Begriffsdefinition zu Projektion gesucht

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von clari_sax, 3.April.2009.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    volle Zustimmung ppue, allerdings gehört zu Tonhöhe und Lautstärke noch die Zusammensetzung entlang des hörbaren Frequenzbereiches, sprich das Obertonspektrum. Erst dann ist der Ton vollständig beschrieben, und darauf zielt dieser ominöse Begriff "Projektion" ja ab (Ich weiß schon, dass dir das klar ist, aber wollte es noch einmal betonen).

    In meinen Augen wichtig für das Verständnis des Begriffes scheint mir die Frage, wann wir einen Klang aus einem Klanggemenge als eigenen Ton wahrnehmen, denn das ist ja auch mit "Durchsetzung" gemeint.

    Ich hatte dazu hier ja schon mal einige Gedanken geäußert. Da spielt das Obertonspektrum schon eine gewisse Rolle.

    Ein Saxophon wird sich von einem reinen Blechbläserensemble einfacher absetzen, als von einem Saxophonensemble, wenn wir mal gleiche (subjektiv wahrgenommene) Lautstärke aller Instrumente unterstellen.

    Was mich an dem Begriff "Projektion" so stört, ist seine Generalität. Denn, ob sich ein Klang so von seiner Klangumgebung abhebt, dass er als eigenständiger Ton identifiziert wird hängt ja von den Randbedingungen ab, und die ändern sich ständig.

    Projektion wäre von daher keine Eigenschaft eines Saxophons, sondern allenfalls eines Saxophons in einer bestimmten klanglichen Umgebung, bspw. Sinfonieorchester oder Bigband.

    Aber das wäre zwar vielleicht hilfreich, aber nicht mehr vermarktbar als grundlegend positive Eigenschaft.

    Vor ein paar Wochen hatte ich übrigens eine wunderbare Gelegenheit, Durchsetzung zu studieren, beim Saxophonquintett Quintessence.

    Der eine Tenorist war laut, aber konnte sich in seinen Soli kaum absetzen. Der ander Tenorist war nicht noch lauter, war aber sehr deutlich zu hören. Warum ? Meine These war und ist, dass sein Instrument aufgrund seiner klanglichen Eigenschaften von meinem Ohr als eingenständiges Instrument identifiziert werden konnte. Allerdings war es aufgrund seines dunklen Sounds (Mark VI) eigentlich eher weniger typisch für "projezierende" Instrumente. Aber natürlich hängt das jetzt auch noch davon ab, wie man seine Soli angeht, und auch da unterschieden sich die Beiden schon recht deutlich.

    Gruß,
    xcielo
     
  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Das Obertonspektrum lässt sich durch Lautstärke und Tonhöhe eindeutug beschreiben. Das ist mein Schreiben seit Anfang an. Formanten, Teiltöne, Sound, Klang, Obertöne; all diese Begriffe beschreiben ein und dasselbe, nämlich wie laut welche Frequenzen in ein und demselben Ton sind.

    Wir meinen genau das Gleiche, xcielo.

    Ich gehe mit dir d'accord, dass Projektion erstens relativ zum umgebenden Raum und zum umgebenden Klangereignis steht und zweitens gar kein objektives Qualitätsmerkmal ist.
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Moin, xcielo!

    Das finde ich wiederum nicht - der GRUNDklang kann durchaus dunkel sein, wenn auch eben im 3khz-Bereich der Formant mitschwingt.
    Ppues Hörbeispiele verdeutlichen das ganz gut, finde ich - der reine Klang enthält sehr starke dunkle Anteile, wie der gefilterte beweist, doch da schwingt eben noch "oben" dieses gewisse Rauschen mit, das beim gefilterten Beispiel fehlt - das Rauschen macht den Klang nicht prinzipiell heller, finde ich.

    -------------------

    Hallo, ppue!

    Okay, da gehst Du von der physikalischen Messung bzw. Abbildung im Spektrogramm aus, ich verstehe.

    Ich beschreibe mehr subjektiv-psychoakustisch, wie der Klang vom Hörer empfunden wird, und da nehme ich eben einen Grundklang sowie ein deutlich abgesetztes (gewiss "lautes") Rauschen wahr, das jedoch die grundsätzliche Lautstärke nicht verändert, wie ja xcielo bei seinem Beispiel mit den beiden Tenoristen beschrieb.

    Dieser Formant ist sicher eine eigene Qualität, die man messen könnte. Inwieweit er sich tatsächlich in mehr Tragfähigkeit bzw. Hörbarkeit auswirkt, ist natürlich von weiteren Faktoren abhängig.
    Insofern bin ich auch damit einverstanden, zu sagen, dass "Projektion" keine quantifizierbare Eigenschaft, sondern eher ein Ausdruck der Werbesprache ist.

    Aber Hauptsache, wir haben uns endlich darüber geeinigt, was damit wahrscheinlich GEMEINT ist - dann kann man immer noch streiten, ob der Ausdruck auch SINNVOLL ist. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hallo Rick,

    noch eine Bemerkung dazu: der 3kHz-Formant hat nur eine Bedeutung für Sänger in der Umgebung eines Sinfonieorchesters. Für einen Saxophonisten, bspw. in der Big Band Umgebung sieht das ganz anders aus.

    Das ist das Problem mit der Projektion, sie gibt es, wenn, dann nur fallbezogen.

    Gruß,
    xcielo

     
  5. Rick

    Rick Experte

    Okay, dem kann ich mich grundsätzlich anschließen. :)

    :applaus:

    Herzlichen Glückwunsch, xcielo!

    Lieben Gruß,
    Rick
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, herzlichen Glühstrumpf.

    Xcielo hat Recht mit den 3000 Hertzen. Bei meinen Beispiele und auch am Spektogramm (ich such das die Tage nochmal raus) sieht man, dass die Sax-Formanten noch deutlich darüber liegen. Das Rauschen, was Rick meint, geht bestimmt bis in den 5stelligen Hertzbereich.

    Heute muss ich spielen (wer Lust hat: Budeskunsthalle Bonn, 20 Uhr); vielleicht schaff ich es morgen mit einer kleinen Fourrieranalyse. Schönes Wochenende, pü
     
  7. clari_sax

    clari_sax Ist fast schon zuhause hier

    Du gestattest, ppue?
    #Besserwissermodus ON#
    +n -r
    #Besserwissermodus OFF#
     
  8. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    Und wo bitte soll da das 'n' hin? ;)

    Naja freut mich dass hier mal eine Klangdiskussion mit korrekten Schlußfolgerungen abläuft.

    Letztendlich habt ihr damit die ominöse Projektion auf Resonanzen (von Instrument und Raum) und den Effekt der Maskierung zurückgeführt, was völlig korrekt ist und sich darüber hinaus sogar belegen, messen und erklären lässt.

    Gruss Chino
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Such Dir was aus:
    "Beispiele" könnte hinten aus grammatischen Gründen eines vertragen, aber wahrscheinlich auch die "B[color=CC0000]ud[/color]eskunsthalle".

    Ich arbeite ab und zu als Lektor für einen Verlag und bin deshalb trainiert, automatisch jeden Fehler zu sehen - es ist eine Gabe, aber auch ein Fluch. ;-)

    (Es ist aber ein Verstoß gegen die Forenregeln, anderer Leute Rechtschreibfehler anzuprangern...) :roll:

    Mich auch! :)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Nee, das sollte eigentlich Bude[color=CC0000]n[/color]kunsthalle heißen ;-)

    Wenn nicht gegen die Forenregeln, so auf jeden Fall gegen die Netiquette

    Gruß,
    xcielo
     
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