"Best Of" Schwächen beim Semi-Profi

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von bthebob, 12.September.2020.

  1. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    Zitat von Ton Scott:
    mir stechen leider immer sofort die saxofontechnischen Ungereimtheiten auf
    Moin @Ton Scott .... ich weiß, Ferndiagnose und Verallgemeinerungen sind nie "das Gelbe vom Ei"
    Aber vlt. kannst ein/zwei der häufigsten Schwächen bei Amateur-Saxer'n, die schon einige Jahre spielen,
    benennen ?
    Also Sachen, die dir aus deiner Praxis als Profi und Lehrer immer wieder auffallen.
    Weil mein Eindruck ist, egal wie gut Klang/Timining usw sind, man hört doch schnell, ob ein Profi oder ein
    ambitionierter Amateur ins Horn bläst.
    Ist natürlich nur meine subjektive Meinung ! Ich möchte auf keinen Fall die Frage erörtern,
    wer ist Pro./ wer Amateur.
    Danke !
    VG
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Auch wenn ich nicht angesprochen bin: Mir fallen meistens rhythmische und intonatorische Unsicherheiten auf, da sehe ich einen bedeutenden Unterschied. Wenn jemand jahrelang mit guten Ensembles auf der Bühne stand, hat er diesbezüglich weniger Probleme als jemand, der vor allem alleine oder mit nicht so erfahrenen Musikern spielt.

    Das hängt aber weniger vom Geldverdienst ab, sondern, wie schon geschrieben, mehr mit der Routine.
    Es gibt auch Berufsmusiker, die hauptsächlich unterrichten und deshalb weniger Bühnenerfahrung haben können als ein Amateur, der regelmäßig mit guten Musikern spielt.
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @bthebob Meinst Du „Best off“ oder “Best of”?
     
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  4. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @Claus ... ich wollt's besonders gut machen und habe zwei -F- genommen ;)
    Aber gemeint sind natürlich "die besten Schwächen" .... würde mich freuen, wenn du's korrigieren kannst !
    Danke !
    VG
     
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  5. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    Moin @Rick ... sei gegrüsst !
    Das ich speziell @Ton Scott angesprochen hatte, hat nur damit zutun, das das Thema von mir
    "rüberkopiert" wurde. :)
    In der Sache: Ja, das ist auch mein Eindruck, so als Amateur-Spieler.
    Die Intonation, die steht -felsenfest- beim Pro.
    Und grade -ganz unten oder ganz oben- !
    Da schwimmt nüschte, da wird kaum gezogen oder "akustisch" gesucht.
    Zack, und da ist er, der Ton.
    Und wenn's sein muss, steht er da auch für eine kleine Ewigkeit !!
    Wie übt man das, long tones, loooong tones und dann nochmal ??
    VG
     
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  6. Claus

    Claus Mod Emeritus

    mach ich doch gerne!:rolleyes:
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Nach meiner Erfahrung ist das vor allem ein Ergebnis vom häufigen Spielen und der daraus resultierenden Routine.
    Am besten spielt man mit Leuten zusammen, die MINDESTENS auf einem vergleichbaren, wenn nicht höheren Level sind, so kann man am meisten lernen - und ist auch ständig herausgefordert.
    Der Lehrer ist ja in der Regel gutwillig und gnädig, aber der kritische Mitmusiker, der einem quasi gegen das Schienbein tritt mit den Worten "Üb das gefälligst, ich habe keinen Bock, dass wir uns deinetwegen blamieren", kann ziemlich anspornend sein.*:-D

    Das muss man natürlich auch aushalten können, aber Musik vor Publikum zusammen mit Kollegen auf hohem Niveau zu machen ist definitiv nichts für Mimosen oder Angsthasen. ;)


    *Der frühere Bassist meiner Big-Band hat wegen solcher "Anpfiffe" unseres Drummers die Band verlassen - er hätte es lernen können, doch die nötige Übezeit wollte er nicht aufbringen. Das muss eben jeder für sich selbst entscheiden. Aber er ist auch ein sehr sensibler Mensch.
    Entgegen dem gängigen Klischee sind solche empfindlichen, verletzbaren Typen nicht unbedingt optimal für das oft recht raue Musikerleben geeignet...
    Er ist Werbetexter und hat gerade seinen ersten Roman veröffentlicht, ich werde heute Abend mal reinschauen. Ich rechne mit poetischen Schilderungen und viel Introspektion, das ist definitiv mehr seine Welt. :rolleyes:
     
