Die Finger immer schön nah an den Tastern

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 14.August.2025.

  1. Nemo

    Nemo Ist fast schon zuhause hier

    Volle Zustimmung! :applaus:
     
  2. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Paganini, List und Parker....

    hier ein Vergleich:

    !. Ella Fitzgerald



    2: Johnny Griffin

     
  3. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich finde das durchaus anhörbar, was er da macht, obwohl ich ja eigentlich Vertreter der „Saxophonisten gegen die kulturelle Abendlandisierung der Musik der neuen Welt“ bin. Die Finger nimmt er nur hoch, um ein bisschen Tempo rauszunehmen. :)
    Das ist genau, was es ist. Bravourstückchen, mit denen der fahrende Virtuose seine Brötchen verdient. Ich mag auch Paganini richtig gerne. Es ist auch niemand beleidigt, wenn man das nicht als Krone der Kunst ansieht und sich eher von der Zaubervorführung begeistern lässt. Es macht Spaß, und ihm offenbar auch.
    Was ich mich frage: Wenn das das romantische Virtuosentum in Zeiten des Jazz ist, wie wird dann erst atonal? Free hatten wir doch schon (und das hat dem Jazz eigentlich noch besser gestanden, als das eher kühle Virtuosentum - ist aber nur mein Geschmack wohlgemerkt).

    +1
     
  4. Sachsofonist

    Sachsofonist Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das liegt daran, dass er auf dieser Aufnahme, und alle anderen Musiker auch, nicht live spielt, sondern zur Aufnahme mimt.
     
  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ja - Charlie Parker und der Bebop lebten doch von den schnellen Tempi. Im Hardbop wurde ja noch eins drauf gesetzt.

    John Coltrane war ja auch nicht unbedingt der Nichvirtuose.

    Die Diskussion kenne auch von:



    Michael Brecker wurde lange unterstellt, dass er keine Balladen spielen könnte.

    YouTube ist ja teilweise eine Zirkus-Plattform für absurde Leistungs- und Selbstdarstellungsperformance.

    Ich kenne unglaublich viele lebendige Musiker, die ihr Instrument beherrschen und dennoch ausgesprochen musikalisch sind. Daher empfinde ich den aktuellen Trend der Virtuosität auf Kosten der Musikalität nicht.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, sicherlich gibt es auch musikalisch spielende Musiker. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Ich meine eben genau diese Zirkusplattform.
     
    Bereckis und Nemo gefällt das.
  7. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte gerade so einen Gedanken, weiß aber nicht, ob und wie es auf die Musik übertragbar ist.
    Ich kenne jetzt einige Choleriker und hyperaktive Menschen in meiner Umgebung. Ich habe sie nie langsam sprechen gehört. Auch mir selbst, wenn der Rücken nicht trägt und das Gewicht die Eingeweide quätscht, gelingt es kaum, Pausen einzulegen. Ich habe auch in keinem Film Woody Allen langsam sprechen gehört.
    Vielleicht ist diese ungeheuerliche Schnelligkeit bei manchen Musikern der natürliche Ausdruck ihres Temperaments bzw ihrer Erkrankung?
    Paganini wirkt auf mich in den Verfilmungen wie ein "übler" Choleriker oder hyperaktiv. Und wenn die Musik seine Sprache war, warum sollte er anders gesprochen haben.
     
  8. Calymne

    Calymne Ist fast schon zuhause hier

    Also zum Ausgangsvideo:
    Ich hab's mir nicht bis zum Ende angehört, weil ich es gruselig enervierend finde, evtl geht es einigen der Zuhörer dort genau so.

    Trotzdem hätte ich gerne wenigstens das halbe Spieltempo konstant drauf, ohne die Finger zu verknoten...

    Ja ich geh üben anstatt ins Handy zu gucken :pigeon:
     
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  9. Sachsofonist

    Sachsofonist Nicht zu schüchtern zum Reden

    Wie erkennst du gefakte Emotion? Hast du Beispiele?
     
  10. Sachsofonist

    Sachsofonist Nicht zu schüchtern zum Reden

    Vielleicht wars kurz vor der Mittagspause, bei Workshops gibt's manchmal echt gute Buffets. Vielleicht hat er auch deshalb so schnell gespielt, damit er früher fertig ist mit der Demonstration.
     
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  11. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Klar, aber es gibt eh genügend Kampfthreads nicht nur in diesem Forum, das muss ich nicht unbedingt aufwärmen.
    Und es ist auch nicht Thema hier.
     
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  12. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Jetzt habe ich bei dem Video oben (#5) mit dem eher entspannten All The Things auch mal hingeschaut und - guess what! - der Meister spielt ein Mark 6 und kein Ref 54. Immerhin ist es ein Vandoren Mundstück.
    Im Donna Lee Video spielt er das Ref 54 aber ein Meyer Mundstück (immerhin die Vandoren Optimum, dann fällt es nicht so auf).

    Dass Stefano di Battista die schöneren Linien spielt, mit den Changes bei diesem Tempo mehr anfangen kann, präziser mit dem Beat umgeht und mit seinem ollen Mark VI und dem ranzigen Meyer (huch - schon wieder eins!) für meine Ohren angenehmer klingt, liegt sicher nur am Blatt :p

    Ich schreib das jetzt auch nicht in den Süprehm-Fred:
    Baptiste Herbin ist Selmer-Artist und würde wahrscheinlich ohne jede Diskussion ein perfekt eingestelltes Süprehm-Alto aus einem Pool besonders guter (gibt’s ja nicht, sind ja alle überragend :p) beim Hersteller auswählen können…


    Es ist der Spieler! Immer! :)
    Schreibst Du doch selbst regelmäßig.

