Burnout und fragile Künstlerpsyche

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tobias Haecker, 30.Juni.2025.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Moritz.M

    Du verstehst das Thema "akzeptieren" nicht. Vielleicht hast du mit burnout noch nicht wirklich zu tun gehabt.
    Bei der "Akzeptanz" geht es nicht um deinen Zustand. Den musst du nämlich ändern, den darfst du nicht akzeptieren, weil sonst bleibst du im loop und der burnout ist vorprogrammiert. Du nimmst hin, dass deine Psyche den bach runter geht. Das wäre falsch.
    Worum es eher geht ist zu erkennen, dass man zum einen auf sich achten muss, aber auch zu akzeptieren, dass es Grenzen gibt, man begrenzte Ressourcen hat, dass es Umstände gibt, die man nicht ändern kann oder braucht, und damit keine unnötige Energie investiert.
    Es geht um Prioritäten und Konsequenzen für sich selbst, über die man sich bewußt werden muss.
    Um bei deinem Beispiel zu bleiben, ja, bzgl des Reifens hast du die Wahl. Bzgl burnout ist aber eher die Frage, was leitest daraus ab.
    Du kannst mit dem kaputten Reifen fahren. Wie lange, wie weit, was sind die Konsequenzen für dich und andere?
    Du kannst ihn wechseln. Dann verpasst du ev einen Termin. Ist der wichtig?
    Du lässt die Karre stehen, nimmst ein Taxi, fährst zu deinem Termin, unterwegs rufst du ne Werkstatt an und lässt die Kiste reparieren.
    Darum geht es. Sich bewußt machen, dass du Optionen hast, und den für dich besten Weg zu finden.
     
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  2. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    @JES Du willst oder kannst es nicht verstehen. Das ist okay. Es ist vergeudete Lebenszeit, mit einem Ignoranten weiter zu diskutieren. Ich bin hier raus.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    Du verstehst das Thema "akzeptieren" nicht. Mit dem Akzeptieren ist gemeint, dass du erkennst, dass du einen Platten hast. Dass du erkennst, dass du Alkolholiker bist. Erst wenn du das erkannt hast, kannst du etwas dagegen tun.
    Und beim Burnout wird es nicht anders sein. Du schuftest und schuftest und akzeptierst nicht, dass du schon lange krank bist.

    Akzeptierst du, dass du eine Krankheit hast, so hast du die Möglichkeit, sie zu kurieren. Vorher nicht.
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dann erkenne und akzeptiere bitte, dass ich den Begriff "Akzeptanz" im Zusammenhang mit Psychologie anders verstehe als du. Umgekehrt mache ich das, und belasse es dabei.
     
  5. Nemo

    Nemo Ist fast schon zuhause hier


    :):):)
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Juli.2025
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  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @indieRunde
    Nun ist doch passiert, was ich vor einigen Tagen befürchtet hatte:
    Streitereien um Begriffe.:(

    Ohne die Sache anheizen zu wollen.

    In dem von mir favorisierten Therapieansatz, der ACT,
    führt der Weg zu einem reichen, erfüllten und sinnvollen Leben über's Akzeptieren.

    Dieses Akzeptieren muss nicht und kann auch nicht immer zwangsläufig
    mit Veränderung verknüpft sein muss.

    Passendes aktuelles Beispiel:

    So weit ich mitbekommen habe, hat sich eine Spielerin bei der EM so schwer verletzt,
    das sie das Turnier beenden muss.

    Dieser Sportlerin bleibt nichts weiter übrig, als ihre Verletzung und
    ihr vorzeitiges Ausscheiden zu akzeptieren.

    Sie hat es aber in der Hand, wie sie mit dieser Katastrophe umgeht.

    1. Sie könnte jetzt total traurig und enttäuscht nach Hause fahren.

    2. Oder sie akzeptiert die Tatsache und sagt sich:

    "OK, ich bleibe bei der Mannschaft und versuche zu helfen,
    wie es mir im Moment möglich ist (mentale Unterstützung o.ä.)


    BTW
    Ein reiches, (nicht monetär gemeint) erfülltes und sinnvolles Leben ist in der ACT Ziel aller Bemühungen.
    Nicht dieses vielbeschworene glückliche Leben.

    Glücksgefühle sind von ihrer Natur her zeitlich begrenzte Zustände.
    Sie können in der nächste Sekunde "wegbrechen"

    VG
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @bthebob

    Warum übst du saxophon? Du könntest ja akzeptieren, dass du es nicht kannst und aufhören bzw gar nicht erst anfangen. Machst du nicht, im Gegenteil. Du wirst dich genau so mit Übungen beschäftigen und versuchen besser zu werden, wie viele andere hier. In der heutigen Zeit musst du nicht mal Etüden deines Lehrers akzeptieren, die dir vielleicht lästig sind (kannst du natürlich als ein Weg), du kannst dir ein entsprechendes Stück suchen und vielleicht sogar mit playalong spielen. Du hast Alternativen.
     