    Zuletzt bearbeitet: 13.September.2020
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  8. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @Rick
    Oh, da wird's schwer für mich. Ich mag Leute nicht besonders :)
    Schon gar nicht in meinem Proberaum.
    Warum, weshalb ... ist ein anderes Thema, würde den Rahmen jetzt sprengen.
    Ich kam auf die Frage, weil mir selbst .... ich sag mal ... sehr an einen "professionellen" Ton gelegen ist.
    Ich meine jetzt nicht die oft besprochenen Klangvorstellungen.
    Die sind und müssen individuell sein, sind vom bevorzugten Musikstil abhängig und geprägt.
    Ich meine, nur so als Beispiel, den solo angeschlagenen Ton am Klavier.
    Da klingt ein -C- immer top, egal wer die "Taste drückt"
    So oder so, ich bleib' dran.
    Sei bedankt !
    VG
     
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  9. Rick

    Rick Experte

    Beim Nachdenken über das Thema ist mir klar geworden, was ich eigentlich meine:
    Selbstbewusstsein.

    DAS ist der "gewisse Unterschied".
    Jemand mit viel Spielerfahrung WEISS, wie man richtig rüber kommt, er muss ja bei jedem Zusammenspiel andere, Mitmusiker wie Publikum, mit seinen Tönen ÜBERZEUGEN.
    Wenn er reinbläst, darf das nicht zaghaft oder unsicher sein, ER ist jetzt DA und sich seiner Rolle bewusst.
    Das ist jedenfalls das, was ich selbst früher immer bei solchen Leuten bewunderte.

    Und wie erlangt man dieses Selbstbewusstsein, diese Überzeugungskraft?
    Erstens, indem man so viel geübt hat, dass man andere begeistern könnte (und sei es auch nur mit dem reinen Klang), zweitens durch entsprechende Erfolgserlebnisse.
    Irgendwann, wenn man ausreichend gelobt worden ist, glaubt man allmählich, dass sich so viele Leute nicht alle geirrt haben können. (Deshalb ist es so wichtig, dass Lehrer gutwillig und gnädig sind.) ;)
    So entsteht das entsprechende Selbstbewusstsein.

    Mit anderen Worten:
    Ich weiß, dass ich es kann, also kann ich es auch.
    (Nach ausreichender Übung und mit Selbstbewusstsein.)

    Man könnte noch die Aspekte Stütze, Blasdruck u. ä. anführen, aber wie gesagt ist meiner Ansicht nach diese häufige Erfahrung der Herausforderung ein wesentlicher Faktor, denn es geht im Endeffekt um ganzheitliches Lernen, zahlreiche Rückkopplungsprozesse.
     
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  10. Rick

    Rick Experte

    -- Off Topic - -

    Habe jetzt die ersten Kapitel hinter mir, und ja, die Erwartungen wurden erfüllt.
    Poetische Schilderungen liegen dem guten Mann definitiv besser als präzise Salsa-Bassfiguren. :)
     
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  11. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich glaube,das ist es was den profi definitiv vom Hobbymusiker unterscheidet. Vom allersten Ton an zu Zeigen:ICH BIN DA!!
    Es gibt viele gute Hobbymusiker,aber eben diese Ausstrahlung,die fehlt dann noch ein bischen,und die macht es aus
     
  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Schade, dass dieser Thread nicht mehr Beachtung findet, wirklich mal ein interessantes Thema.

    Dabei finde ich Semi-Profi ein bisschen hoch gegriffen bzw....was soll das sein? Ein Amateur der gut spielt? Oder jmd der so gut spielt wie ein Profi damit aber nicht sein Geld verdient?

    Da fallen mir hier aus dem Forum spontan @Juju und @bhimpel ein...aber da höre ich keine Schwächen...so als Amateur :D:D

    Das denke ich auch. Ich kann dieses Niveau aufgrund meiner vorhandenen Zeit nie erreichen. Aber ich kann die mir vorhandene Zeit sinnvoll nutzen und das Beste rausholen. Und mit dem Ergebnis bin ich bis jetzt ganz zufrieden.
    Ich höre meine Schwächen. Höre ich sie nicht, tut es mein Lehrer und dann wird es mir mitgeteilt.
    Ich gestehe mir ein, dass es nicht gut klingt so wie ich es spiele und sehe Änderungspotenzial und möchte es in aller Regel auch ändern.
    Ob es mir dann gelingt, ist eine andere Frage.

    Umgang mit Kritik erfordert Selbstbewusstsein und/oder ein Level an bereits erreichtem Können, dass einem signalisiert: ich bin kein hoffnungsloser Fall.
    Aber das hatte @Rick eigentlich alles schon gesagt.

    Das ist eine gute Voraussetzung. Wenn man es nicht will, dann kommt man auch nicht dahin.
    Man braucht eine Vorstellung und damit einen Weg.
    Es gibt Amateure, die spielen "Wind of Change" komplett schief und es klingt eigentlich nicht toll, sie sind aber glücklich damit.
    Das ist auch ein Weg, der hat aber ein anderes Ergebnis.

    Also, ich spiele jetzt etwas mehr als 3 1/2 Jahre und das hat mir geholfen:

    - Unterricht mit Lehrer, der einem sagt, was nicht läuft
    - ein Instrument, welches sich angenehm/leicht spielen lässt und kein intonationstechnisches Eigenleben hat (meine Meinung!!!)
    - Gehörbildung (Intervalle hören, singen)
    - spielen zu Drones (die sind ja kein Geheimnis mehr): man lernt zu hören, wenn man daneben liegt und man lernt wie man es ansatztechnisch bewerkstelligt sich anzupassen.
    -Geduld: die Entwicklung eines guten Gehörs braucht eher Jahre als Monate (so fühlt es sich bei mir an)
    - Musik hören, die du spielen willst

    Mich hat die Kombination aus Gehörbildung und Drone-Training voran gebracht.

    Will ich eine Aufnahme machen, dann höre ich mir den Song, den ich nachspielen will ziemlich oft an.
    Mache ich dann die Aufnahme und das PA ohne Sax läuft, dann habe ich den Sound quasi im Ohr und höre, wenn ich daneben liege.
    Zudem reibt es sich mit den Akkorden.
    Das sind alles neue Fähigkeiten, die vorher nicht da waren. Ich muss es also irgendwie gelernt haben.
    Die Fähigkeiten sind natürlich noch stark ausbaufähig ;)

    Willst du einen nahezu professionellen Ton, dann solltest du die Voraussetzungen dafür schaffen.

    Grüße,

    Jacqueline
     
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  13. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    Moin, Moin in die Runde
    also ich bin richtig "gerührt" und positiv überrascht, wie die Antworten sich hier gestalten !!
    Diesen mental/psychologischen Ansatz hätte ich nicht erwartet.
    Geht voll in die Richtung, warum ich überhaupt Musik mache !:)
    Und ich kann aus meiner bescheidenen Praxis ein kleines Beispiel zuliefern.
    Anfang März, zu Beginn der C-Zeit, hatte ich eine solche Wut im Bauch,
    das ich im Proberaum bei offenen Fenstern spielte.
    Das ist natürlich wg. der Lautstärke streng verboten. War mir aber in diesen Tagen Sch..... egal.
    Und was soll ich sagen: Ich hatte eine Kraft/Stabilität und Substanz im Ton .... ich glaube, das war der Höhepunkt
    meiner "Saxophonisten-Karriere" ;)
    @Jacqueline da hast du recht.
    Diese Begrifflichkeiten "Profi/Amateur" sind immer sehr ungenau.
    Wobei dein Beispiel mit Juju interessant ist.
    "Formal-Juristisch" ist sie sicher -Amateurin- . Sie verdient ihr Geld (so weit ich weiss) als Pathologin.
    Ihr Saxophonspiel ist aber auf dem Level einer Pro-Musikerin.
    Und sie steht und spielt (jetzt grade die neue CD) Seit an Seit mit ihrem Ehemann.
    Der wiederum ist ja nun ein "lupenreiner Profi"
    Vlt. liest Juju ja hier mit und kann aus ihrer Sicht was zum Thema schreiben !?
    Merci und keep on !
    VG
     
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  14. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Was mich wiederum zu der Frage führt, für wen Du einen professionellen Ton übst? Nur für Dich? Nur für den eigenen Rahmen?

