Burnout und fragile Künstlerpsyche

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tobias Haecker, 30.Juni.2025.

  1. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde den von Dir zitierten Worten nicht widersprechen, halte sie lediglich für Binsenweisheiten. Mir erschließt sich aber die Dichotomie aus "auflösen oder mildern" und "annehmen und integrieren" nicht. Wenn ich Therapie als jede unternommene Maßnahme begreife, einen krankhaften Zustand (der mit einem Leidensdruck einhergeht, welcher dann Auslöser therapeutischer Bemühungen ist) zu heilen oder den Leidensdruck zu mindern, dann ist ACT mit dem Ziel ein "reiches, erfülltes und sinnvolles Leben" zu führen, genau das, oder nicht?
     
    Zuletzt bearbeitet: 12.Juli.2025 um 16:29 Uhr
    bthebob gefällt das.
  2. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Das habe ich auch nicht geschrieben und darum ist der Satz in der Absolutheit nicht richtig, denn bei Phobien gönnen die Ängste durch Konfrontation und die dabei erlebte Erfahrung, dass nichts passiert, regelmäßig gemindert werden. So kann dann jemand, der unter Flugangst litt, z. B. wieder fliegen. Die Angst tritt dann nicht mehr so stark auf, dass er darunter leidet.


    D‘accord.

    Ganz wichtig ist hier meiner Meinung nach auch der Aspekt Leidensdruck. Ängste sind in gewissem Umfang völlig normal und keine Krankheit. Wenn sie aber dazu führen, dass man darunter leidet, kann es eine Krankheit sein.
     
    bthebob gefällt das.
  3. Sohn der Alpen

    Sohn der Alpen Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde sogar vermuten, nicht ein einziger Psychotherapeut, der seine Profession ernst nimmt, würde behaupten, eine Therapie hätte zum Ziel, sich gänzlich von Ängsten zu lösen. Wie Du schon schreibst, haben Ängste ihre - ich sag mal - Daseinsberechtigung. Wenn die Stärke der Angst aber die Schwelle einer jeden rationalen Abwägung überschreitet und übersteigert ist, so dass sie mich in meinem Leben einschränkt und mein Leidensdruck dadurch so hoch wird, dass ich eine Angsttherapie in Angriff nehme, würde ich sagen, dass Therapieziel ist eine Angstminderung bis zu dem Punkt, an dem die Behinderung und damit der Leidensdruck verschwunden sind.
    Das könnte dann vereinfacht als "loswerden von Ängsten" ausgedrückt werden.
     
    bthebob und altoSaxo gefällt das.
  4. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Danke!
     
    bthebob, altoSaxo und JES gefällt das.
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Dem stimme ich zu, wenn auch nur teilweise.
    Für mich fehlt da ein Aspekt, der, dass Angst auch ein gesellschaftlicher Makel ist, ein Zeichen von Schwäche, den man verstecken muss.
    Da kommt häufig dann der Burnout her, dass man eigentlich mit der Situation überfordert ist, aber aus Angst um seine Karriere sich mehr auflädt, als man tragen kann und ev auch will. Jetzt hat man die last, dann kommt zusätzlich die Angst, was, wenn ich versage und die last stärker ist als ich. Bin ich mit der last erfolgreich, bin ich auf der einen Seite überglücklich, dass ich die heldentat geschafft habe, aber gleichzeitig kommt das mulmige Gefühl, dass einem beim nächsten Mal noch mehr aufgeladen wird und das Umfeld dich scheitern sehen will.
     
  6. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    @JES
    Ja, absolut. Und nicht zu vergessen, dass bei vermeintlichen Schwächen oder der Angst, nicht die erwartete Leistung zu erbringen, Scham eine wichtige Rolle spielen kann, auch im Burnout-Kontext.
     
    Rick, bthebob und giuseppe gefällt das.
  7. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @indieRunde
    In den letzten Beiträgen sind viele Gedanken enthalten, die direkt aus der ACT stammen könnten.

    Deshalb mein Tipp für Interessierte:
    Dieses Buch: "Raus aus der Glücksfalle", das ich in post #79 erwähnte,
    mal zu Gemüte führen.

    Das ist kein klassisches Therapiebuch, das ist "nur" eine locker geschriebene, sehr gut lesbare
    Einführung in's weite Feld der ACT.

    Setzt auch thematisch weit vorher ein, bevor psychisch / mentales Leiden
    zu einer diagnostizierten Krankheit geworden ist.

    Breiten Raum nimmt dabei auch die Klärung von Begriffen ein,
    zum Beispiel:
    Woraus bestehen -Emotionen- überhaupt ?
    Aus Worten und Bildern im Kopf und Symptomen und Empfindungen im Körper

    Sind negative Emotionen, wie Ängste, a priori "schädlich"
    Nein, nur wenn du so stark mit ihnen verstrickt bist,
    das du drunter leidest und sie dir ein Leben, wie du es führen möchtest,
    unmöglich machen.

    Deshalb nimmt ein Begriff, neben Akzeptieren, breiten Raum ein.
    Der Begriff "Defusion" = sich lösen aus gedanklicher Vereinnahmung / Verstrickung

    Um sich aus Fusionen zu lösen, gibt's reichlich praktische Übungen.
    Da ist es dann mit Worten nicht mehr getan.:)

    VG
     
    Rick, Livia und altoSaxo gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden