Besser schlechten Lehrer als keinen?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von JES, 7.März.2025.

  1. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Das ist IMHO viel zu verallgemeinernd.
    Bei uns am Konservatorium in Wien gab es zu meiner Zeit 2 komplett unterschiedliche Jazzlehrer, einer war ein kompletter Bauchspieler und verlor nie einen Gedanken an so Dinge wie Zungenstellung etc., beim anderen wurde alles komplett systematisch erklärt.
    Kann beides funktionieren, muss beides nicht funktionieren. Gute Schüler hatten beide.
     
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Ist mir schon klar, dass die Lehrer hier protestieren.
    Ist auch gut so (-:
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich bin seit 25 Jahren mehr oder weniger Autodidakt und kenne das Bedürfnis nach einem Lehrer. Wobei Autodidakt eigentlich das falsche Wort ist, eher „Alleinüber mit Grundlagen“, da ich vom Grundschulalter an über 15 Jahre Instrumental- und Ensembleunterricht auf Klarinette und Saxophon hatte.

    Das hat mir eine Basis verschafft, von der kommend ich technisch gesehen nur noch abbaue. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass ich musikalisch viel besser verstehe, was ich will, obwohl (oder weil) ich viel weniger spielen und vorspielen kann als früher. Was früher mehr ein emotionales Ventil war, ist heute eher der Expressionswunsch - weniger Energie aber mehr Farbtöne.

    Wenn ich mir heute gelegentlich mal einen Lehrer gönne, dann suche ich mir jemanden, der oder die in seinem/ihren Spiel etwas zu bieten hat, was ich gerne lernen möchte, etwas was mich inspiriert oder anfixt. Das heißt, der Spieler ist für mich entscheidend, und wenn ich ihn mir nach seinem Spiel suche, gibt es wenig Potenzial für negative Überraschungen (außer, dass man mit diesen Anfragen halt auch immer wieder abblitzt, aber das ist Teil des Spiels).

    Das ist für mich eine ganz andere Herangehensweise als wenn ich einen Pädagogen suche, der mir das Instrument näher bringt. Ideal ist natürlich, wenn von beidem etwas da ist, das musikalische, das man sucht UND die Instrumentaltechnik. Ich habe in solchen Stunden schon ein paar Übungen mitgenommen, an denen ich auch Jahre später noch arbeiten kann.

    Ich weiß, dass ich damit zu einer Kategorie Schüler gehöre, die so mäßig interessant für solche Lehrer ist. Mir ist deshalb wichtig, dass beide Spaß haben und die Kommunikation ganz offen ist. Der Preis muss für beide stimmen und es versteht sich von selbst, dass das keine Hausaufgabenbetreuung sein kann, wenn man jemand mit deutlich höherem Niveau zum Lehrer hat.

    Ein Lehrer, dessen Spiel mich nicht einigermaßen beeindruckt, würde ich nicht wollen, es sei denn ich suche ein Training und/oder Feedback in einem Bereich, den er wirklich drauf hat. So wie du das im Ausgangspost schilderst, hätte ich vermutlich keine Lust.
     
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  4. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Falls ich fragen darf: Was genau wurde "abgebaut" und aus welchen Gründen?
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wenn du denn die große Auswahl hast....
    Hier gibt es diese eben nicht. Entweder eben musikschulen, die mit Angebot und Rahmenbedingungen eher auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind, oder Studenten. Die können spielen, haben den Kopf voll Theorie, aber keine Lehrerfahrung und Hemmungen bei Schülern, die ihre Eltern sein können. Hinzu kommen da signifikante Wege zum Unterricht und hohe Fluktuation.
    Ist eben nicht Berlin zentrum hier.
     
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  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Abgebaut wird: Fingerfertigkeit und -schnelligkeit, Synchronität der Finger, Zungenschnelligkeit, in geringerem Maße auch die Chops, wobei das immer noch einigermaßen geht.

    Die Gründe: Abnehmende Übezeit in Kombination mit zunehmendem Alter. Als 14jähriger Schüler war das einfacher.

    Als Gegenmaßnahme für die Finger spiele ich seit einem guten Jahr jeden Abend vor dem Schlafen mit dem TravelSax und Kopfhörer ein bis zwei einfache Patterns oder Toneleiterübungen in 12 Tonarten. Das hilft ein bisschen, beschleunigt den Übeeffekt am tatsächlichen Sax.
     
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  7. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Ja,und ?
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ganz so schlimm wie in Berlin Zentrum ist es bei mir auch nicht! ;)
    Ein bisschen Anreise habe ich auch schon in Kauf genommen - für etwas sehr regelmäßiges käme das allerdings nicht in Frage. Der Standort setzt da vieles in Relation. Wenn es nur um Saxophonistisches geht, wird auch nur ein Saxophonist in Frage kommen. Wenn es mehr um Dinge wie Improvisation und Darbietung geht, kannst du vielleicht auch andere Instrumentalisten in Erwägung ziehen. Ich habe viel Anregung in Sachen Improvisation von einem befreundeten Posaunisten…
    .
     
