Ansatz

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Julz, 8.Februar.2021.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich hatte verstanden, dass Stunden mit einem Lehrer z. Zt. nicht im Budget eingeplant sind, auch von ich diesbezüglich voll bei dir bin.
    Ohne jetzt konkret jemanden auf die Füße treten zu wollen, verstehe ich hier nie so recht, dass Anfänger zwar das Geld haben sich ein Saxophon zu kaufen, möglichst ohne Anleitung worauf zu achten ist, dann aber kein Budget vorhanden ist sich ab und an eine Stunde mit einem Lehrer zu leisten. Es gibt so viele Hobbies, die Lehrstunden benötigen und bei denen das akzeptiert ist, bei Musik scheint das anders. Klar, geht bei dem ein oder anderen auch autodidaktisch, so wie der ein oder andere bspw. auch Ski fahren ohne Lehrer lernt, aber das ist m. M. n die Ausnahme.
     
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  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Neben meinen Blasinstrumenten spiele ich unter anderem ganz stümperhaft E-Gitarre, dafür mit umso mehr Freude. Es hat mit Geiz nichts zu tun, dass ich hier keine Stunde nehmen will. Es macht mir auch so Spaß. Wenn ich Zeit und Geld für eine Musikstunde hab, investiere ich Sie in den Saxophonlehrer meiner Wahl. Trotzdem frag ich manchmal Gitarristen wie man dieses oder jenes macht. Das ist doch nicht verwerflich, oder?
     
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  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Um deinem Verstehen auf die Sprünge zu helfen, hier ein konkreter Einzelfall, derer es wahrscheinlich viele ähnliche gibt:

    Ich wollte spielen wie Sidney Bechet, ging, als ich endlich das Geld zusammen hatte, in den Plattenladen unserer Kleinstadt, der für die Anschaffung von Instrumenten zuständig war, suchte mir im Saxophonkatalog (Keilwerth) ein Sopransaxophon aus. Saxophonisten gab es keine in meiner Reichweite, ich hätte auch niemanden bezahlen können.

    Ich habe im Laufe der Jahre alles gelernt, was man so können sollte - ohne Lehrer, ohne Internet, ohne Geld für Reparaturen oder Workshops - einfach so. Vielleicht habe ich ja nur Glück gehabt.
     
  4. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Den passenden Lehrer muss man erstmal finden. War seinerzeit nicht einfach, die wachsen nicht auf Bäumen.
    Ich habe mit 9 Jahren mit einer alten Eb-Klarinette angefangen - mit doppeltem Ansatz, den ich aus einer Klarinettenschule von Benny Goodman so mitbekommen hatte. In der Blaskapelle, in der ich gespielt habe, war Ansatz nie ein Thema. Also habe ich mich so durchgebissen. Später mit 14 dann mit den Bb Klarinette dito. Erst gut 10 Jahre später bei der Bundeswehr, hat mir dann ein Kollege gezeigt, dass es noch andere Ansatzmöglichkeiten gibt. Habe dann auf Klarinette und Tenorsaxophon auf klassischen Ansatz umgestellt und spiele das seither so. Leider komme ich immer wieder ins beissen und quetsche den Ton dann etwas ab. Ich hoffe, ich schaffe das noch in diesem Leben zu überwinden.
    Vielleicht sollte ich doch nochmal einen Lehrer suchen?
     
  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das lustige beim Thema Ansatz ist ja, dass nach vorherrschender Lehrmeinung die Ansätze fast aller meiner Idole auf dem Tenor "falsch" ist: Die meisten mit dem Kopf leicht nach vorne genickt, ganz waagrechter Mundstückwinkel, eher Lip out, ganz wichtig das Schrumpelkinn, teils auch aufgeblasene Backen. Die meisten Soundmonster machten es grundlegend "falsch" - was für eine Logik! Erst in den letzten Jahren nehme ich öfter mal war, dass sich der Umgang mit diesen Ansatzvarianten etwas entspannt und die Techniken nicht nur abgewatscht sondern analysiert und genutzt werden.
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Was mich hier manchmal aufstösst:

    Ein absoluter Anfänger schreibt, dass er mit double Lip spielt.

    Klar funktioniert das, auch Mundstück schief in der Schnute,
    komische Körperhaltungen etc.

    Und Ausprobieren und Experimentieren ist auch völlig o. k.

    Aber der Anfänger, auch noch Autodidakt, nimmt hier mit:

    „Och, kann ich doch machen.“

    Aber bitte wie soll ein Anfänger, ohne trainierten Ansatz so einen stabilen Ton hinbekommen? Mit guter Intonation?

    Man kann doch schreiben: „Ja möglich, aber bitte nicht ganz am Anfang“

    CzG

    Dreas
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Es gibt kein richtig oder falsch, wenn man es kann. Außer deine Idole sind wie du am Anfang.
    Für einen Anfänger gibt es jedoch sinnvoll oder nicht sinnvoll. Sinnvoll halte ich sich an Vorgaben aus Anfängerschulen oder Lehrern zu halten. Und ich halte es für sinnvoll gerade in Sachen Ansatz ab und an einen anderen, erfahrenen Spieler mal kontrollieren zu lassen, ev sogar einen Saxophonlehrer. Und ich finde auch, dass wer mehrere hundert bis tausend Euro für ein Musikinstrument aufbringen kann, bei dem scheitert es nicht am Geld ab und an eine Stunde zu nehmen. Zumal es auch Onlineunterricht gibt. Meine Meinung.
    Aber jeder ist frei zu tun und zu lassen, was er will.
     
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  8. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    War das dein 1. Instrument?
     
