Burnout und fragile Künstlerpsyche

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tobias Haecker, 30.Juni.2025.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich würde das nicht schon "Problem" nennen wollen. Es wird vielleicht mal zum Problem.
    Was ich aber denke, was eine Voraussetzung für einen Künstler ist, ist eine (Über-) Sensibilität für Emotionen. Darum geht es ja bei Kunst ein großes Stück weit. Entweder das bewusste Erzeugen und Steuern von Emotionen und/oder der Ausdruck des eigenen Gemütszustand. Ich glaube, dass Menschen, die das gut können, selbst aber auch sensibel gegen Verletzung oder Misserfolg sind, umgekehrt aber eben auch die Anerkennung des Publikums brauchen.
     
  2. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Liebe Foristen,

    ich muss mich leider @bthebob anschließen. Hab mich jetzt auch gewundert, was jetzt für Beiträge kamen. "Das ist aber bei anderer auch so", "Kann man nicht verallgemeinern, denn das ist ja auch so und so" und sonstige Metabeiträge. Eigentlich hatte ich gedacht, dass klar wäre, dass man bei diesem Thema etwas emphatischer ist, aber das Geplauder und Besserwissertum finde ich fehl am Platz. Ich werde daher die Administration bitten, diesen Thread zu schließen oder zu sogar zu löschen, da ich eher das Gefühl habe, dass hier Schaden als Nutzen angerichtet wird.

    Tut mir leid, dass ich das Thema angestoßen habe.
     
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  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Wir haben fast gar keine Besserwisser im Forum, lieber Tobias, das weiß ich ganz genau (-;

    Das Thema ist interessant (wenn auch schon des Öfteren behandelt) und auch du wirst bitte Beiträge akzeptieren, die nicht deiner Meinung entsprechen. Kein Grund, hier irgendjemand zu beleidigen oder gar den Thread zu schließen.
     
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  4. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tobias Haecker
    Lieber Tobias,
    bitte nicht so schnell schließen lassen.

    Der verlinkte Artikel in post #15 (vom BR) ist nämlich richtig gut.

    Viele Fachinformationen und Anlaufstellen für Betroffene.

    VG
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Wobei wir unter den tausenden von Mitgliedern jetzt wohl auch nicht die übergroße Menge an psychisch leidenden Profis haben (-;
     
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  6. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Mein Grund um die Bitte ist, dass ich das eigentlich als Platz für persönliche Erfahrungen und mögliche Hilfe gedacht habe. Aber ich musste jetzt hier schon Sachen lesen, die wirklich nicht hilfreich sind. Hier kann sich keiner öffnen. Im Gegenteil. Sind schon Sachen drin, die ich als eher schädlich empfinde.

    Das hat überhaupt nix damit zu tun, dass hier eine Meinungsverschiedenheit herrscht. Wenn man über Mental Health redet, muss das von Empathie geprägt sein und Verständnis für das Problem geprägt sein und das sehe ich hier leider nicht.

    Meine Bitte bleibt bestehen!
     
  7. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Tobias Haecker
    Ich schieb' mal noch einen Rat aus meiner "Küchenpsycholgen-Ecke" hinterher.

    Es war völlig ok, das du das Thema "angezettelt hast"
    Kein Grund dich zu ärgern o.ä.

    Mein Tipp, meine Erfahrung ist:
    Akzeptieren was ist und weiter machen.

    Man weiß nie, für was dies oder jenes gut ist.

    z.B. wär ich ohne deine "Anschiebe" nie auf den Artikel vom -BR- gestoßen,
    der, wie ich finde, sehr gut ist.

    VG
     
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  8. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo @Tobias Haecker ,

    es tut mir leid, wenn die Richtung, die ich ins Thema eingebracht habe, für Dich nicht passt. Mir geht es nicht ums Besserwissen. Für mich ist es ernst, dass Kunst einen hohen Preis kosten kann und nicht aus guter Laune entsteht, sondern von Leuten kommt, die mit sich und der Welt kämpfen.

