Bühnenpräsenz oder das Auge hört mit

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 2.Juli.2014.

  1. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    :-D

    ok, benjahmin...aber in silber passend zum sax!;-)

    liebe grüße
    die thread-muse ;-)
     
  2. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Solange ich als Zuhörer bei einem Konzert das Gefühl habe, dass der Musiker mit Freude, Herzblut und Seele bei der Sache ist, muss er/sie nicht lächeln. Auch müssen zwischen den Stücken keine kleinen Geschichten zur Überbrückung erzählt werden.

    Beides, das Lächeln und das Erzählen, "darf" natürlich geschehen, insofern es spontan, natürlich und nicht einstudiert daherkommt.

    Ich habe mir mal vor einiger Zeit einen Konzertmitschnitt eines Auftritts von Andrea Berg aus purer Neugier angeschaut.
    Dieses gestelzte Gequatsche, dieses Wir-sind-eine-große-Familie-und-erleben-hier-besondere-bedeutsame-Momente-Gefasel war für mich schier unerträglich.

    Ihre Musik war verglichen damit die reinste Erholung; überhaupt nicht mein Geschmack, aber immerhin professionell dargeboten.
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich finde auch, manche sind die geborenen Presenter, andere tun sich schwer, die können es aber meinetwegen lassen anstelle mit irgendwelchem aufgesetzten Kram daherzukommen.
    Ich habe auch kein Problem damit gehabt, dass Tom Harrell sich bei einem Konzert in New Yorker Birdland während der trompetenfreien Intervalle unterm Piano verkrochen hat, er hat trotzdem genial gespielt :)

    LG Juju
     
  4. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Tom Harrell ist kein gutes Beispiel, so denke ich.
    Der Mensch ist ebenso genial wie krank.

    Ich hab grade eineinhalb Stunden Saxophon solo für ein völlig versnobtes, desinteressiertes Publikum gespielt.
    Wer Zombieball kennt, weiß, was ich meine.
    Im Freien, in der prallen Sonne.
    Gelächelt hab ich trotzdem, aber nicht für das Publikum, sondern für mich.
    Und jetzt bin ich glücklich, weil ich gehen durfte.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  5. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Tom Harrell ist kein gutes Beispiel, so denke ich.
    Der Mensch ist ebenso genial wie krank.

    Ich hab grade eineinhalb Stunden Saxophon solo für ein völlig versnobtes, desinteressiertes Publikum gespielt.
    Wer Zombieball kennt, weiß, was ich meine.
    Im Freien, in der prallen Sonne.
    Gelächelt hab ich trotzdem, aber nicht für das Publikum, sondern für mich.
    Und jetzt bin ich glücklich, weil ich gehen durfte.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  6. flar

    flar Guest

    Moin, moin nochmal

    Um nicht mißverstanden zu werden, es soll ja nicht die ganze Beerdigungsminen Big Band mit einem Margot Hellwig lächeln aufwarten! So etwas kann nicht jeder, einige natur Miesepeter vielleicht sogar gar nicht. Aber ein bißchen sollte man es vielleicht einfach mal probieren, und wenn es nur dafür taugt das man merkt das es manchmal auch schwer sein kann so etwas durch zu ziehen.

    In vielen Berufen, speziell in Kundenkontaktbereichen, wird so etwas übrigens erwartet. Nicht nur der Chef freut sich wenn sein Kellner freundlich ist, auch der Kunde und evtl macht dem Kellner seine Arbeit so ja auch einfach mehr Spaß! Wenn er sich nur über ein etwas größeres Trinkgeld freut ist das seine Sache, sowohl dem Chef als auch dem Kunden dürfte das ziemlich schnuppe sein!

    Morgen habe ich einen Auftritt vermittelt bekommen bei einer Truppe die ich nicht kenne und mit denen ich noch nicht einmal telefonischen Kontakt hatte. Sie kenne meine Gage, ich weiß wann ich wo sein muß, das marschiert wird und das ich Tenorsax spielen soll.
    Ich werde den ersten persönlichen Kontakt naturlich mit einen freudlichen Gesicht in Angriff nehmen, das halte ich mal für normal!
    Genauso probiere ich, auch aus einer großeren Gruppe heraus, dem Publikum gegenüber zu treten, das ich ja in den aller meisten Fällen nicht kenne, das aber durch seine Reaktionen auf uns und die Musik zum gelingen eines Auftritts doch einen nicht unerheblichen Teil beiträgt!

    Und keine Sorge, sollte sich das morgen als Muffelunmusikalischtrötkapelle erweisen wird man das meinem Gesicht auch bestimmt innerhalb von Sekunden ansehen!
    Leider!
    Da hab ich noch was zu üben! ;-)

    Viele Grüße Ralf
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Guenne,
    Oje, Du Armer, ich bewundere Dich, dass Du das aushalten kannst. Ich bin ja schon letzten Mittwoch fast ausgerastet, als wir ebenfalls für ein völlig desinteressiertes Publikum gespielt haben, wobei wir selbst Gäste waren, aber da wir die Musiker sehr gut kannten, haben wir einfach mitgespielt, aber es ist wirklich frustrierend, die hätten auch ebenso gar nicht spielen können, das hätte keinen Unterschied gemacht.

