Der Saxansatz: Druck oder nicht?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Werner, 27.November.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    Schön gesagt, Cara!

    Das war auch genau der Grund, warum ich das Saxophon damals an den Nagel gehängt hatte. Die Technik hat einfach Überhand genommen und den musikalischen Inhalt zugeschüttet. Mit meiner neuen Spielweise muss ich nur 1-2 Wochen 2-3 Stunden täglich üben und alles funktioniert ohne von der Musik an sich abzulenken.

    Wenn ich das alles früher gewusst hätte, was ich jetzt weiss, wäre ich damals beim Saxophon geblieben. Dann hätte ich aber wohl einen ganzen Haufen anderer Dinge nicht gemacht. Auch recht!

    Grüße, Ewiator
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Arne,

    das kann man nun wirklich nicht so blind übers Forum klären, dazu muss ein erfahrener Lehrer Dich in Person erleben, Dir zuhören, Dich beobachten...

    Wir haben es hier schon oft gehabt, dass jemand eine Frage stellte, daraufhin zahlreiche fachkundige Antworten und Lösungsvorschläge bekam, bis sich herausstellte, dass es an etwas ganz Banalem gelegen hat - das einem von Angesicht zu Angesicht sofort aufgefallen wäre, aber so nur über Text ist man leider vorwiegend aufs Raten angewiesen. :roll:

    Es gibt zu vielen Problemen auch keine Pauschallösungen, nicht zuletzt weil die Soundvorstellungen oft individuell verschieden sind.
    Deshalb sollte man sich auch immer einen Lehrer suchen, der die eigenen Klangideale teilt, sonst geht man unter Umständen jahrelang in die Irre.

    Ich habe aktuell einen Schüler, der eigentlich Pop-Sax spielen will, in Richtung Dave Sanborn, allerdings vorher bei einem biederen Volksmusiker war, der die in konventionellen Musikvereinen geforderte Blasmusik super beherrscht, mit diesem "neumodischen Kram" allerdings nix anzufangen wusste.
    Da haben die beiden jahrelang aneinander vorbei gespielt, auch was Ansatz usw. angeht... :-(

    Konkret:
    Manchmal liegt's auch an einer Undichtigkeit im Sax (Polsterverschleiß, verbogene Klappen), wenn die tiefen Töne nicht leise und butterweich kommen, oder Du hast zu harte Blätter, oder Du "beißt" - frag' doch einen guten Saxofonisten mit Deinem Klangideal ("Jazz" ist auch sehr weitläufig und daher nicht präzise genug), ob er Dir mal eine einzelne Stunde geben kann, in der er Dir zuschaut, Dein Setup ausprobiert (Undichtigkeiten findet man als Außenstehender schneller als derjenige, der das Sax schon seit Jahren spielt) und ein paar Tipps gibt.
    Das wäre meiner Ansicht nach das Beste für Dein Anliegen! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo Arne,
    ich glaube nicht, dass du da ein Patentrezept findest, wie es geht.

    Ich kann dir aber sagen, was ich zur Zeit probiere und es funktioniert eigentlich recht gut.
    Lippen um Mundstück, Luft in Lunge, Stütze, Luft offen durch Mundstück ohne irgend sonstwas zu verändern, Luft rauscht hörbar durch das Sax.
    Jetzt Luftführung verändern, egal wo, nur nicht die Lippen, bis langsam ein Ton kommt.
    Okay, die ersten paarmal platzte der leider unverhofft irgendwo raus, war laut und unschön. Du bekommst damit aber raus, wie du ihn auch sachte rauslocken kannst. Das geht. :-D
    Dann wieder zurück und leise werden, geht irgendwie einfacher. Vielleicht, weil der Vorgang nur zurückgeführt werden muss. Keine Ahnung.

    Nicht verzweifeln, wenn es plötzlich paah macht ;-D

    Probier's halt mal. :-D

    Gruß Cara


     
  4. Gast

    Gast Guest

    Hi Arne,

    das ist leider nicht so einfach, da man im Allgemeinen nicht weiss, ob die Probleme, die man hat vom Gerät oder der Spieltechnik stammen.
    Wichtig ist, dass man sich nicht dauernd einredet man sei besser, wenn man stärkere Blätter benutzt.

    Ein guter Lehrer ist hier sinnvoll. Wie Rick schon sagte, sollte der auch einen Draht zu der Musik haben, die Du spielen willst.

    Die meisten empfehlen Obertonübungen, um dieses komplexe Zusammenspiel zu üben.

    Ich empfehle Bending-Übungen.
    Gehe folgendermassen vor:

    Spiele auf dem Tenor das hohe D (D''') oder auf dem Alt das H''. Nun ziehe den Ton nach unten ohne die Lippen oder den Unterkiefer zu bewegen. Das kann funtionieren oder auch nicht.

    Zur Unterstützung kannst Du den Ton zuerst Pfeifen dann tiefer werden und beobachten, was im Mund und Kehlkopf passiert. Dann nochmal spielen. Das kann unter Umständen eine ganze Weile dauern, bis Du das Gefühl dafür entwickelt hast. Irgenwann macht's Klick und es funktioniert.

    Nun spiele das D''' laut an und ziehe es nach unten und wieder bis zu einer minimalen Spur darunter zurück und mache ein Decrescendo nur mit der Luft ohne die Lippen zu bewegen. Du müsstest jetzt mit der optimalen Position im Rachen- / Mundbereich leiser werden können als vorher ohne dass der Ton wegbricht.

    Überprüfe das beim Pfeifen. Die Bauchdecke bleibt gespannt. Die Luftmenge wird nur mit den Stimmbändern reduziert, wo man absolut nichts spüren kann. Dein Körper macht das automatisch, wenn Du leiser denkst.

    Wenn Du diese Erfahrung mit diesem Gefühl auf dem D''' gemacht hast, gehe chromatisch nach unten.

    In Kürze wirst Du auf ein größeres Problem stoßen:

    Der Ton wird total klein, dünn und eng und nichts funktioniert mehr. Bei mir ist das auf dem Tenor zwischen dem D'' und G''. Das ist je nach Stimmlage verschieden.

    Hier findet der Bruch zwischen Kopfstimme und Bruststimme statt. D. h. man muss wieder von vorne anfangen, dieses "Gefühl" zu suchen, bei dem man die Töne ohne den Ansatz zu bewegen nach unten ziehen kann. Wenn man das findet hat man dieselbe Kontrolle, aber der Ton ist wieder laut.

    Das ist ein ganz entscheidender Punkt, zu dem ich noch NIE etwas von irgend einem Lehrer oder sonst jemanden gehört habe ! ! !

    Das Saxophon benutzt die internen Resonanzen, die auch beim Singen benutzt werden. Werden diese nicht korrekt verwendet ist es sehr schwierig, einen stabilen Ton in allen Lagen zu haben, der auch in allen Dynamikstufen funktioniert.

    Vor allem ist ohne diese Technik der Bruch von der ersten in die zweite Oktave deutlich zu hören, während er sonst praktisch völlig verschwindet.

    Man muss lernen zwischen Brust- und Kopfresonanzräumen zu wechseln. Man darf aber nicht den Jodeleffekt entstehen lassen oder einen der beiden Resonanzräume ignorieren.

    Ich muss zugeben, dass das ein ziemlich fortgeschrittenes Thema ist. Für Anfänger ist das nicht nachvollziehbar.

    Damit kämpfen auch viele Profi-Sänger.

    In der Klassik herrscht das Ideal von einem optimalen Ton vor, der nicht verändert wird.
    Im Jazz wird - wie im Ur-Ursprungsland bei der afrikanischen Musik - viel mit der Klangfarbe gearbeitet.

