Absteigendes Kulturgut?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Blofeld, 12.März.2023.

  1. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Leider gibt es aber für Amateure dann aber immer weniger Auftrittsmöglichkeiten oder auch offene Bühnen. Das sah schon vor Corona schlecht aus und jetzt erst recht. Wobei ich es den Profis nicht übel nehme. Auch dort sieht es ja schlechter aus mit Möglichkeiten. In meinem Umfeld sind jedenfalls einige Veranstaltungsorte weggefallen und die, die noch da sind, müssen ein hohes Niveau bieten um mit entsprechenden Eintrittspreisen über die Runden zu kommen.
    Das ist natürlich fürs eigene niedrigschwellige Musikmachen nicht gerade motivierend.
     
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  2. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Meine Wahrnehmung im Bereich "Sneaker" iss zumindest die, dass man früher dazu Turnschuh gesagt hat, und der
    Begriff "Sneaker" erst über die Skateboardgeneration geprägt wurde..., dann gab es Internet, und seit Jahren weiß eh
    mittlerweile jeder Jugendliche was nen "Sneaker" iss... Von daher verwundert mich das auch nicht im Ansatz wirklich...
     
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  3. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    M.E. fängt das Problem viel früher an.
    Im Elternhaus gibt es das Kulturgut Musik nicht mehr. Weder hört man dort bewußt Musik, geht regelmäßig in Konzerte bzw wird musiziert. Musik kommt aus dem Radio, schnellebig und als Hintergrundgedudel. Damit fehlt der Einstieg.
    Interessiert sich ein Kind tatsächlich für Musik und ein Musikinstrument wird es für die eltern teuer. Ausbildung nur durch professionelle Musiklehrer oder Musikschulen (ALLE Musikschulen hier im Umkreis stellen nur studierte Musiker oder ggf musikpädagogen ein). Da sind im Monat schnell 100€ weg, eher deutlich mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten teuer (Fußball kostet 200€ im Jahr, selbst mein Segelflugverein ist günstiger und die Ausbildung ist im Jahresbeitrag mit drin bzw die Nutzung der Flugzeuge. Hinzu kommt die soziale Komponente, die quasi automatisch bedient wird).
    Ausbildung durch Amateurmusiker gegen Aufwandsentschädigung.... nicht mehr.
    Damit ist die Hürde für dein Einstieg schon hoch. Instrumentalausbildung an Schulen kenne ich in Deutschland gar nicht. Vielleicht etwas Blockflöte, das war es. Das ist in den USA anders. Da gehört das mit dazu, entweder Sport, oder Musikchor bzw Cheerleading.
    AGs wird es nicht geben. Zum einen gibt es keine Lehrer, und die, die es gibt haben ihr stundenkontingent voll. Freiwillige unbezahlte Überstunden... kann man das verlangen? Ausserdem würde die Schule ja haften für diese Art Freizeitaktivitäten. No way.
    Und dann bedarf es für eine Instrumentalausbildung eine gewisse Leidensfähigkeit (bei Schülern und Lehrern). Bis zu einem gewissen Level kann ich mit anderen nicht mitspielen. Das dauert schon mal ein Jahr und ich muss es zusätzlich organisieren durch Eintritt in eine Verein oder Gruppe. Das ist beim Sport anders. Ausserdem habe ich im Sport den Wettbewerb, also Ansporn besser zu werden und etwas zum Vorzeigen. Da hat der musikus eher "nur" den öffentlichen Auftritt vor Publikum (welches lieber zu Hause auf der Couch in die glotze starrt).
    Ich denke hier nur mit dem Finger in eine Richtung zu zeigen ist zu einfach. Wir sind da alle beteiligt.
     