    Tom Harrell ist schon ein wichtiges Beispiel, denke ich, weil Mental Illness so weit verbreitet ist. Ich kenne soviele tolle Musiker, die aufgrund psychicher Störungen auch ganz erhebliche soziale Phobien haben und somit Probleme, mit dem Publikum adäquat zu kommunizieren.
    Das tut aber ihrer Musikalität keinen Abbruch. Bei Tom Harrell ist die Krankheit bekannt, aber viele versuchen es auch zu verbergen bzw. es ist nicht so stark ausgeprägt. Bei vielen hat die "Awkwardness" jedenfalls einen ernsten Hintergrund.

    Lg Juju
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Juju,

    warum spielt ihr dann, wenn es keiner hören wollte? Ihr hättet euch dann doch einen schönen Abend machen können?

    Oder gab es hierfür Geld?

    Gruß
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    damit kein Missverständnis aufkommt.
    Soweit ich es konnte, hab ich natürlich mein Bestes gegeben.
    Ich bin es auch durch die Art der Gigs, die ich spiele gewöhnt, auf Desinteresse zu stoßen.
    Das macht mir auch gar nichts aus.
    Aber an die Leute, für die ich gestern spielte, kommt man im Normalfall nicht ran, daher war es etwas schockierend.

    Ich hab gestern einen sehr interessanten Podcast zum Thema Authismus gehört, und das was Du sagst, ergibt in dem Zusammenhang Sinn.

    Liebe Grüße,
    Guenne


     
  10. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    damit kein Missverständnis aufkommt.
    Soweit ich es konnte, hab ich natürlich mein Bestes gegeben.
    Ich bin es auch durch die Art der Gigs, die ich spiele gewöhnt, auf Desinteresse zu stoßen.
    Das macht mir auch gar nichts aus.
    Aber an die Leute, für die ich gestern spielte, kommt man im Normalfall nicht ran, daher war es etwas schockierend.

    Ich hab gestern einen sehr interessanten Podcast zum Thema Authismus gehört, und das was Du sagst, ergibt in dem Zusammenhang Sinn.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  11. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Die Musiker waren engagiert für die war es ein Gig und sie wurden bezahlt. Dave und ich waren Gäste, wir haben freiwillig gespielt zum Spaß. Ich habe das Gefühl, dass die Leute Live Musik nicht mehr so richtig wahrnehmen. Und es gab mal eine Zeit, da war das anders. Vielleicht hängt es mit dem DJ Kult zusammen. Viele scheinen einfach nicht mehr empfänglich für Live Musik zu sein.

    LG Juju
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Das kommt doch wieder sehr auf das Genre an. Als Musiker ist man Dienstleister in Form des Alleinunterhalters oder Combo, die zum Tanz aufspielt. Wenn da die Miesepeter am Werk sind, wird der Dienst schlecht ankommen. Genau so wenig wie ein Funkmusiker, der stocksteif da steht und nicht mit im Rhythmus groovt.

    Permanentes Lächeln in der klassischen Musik käme mir fremd vor und auch der engagierte Jazzer, der eher eine Kunstmusik spielt, wird, schon aufgrund der Konzentration auf das Werk und die Mitmusiker so sein, wie er ist, nämlich authentisch. Heißt ja nicht, dass seine authentische Freude nicht rüber kommen darf, wenn der Kollege ein geiles Solo abliefert.

    Nun, dass ist ein Beispiel. Ein anderes wäre vielleicht der Beruf des Psychologen. Der muss nun gar nicht freundlich lächeln, denn dann könnte ich denken, er spielte mir was vor und beschäftigte sich nicht ernsthaft mit meinen Problemen. Bei ihm will ich eher Konzentration, Achtsamkeit und seine Ernsthaftigkeit spüren, die er nur haben wird, wenn er voll und ganz auf mich ein geht und nicht noch ein Lächelprogramm nebenbei abspult.
     
  13. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Stimmt, das wäre dann das Kunststück ein evtl. aufsteigendes Lächeln im falschen Moment zu unterdrücken, auch nicht leicht!
    Kennen evtl. einge die schonmal auf einer Beerdigung gespielt haben, den Verstorbenen kannten und genau dann wenn es gar nicht paßt schießt einem ein lustiger Gedanke durch den Kopf!

    Bühnenpräsenz ist eben nicht immer leicht;-)

    Viele Grüße Ralf
     
  14. flar

    flar Guest

    Moin, moin

    Stimmt, das wäre dann das Kunststück ein evtl. aufsteigendes Lächeln im falschen Moment zu unterdrücken, auch nicht leicht!
    Kennen evtl. einge die schonmal auf einer Beerdigung gespielt haben, den Verstorbenen kannten und genau dann wenn es gar nicht paßt schießt einem ein lustiger Gedanke durch den Kopf!