    Equipment ist überbewertet… :rolleyes:

    Im so direkten Vergleich am Limit merkt man auch, wer wo herkommt.
    Baptiste Herbin ist ein Produkt der französischen Conservatoire, die in Sachen Technikdrill nur von den russischen oder chinesischen Schulen übertroffen werden. Das finde ich zwar beeindruckend aber nicht immer überzeugend.
     
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  13. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Battista und Herbin liefern für mich schon ein sehr stimmiges Duo ab, das sich in ihrer Unterschiedlichkeit schön ergänzt. Ich kann das gut hören, meine Frau hat mich bei Donna Lee aber gerade gebeten, es woanders anzuhören!

    Herbin erinnert mich in seinem Solospiel immer ein wenig an Oscar Peterson - ein Angeber vor dem Herrn, aber einer mit Ästhetik. Das mit dem Conservatoire hat ihm nicht geschadet, ich finde das hat er ganz gut weggesteckt! Spricht für eine stabile Persönlichkeit! :D
     
    Silver und Alex_Usarov gefällt das.
  14. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Es wird aus allem ein Wettkampf gemacht. Ich erinnere mich an die Entwicklung in "Parcours": da ging es am Anfang "nur" darum, in einem urbanen Umfeld alle möglichen "Hindernisse"/ Bauwerke zu bewältigen, was an sich schon enorm anspruchsvoll ist. Irgendwann ging es mehr und mehr darum, wie kompliziert man die Sprünge gestalten kann, an immer derselben Hauswand oder was auch immer...

    Das ist etwas, was mir im Jazz und Nachbargebieten sowieso "immer schon" aufgefallen ist, und möglicherweise habe ich es auch schon wo erwähnt: wenn jemand ein Stück neu interpretiert, muss es vor allem einmal schneller sein. Und das war schon in der "Schwarz-weiß-Zeit" so. "Tea for two" ist kein schnelles Stück, auch inhaltlich, aber ich kenne eine (alte) Aufnahme, wo es als schnelle Nummer angelegt wird. Und Average White Band haben bei einem späten Konzert "Pick up the pieces" schneller gespielt als original. Und so weiter.

    Was mich wundert, denn ja, die hauen da schon einiges raus, aber die benutzen ihre Fähigkeit, schnell zu spielen, doch um Musik zu machen. Hab mir das jetzt sogar komplett angehört. Ich glaube, das Album hatten wir als CD im Geschäft - warum habe ich mir das nicht genommen? Möglicherweise wars verschweißt und ich konnte es nicht probehören...

    Das Video im ersten Beitrag hätte ich nicht als "das spiele ich beim nächsten Auftritt" verstanden, sondern mehr als "schaut mal, was Ihr technisch erreichen könnt, wenn ihr auch 40 Stunden pro Tag übt".

    Aber moment, es geht ja um die Finger... von dem her wollte ich zuerst gar nicht in das Thema schauen, weil was kümmert es mich... dann habe ich das Video gestartet, und am Anfang sieht man ja die Finger nicht, und ich dachte, ja, der hat sie wohl auf den Klappen, weil das bei mir die Tendenz ist - je schneller, desto näher bleiben die Finger bei den Klappen. Dann sah ich, wie er das spielt...
    Also dann eher: jeder muss seinen Weg finden, oder?
     
  15. Bb7

    Bb7 Kann einfach nicht wegbleiben

    Wer damit ein Problem hat, sollte vielleicht bisschen Gitarre spielen. Tonleitern, Arpeggios, Blues und Penta, Da werden die Finger ganz schnell auf möglichst wenig Bewegung trainiert und das merkt man dann auch beim Sax. Geht mir jedenfalls so.
     
    _Eb gefällt das.
  16. Calymne

    Calymne Ist fast schon zuhause hier

    hm ich investiere meine Zeit und Kapazität lieber ins Sax, als dass ich ein Instrument lerne, von dem ich null Ahnung habe. Und von Saiteninstrumenten hab ich so gar keine Ahnung...

    Wobei ich Cello von der Tonlage schon echt toll finde. Wenn ich mal in Rente bin...
     
  17. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    So wild ist das ja nu auch wieder nicht, ich hör da einstimmiges Genudel , wenn ich lese dass hier Liszt angeführt wird: . Das ist dann mehrstimmig und technisch nochmal eine ganz andere Nummer, da ist im Vergleich für mich das was der Künstler hier treibt technisch gesehen wie Kindergeburtstag… und den kriegt man mit Üben hin, man ist nicht unbedingt ich :)
    LG
    Thomas
     
    Matthias Wendt gefällt das.
  18. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @indieRunde
    Ich kann's nicht glauben !

    Es gab (und gibt ?) Zeitgenossen, die die Aufnahme -Al Di Meola und Freunde- in post#26
    als Beispiel heranziehen, um zu untermauern, dass durch Virtuosität und hohes Tempo
    die emotionale Ausdruckskraft der Musik leidet ?

    Hab' ich falsch verstanden, oder ?

    Andernfalls, na Hilfe.o_O

    VG
     
  19. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Alternativ dieses Video da. Älter. Die sind noch jung alle. Ohne Al Di Meola dafür mit Larry Correl. Da das Thema irgendwo die Finger sind: hier sieht man die Finger zu genüge. Und so wie sie nebeneinander sitzen und einander würdigen. Und einander sichtlich genießen. Überwältigend!
     
    gargamel141 und bthebob gefällt das.
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies haben wir in meinem Jazzclub-Kreis so empfunden. Und mir geht es heute noch so…

    Ich hatte sie sogar damals live gehört.

    Daran sehen wir doch, dass wir alle unterschiedlich emotionale Ausdruckskraft empfinden.

    Ich war übrigens damals ein großer Bewunderer von Michael Brecker.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17.August.2025
    bthebob und _Eb gefällt das.
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