denken wir zu kompliziert?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Dieter_B, 5.April.2011.

  1. schluesselpapst

    schluesselpapst Ist fast schon zuhause hier

    HI!

    Mein erster Sax-Lehrer sagte bei der ersten Stunden als Erstes:
    [size=large]
    Denk nicht, spiel![/size]



    Grüsse
    Schlüsselpapst
     
  2. Dieter_B

    Dieter_B Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen
    Das hat sich hier ja zu einem richtigen Selbstläufer entwickelt und es macht spaß, eure niederschrieben Gedanken zu lesen. Sie sind Interssant und Spannend!
    Danke dafür!
    Macht weiter :)
    @cara
    Mir ist aufgefallen -was mich betrifft- dass es mir sehr schwer fällt, Theorie (z.B. die Harmonielehre) zu erlernen.
    Es mir aber viel leichter fällt (und es für mich auch viel Interessanter ist), zu einer Melodie sowas wie eine "Hintergrundmelodie" auszuprobieren. Oder einfache Melodien mit Verzierungen zu versehen ohne dabei irgentwelche Formeln anzuwenden (kann ich ja auch gar nicht :-( ). Ich höre aber, ob es passt oder nicht. Ok - das ist mehr ein Experimentieren und oft liege ich daneben.

    Dann kommt dieser Musiker und sagt:
    "Alles nicht so schwer - einfach spielen!"
     
  3. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo Dieter

    Schon klar. Dieser Musiker hat sich die Einfachheit auch schon erarbeitet, erlernt und erübt, vermutlich mit einem großen Zeitaufwand. :)

    Nicht jeder Musiker, der sich diese Einfachheit des Spielens selbst erarbeitet hat, ist dann auch in der Lage, sich zu erinnern und sie anderen zu vermitteln. Deshalb ist auch nicht jeder gute Musiker auch gleichzeitig ein guter Musiklehrer, der weiß, woran es einem Anfänger alles fehlt und wie man ihn heranführen kann an die Geheimnisse der Musik. :roll:

    Mach dir nichts draus. Mit jedem Tag üben und lernen kommen wir diesen kleinen Geheimnissen ein wenig näher auf die Spur:)

    Gruß Cara
     
  4. chk

    chk Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ach cara,
    Dein Optimismus ist echt ansteckend! Ich hatte einen kleinen Durchhänger in den letzten Tagen, dachte, das lern ich nie, klingt immer noch wie am ersten Tag.
    Jetzt sieht alles schon wieder ein bisschen rosiger aus ...
    Danke
    LG
    Christiane
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Moin, ihr Philosophen! ;-)

    Ich denke wenig beim Spielen!
    Dann klappts am besten!;-)
     
  6. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Aber ich bin doch so ungeduldig und möchte das alles schon so gern können ...
     
  7. Gast

    Gast Guest

    In meinem Unterricht und ganz nebenbei hat das Thema dieses Threads gerade eine wichtige Rolle gespielt:

    Mein Lehrer sagte, es gäbe andere Lehrer, die sagen, spiel einfach und mach nach. Und das würde, je jünger die Anfänger sind, z.T. auch gut klappen. Die Nachahmung fällt (sehr) jungen Menschen einfach leichter.

    Insofern ähnelt das Erlernen eines Musikinstruments dem Erlernen eine Spache.

    Aber neben der Methode: "Spiel einfach" sei er dafür, dass man auch wissen sollte was man macht, warum man es macht und vor allem, wie man es reproduzieren kann, wenn man eine neue Situation (neues Lied) antrifft. Das entspricht in etwa dem, was cara zu den Regeln gesagt hat.

    Also musste ich auch denken. Bluesimprovisation mit den dazugehörigen Akkorden, zuzüglich der None und in Kenntnis der Bluestonleiter! Und was passierte zu Hause? Ich habe viel zu viel gedacht, ich war total überfordert und habe nichts vernünftiges zustande gebracht.

    Also haben wir heute reduziert. Mit Artikulation in einem Takt nicht mehr als zwei Töne und im jeweiligen Folgetakt so dicht wie möglich am Ton des vorherigen Taktes (Guide- Tone-Line). Und da brauchte ich nicht mehr so viel zu denken und es klappte schon ganz gut!

    Und jetzt soll ich zwei andere Töne der Akkorde nehmen und das gleiche probieren. Und so fort. Bis ich sicher bin. Dann darf ich sicher auch mal drei Töne nehmen (Vokabeln oder Regeln lernen und anwenden). Das ist mühsam, aber einfach drauf los spielen? Bin ja kein Kleinkind mehr und meine Nachahmungsfähigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten leider stark abgenommen:)


    Tja, denken wir zuviel? Ich meine, wir wollen zu viel zu schnell umsetzen. Vielleicht, weil wir schon zu viel wissen. Wir wissen wie ein Haus aussieht, trotzdem müssen wir Stein auf Stein setzen, bis wir es vollenden können.

    Herzliche Grüße,

    Joe


     
  8. Gelöschtes Mitglied 5469

    Gelöschtes Mitglied 5469 Guest

    Zitat:


    Roland schrieb:

    Man kommt halt vom Status der unbewussten Inkompetenz zum Status der unbewussten Kompetenz nur über die Zwischenstadien (bewusste Inkompetenz, bewusste Kompetenz), das Vehikel ist u.A. Üben, viel üben.



    Danke Roland, darf ich diesen Satz einrahmen? Er beschreibt genau, was ich in letzter Zeit, besonders aber seit dem Auftritt mit unserer Sax-Combo am Sonntag spüre!