    Ich verstehe Deine Antwort so, dass es Dir mit den Belastungen in diesem Beruf aktuell nicht gut geht. Vielleicht ist so ein Forum für konkrete Unterstützung dann nicht der beste Platz. Ich wünsche Dir (wirklich mit sehr viel Empathie), dass es besser wird, und halte mich aus dem Thema jetzt raus.
     
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  9. Tobias Haecker

    Tobias Haecker Ist fast schon zuhause hier

    Ich komme mit den Belastungen meines Berufes relativ gut klar. (sonst hätte ich diesen Thread gar nicht eröffnet) Aber ich kenne genug Kollegen und genug Stories wo das nicht so ist. Ich dachte daher und aus dem anderen Thread heraus , dass dies ein interessantes und wichtiges Thema sein könnte.
    Aber gerade, weil ich genug Kollegen kenne, finde ich hier diverse Beiträge echt nicht angemessen bzw frustrieren mich richtig. Und es werden sicher mehr.

    und @Cazzani , dein letzter Abschnitt ist ein Paradebeispiel, wie es eben nicht gehen sollte. Jemandem psychische Probleme unterstellen und "such dir hilfe" sind genau der falsche Ansatz.
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Juli.2025
  10. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Genau das habe ich nicht geschrieben. Das Wort "mentale Probleme" stammt nicht von mir, sondern aus Deinem zweiten Post.

    Was wäre für Dich jetzt angemessen - außer dass ich die Klappe halte, das habe ich ja schon angeboten? Und was wünschst Du Dir zu diesem Thema vom Forum?
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Aus eigener Erfahrung: wenn du schon an dem Punkt bist, dass dein Leben von psychischen Problemen beeinflusst wird, ist es Zeit sich Hilfe zu suchen. Dann bist du schon so tief drin, dass es alleine schwer wird.

    Mir hat geholfen darüber zu reden. Zum einen, weil ausgesprochen erst einmal so richtig klar wurde, was ich mit mir da für eine Sch... angestellt habe. Ich habe bspw 14 tage Urlaub in kuba gemacht... und doch von dort meine Projekte gemanagt. Damals für mich völlig ok, wenn ich das heute erzähle denke ich "Alter, du warst doch völlig krank". Zum anderen hilft es anderen auch mit mir besser klar zu kommen. Gewisse Dinge gehen nicht mehr, anderen weiche ich aus bzw muss ich ausweichen, entweder aus Angst oder aus Schutz nicht wieder in alte Muster zu fallen.

    Ich verstehe, dass du den Fokus auf Musiker setzen möchtest. Die Mechanismen sind aber für alle gleich.
     
    Rick gefällt das.
  12. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Der Platz für Erfahrungsaustausch und mögliche Hilfe ist in einen öffentlichen Saxophonforum etwas eng.
    Wir sind hier nicht bei den anonymen ...
     
    Bereckis, Nemo, Rick und 2 anderen gefällt das.
  13. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Nun, offensichtlich möchten sich einige Mitglieder doch über das Thema austauschen. Damit das nicht komplett öffentlich passieren muss, schlage ich vor, dass die Rennleitung den Thread in den geschützten Bereich verschiebt.
     
  14. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Ich denke, da kommt man auf des Pudels Kern!

    Wie unterscheidet sich der Lebensweg und mentale Verfasstheit eines Berufsmusikers von der eines Menschen mit "normalem" Beruf?

    Es fängt schon in der Kindheit an, dass der künftige Berufsmusiker sich schon sehr auf die Musik konzentriert und fleißig arbeitet, während seine Altersgenossen mehr Freiheit und Freizeit genießen. Die Berufsausbildung/Studium fängt für Nichtmusiker in der Regel erst nach der Schulzeit an, der Musiker arbeitet für seinen künftigen Beruf da schon viel früher und mit sehr viel Aufwand und Einsatz.

    Die hohe Emotionalität und Identifikation mit der Musik/Instrument lassen die Durststrecke der Doppelbelastung Schule/Musikausbildung noch erträglich erscheinen.

    Später, nach dem Musikstudium, kann es zu tiefen psychischen Krisen kommen, wenn man doch nicht so Fuß fassen kann, dass man finanziell gut zurecht kommt. Und was hat man seit Kindheit an wegen der Musik auf vieles verzichtet und so viel Emotionalität reingebracht!

    Auch in anderen Berufen ist man nicht unbedingt sofort erfolgreich oder man ist gar arbeitslos.

    Was unterscheidet den arbeitslosen Bauingenieur (Ja, arbeitslose Ingenieure gab es dunsemal durchaus) von einem Orchestermusiker, der keine Anstellung in einem Sinfonieorchester bekommt?

    Beide üben, wenn sie nicht arbeitslos sein wollen, berufsfremde Jobs aus. Der Bauingenieur schreibt Bewerbungen, der Orchestermusiker auch, aber mit dem Unterschied, dass letzterer nach einem anstrengenden Arbeitstag noch intensiv üben muss, wenn er bei den Probespielen, den Hauch einer Chance erhalten möchte. Wie lange ist das durchhaltbar? Was macht das mit einem?

    Fazit: Doppelbelastung seit Kindesbeinen an (Auch wenn Musik "Spaß" macht), hohe Identifikation und Emotionalität in der Musik, später die Erkenntnis, dass die mühevolle Investition doch nicht zur gewünschten Wertschätzung und finanziellem Ertrag führt, macht etwas mit dem Menschen. Burnout und emotionale Dünnhäutigkeit können da in dieser Situation schon die Folge sein, wie ich denke.:cool:
     
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  15. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Romantisch.
     
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  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wenn du als Ingenieur nicht übst, bist du auch schnell raus. Sei es neue Software, neue Verfahren, neue Normen und Vorschriften, oder auch nur die regelmäßige Anwendung des Gelernten....Ganz so einseitig ist es nicht.
    Weder du Glück (oder Pech) hattest kommen dann noch so sachen im bereich mitarbeiterführung, Kalkulationen, QM... oben drauf, wo sich auch alle Nase was ändert. Vllt. muss der Ing damit beschäftigen, was eigentlich nicht in seinen Bereich und seine interessen fällt. Also ganz so schwarz weiß sehe ich das nicht wie du das darstellst.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Wenn einem Dinge wie finanzieller. Erfolg und "Sicherheit" wichtig sind, dann sollte man kein Musiker werden, das war mir von Anfang an klar und das sage ich auch allen jungen Menschen, die den Beruf ergreifen möchten.

    Das ist ein großes Abenteuer, ständige Unsicherheit im Hintergrund, damit muss man klar kommen, damit muss man rechnen.

    Viele Kollegen haben und hatten Krisen, aber die meisten haben gelernt, diese zu überwinden. Natürlich sind auch manche daran gescheitert - aber das sind meistens diejenigen, die von Anfang an falsche Vorstellungen von dem Beruf hatten.
    Die anderen sind nach meiner Beobachtung resilienter als der Durchschnitt, haben viel über sich gelernt und gehen grundsätzlich positiv gestimmt durchs Leben.

    Im Nachhinein betrachtet hat mich meine persönliche Umgebung behindert mit merkwürdigen Erwartungen und Ansprüchen.
    Ich habe mich entschieden, Berufsmusiker zu werden, als ich bemerkt habe, dass ich IRGENDWIE immer durchkomme und überlebe.

    Es macht nicht nur Spaß, es ist auch ein sehr abwechslungsreiches Leben, bei dem man immer wieder auf die evolutionäre Grundlage zurück geworfen wird: Überleben der am besten Anpassungsfähigen.
    Übermäßige Emotionalität kann man sich kaum leisten, dafür ist es zu wichtig, mit Kollegen , Veranstaltern usw. klar zu kommen. Launenhafte Persönlichkeiten werden eher gemieden, Choleriker sind schnell allein.

    Musiker sind auf Dauer nur erfolgreich, wenn sie zuverlässig sind, abliefern, was von ihnen erwartet wird, nicht über andere schimpfen, sondern ihre Umgebung respektieren, sich zusammen reißen können und insgesamt sozial verträglich sind.
    Und Rückschläge wegstecken können.

    In anderen Berufen, gerade als Angestellte, werden sie vielleicht noch von der Firma "mitgetragen" - aber unter freien Selbstständigen sind die Sitten rauer: ein, zwei Fehler werden vielleicht noch toleriert, doch irgendwann ist Schluss.
    Da gibt es eben keine Verträge, Gewerkschaften, keinen Kündigungsschutz oder Ähnliches, raus ist raus.

    Das kann selbstverständlich zu Frust, Depression, Burnout oder so führen, aber im Endeffekt ist jeder seines Glückes Schmied.
    Das sollte man von Anfang an einbeziehen.

    Wenn man von der Persönlichkeit her dazu nicht in der Lage ist, sucht man sich besser einen anderen Beruf, möglichst eine Anstellung mit Kündigungsschutz.
    Auf der freien Wildbahn hat man dann eher nichts verloren, so grausam und hart das auch klingt.
     
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  18. ppue

    ppue Mod Experte

    Weder im öffentlichen, noch im internen Bereich ist dieses Forum dazu angetan, fragilen Psychen und ausgebrannten Musikern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Wer selber betroffen ist, wende sich bitte an den: https://www.mim-verband.de, da werden Sie geholfen.
     
    scenarnick, Iwivera*, JES und 8 anderen gefällt das.
  19. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist keine Situation, die auf Musiker beschränkt wäre.
    Sobald Du die Nase aus dem Mainstream herausstreckst, zählt nur noch, ob Du zuverlässig ablieferst und dabei mit Deiner Umwelt verträglich bist. Je selbstbestimmter, desto stärker.

    Und selbst im Mainstream ist es längst nicht mehr wie in den seligen Wirtschaftswundertagen.

    Ausnahmslos jeder hat Krisen und hinterfragt sich gelegentlich. Sogar der äußerlich Robusteste.

    Deshalb: Augen auf bei der Berufswahl!

    Wer glaubt, als Musiker nur auf den Bühnen dieser Welt zu stehen und dazwischen Schampus zu saufen dürfte genauso schief gewickelt sein, wie der Lehramtsstudent, der vom Beamtenstatus und Arbeitszeiten „ein halbes Jahr Halbtags bei vollem Lohnausgleich“ mit den „lieben Kleinen“ träumt.

    Wem das alles über den Kopf wächst, sollte sich rechtzeitig professionelle Hilfe holen und nicht in einem Internetforum herumsülzen.
    @ppue hat einen Link geteilt, es gibt noch andere.
    Ich hatte in meinem weiteren Umfeld mehr Fälle, als mir lieb ist, bis hin zum Suizid.
     
    _Re_, Gerrie, Bereckis und 4 anderen gefällt das.
  20. Rick

    Rick Experte

    Um nicht missverstanden zu werden:
    Ich habe Verständnis und Sympathie für Menschen in Krisen,, helfe ihnen gerne und unterstütze sie, wo es möglich ist.
    Mit einigen Kollegen spiele ich trotz ihrer teils unangenehmen Art, weil ich das ertragen kann (und sie eher verfügbar sind als andere). ;)

    Ich möchte niemanden verurteilen, schon weil ich mir selbst so manches geleistet habe, vor allem als junger Musiker, der aufgrund früherer Erfolge irrtümlich meinte, man würde mir schon alles verzeihen.
    Hinterher musste ich mich sehr bemühen, meinen angeschlagenen Ruf wieder zu retten... :-D

    Inzwischen bin ich ja praktisch "Musikrentner", finanziell relativ abgesichert - aber ich hatte schon einige Phasen, wo ich nicht darauf gewettet hätte, mein heutiges Alter zu erreichen. :rolleyes:

    In der Rückschau bin ich froh und stolz, meine Vergangenheit überlebt und bewältigt zu haben. Unterm Strich hatte ich ein gutes Leben und sehr viel Bewahrung (ungläubige Zeitgenossen würden es "Glück" nennen).

    Überhaupt hat mir mein Glaube viel geholfen. Sonst wäre ich vielleicht auch gescheitert.
     
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