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  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du scheinst in einer anderen Welt zu leben.
    Musik wird von Jugendlichen in den Grossstädten eher über Streaming und Youtube konsumiert aber definitiv kein Radio (das hören eher die alten Leute). Musik dient nach wie vor oft der Identifikation und wird mitunter gerne sehr laut genossen über Kopfhörer (mit entsprechenden Gehörschädigungen, die wohl zugenommen haben).
    Private Musikschulen stellen mitunter Leute als Instrumentallehrer ein, die nicht studiert haben und auch mal gar keine Ahnung vom Instrument oder Unterrichten haben (auch das Studium macht Niemanden automatisch zum guten Lehrer), ich kenne Musikläden, die diesen Lehrern keine Schüler vermitteln weil sie sich da in der Verantwortung sehen.
    In Berlin an den öffentlichen Musikschulen zahlt man für Unterricht fürs Kind ca. 92 Euro im Monat.
    Das Problem ist, daß zusätzlich Sport (darunter teurer Sport wie Reiten), andere Hobbys und auch weitere Instrumente finanziert werden müssen. Da soll natürlich jedes weitere Instrument wenig kosten.
    Und an einigen Grundschulen und Gymnasien wird teilweise Instrumentalunterricht in der Gruppe gegeben (teilweise kostenlos) und das leider öfters auch von Leuten, die nicht wissen was sie tun, mit dem Resultat, daß die Kinder vieles falsch lernen und nachher nochmal vieles umlernen müssen (worauf dann viele keinen Bock mehr haben und lieber aufhören, weil der Aufwand zu gross ist).
    AG's gibt es häufiger an den Schulen (sicherlich nicht an allen), ich kenne sogar Schulen, die leisten sich 3-4 Big Bands nach Leistungsstufen eingeteilt. Nur nimmt der Zulauf gerade ab. Gerne scheitert es mitunter auch an der Schulleitung, die Musik in der Schule als Schwerpunkt nicht haben will oder an Lehrern, die in AG's durchaus mit der Musik, die sie da machen und vermitteln nichts anfangen können (oder kennen) oder es auch nicht vermitteln können (ein Ensemble leiten muss man halt auch erstmal können, gerade wenn es Kinder sind). Bei Lehrern ist das Problem manchmal, daß die das nur machen, weil ihnen so Unterrichtsstunden erlassen werden. Externe, die AG's leiten sind selten durchzusetzen, selbst wenn die Kompetenz deutlich höher ist, gerne wird dann ein Externer als Assistent gebucht (für wenig Geld), der die ganze Arbeit macht aber nur der Lehrer kassiert nachher das Lob der Eltern, Lehrerkollegen und der Schulleitung. Ich habe da schon sehr unfähige Lehrer erleben dürfen aber auch Lehrer, die mit so viel Liebe und Energie rangehen und so unglaubliches für die Schüler und mit den Schülern leisten, daß es einfach nur toll ist.
    Und es gibt weniger Möglichkeiten für Kindersich mit AG's zu präsentieren, weil z.B. eine einzelne Person mit einer Klage heutzutage Bezirks- und Stadtteilfeste untersagen kann, wo früher sich die ansässigen Schulen auch präsentieren konnten. Die Kinder wollen sich aber präsentieren (Musikabende an Schulen dauern dann auch mal gerne 4 Stunden und finden zusätzlich an 2 Tagen statt weil die Aula für die Anzahl der Zuhörer nicht reicht).
    Und beim Sport ist nichts besser im Verein: Mobbing, Trainer die das unbezahlt oft machen in bestimmten Leistungsgruppen (ich kenne Leute die das machen als Trainer bezahlt und unbezahlt), Leistungseinteilung, die aber nicht altersgemäss ist, der Wettbewerb führt oft zu hohem Druck für die Kinder durch den Trainer und die Eltern. Die Trainer äussern sich vom Inhalt in Unterhaltungen wie wir Instrumentallehrer und sind genauso frustriert.
     
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  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Definitiv... nicht in Berlin. ;)
     
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  7. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    @JES Das stimmt größtenteils, was du sagst, wenn man es aus der Sicht von Familien sieht, die nicht wissen, welche Möglichkeiten es für das Instrument lernen gibt. Oder wenn die Wohngegend so ist, dass es keine städtische Musikschule oder Verein oder ähnliches gibt.
    Tatsächlich ist es aber so, dass Unterricht für Kinder durch die Subventionierung der städtischen Schulen nicht so teuer ist. Wenn es noch zu viel ist, gibt es Möglichkeiten des Gruppenunterrichts, auch an Musikschulen oder bei Bürgergeld-Empfängern Ermäßigungen. Im Süden Deutschlands gibt es viele Musikvereine, auch da ist es ein großes Stück günstiger. Und Bläserklassen in allgemeinbildenden Schulen sind auch mittlerweile sehr verbreitet und sehr günstig, meist inklusive Leihinstrument.
    Fast immer ist natürlich der Sport trotzdem günstiger, gerade Mannschaftssport wie Fußball, aber der Unterschied ist nicht so groß, wenn man alle Möglichkeiten in Betracht zieht.

    Ich denke tatsächlich, dass das nicht zu den Hauptgründen gehört, wieso Instrumentalunterricht in Deutschland weniger Zulauf hat als Sportaktivitäten. Sport ist einfach überall präsenter, angefangen beim Fernsehen.
    In anderen Kulturen, wie Russland, hat das Spielen eines Instruments einfach einen anderen Stellenwert und Ernsthaftigkeit, bedingt durch die Förderung, die sie auch durch die Politik hatte und auch den Stolz auf die eigene kulturelle Musikgeschichte.
    Ein ganz einfaches Beispiel aus meinem Alltag. Wenn ich Menschen aus Russland erzähle, dass ich von Beruf Musikerin bin, haben es bis jetzt ausnahmslos alle bewundert. Hier in Deutschland sind die Reaktionen vielfältiger. Bewunderer gibt es natürlich auch, aber auch Reaktionen von so gut wie keine Reaktion bis zu was machst du hauptberuflich oder wenigstens kannst du damit (deinem Hobby) Miete und Essen bezahlen.

    EDIT: Die 92 €, die ilikestitt angesprochen hat für den Unterricht, beziehen sich wahrscheinlich auf 60 Minuten? Ich glaube es liegt eher bei ca. 70 €, dann für 45 Minuten. In Brandenburg ist es nochmal ein großes Stück günstiger, da beträgt die Subventionierung 60%.
     
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  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich erlebe bei Kindern oft das neueste Handy (das so teuer ist, daß ich es mir nicht leisten könnte), durchaus auch mal teure Klamotten (gerade bei Sneakern, Jacken etc.), die neueste Konsole, dauernd in Urlaub fahren etc. etc.
    Das trifft sicherlich auf bestimmte Leuten zu, die etwas mehr Geld haben aber auch die diskutieren mit Dir über dein Honorar auch wenn es weniger ist als das was für andere Dinge ausgegeben wird. Da aber Musik ein geringeres Ansehen hat und die Leute oft miese Musik und schlechte Musiker gar nicht erkennen und zu Playbacks klatschen, muss uns da wenig wundern, wenn für Kultur und Musik nichts mehr gezahlt werden soll. Allein das Thema Streaming hat dem Musikmarkt so übel mitgespielt. Und ich kann mir als Instrumentallehrer es nicht leisten privat schlecht situierte Schüler zu subventionieren.
    Ich bin aber auch hier im Forum oft erstaunt, da werden unglaubliche Summen für Saxophone, Zusatzkram und krasseste Stereoanlagen ausgegeben und dann aber über die bösen Instrumentallehrer gemeckert, die nur für mehr als nen Euro bereit sind Unterricht zu geben (ganz schlimm wenn die Ferien durchbezahlt werden, obwohl diese rausgerechnet wurden, was aber immer wieder ignoriert wird, passt ja nicht zur Aussage mit den bösen Instrumentallehrern).
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Meister Yoda, Deine Frustration verstehen, ich kann.

    Aus der Tatsache, dass sich jemand ein oder mehrere teure Dinge erlauben kann, den Blitzschwenk auf die Diskussion um Preise für Instrumentallehrer abzuleiten ist, höflich ausgedrückt, eine wenig erfreuliche Verallgemeinerung.

    Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand (ernstzunehmendes) über „böse“ Instrumentallehrer und ihre unangemessene Preis- bzw. Vertragsgestaltung geschrieben hätte.

    Sehr wohl wurde darüber geschrieben, dass der Schulferienrhythmus für Menschen ohne Schulpflicht ungünstig ist oder die relativ lange Vertragsbindung über 12 Monate nicht in den eigenen beruflichen Ablauf passt.
    Es wurde auch darüber - ausführlich - diskutiert, dass es einerseits für manche nicht leicht ist, die Kosten für einen Musiklehrer aufzubringen, andererseits die resultierenden Stundensätze nicht immer der Ausbildung und dem Aufwand angemessen sind.

    Ich kann mich aber nicht erinnern, dass jemand über den Erwerb eines teuren Dritthorns, einer Stereoanlage (was in dem betreffenden Fred hochkam war finanziell für den Themenbereich eher Hausmannskost) oder sonstwas geschrieben hätte um sozusagen im gleichen Atemzug über zu hohe Preise etc. bei Instrumentallehrern zu schimpfen.

    Wenn Du das also bei Deiner Berliner Klientel so erlebst, wäre es nett, diese unerfreuliche Erfahrung nicht unreflektiert auf Mitforenten zu projizieren.
     
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  10. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Woran liegt das? Ich bin bei dir, dass es so ist, nicht aber bei dem warum.
    In meiner Heimatstadt kann ich dir das genau erklären. Da gab es ein städtisches Theater in meiner Schule. Da hat jemand mit guten Verbindungen Veranstaltungen aller richtung organisiert. Bis das Stadt gemerkt hat da bleibt ne Mark hängen, nicht bei der Stadt. Schnell wurde ein kulturkreis gebildet, der ursprüngliche Macher übelst ausgebotet. Konsequenz. Die Leute vom kulturkreis haben es nicht hinbekommen, die Kosten sind explodiert, das Programm war scheiße, der laden leer. Vergünstigte schülerkarten gab es nicht mehr.... heute ist die nummer tot.
    Dann gab es da noch einen, der war Maler und Hobbymusiker. Der hat immer mal wieder sessions organisiert, teilweise mit berufsmusikern aus der Gegend, teilweise auch überregionale Künstler oder open stage. Fester Termin, war bekannt. Auch da der Neid und die Gier, dem hat man das Leben mit Auflagen schwer gemacht. Selbst, als er einen eigenen Laden hatte mit kleiner Bühne etc... Die Leute kamen, aber... (zu wenig Toiletten, Fluchtweg zu schmal, Installation nicht..., keine ausreichende Schalldämmung; so wie heute über Nacht alle Brücken urplötzlich marode sind. Komisch)
    Hier an meinem jetzigen Wohnort das Gleiche. Ein Geschäftsmann hat Spaß an musik und Kunst, stellt ein Gebäude, baut dieses um, organisiert Veranstaltungen.... das erzeugt Neid und Gier bei der Stadt... das war's. Nur dass die Stadt selbst nix gesch. kriegt.

    Eigentlich kann ich beim Streaming noch viel besser separieren zwischen Ballermanngewummere oder qualitativ hochwertigen Stücken. Letztere sogar noch einmal in der Qualität der Bearbeitung. In meiner Jugend war es bspw unerreichbar eine Aufführung aus met in new york zu genießen. Heute in bestem Dolby Surround über die heimische Anlage.... mit Bild auf Flatscreen. Oder wie leicht ist es heute, wenn wir hier über bspw cubanische Musik diskutieren, sich entsprechendes Material im Netz anzuhören. Vor 50 Jahren gab es so was kaum in guten Plattenläden.