  9. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Und das geht erstaunlich gut. Für Fortgeschrittene und fortgeschrittene Anfänger noch besser als für absolute Neulinge.
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    In der Tat kann man das kritisch sehen, allerdings gilt das in gleichem Maße für den sogenannten modernen Ansatz, auf dem manche Lehrer bestehen und manche Schüler sich lange Zeit mit Intonationsproblemen rumquälen. Die Unterlippe ist beim Anfänger ja nicht weniger untrainiert als die Oberlippe.

    Überhaupt ist das Erlernen des Saxophons wie fast jeden Instrumentes eine mühselige Geschichte, denn es werden von Anfang an ganz viele ansonsten überhaupt nicht trainierte Muskeln benötigt ;-)

    Gruß,
    Otfried
     
  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Versteh ich nicht. Sonny Rollins ist Anfänger?
     
  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Du spielst also schon so gut wie Sonny Rollins?
     
  13. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

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  14. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ein Jahr vorher hatte ich eine alte C-Klarinette erstanden mit einer klassischen "Schule", nach der ich sehr gewissenhaft allein geübt habe. Ich hatte halt meine Idole: Monty Sunshine und Mr Acker Bilk und eben Sidney Bechet.

    Hier in einem anderen Thread (#11) ist die ganze (frühe) Geschichte meiner Tröterei.
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.Februar.2021
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  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Nur noch einmal... @JES, ich verstand deine Formulierung nicht, zumindest inhaltlich. Ich bin kein Anfänger und die meisten meiner Idole auch nicht, falls du das meintest. Jetzt :pint:?

    Ich stimme @Otfried schon zu, dass man einen Nicht-Mainstream-Ansatz beim Anfänger kritisch sehen muss. Man kann sich schon ziemlich verirren. Über die Lehrerempfehlung besteht ja in diesem Punkt auch große Einigkeit.

    Ich sehe aber mittlerweile den Mainstream-Schul-Ansatz auch durchaus kritisch. Vor allem auf dem Tenor. Ich habe da schon so viele Saxophonschüler erlebt, die am Anfang einen lebendigen, obertonreichen Sound hatten, natürlich ohne Kontrolle und Intonation. Dann wird der Ansatz fester und sie lernen kontrolliert zu spielen und passabel zu intonieren - und der Ton wird dünn und leblos. Dann werden sie älter und sind irgendwann frustriert dass sie keinen großen Ton hinkriegen. Sie fallen auf alle möglichen Werbeversprechen rein und kaufen sich teure Mundstücke und Hörner und klingen immer noch schmal, vielleicht ein bisschen schriller und lauter. In diesem Stadium verharren sie bis die Schublade voller Mundstücke ist und der Partner sagt es reicht. Und dann fangen sie erst an, das Blatt wieder richtig schwingen zu lassen, diesmal mit mehr Kontrolle, und merken vielleicht auch das ihnen beim Ansatz der ein oder andere Bär aufgebunden wurde. Ein oft sehr langer Weg, teils auch trotz Lehrer, und etliche bleiben auf der Strecke.

    Vielleicht habe ich da ein verzerrtes Bild oder eine selektive Wahrnehmung. Aber ich hüte mich ein bisschen davor „bessere“
    Ansätze zu verkaufen an Saxophonisten, die ich nicht gehört habe. Jetzt hör ich aber wieder auf. :)
     
  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das ist ein guter Satz! Wenn man jetzt noch das "Aber" streicht, dann isses perfekt - nach über 50 Posts.
     
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  17. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich auch!

    Für den Mainstream mag der Mainstream-Schul-Ansatz passen, für den Rest nicht. Zu individuell ist unsere Mundpartie geschaffen. Das Mundstück sucht sich da seinen richtigen Platz. Manchmal sind es auch nur geringe Abweichungen, die sich vom Mainstream-Ansatz unterscheiden. Was zählt, ist der Erfolg.

    Wäre interessant, mal eine empirische Erhebung durchzuführen. Wieviele Spieler haben auf Dauer Erfolg /Misserfolg mit dem Mainstream-Ansatz, wieviele Spieler Erfolg/Misserfolg mit einem abweichenden Ansatz.

    Bei den Verfechtern des Mainstram-Schul-Ansatzes klingt es oft so, als sei die Arbeit mit diesem Ansatz per se von Erfolg gekrönt.
    Und genau daran zweifle ich. :cool:
     
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  18. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Wie geht denn der?

    Es kann aber auch daran liegen, dass man einfach bei einem falschen Lehrer gelandet ist. Dieser nicht korrigiert etc pp., auf die falschen Sachen achtet.
    Und, dass der Schüler (@mato) kein Gespür für die Feinjustierung des Ansatzes hat.
    Welches sich dann im Sound niederschlägt.
    Das kann der Lehrer nur bedingt beeinflussen.
    Aber er kann den Schüler darauf aufmerksam machen, auf den Körper(=Ansatz) zu achten. Die Wahrnehmung schärfen.
    Das funktioniert schon.
    Aber die Kontrollinstanz Ohr-Saxsound, den ich produziere...das wäre schon schön, wenn der Schüler das hat oder darauf achtet.
    Da hilft zum Beispiel Sax hören (Pop, Jazz, Rock, den Lehrer...je nach Soundideal)
    und eigene Aufnahmen machen und dann vergleichen.

    Ich glaube nicht dass die Fehlentwicklung immer am Mainstream-Ansatz liegt sondern eher an den Prozessen, die danach folgen oder eben nicht folgen.

    Das kann viele Gründe haben.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.Februar.2021
    saxhornet, zwar und giuseppe gefällt das.
  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich wollte nur sagen, der Mainstream-Schul-Ansatz, z.B. Zähne auf das Mundstück legen, passt nicht für jeden.:cool:
     
  20. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Und ich, dass man das mMn. nicht als alleinige Ursache isolieren kann ;-)
     
    gaga gefällt das.
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