    Ich brauche auch einen externen Anreiz, zB die Aussicht auf Publikum. Dann übe ich sehr viel zielstrebiger an einem Stück. Je näher der Auftritt rückt, umso fleißiger :)
     
  15. scenarnick

    scenarnick Administrator

    @monaco : Geht mir genauso, aber es soll ja auch Leute geben, die ausschließlich produzieren und dann veröffentlichen. Genauso gültig. Denk an Tüftler wie Jean-Michelle Jarre oder auch Mike Oldfield, die Musik mehr oder weniger allein im Studio erschaffen. Live "performen" steht bei den beiden genannten Menschen nicht so weit oben. Ich hab das auch mal versucht, nur für mich zu arbeiten. Mich persönlich hat es runtergezogen, weil ich nur Unzulänglichkeiten gehört habe. Ich suche den Austausch mit anderen, das Wachsen an Aufgaben. Aber ich kann jeden verstehen, der "im Kämmerlein" bleibt.

    Zum Thema: @Rick und @Jacqueline haben es schön auf den Punkt gebracht. Die Diskussion geht nicht im "Amateur", "Profi" oder irgendwas dazwischen. Eigentlich geht es um die Präsenz und die Selbstsicherheit - ungeachtet vom beruflichen Status.
     
  16. ppue

    ppue Experte

    Habe hier nur quer gelesen und weiß nicht genau, was bisher zu den "best of" gezählt wurde.

    Für mich gehören zwei Punkte dazu: die Phrasierung und Tonbehandlung.

    Phrasierung: Beherrscht man alle Formen vom Binden der Töne bis zum Staccato in allen Registern, also den Einschwingvorgang, das Halten der Töne und auch alle Formen der Beendigung von Tönen, dann hat man einen großen Sprung gemacht. Ein weiches Anstoßen der Töne (wir hatten ja gerade das Kürzel ht. in einem anderen Thread) beherrschen viele Amateure nicht

    Tonbehandlung: Dazu gehört die Fähigkeit, die Tonhöhe eines Tones frei zu artikulieren, heißt, ihn selber frei intonieren zu können, ohne dass man sich auf die Technik des Instrumentes "stützt". Das bedeutet, dass man einen Ton auch sauber halten kann, wenn man den Ansatz tiefer hält. Kann man das, so kann man sich auch am Vibrato versuchen.

    Beides gehört für mich zu den "best off". Beides hört man schon nach zwei Tönen, selbst wenn sie selbstbewusst gespielt werden.
     
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  17. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Das halte ich für einen weiterverbreiteten Irrtum. Ob z.B. McCoy Tyner oder ein Brad Mehldau ein -C- spielt oder ich (nicht daß ich mich mit denen vergleichen wollte!) dürfte einen großen Unterschied machen. Sonst wär's auf dem piano ja "Malen nach Zahlen".
     
  18. ppue

    ppue Experte

    Das hängt aber eher mit der Phrasierung der Töne zusammen. Gemeint ist doch, dass der Klavierton je nach Anschlagstärke einschwingt und dann "natürlich" wieder ausklingt, egal wer ihn anschlägt. Diese Vorgänge müssen wir auf dem Saxophon "nachbauen", selber initiieren.
     
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  19. ppue

    ppue Experte

    Warum ist das eigentlich so wichtig, die Grenze zwischen Amateur und Profi messerscharf ziehen zu können? Lasst sie doch durchlässig, unscharf, semipermeabel (ich liebe das Wort).
     
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  20. scenarnick

    scenarnick Administrator

    Genau das war oben bei einigen schon Konsens. "Amateur" und "Profi" sagen zwar etwas darüber aus, womit der Lebensunterhalt verdient wird, aber keineswegs was über die Qualität der geleisteten Arbeit (gilt auch für Handwerker BTW)
     
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