    Ich habe nicht gemeckert. Ich habe eine Situation in meinem Umfeld beschrieben und mit den Zuständen verglichen, als ich vor fast 50 Jahren musikalisch angefangen habe.
    Zu meiner Zeit hatte jedes größere Dorf einen Verein, meistens Karneval. Diesem waren dann Sparten untergeordnet wie auch eine musizierende Gruppe. Dort gab des den "Willy" und den "Paul", die für Nachwuchs verantwortlich waren und den Bengeln* die ersten Schritte beigebracht haben. Im Verein, ehrenamtlich. Bist du da mit, dann war das Niveau nach 1 bis 2 Jahren so, dass du die dorfmucke mitspielen konntest. Über gut oder schlecht will ich nicht reden.
    Wollte man mehr gab es Musiker (nicht unbedingt Profis), die auf taschengeldlevel Unterricht gegeben haben. Das war deren Nebenbeschäftigung. Klar, und es gab die städtischen Musikschulen, die regulär (ohne Förderung sozial benachteiligter) eben nicht mehr vom Taschengeld bezahlt werden konnten.
    Musik-AGs gab es auch. Da kam man nur rein, wenn man solide spielen konnte. Es wurde nicht gezielt unterrichtet im sinne von Unterricht am Instrument (war bei meinen Kindern auch so, ist an deren Schulen bis heute nicht anders; an meiner alten auch nicht).
    Heute ist es hier so, dass die Städte keine Musikschulen mehr (alleine) betreiben sondern die Musikschulen ein Verein sind. Stunden nehmen heißt einem Verein beitreten und für mind 1 Jahr den Beitrag zahlen, ob was dabei rauskommt oder nicht. Da die Stadt aber Träger ist und die Lehrkräfte einstellt, müssen das offizielle Musiker bzw Musikpädagogen sein, und dürfen auch nicht mehr für 12,50€ angestellt werden. Klar, oder?
    Die Lehrer auf dem Markt sind hier ausschließlich studierte, ausgebildete Musiker, die von ihrer Lehrtätigkeit leben müssen. Klar, dass die kosten. Das ist ja auch in Ordnung, nur ist ein Stundensatz von 60 bis 80€ eben für viele hier viel Geld. Mal 4, sind 240 bis 320€ im Monat. Dafür kann ich ein Jahr Fußball spielen, oder Karate/judo/..., Schwimmen oder eben Segelfliegen. Reiten wird hier übrigens erst teuer, wenn es der eigene Gaul sein muss. Sonst bezahlen gutbetuchte dinkis dafür, dass ihr Hoppa trainiert und bewegt bzw gepflegt wird.
    Vereine im Sinne von musizierende Gruppen gibt es noch, aber die "Willies" und "Pauls" nicht mehr. Wer mitmachen will musst Kenntnisse mitbringen. Die Amateurlehrer findest du kaum noch. Die Leute haben keine Lust ihre Freizeit mit der Ausbildung mittelmäßig geeigneter Schüler* zu verplempern, die auch nicht regelmäßig üben. Und mit denen du heute irgend welchen bockmist diskutieren musst, den ein selbsternannter Guru im internet ausgek... hat.
    Der Einstieg ist m. E. heute deutlich schwieriger... und teurer. Da gibt es dann zu viele Alternativen, die einfacher erreichbar und dann auch noch billiger sind bzw kann ich für das gleiche Geld verschiedene Aktivitäten abdecken.
    Mag ja in Berlin anders sein...

    PS. Wer hat denn heute noch eine hifi-anlage? Ein paar wenige Liebhaber.
     
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  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Meister Kenobi, gemeint du gewesen nicht warst.

    Och das Thema Preise hatten wir hier schon mehrfach, gerne mit falschen oder falsch verstandenen Infos und auch mal dummen Sprüchen. Auch nerven die Vergleiche mit Sportvereinen (nicht von Dir), wo der Staat gerne subventioniert und viele Trainer in bestimmten Leistungsstufen ehrenamtlich arbeiten (und das auch können weil sie davon nicht leben müssen) wodurch es da natürlich billiger ist. Würde der Vergleich zu einem Privattrainer gezogen werden, wäre der Instrumentalunterricht meist im Vergleich deutlich preiswerter.

    In den meisten Fällen findet man mit dem Lehrer ein Modell was für beide Seiten dann ok ist, man muss manchmal nur nachfragen und das mit den 12 Monaten Vertragsbindung habe ich noch nie gehört, die meisten Verträge, die ich so von Kollegen kenne haben eine Kündigungsfrist von 3 Monaten oder kürzer im Schnitt. Das Ding wird nur Jahresvertrag genannt wegen dem Honorarberechnungsmodell wo das Honorar gleichmässig jeden Monat ausfällt.

    Ich habe erlebt, daß Millionäre mit mir diskutieren wollten weil das Honorar im Monat um 2 Euro steigen sollte oder Eltern mir erzählten, der Reitsport der Tochter würde ja schon so viel kosten, da wäre man nicht bereit mehr als 15 Euro zu zahlen und das wäre ja auch schon viel Geld etc. etc. etc. Und auch hier im Forum wurde schon öfters sich da leicht unerfreulich über das Honorar für Instrumentallehrer geäussert, wo dann auch Dinge anders dargestellt werden als sie praktiziert werden. Allerdings muss man auch mal äussern, es gibt auch einige hier, die das entsprechende Honorar gerne zahlen und vollkommen gerechtfertigt sind und teilweise sogar mehr zahlen, als sie müssten (wofür man hier auch mal Danke sagen kann, was ich hiermit mache). Trotzdem nerven die ständigen Vergleiche und wenn wieder davon geredet wird, daß die Honorare so hoch sind, gerade auch wenn man bedenkt daß die Mehrheit der Instrumentallehrer davon nicht mal leben kann.

    Ich habe nirgends geschrieben im gleichen Atemzug. Ich finde es nur auffällig wie oft Leute bereit sind für bestimmte Dinge Geld auszugeben und dann an anderer Stelle über das Honorar für Instrumentalunterricht gemeckert wird (das sind nicht immer die gleichen Leute) oder es als hoch dargestellt wird.
     
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  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich weiss es nicht. In Berlin werden auch mal Clubs und Veranstaltungsorte dicht gemacht, weil eine einzelne zugezogene Person geklagt hat (das gleich gilt für Strassenfeste etc.).
    Und ich gebe dir recht, wer was auf die Beine stellen will, dem werden viele Hürden in den Weg gelegt. Wir hatten einen netten kleine Laden hier mit netten Sessions wo Profis und Amateure zusammen Musik gemacht haben, der ist jetzt dicht, kommt ein Bürohaus hin (kein Wohnhaus), obwohl wir davon eh schon mehr in Berlin haben als belegt werden kann. Filme streamen, im Netz abhängen ist halt so viel einfacher und billiger als ins Museum oder auf ein Konzert zu gehen und wenn wird beim Konzert konsumiert was von irgendwelchen Influencern als heisser Scheiss promotet wurde. Irgendwie ist so vielen Leuten Qualität einfach egal (ob bei Essen oder Kultur). Und ohne Kontakt zu Dingen mit Qualität und Interesse dafür kann auch keine Weiterentwicklung des eigenen Geschmacks und Gefühls für Qualität stattfinden. Ich kenne Bands, die mit Vollplayback auftreten und die Leute klatschen wie wild, obwohl recht schnell klar sein sollte, daß die gerade nicht selber spielen und damit verdienen die auch noch richtig Geld.


    Das Problem ist, daß Musik oft anders komponiert wird, wenn sie auf Streamingplattformen erfolgreich sein soll und die Popmusik ist eh schon harmonisch ganz schon eintönig geworden, der Erfolg der Streamingplattformen forciert das aber nochmal und wirkt wie ein Brennglas. Wenn jede Musik im Stream jederzeit verfügbar ist für wenig Geld, verdient der Künstler nichts mehr und kann davon nicht mehr leben. Heute wäre ein Hype wie Buena Vista Social Club undenkbar. Und wenn du den Unterschied zwischen "qualitativ hochwertigen" und "weniger hochwertigen" Stücken nicht hören kannst, ist es eh egal. Viele können nicht mal hören, ob das Instrument echt ist oder nicht. Ich weiss noch wie ich Geld gespart habe um mir eine bestimmte Platte oder CD leisten zu können und die wurde dann rauf und runter gehört, beim Streamingdienst ist es Wegwerfware, es ist ja immer wieder was anderes und neues verfügbar. Songs wie Bohemian Rapsody wären heute niemals entstanden und im Zeitalter des Streamings undenkbar, heute muss Musik kurz und simpel und einprägsam sein.



    Du warst konkret auch nicht gemeint sondern alle, die sich da mal eher doof geäussert haben.


    Nur ist das heute nicht mehr durchführbar, weil die Leute entweder keinen Bock haben (die davon nicht leben müssen) und die anderen, die davon leben müssen können es nicht kostenlos oder für ein paar Euros mal machen.

    AG's sind Bands und da wird, je nach Band, ein bestimmtes Niveau erwartet, deswegen gibt es auch oft AG's die eher für Anfänger und andere, die eher für Fortgeschrittene sind (gibt es aber auch nicht an jeder Schule, manche haben gar keine AG's). Was du meinst sind eher Bläserklassen oder Gruppenunterricht, auch das gibt es noch an einigen Schulen, da wird dann in der Gruppe Instrumentalunterricht gegeben, wobei dieser sich den einzelnen Schülern viel zu wenig widmen kann und so schnell Defizite entstehen.