    Bühnenpräsenz ist eben nicht immer leicht;-)

    Viele Grüße Ralf
     
  15. Bari-Karin

    Bari-Karin Kann einfach nicht wegbleiben

    Moin,

    Zitat:

    ppue schrieb:
    Nun, dass ist ein Beispiel. Ein anderes wäre vielleicht der Beruf des Psychologen. Der muss nun gar nicht freundlich lächeln, denn dann könnte ich denken, er spielte mir was vor und beschäftigte sich nicht ernsthaft mit meinen Problemen. Bei ihm will ich eher Konzentration, Achtsamkeit und seine Ernsthaftigkeit spüren, die er nur haben wird, wenn er voll und ganz auf mich ein geht und nicht noch ein Lächelprogramm nebenbei abspult.

    Ja genau ppue: Ein guter Psychotherapeut lächelt am Beginn einer Sitzung, um dem Klienten zu signalisieren "Schön, dass Sie da sind und wir nun miteinander ...".
    Und so verhält es sich wohl auch mit der Bühnenpräsenz. Ausschlaggebend ist, wie Musiker auf die Bühne "springen", wie sie den wohlwollenden Kontakt zum Publikum herstellen und dass sie diesen Kontakt immer mal wieder halten. Da Untersuchungen zufolge (z.B. Mehrabian, 1972) im Zweifel den nonverbalen Signalen mehr Vertrauen geschenkt wird als den verbalen, könnte es sein, dass vom Publikum subjektiv als unpassend empfundenes Outfit oder Verhalten freundliche Worte quasi unglaubwürdig werden lässt.
    Das gilt natürlich auch umgekehrt: Wenn das Publikum meint, es gehöre zu einem guten Jazz-Konzert blasiert in die Gegend zu schauen, kann das auch vom Musiker als abschätzig oder gleichgültig empfunden werden, obgleich das Publikum es doch nur gut gemeint hat und versucht hat alles richtig zu machen und mit blasiertem Dreinschauen die Erwartungen der Musiker zu erfüllen, aber eben möglicherweise die falschen.

    Manchmal habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass auch Musiker mir nonverbal signalisieren, dass sie dieses Publikum nicht mögen. Ich persönlich empfinde auch beim Solieren extrem gequält aussehende Musiker als Zumutung, obgleich es vielleicht nur Ausdruck extremer Konzentration ist.

    Kurzum: Wo es gelingt, verbal und nonverbal einen guten wertschätzenden Kontakt zum Publikum herzustellen und zu halten, kann man anziehen, was man will.

    Und als Musiker habe ich ja auch die Möglichkeit (sofern ich das Publikum anschauen kann), die Zuschauer in den Blick zu nehmen, die mich wohlwollend oder eben so, wie ich es mir gerade wünsche, anschauen und die anderen, die möglicherweise nicht aus freien Stücken da sind, zu irgnorieren.
     
  16. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    --> "Dessinterssiertes Publikum"

    Es doch sicherlich ein Unterschied, ob es sich um ein Konzert des Künstlers handelt oder um eine Begleitveranstalutng zu einer Vernissage, einer Party oder sontwas.

    Cheerio
    tmb
     
  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ tmb

    so ist das. Ich habe schon einige Musiker für Veranstaltungen gebucht, für Hintergrundmusik, als Dinnerbegleitung.

    Da geht es aber überhaupt nicht um die Wahrnehmung der Musik und der Musiker.
    DARF gar nicht sein.

    Und wenn dann Musiker enttäuscht sind, dass sie keine Resonanz hatten, haben sie ihren Job nicht verstanden.

    Das muss professionell durchgezogen werden!

    CzG

    Dreas
     
  18. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ich glaub, ich hab da jetzt was nicht verstanden...

    Man darf die Musik oder den Musiker nicht wahrnehmen?
    Wozu wird dann gespielt?
    Damit jemand schwitzt?

    Zwischen "nicht wahrnehmen" und "nicht im Mittelpunkt stehen" ist doch ein großer Unterschied und ein schöner Spielraum.

    Liebe Grüße,
    Guenne





     
  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Sehe ich ebenso.

    Am Ende entscheide ich aber als Musiker, welche Jobs ich annehme oder nicht.

    Bei einem Konzert zeigt sich das Desinteresse, dass keiner oder wenige kommen. Bei einer Begleitverantstaltung kann es sein, dass die angebotene Live-Musik zur Veranstaltung einfach nicht passt.

    Gruß
     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wenn die Musik nicht wahrgenommen wird, dann ist sie überflüssig und der Veranstalter kann sich das Geld sparen.

    Ich glaube, dass Dreas "nicht im Mittelpunkt stehen" meinte...

    Gruß
     
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