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  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Aus meinem eigenen Berufsleben:

    Als stellvertretender Abteilungsleiter stellte ich fest, dass mein direkter Chef immer mehr Probleme mit unserer hohen Führung bekommt. Dies belastete mich, zumal ich das Gefühl habe, dass ich immer mehr mit hineingezogen wurde. Um ihm zu helfen, suchte ich Rat bei unserem hochkompetenten Arbeitspsychologen.

    Das überraschende Ergebnis war, dass ich selber am Beginn eines Burnouts stand. In einer Folgesitzung konnte die erste Analyse gefestigt werden. Nur durch meine persönliche Akzeptanz des Befundes konnte ich abgestimmte geeignete Maßnahmen ergreifen. Der Weg war steinig, brutal und dauerte mehrere Jahre und die berufliche Situation wurde teilweise unerträglich, aber ich habe stets aktiv statt passiv reagieren können.

    Ich hatte sukzessiv gelernt, mich emotional vom Beruf zu lösen, mehr auf meinen Körper zu hören, auf Karriere zu verzichten und meine Arbeitszeit (4-Tagewoche) zu beschränken.

    Heute bin ich in Pension, blicke auf eine insgesamt positive berufliche Zeit zurück und bin dem Arbeitspsychologen dankbar, dass er mir in entscheidenden Momenten geholfen hat.

    Nur die persönliche Akzeptanz einer gesicherten Analyse gibt dir die Möglichkeit, dein Leben positiv zu verändern.

    Von der These, dass Künstler mehr bzw. besonders “leiden” halte ich nichts. ->

    Burnout und fragile Künstlerpsyche

    Die gesellschaftliche Anerkennung der Kunst war immer ein schwieriges Thema.

    Ich kenne viele Fälle von Depressionen, Burnouts, innere Kündigung … aber in allen Berufen und Gesellschaftsschichten.
     
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  9. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Das sehe ich auch so.

    Gut wie Du das gemeistert hast.

    Ich war mir sicher meinen letzten Arbeitgeber gefunden zu haben. Dann kam eine Änderung eine Ebene drüber. Ich konnte mich mit signifikanten Entscheidungen nicht mehr identifizieren.
    Dann ging es los, Schlafstörungen, gereizt......
    Ich wusste es geht nicht mehr lange gut.
    Da war es unverzichtbar mit 56 noch mal zu wechseln. Von allem weniger, das war gut. Weniger Geld, weniger Stunden, weniger Nebenkriegsschauplätze.
    Dafür unerwartet viel Anerkennung für eine selbstverständliche Erfüllung seiner Pflicht mit einer tollen Verabschiedung in die Altersteilzeit.

    Das hätte ich in meinem alten Umfeld nicht so geschafft wie Du.

    Hut ab.

    Grüße Gerrie
     
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  10. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Bereckis
    Das ist alles richtig, keine Frage.

    "... sein Leben positiv verändern"

    Ich sag' mal ganz böse und provozierend:
    "Solche Dinge stehen oft in den Ratgeberseiten bunter Hefte"

    Aber was sagst du zum Beispiel einem jungen Menschen,
    der zu dick ist und deshalb Gefahr läuft, depressiv zu werden.

    "Weniger essen, Sport treiben"

    OK

    Wenn aber nun die Gründe für sein Übergewicht
    medizinisch, organischer Natur sind, die er nicht verändern kann ?

    Oder welche Ratschläge gibt man einer Frau mittleren Alters,
    die massive Angst vor'm Ausbruch des Dritten Weltkriegs hat ?

    Und die deshalb kaum noch in der Lage ist, ein "normales Leben" zu führen ?

    Sollen nur Beispiele sein um zu verdeutlichen, wie der Begriff der Akzeptanz
    im ACT Behandlungs-Ansatz benutzt wird.

    Nicht verändern im Sinne von "Loswerden der Ängste" ist das Ziel
    sondern akzeptieren,
    das ich ein ängstlicher Mensch bin und das das Teil meiner Persönlichkeit ist.

    Die ACT vermittelt Techniken praktischer Art und Hintergrund-Wissen,
    wie man trotz seiner "Macken" ein erfülltes, reiches und sinnvolles Leben führt.

    Darin, so meine Überzeugung, unterscheidet sich diese Therapieform
    von anderen Therapien, die im Kern unsere "Macken" vergessen oder abschaffen wollen.

    VG
     
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  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich würde dies gerne etwas ergänzen:

    Akzeptierst du, dass du eine Krankheit hast, so hast du die Möglichkeit, sie zu kurieren bzw. hiermit positiv zu leben.