    Das hängt vom Ort ab, in vielen Städten gibt es staatliche und private Musikschulen, die sind kein Verein, denn der dürfte ja auch keinen Gewinn erwirtschaften.

    Sorry vielleicht ist da bei Euch so, weil es so wenig Lehrer gibt, daß die solche Preise aufrufen können aber das sind Preise da träumen die meisten Musiker von. Das geht hier los von 15 Euro bis zu 50 Euro (oder höher je nachdem wir gut du bekannt bist), im Schnitt aber eher 30 Euro für eine Stunde und bei Musikschulen 90-100 Euro im Monat für eine Stunde pro Woche.
    Nur kannst du erstens Gruppentätigkeiten nicht mit Einzelunterricht vergleichen und zusätzlich werden Sportvereine oft staatlich subventioniert. Ich kenne Fussballtrainer von niedrigen Leistungsgruppen, die müssen das ehrenamtlich machen (da wird nicht gezahlt vom Verein, zur Not wird der Trainer gewechselt, die das auch eher hobbymässig machen und nur nebenbei). Wenn du jetzt eine Stunde beim Personalcoach vergleichen würdest würdest du wohl eher zu ganz andern Ergebnissen kommen was die Kosten angeht.

    Viele können sich die Tätigkeit als "Amateurlehrer" weder finanziell, noch zeitlich leisten.

    Nicht nur in Berlin.

    Leute mit entsprechendem Geld.
     
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  13. Gerrie

    Gerrie Ist fast schon zuhause hier

    Aus meiner Sicht Sicht liegt es zumindest in unserer Region weder am Geld noch an zu wenig Angeboten.

    Ich wohne weit weg von einer großen Stadt.

    In unserem 1.800 Seelen Kaff gibt es eine Musikkapelle. Ausbildung zusammen mit der Musikschule.

    Die Kernstadt mit 5 Ortsteilen hat ca. 12.000 Einwohner.
    An mehreren Schulen gibt es z. B. zwei Bläserklassen, eine Streicherklasse , eine Big Band und mehrere AG's.

    Unter anderem hat die Bigband einiges erreicht.
    https://www.hsl.schule/news/„jazz-chillers“-gewinnen-aktionstag-mit-profi-big-band


    Die Kosten für die Ausbildung incl. Instrument liegen bei ca. 50 € im Monat. Soziale Härtefälle zahlen weniger. Ich habe einen Sohn der Fußball spielt, das kostet nicht weniger.

    Egal wie viel Geld man rein pumpt, dadurch wird es nicht besser.

    Ich sehe Veränderungen in der Gesellschaft als eine der Ursachen. Wurde auch oft hier aufgeführt.

    Will ich Jemand von der Couch runter holen, dazu bringen die Jogginghose auszuziehen und die Chips Tüte beiseite zu legen ist das nicht ganz einfach.

    Da gibt es nach meiner Wahrnehmung gewaltige Unterschiede.

    Bei den Schulkonzerten ist die Aula randvoll. Da wird was geboten. Innovation ist angesagt.

    Schau ich mir im Vergleich dazu die Musikkapellen an. Was machen die für die Begeisterung junger Menschen?
    Seit Jahrzehnten werden die gleichen Stücke bei jährlich anfallenden Anlässen aufgeführt.
    Alle machen ein Jahreskonzert weil alle ein Jahreskonzert machen.
    Die Krönung an Einfallslosigkeit ist wenn ein Dirigent mehrere Kapellen leitet und das Programm im Folgejahr zum zweiten Mal aufführt. Der Kommentar nach dem Konzert " es hätten mehr Zuschauer sein können " könnte man sich sparen. Da sind nicht nur
    die modernen Medien die Ursache.

    Grüße Gerrie
     
  14. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wir kennen uns doch nun schon seit Luke ein Knabe war … willst Du nicht Obiwan sagen? :D


    An Deinen Kritikpunkten ist ja was dran. Ich fand/finde nur die etwas pauschale Projektion unschön.


    Nur zu dem „Millionär“ — weisst Du, ob die Millionen Guthaben oder Schulden sind? o_O

    In dem 2023 äußerst seltenen Fall, dass das Vermögen die Schulden überhaupt übersteigt und in dem noch viel selteneren Fall, dass dieses Übersteigen sich auf mehr als eine Million Euro echte Substanz (und nicht schöngerechnete Blasen-Immobilien) summiert…

    In dem Fall, also, bei dem Dein „Millionär“ tatsächlich einer ist, gilt:

    „Besitz“ kommt von „darauf sitzen“. ;)
     
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  15. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    Das ist hier in der Gegend ganz anders. Es gibt zahlreiche Musikvereine, deren Konzerte ausverkauft sind. Das liegt u.A. auch daran, dass die nicht den typischen Musikvereins-Einheitsbrei spielen, sondern sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. So z.B. der Musikverein Gechingen mit seiner jährlichen „Modern Music Show“
    https://mv-gechingen.de/
    (Das ist einer der Vereine, den mein Saxophonlehrer etliche Jahre als Dirigent und Instrumentallehrer betreut hat, bevor er vor ca. 2,5 Jahren Leiter einer Musikschule wurde)

    Diese Vereine bieten qualitativ hochwertigen Instrumentalunterricht zu bezahlbaren Preisen an.

    Apropos leistbare Preise: Ich hatte in den 2000er Jahren Individualunterricht bei ihm. Zahlte damals 30 € für die volle Stunde. Als ich nach etlichen Jahren Pause Anfang der 2010er Jahre wieder Unterricht nahm, wollte der Lehrer weiterhin 30 € pro Stunde :cry2::cry2:
    Ich musste ihn quasi „zwingen“, wenigstens 40 € anzunehmen.
    Er war der Meinung, dass es sich die meisten Privatschüler nicht leisten könnten, mehr zu bezahlen. Kurze Zeit später eröffnete er mir, dass jetzt alle gerne 40 € zahlen würden. Die hätten sich alle gewundert, weshalb er über die Jahre die Preise nicht angepasst hätte.

    Aber wie schon geschrieben: hier auf dem Land. In Berlin oder anderen Großstädten ist das sicher anders.
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Du kennst aber sicher auch die unsäglichen Spielmannzüge, die auf ihren ungestimmten Querpfeifen seit Jahrzehnten Beiseriversofbabilon und Rucki Zucki spielen. In meiner Heimatstadt war das früher die einzige Möglichkeit, im Rudel Musik zu machen.
     
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  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Herrlich. Diesen weichgespülten Blaskapellenkram mit leicht verstimmten Blechhörnern aller Größe und Jugendlichen mit Altsaxophonen, bei denen man nicht weiß, ob es gut oder schlecht ist, dass man sie nicht hört, brauch ich nicht.
    Dann lieber schrille Pfeiffen, laute Glöcken, altmodische Fanfaren und viel Getrommel. Das macht immerhin was her.
    Wenn ich modulierende Musik hören will, gehe ich woanders hin.
     
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  18. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Die Nummern kenne ich nicht.

    :-D
    Mike
     
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  19. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Jetzt aber mal ohne Scherz:
    Vor vielen Jahren bei einer Durchsage in der Bahn lief das Babilonflüsschen als Hintergrundmusik.
    Herr Schaffner hatte wohl seinen Kassettenrecorder oder sein Radio laufen.
    Und er bedankte sich bei uns Reisenden zunächst in Deutsch und dann in Englisch mit dem beliebten abschließenden „Senk ju for träwelling wis Deutsche Bahn“.
    Das war zum Kringeln.

    Senk you for lissening and :topic:
    Mike
     
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  20. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Als Tanzmucker hatte ich oft die Ehre, die in den 70ern und 80ern beliebten Jekami-Veranstaltungen zu begleiten. Eine Teilnehmerin hat dabei ihre Englischkenntnisse besonders herausstellen wollen und sang die wirklich oft vorkommende Titelzeile immer übertrieben amerikanisierend wie "By the rivers of Baby Lonn". Wir haben uns gekringelt...

    :D
     
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