Absteigendes Kulturgut?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Blofeld, 12.März.2023.

  1. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Weil die Leute bei uns Musik machen, bis sie vom Stuhl fallen. Im Sport spielen die jungen Kerle Fußball, bis der Bauch zu dick wird, dann vielleicht noch ein paar Jahre Trainer und dann machen sie Vereinsarbeit.
     
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  2. rbur

    rbur Mod

    Ok, dann haben wir ja einen Grund, warum wir da nichts machen können

    Dann warten wir einfach, bis sich die Politik sich von unserer nichtexistenten Lobbyarbeit beindrucken lässt
     
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  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    In D sind 23,4 Mio Menschen in Sportvereinen engagiert, aber nur 3,1 Mio Musiker vergleichbar organisiert.

    Das sagt schon einiges über die grundsätzliche „Lobbymacht“

    Aber ich bin sehr wohl der Meinung von @rbur , dass da mehr gehen sollte.

    CzG

    Dreas
     
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  4. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Musiker besitzen kein politisches Kapital oder: Musiker haben nichts, was eine Regierung haben wollen würde. Darin sehe ich den Hauptgrund fehlenden Musikerlobbyismuses.
     
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  5. rbur

    rbur Mod

    tja, dann ist aber doch völlig klar, warum die Politik die Mehrheit unterstützt und die Sportvereine besser berücksichtigt werden als die Musikvereine.
     
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  6. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Mit Sport lässt sich eher Geld verdienen und Werbepartner ins Boot holen etc. etc. Und Sport gilt als wichtig und ist im Verein sogar preiswerter für die Massen nutzbar. Es gibt auch mehr öffentliches Interesse, wenn man nur mal schaut, wie viele Leute Fussball und andere Sportarten fast wie eine Religion sehen.

    Das bekommt man mit Musik nicht hin.

    Und dann ist Musik so breit gestreut schon von den Stilen, die es gibt, wo es durchaus ganz andere sehr unterschiedliche Interessen gibt. Gerade bei Kulturgesprächen wo es um die prekäre Lage von Musikern geht, ist es ein Witz wenn da als Musikervertreter Jemand wie Grönemeyer eingeladen wird, der sicherlich ganz genau weiss wie es sich als Musiker am Existenzminimum leben lässt.
    Ich kenne Leute, die da Lobbyarbeit betrieben haben und dabei ausgebrannt sind und das nie wieder machen wollen (die hatten dafür sogar aufgehört als Musiker zu arbeiten).
    Ich kenne Musikervereinigungen (-verbände), wo sich die Mitglieder dann in Streitereien zerlegt haben und mit Klagen überzogen haben (oder die Auseinandersetzungen wurden mit der Verbandsleitung geführt, wo es dann sogar um schwere Vorwürge gegenüber dieser gab). Oft vertreten diese Verbände auch nicht wirklich breit die Interessen ihrer Mitglieder, wie ich selber feststellen musste (Hauptsache der Mitgliedsbeitrag wird gezahlt).
    Die Interessen im Bereich Musik sind komplexer als im Sport und da werden sehr unterschiedliche Ziele in Verbänden verfolgt (ich bin mittlerweile aus allen ausgetreten wo ich drin war). Das unter einen Hut zu bekommen ist fast unmöglich und das dann geschlossen nach aussen als Lobbyarbeit dann zu betreiben kann man als Utopie bezeichnen. Wenn ich allein daran denke wie sich bei entsprechenden Gesprächen die Klassiker und die Popmusiker gegenseitig beharkt haben und die vollkommen unterschiedlichen Interessen klar sichtbar wurden und keiner dem anderen auch nur irgendwas gönnte, bräuchte es da ein Wunder. Und machen wir uns nichts vor, erfolgreiche Musiker mit einem entsprechendem Einkommen haben ein anderes Interesse als der normale Wald- und Wiesenmusiker. Ist bei Komponisten nicht anders, Konstantin Wecker in der Gema ist wohl nicht der Vertreter für den kleinen Komponisten, der ganz andere Probleme hat als Konstatin Wecker.
    Hinzu kommt, wenn ich mich mit meinem Arbeitspensum sehe, bleibt mir keine freie Minute für Lobbyarbeit, ich schaffe meine Arbeit ja jetzt schon kaum (und nicht alles was man machen muss an Arbeitszeit wird auch bezahlt).
     