    Ok?
     
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  13. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Ist nicht das Ziel einer jeden Therapie einen pathologischen Zustand aufzulösen oder zu mildern? Und wenn dieses Ziel erreicht ist, ist dann die Wahl der Methode nicht unerheblich?
     
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  14. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    @bthebob

    Du hast es gut beschrieben.

    "Die guten Ratschläge " an Menschen die an einer Depression leiden sollte man sich als Laie sparen.

    "Du must das positiv sehen" oder
    "Reis Dich zusammen anderen geht es noch schlechter "
    Sehr gefährlich.

    Das übelste was ich bisher gehört habe zum Thema Magersucht "sei froh, dass Du was zu essen hast, in Afrika haben........."

    Ich habe wenig Probleme damit wenn Millionen Fußballtrainer wissen wie man Deutscher Meister wird.

    Bei solch ernsthaften Erkrankungen sollte man sich als Laie zurück halten und nicht darauf rum trampeln.
    Gut gemeint ist noch lange nicht gut angekommen.

    Grüße Gerrie
     
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  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das sehe und verstehe ich nicht so, war in meiner Therapie auch nicht der Ansatz. Hier war die Frage eher "fühlst du dich wohl mit deinen Ängsten", "was müsste passieren, damit du dich wohl fühlst" und "welchen Beitrag kannst du dazu leisten".
    Akzeptanz war nie gemeint sich seinem Zustand hinzugeben, sondern eher zu akzeptieren, dass es Faktoren gibt, die ausserhalb der eigenen Verantwortung bzw Kontrolle liegen. Gegen diese Dinge anzugehen kostet Kraft und ist sinnlos, dass muss man akzeptieren, und dann Alternativen ableiten.
     
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  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Es gibt halt keine Therapie mit dem Attribut "one fits for all".
     
  17. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ich denke, eine Krankheit bei sich selbst zu "akzeptieren" müsste in dem Sinne verstanden werden, dass man die Richtigkeit der Diagnose akzeptiert, dass man eine Krankheit hat. Es kann nicht bedeuten, dass man es als eine völlig unveränderlich Gegebenheit betrachtet und deren Unveränderlichkeit akzeptiert oder hinnimmt. Und nur wenn man erkannt hat, dass eine entsprechende Diagnose vorliegt, wird man bereit sein, an Veränderungen zu arbeiten, z. B. im Rahmen einer Therapie, und darauf Energie zu verwenden. Mein Eindruck war, dass der Begriff "akzeptieren" hier unterschiedlich ausgelegt wurde und dadurch Missverständnisse entstanden.
     
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  18. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Loswerden von Ängsten kann weitestgehend auch ein Ziel von Therapien sein. Bei Phobien wird häufug erfolgreich dadurch therapiert, dass man mit den Situationen konfrontiert wird, die Ängste auslösen.
     
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  19. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Sohn der Alpen
    Ohne das hier vertiefen zu wollen oder zu können.

    Ich finde den Ansatz der ACT so faszinierend, weil diese Therapie
    aus meiner Sicht Lösungen anbietet, die herkömmliche Strategien "vom Kopf auf die Füße" stellt.

    Nicht auflösen oder mildern sondern annehmen und integrieren.

    Vielleicht verdeutlicht dies ganz gut ein einführendes Zitat aus:
    "Raus aus der Glücksfalle" von Russ Harris
    erschienen bei Kösel

    "Natürlich hätten wir am liebsten nur GUTE GEFÜHLE, doch der verzweifelte Versuch,
    unangenehme Gefühle zu vermeiden, ist von vornherein zum SCHEITERN verurteilt.
    (Großschreibung von R. Harris)

    Fakt ist - Leben beinhaltet auch Kummer und Leid.

    Die gute Nachricht lautet .... Wir können den Umgang mit schmerzlichen Gefühlen lernen.

    Das kann mithilfe von ACT gelingen"
    Zitat Ende

    VG
     
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  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Na ja, die Einen sagen so, die Anderen so.
    Ich bin einer der Anderen. :D

    Ängste kann man nicht loswerden.
    Wären wir als Menschen, evolutionsmäßig gesehen, völlig angstfrei,
    hätten wir nicht überlebt.

    Was jeder kann und was man bei Bedarf auch tun sollte ist:

    Man kann lernen, wie man auf Gefühle der Angst rational reagiert.

    Beispiel:
    Angst vor umstürzenden Bäumen ist völlig ok, aber ungefährlich, weil nur im Kopf existent.
    Was gefährlich ist, ist der real umstürzende Baum.

    Deshalb reagieren wir mit Vernunft, haben als Kind schon "gelernt":

    Bei Sturm lieber auf Waldspaziergänge verzichten.:)

    VG
     
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