    Das bedeutet, wenn Du Deinen amtlichen Sound gefunden hast, veränderst Du den in der (traditionellen) Klassik nicht mehr. Lautstärke wird ausschließlich über die Luftmenge geregelt.

    Beim Jazz oder anderer "nicht klassischer" Musik benutzt man auch die Lippendämpfung auf dem Blatt - wie z.B. beim Subtone.

    Um zwischen den Stilen zu wechseln, muss einem das bewusst sein.

    Die Position Deiner Lippen am Mundstück, sprich wie weit Du das Mundstück in den Mund nimmst, verändert die Klangfarbe und den maximalen und minimalen Dynamikbereich, den Du hast. Hier hilft nur - wie schon mal oben 47tmb erwähnte - experimentieren.

    Gruß
    Ewiator
     
  5. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Moin.

    Guter Punkt. Mach ich mal...aber nicht mehr heute.

    Arne

     
  6. Mugger

    Mugger Guest

    Hi nochmal,

    abseits aller Spieltechniken und der Tatsache, dass niemand weiß, was für Dich laut und leise ist, würde ich das piano mal ohne Zungenartikulation üben.
    Und weil es nix kostet:
    Stell Dir vor, Du würdest die Luft nicht durch den Mund in das Sax blasen, sondern "in die Nase". Nur eine Vorstellung :)

    Liebe Grüße

    Guenne
     
  7. Mugger

    Mugger Guest

    Hi nochmal,

    abseits aller Spieltechniken und der Tatsache, dass niemand weiß, was für Dich laut und leise ist, würde ich das piano mal ohne Zungenartikulation üben.
    Und weil es nix kostet:
    Stell Dir vor, Du würdest die Luft nicht durch den Mund in das Sax blasen, sondern "in die Nase". Nur eine Vorstellung :)

    Liebe Grüße

    Guenne
     
  8. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Moin moin.

    Ich auch nicht, desderwegen schrub ich ja:
    Genau das wollte ich doch! :danke: Frage perfekt beantwortet. Ob es für mich funktioniert berichte ich dann mal - nach einigen Wochen des Übens. :)

    Werd' ich.

    Ahoi.

    Arne
     
  9. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Moin ewiator.

    Und recht herzlichen, ehrlichen Dank für deine Antwort und Mühe. So kann ich schon viel mehr damit anfangen.:danke: :applaus:

    OK, Problem erkannt. Ich probier mal mit einigen leichteren rum, momentan spiele ich 3er auf Jody Jazz HR 7* bei ca. 30-45min Üben pro Tag.

    Das sind ja schon zwei Ansätze...und dann auch noch erklärt. Prima.

    Ich auch. Seit ich für Gehörbildung etc. versuche zu singen, ist mir dieser Bruch total im Wege. Das ist von der Dimension her bei mir keine Treppestufe, sondern eher ein Wolkenkratzer.

    Oh,ich experimentiere. Dies ist mir schon seit mehrere Jahren bewusst, es gibt ja auch (in anderen Foren) etliche Diskussionen zum Thema "Erlernen von ....". Die Frage nach dem wie, soll einfach nur die Richtung des Probierens etwas eingrenzen.

    In Summe: danke für die vielen Tipps!

    Arne
     
  10. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Mach ich schon. Mir geht es ja tatsächlich nur im den Ton im quasistatischen, eingeschwungenen Zustand.

    Zur Definition laut und leise: leise ist für mich im Moment der Bereich zwischen Flüstern und normaler Sprachelautstärke (also das, was für die meisten normaler ist: ich habe einen Kollegen, den man nicht überhören kann, wenn er "normal" spricht, auch wenn 25 andere im Raum sich unterhalten). Also irgendwas zwischen 20,30...50dB.

