürftig klingt. Da ich die Zirkularatmung auf dem Saxophon bei den Stilrichtungen, die ich spiele, nicht brauche und sie sehr übeintensiv ist, habe ich sie nicht weiter verfolgt. Ich finde sie aber durchaus sehr interessant.
     
  15. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Er heißt ja nicht "Wangze"
     
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