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  7. rbur

    rbur Mod

    und Sportler haben das

    nein, der Grund ist, dass wir nichts machen sondern tausend Gründe haben warum wir nichts machen können
     
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  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Die KI sagt dazu:

    Es gibt mehrere Musikerverbände in Deutschland, einige der bekanntesten sind:

    1. Deutscher Musikrat (DMR)
    2. Verband deutscher Musikschaffender (VDM)
    3. Bundesverband Musikindustrie (BVMI)
    4. Deutscher Komponistenverband (DKV)
    5. Deutsche Orchestervereinigung (DOV)
    6. Deutsche Dirigentenforum (DDF)
    7. Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT)
    8. Deutsche Jazzunion (DJU)
    9. Deutscher Tonkünstlerverband (DTKV)
    10. Verwertungsgesellschaften wie die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte).
    Diese Verbände setzen sich für die Interessen von Musikern und Musikschaffenden ein und bieten oft auch Beratung, Unterstützung und Networking-Möglichkeiten an.

    Um die Frage zu beantworten, warum es zu wenig Lobbyarbeit für das Musikmachen gibt, muss man wohl etwas tiefer in die doch wesentlich andere Struktur auf dem Gebiet eintauchen. Sehe gerade, dass @ilikestitt da schon etwas zusammengesammelt hat.
     
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  9. rbur

    rbur Mod

    Alles vollkommen richtig. Aber was erwarten wir nun von der Politik? Auf welcher Grundlage sollen die was genau entscheiden, wenn wir selber untereinander nicht zu Potte kommen? Und nichtmal die Zeit haben um ihnen zu sagen, was wir wollen?
     
  10. rbur

    rbur Mod

    Wenn wir es nicht schaffen sowas aufzubauen, dann sollten wir aber auch nicht noch mehr Zeit mit Klagen verschwenden. Das hat dann keinen Sinn.
     
  11. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt Verbände, die die Interessen von Musikern vertreten. Aber bitte sag mir, wie sie politischen Druck aufbauen sollten.
     
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  12. rbur

    rbur Mod

    Woher wussten die Sportler, was sie machen sollen?
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Es hat durchaus Sinn, darüber zu reden. Deine Haltung empfinde ich als etwas patzig. Aber sie soll ja vielleicht auch provozieren.

    Ich habe da keine Ahnung, aber vielleicht weißt du da ja besser Bescheid. Wie ist das denn bei Blaskapellen oder Amateurorchestern? Gibt es da Förderungen für solche Verbände, z.B. von Landesseite?
     
  14. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Sportverbände sind politisch unabhängig weil sie finanziell unabhängig sind. Das trifft auf den größten Teil des gesamtdeutschen Kulturbetriebs nicht zu. Daher haben Künstler kein politisches Kapital.
     
  15. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Nehmen wir Mal an, wir könnten tatsächlich alle Musiker Deutschlands dazu bekommen, mit einer Stimme zu sprechen. Was sollte die sagen? "Wir sind schon zu hundert Prozent von der Politik abhängig und kosten nur Geld aber wenn wir jetzt nicht mehr bekommen, hören wir auf."
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.März.2023
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  16. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Moin, Moin
    hätte nie gedacht, das ich mich hier mal zu Lobbyarbeit äußern werde.:)

    Aber weil ich letztens aus beruflichen Gründen einen kleinen Einblick
    in täglich praktizierte Lobbyarbeit (Bauwirtschaft) bekommen konnte ....

    Das ist ein Vollzeit-Job, der einen ganzen Stab an Mitarbeitern und
    logistischer Struktur bedarf.

    Das kostet.

    Wird in diesem konkreten Fall bezahlt von den vielen Baufirmen,
    egal ob Mittelständler oder Großunternehmer.
    Über Mitgliedschaft im Verband.

    Und soweit ich verstanden habe, geht's in der erster Linie darum,
    die Sorgen und Nöte der Bauunternehmer zu bündeln, zu formulieren
    und -hineinzutragen- in den Kreisen der politischen Entscheider.

    Weil Politiker natürlich nicht von vornherein mit Detail-Fragen einer Branche
    vertraut sind.

    Dafür Lobbyarbeit, Tag für Tag.
    Danach Erwartungen formulieren und "hoffen auf Verbesserung"
    durch die Politik.

    VG
     
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  17. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

  18. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Das variiert auch nach den Sportarten. Alles was sich irgendwie schon breitenwirksam darstellt, hat es dort auch leichter. Manchmal fängt es in den Vereinen selbst schon an.
    Auch dort möchte man die "medaillenwirksamen" Sportarten fördern. Wenn es um niederschwelligen Breitensport geht, wird öfter gemauert, so zumindest unsere sicher nicht representative Erfahrung.
     
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  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist ja so nicht ganz zutreffend. Von „der Politik“ ist ohnehin wenig zu holen. Das machen die Kommunen, vor allem die Städte, die einen Attraktivitätswettbewerb bestehen müssen. Ohne die irrwitzigen Fördergelder für zig Museen, Orchester und was-nicht-alles wäre München immer noch ein idyllisch gelegenes Kuhkaff an der Isar - wie noch vor Wittelsbacherzeiten, die damit angefangen haben.

    Zu 100% abhängig sind die wenigsten Einrichtungen, zuschussbedürftig aber die meisten. Ob sie was kriegen…?

    Es gibt durchaus eine Lobby - vor allem, was den Klassikzirkus betrifft - die nennenswerte Beträge bei „der Politik“ freischießt.
    Davon kommt nur nicht alles bei denen an, die am meisten davon profitieren würden.

    Sogar die abseitige Spinnernische „Jazz“ hat eine Förderstruktur mit BuJazzO / LaJazzO inklusive der Jugendorchester sowie der Kanonisierung des Jazz in (geförderten) Hochschulen.
    Und sogar einen Jazzpreis, bei dem 2021 von den 1 Mio Euro „Preisgeld“ ganze 300 tsd Euro bei den Preisträgern ankamen…

    Was die Kulturlobby also nicht hinbekommt (ich habe es weiter oben schon beklagt), ist eine breitere Basis für die Rekrutierung von förderwürdigem Nachwuchs besser in den Fokus zu rücken.
    Die Sportvereine (bei denen es eigentlich noch viel schlimmer ist: da sind sehr viele von dramatischem Mitgliederschwund betroffen) sind als Ursuppe sportlicher Spitzenleistung erkannt und werden gefördert, wenn sie eine Fußballabteilung haben o_O
    Unser Dorf hat knapp 2000 Einwohner, marode Straßen und Wege, eine kaputte Grundschule aber genug Geld, in den letzten 7 Jahren einen Feuerwehrpalast (den großen Saal darf nicht mal der Gemeinderat für öffentliche Sitzungen nutzen) und ein Fußballzentrum vom Feinsten zu bauen (der Yogakurs wird widerwillig geduldet), da werden Feuerwehr und Sportvereine der benachbarten Kleinstadt blass vor Neid. Immerhin hat die Feuerwehr einen Musikzug - aber nur für Leute, die es „schon können“.
     
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  20. rbur

    rbur Mod

    Durchaus. Wie lange kennen wir uns schon? Fast 20 Jahre?

    Ja. Aber die reichen natürlich nicht aus, um einen Verein am Leben zu erhalten. Wir kriegen so ca 500 Euro aus diversen Quellen. Mehr gibt es, wenn man mehr Jugendliche im Verein hat. Außerdem kriegen wir einen für uns 25 Leute knapp ausreichenden Probenraum bezahlt und der Ortschaftsrat bezahlt uns aus seinen Verfügungsmitteln die Hallenmiete für das Jahreskonzert.

    Aktuell gibt es auch Geld aus "nach Corona" Mitteln. Dazu muss man aber was ordentliches auf die Beine stellen. Einfach nur "ach übrigens, wir proben jetzt wieder" reicht da nicht aus.
     
    ppue, Gelöschtes Mitglied 13399 und Rick gefällt das.
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