    Bei einer Aufnahme mit dem Rechner neulich war es für mich eine Überraschung zu sehen, wie groß der Unterschied der Pegel meiner Sprache und meines Sax-Spieles ist. Stimme: -54db, Sax (keine 100% gespielt): -18db. Krass. Kein Wunder, dass meine Lehrerin und meine Familie das Getröte als laut empfinden. :) Im Bild in der unteren Tonspur links normale Sprache, der Ausschnitt rechts Sax bei gleich Mikro-Einstellung. Das Fenster rechts zeigt nach der Frequenzanalyse die Amplituden.

    puh...die Vorstellung fällt schwer. Aber vielleicht probiere ich es mal aus. Vielleicht bekomme ich ja auch das Mundstück in meine Nase...nur Anstoßen wird schwierig.
    :hammer: Wobei: er kann's.:
    http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&NR=1&v=iUR5NsAU-Ag


    Ahoi.

    Arne
     
  11. saxhornet

    saxhornet Experte

    Hi Arne, keiner kann Dir sagen was Du anders machen sollst, wenn er Dich nicht sieht und hört beim leisen Spielen.
    Es könnte so vieles sein, falsches Mundstück, zu hartes Blatt, schlechter Ansatz, schlechte Stütze etc. Vieles bekommt man da nur per ausprobieren und beobachten raus.
    Das geht nicht per Ferndiagnose. Du brauchst einen Lehrer!

    Lg Saxhornet
     
  12. cara

    cara Strebt nach Höherem

    stimmt! Ich habe jetzt auch wieder Unterricht. :-D

    Gruß Cara
     
  13. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    @ewiator:
    Ich finde Deinen Klang im Smooth Jazz ja ganz toll und finde Dein Spiel eigentlich auch nicht "ungeübt". Kompliment!
    Ich glaube aber nicht, dass Du viel klassische Musik gemacht hast. Dass der Klang in der Klassik nicht verändert wird, liest man hier häufiger. Ich glaube eher, dass die Nuancen in denen der Klang bearbeitet wird so differenziert sind, dass dies an ungeübten Ohren vorbeigeht. Der Umgang mit "Klang" im klassischen Saxophon ist ein in höchstem Maße resektvoller und steht dem des Jazz in nichts nach!

    LG
    noodles

     
  14. Gast

    Gast Guest

    Wahrscheinlich! Ich habe gerade mal 8 Jahre lang klassisches Saxophon (bei den mitunter besten Lehrern) studiert, jeden Tag eine Menge Kammermusik gemacht und desöfteren in Orchestern gespielt ...

    Das hat wohl nicht gereicht ...

    Gruß
    Ewiator
     
  15. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    Moin.

    Damit war meine Sax-Lehrerin gemeint. Die gibt mir natürlich Tipps, die auch helfen. Aber es tut vielleicht auch was, andere Meinungen zu hören.

    Arne
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Vielleicht solltest Du dann mit dem Problem vor Ort einen anderen Lehrer für 1 oder 2 Stunden besuchen? Das kann manchmal helfen. Es gibt halt zu viele Faktoren. Wir würden Dir gerne helfen aber so können wir nur raten woran es bei Dir scheitert und das hilft Dir nicht wirklich, weil es eben nicht eine konkrete Lösung deines Problems ist sondern ein falscher Rat hier sogar neue Probleme verursachen könnte.
    Faktoren die Einfluss haben darauf ob Du leise spielen kannst:
    Stütze,
    Ansatz
    Blatt
    Mundstück
    Horn
    Voicingtechnik
    derzeitiger Stand des Spielers

    Lg Saxhornet
     
  17. Arne

    Arne Schaut öfter mal vorbei

    OK, danke. Das ist auch ein Tipp. Ich denke, dann können wir dieses Unterthema hier auch schließen. :)

    Arne
     
  18. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Hier was ineressantes:
    Don Menza redet über Ansatz und Klang



     
  19. Gast

    Gast Guest





    So einfach ist das!
     
  20. Mugger

    Mugger Guest

    Servus,

    Ja, mit der richtigen Idee im Kopf ist es leicht :)
    Aber das gilt auch für's Schifliegen.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
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