  9. FraRa

    FraRa Ist fast schon zuhause hier

    Ich weiß, dass ich große Defizite habe, weil ich nicht eine Stunde Unterreicht hatte.
    Und trotzdem bin ich glücklich geworden mit dem Saxophon.
     
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  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Wie wahr....:danke:
     
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  11. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Nicht jeder der spielen kann, kann das auch vermitteln..
     
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  12. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Schön für dich. Ich persönlich finde nur, daß du dir da kein Urteil erlauben kannst über Leute, die du nicht kennst.
    Wenn du das für dich so siehst, daß du das nicht kannst, ok, aber du weisst nicht wie jeder andere Spieler unterrichtet und ob er sich in einen Anfänger reinversetzen kann oder nicht, denn seien wir mal ehrlich, die Anzahl der Lehrer, die du kennst dürfte im Vergleich zur Anzahl existierender Lehrer nahe null sein. Natürlich gibt es Leute, die Anfänger nicht gerne unterrichten oder es auch nicht können und wirklich nicht sich in diese reinversetzen können aber es gibt genug gute Lehrkräfte, die das können und dauernd machen. Ob du anderer Meinung bist ist dabei vollkommen unerheblich, da du deine Meinung mit nichts belegen kannst, ausser es geht dir darum einfach was zu behaupten und das in die Welt zu blasen.

    Und was willst du uns damit sagen: "Ist schon klar, daß die Lehrer hier protestieren."? Führe das doch mal genauer aus.
     
  13. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Meine Erfahren sind andere:
    Mit 6 Jahren konnte ich mit Klavier beginnen. Klassischer professioneller Unterricht…. Alles fein ( bis die Pubertät dazwischen funkte ). Mit 10 habe ich mit Klarinette begonnen, der Klassiker damals, Musikverein, Lehrer war ein netter lieber Mann der aber halt auch nur ein wenig spielen konnten und die Grundzüge so einigermaßen vermitteln konnte. Ich habe sehr viel selbst geübt und das war auch bis zu einem gewissen Maß von Erfolg gekrönt, ein Schweizer Dirigent wollte mir mal an einen Schweizer Dozenten verpassen, das scheiterte aber am Geld ( Klavier UND Klarinette war nicht drin) auch beim Bund habe ich fleißig weitergeübt, aber genug war mir das lange nicht. Wenn Du alleine übst musst Du ja jedes Rad für Dich neu erfinden. Nach dem Studium habe ich das Thema Klarinette wieder intensiviert und irgendwann war ein Nachbar von mir ein Klarinettist im Orchester, der hat mich ordentlich unter die Fittiche genommen: Also den Ansatz können wir so nicht lassen, das musst Du umstellen….. die Luftführung ebenso… und zwar so….. etc. Ppppp…. Innerhalb eines oder 2 Jahren habe ich enorme Fortschritte gemacht , die ich alleine nie und nimmer hingekriegt hätte!
    Wenn ich den Lehrer von Anfang an gehabt hätte, wäre ich nach dem Abi vielleicht so gut gewesen, dass ich das studieren hätte können (was ich auch ganz gerne gemacht hätte)…. Hätte hätte Fahrradkette :)
    LG
    Thomas
     
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  14. _Eb

    _Eb Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube dass die Generalisierung von persönlichen Erfahrungen grundsätzlich nicht zielführend ist...
    Auch das ungefragte Urteilen über Wissen und/oder Können anderer Foristen .. lasst das einfach, ich denke das schafft nur böses Blut und führt in der Sache einfach nicht zum Erfolg.

    Vielleicht berichtet ihr mal auch über die, die Lehrer die euch weiter gebracht haben und weshalb.... Oder wie..

    Aldo mein erster Lehrer hat sehr auf Sound und tonbildung geachtet,
    Das fand ich gut, aber zur Zeit verzweifle ich daran, weil ich nicht so klinge , was aber auch an Mangel an Übung liegen könnte :rolleyes:

    Ein Dozent auf einem Workshop losdte meinen Knoten im Kopf vor anderen zu spielen..

    Will heißen was heute kann , oder auch nicht , ist ein Puzzel von Fähigkeiten und Erfahrungen mit den unterschiedlichen Lehrern...
    Es gibt meiner Meinung nicht den Lehrer der dir alles zeigen kann..
    Wenn das jemand von sich behauptet, wäre ich arg skeptisch...
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Eigentlich wollte ich hier keine Grundsatzdiskussion über den Sinn oder Unsinn von Unterricht, Lehrern o.ä.. Die hatte wir hier oft genug und das endet immer gleich.

    Meine Meinung dazu:
    Ich finde Unterricht (bei einem kompetenten) Lehrer sinnvoll, weil es einerseits Zeit spart und man andererseits nicht irgendwann umlernen muss, weil die selbstgesuchten "Lösung" plötzlich zu Hindernissen werden.
    Meine Erfahrungen mit Musiklehrern (nicht nur saxophon) sind da recht unterschiedlich, sowohl was Kompetenz als Lehrkraft, als auch was Wissen bzw Können angeht. Nicht jeder hochstudierte Musiker bzw Musikpädagoge war für mich gut (da war die Tendenz häufig unbedingt alles exzessiv theoretisch erklären zu müssen; mir schlicht zu viel), mancher erfahrene Amateurmusikerunterricht war echt klasse (einfach mal machen, mit einer eher praxisorientierten Erklärung, warum).
    Das Problem ist m.E. eine für sich und seine Lernmethode passenden "Instructor" zu finden. Der dann nicht noch 100+km (bzw. 1+Std Fahrzeit) weg wohnt.
    Ob es passt oder nicht merkt man m.E. schnell. Vllt nicht bereits nach einer Stunde, aber so nach 4 bis 8 UEs.
    Privatunterricht finde ich hier quasi gar nicht. Deshalb war ich eigentlich erst mal happy... Musikschulen eignen sich für mich nur bedingt. Eigentlich bin ich froh, dass meine Kinder aus der Schule raus sind und ich meine Freizeitplanung eben nicht mehr an Schulferien ausrichten muss. Ich sehe aber, dass ich da wohl nicht herumkomme (vllt ist die Lehrkraft ja flexibel).
    Ich habe mich bewußt entschieden mir Unterricht zu suchen. Ich stecke fest, komme alleine nicht, oder nur mit erheblichen Aufwand weiter. Ich bin aber jemand, der nicht nur effektiv sondern auch effizient lernen will.
     
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  16. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Einerseits bewundere ich Menschen, die es schaffen, ohne einen Lehrer ein Instrument spielen zu lernen. Andererseits weiß ich nicht, wie das geht.
    Ich werde von meinem Lehrer ständig korrigiert, und oft bei sachen, die ich längst für abgehakt hielt.
    Und wenn die neuen Anforderungen kommen, steht das falsch eingeübte denen im Wege.
    Ich höre nicht ( nicht immer), wenn ich falsch intoniere, denn Ton fallen lasse, raffe mich nicht sofort auf, wenn ich zu pressen beginne etz etz...
    Was uns nicht gut getan hat: unser Verhältnis wurde immer mehr freundschaftlich. Wir haben es beide eingesehen und zunehmend zurückgeschraubt.
    Das eine steht für mich schon mal fest: um im Bereich Musik ein Autodidakt zu sein, muss man schon wesentlich mehr an Voraussetzungen mitbringen, als ichs in der lage wäre.
     
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  17. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Meine Lehrerin bietet beides an: Unterricht analog zu Schultagen oder Unterricht als flexiblen Zehnerblock, der dann entsprechend mehr kostet. Flexibilität hat in dem Fall ihren Preis. Vielleicht musst Du die Schullehrer ja nur mal auf die Idee bringen.
     
  18. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @JES
    Volle Zustimmung !

    Ja, man kann seine Uhr danach stellen, wann in einem Thread die
    kleinen Sticheleien losgehen.:D

    Ich krieg dann immer Lachanfälle.
    Herrlich, .... alles Psychologie.

    Frage:
    Kann es denn, ganz allgemein gesprochen,
    einen Unterricht geben, der "in's Blaue hinein" funktioniert und alles abdeckt ?

    Grade bei jemanden, der weit über die ersten Versuche am Instrument hinaus ist ?

    Ist da nicht eine konkretes Ziel nötig ?

    Ein Ziel, in Bezug auf die Musik, die man spielen möchte oder
    in Bezug auf das Ensemble, in dem man mitspielen möchte ?

    Beispiel:
    Will ich Teil einer größeren Orchesters sein, muss ich sehr sicher sein im Notenlesen
    und im Erkennen und Bedienen der notierten Rhythmen

    In der kleinen Combo, die Jazzstandards spielt, bestehen andere Prämissen.

    VG
     
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  19. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Bei den Lehrer ist es wie mit anderen Berufen auch.

    Es gibt gute und sehr gute im Job.

    Beide Lager haben Spezialisten unterschiedlicher Ausrichtung.

    Die Vielfalt bei den Schülern dürfte noch größer sein. Mit Glück finden sich die passenden Menschen zusammen.

    Ich kenne Musiker die hatten wenig Unterricht. Noten lesen und weitere Grundlagen la la.
    Setzen sich hin und spielen Stücke aus dem Kopf.
    Improvisieren sogar die zweite Stimme.

    Grüße Gerrie
     
  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Falls du das auf mich beziehst hatte ich da bspw in post#20/24 schon mal was geschrieben.

    Ganz allgemein geantwortet, ich halte jegliche Arbeit ohne Ziel für Zeitverschwendung. Heißt nicht, dass man nicht neue Ideen bzw Ziele entwickeln kann bzw alte aufgeben. Auch da kann ein Lehrer durchaus Auslöser sein, oder man stolpert über eine Formation, die noch saxophonkapazitäten sucht.... Selbst wenn man nur sein Niveau halten will ist das schon ein Ziel, welches zielgerichtetes üben verlangt.
     
    bthebob gefällt das.
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