    Das Schöne ist nämlich, dass man nicht 5 oder 10 Jahre warten muss, um die absolute "unbewusste Kompetenz" zu erlangen, sondern immer wieder von Glücksmomenten partieller "unbewusster Kompetenz" heimgesucht werden kann. So sagte mir unser erfahrener Bari-Saxer nach dem Auftritt: "Mann, hast du heute geswingt bei "Satin Doll", vor allem bei den schwierigeren Passagen!" Auch die Einsätze seien sauber gewesen. Hatte ich gar nicht so bewusst bemerkt. Was ich empfand war Spielfreude ohne Ende - schwer zu beschreiben. Ich glaube, das isses!

    Vor einem halben Jahr war ich noch froh, so lala durchzunudeln.

    Also: Inkompetenz erkennen (Swingen?)--> bewusst üben (ohne Stress, dafür mit Freude) und viel hören (noch mehr Freude) -->

    Mein nächstes Ziel: Ein sattes Blues-Solo zu einem unserer Stücke. Freu mich jetzt schon! Mal sehen, wann es soweit ist. Also her mit den Werkzeugen und los geht's...

    Swingende Grüße!

    saxaxel
     
  9. Doit

    Doit Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich glaube irgendjemand hat mal gesagt

    "Man fängt an zu lernen, wenn man dann alles kann soll man alles wieder vergessen und erst
    dann ist man ein richtiger Musiker" ...so ungefähr

    Das heißt, wir lernen wie verrückt. Jahrelang Tonleiterübungen, jede Etüde muss perfekt sitzen, man muss nach allen Akkorden spielen können usw. Aber solange man denken muss macht das nicht wiklich Spaß. Ich glaube wenn man etwas solange übt bis man es in den Fingern hat, dann muss man nicht mehr denken, oder?

    Ich habe vor einem Monat angefangen Au Privave + das
    Solo vom lieben Herrn Parker zu üben. Nach einer Woche dachte ich nun muss ich mich dran machen das auswendig zu lernen, hab die Noten weggelegt und zu meiner Verwunderung festgestellt, dass ich schon alles
    auswendig konnte.

    Nun kann ich Au Privave spielen und mir dabei überlegen
    was ich am Nachmittag noch alles tun muss. Praktisch
    oder?
    Das selbe mit den Tonleitern, Licks usw.

    Denken hilft nicht beim spielen, hab auf jeden Fall noch nie mein Gehirn Saxophon spielen sehen. Ab und zu kann es schon sinnvoll sein das Gehirn einzuschalten, aber wir benutzen es doch sonst überall schon. Ich finde es hat mal 'ne Pause verdient.

    lg
    Doit
     
  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Hey Doit,

    das nenn ich tatsächlich praktisch !

    Wenn ich ein Solo spiele und merke, dass da eine sympathische Person im Publikum ist, der das offenbar gefällt, ich komme immer sofort, und ganz ohne Denke völlig aus dem Konzept. Ein Grund, die Augen zu schließen beim Spielen :cool:

    Gruß,
    xcielo
     
  11. HarryH

    HarryH Schaut öfter mal vorbei

    Haben wir denselben Sax-Lehrer ?
    Wenn das mal nur so einfach wäre mit dem "Gehirn ausschalten" !
     
  12. Doit

    Doit Kann einfach nicht wegbleiben

    @ xcielo

    Na ganz so einfach ist es nicht. Man muss natürlich die Akkorde verinnerlicht haben und viel über sie auch gespielt haben um dann auch beim Solo wirklich nichts zu denken. Ok nichts ist vielleicht ein bisschen hart, sagen wir fast nichts.
     
  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    @saxaxel:
    Einrahmnen .... :) Der Satz ist nicht von mir ... ich weiß nur nicht, von wem die Theorie ist mit der bewuusten Inkomtenz und Co.

    Ansonsten:
    Genau, dann hat man des Status der unbewussten Kompetenz erreicht.

    Dito!


    Aber "nur aus dem Bauch heraus spielen" führt bei vielen Leuten - ich sage bewusst nicht "bei allen" - früher oder später zur Stagnation.


    Im Sikora steht so eine schöne Feedback-Schleife, ich hoffe ich zitiere 1/2-wex richtig, ich hab den Sikora verliehen:
    analysieren => üben => fühlen => spielen => wieder von vorn

    Wo man bei dieser Schleife einsteigt, ist egal, aber man sollte sie immer wieder durchlaufen. Das ewige Rad, es dreht sich ... immer wieder ... und mit jeder Umdrehung ist man besser geworden.


    John Coltrane konnte Giant Steps mit Viertel = 340 spielen, weil er sich vorher den Arsch abgeübt hatte. ich kann Improvisieren (Klavier besser als Sax), mich von Gefühlen und Träumereien hingeben, aber ich weiß immernoch, was ich da mache. Aber nur, weil ich verinnerlicht habe, wie ein C 7 9 11 13 (in allen anderen Tonarten auch) gespielt wird, sich anfühlt, anhört, kann ich ihn "bei Bedarf" auch herauskramen.

    Die ewige Reise, das Rad dreht sich weiter ... mit "Denk nicht, spiel!" komme ich nicht weiter. Ich muss bewusst üben, damit ich unbewusst spielen kann.

    aber: YMMV

    Grüße
    Roland

     
  14. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Das ist ein altes Modell von Abraham Maslow, der auch durch seine Bedürfnis-Pyramide aus den 40er Jahren bekannt geworden ist. Das Modell soll u.a. hier beschrieben sein (was ich aber nicht überprüfen konnte): Maslow, A.H. (1954). Motivation and Personality. New York: Harper.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden