Echt improvisieren - oder vorbereitet sein?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von hpesch, 29.April.2014.

  1. Gast

    Gast Guest

    @ Saxhornet

    Zitat:""

    Es geht auch nicht ums Akkorde zählen (was ist das eigentlich??).

    Wer soll bitte beurteilen ob Musik aus dem Bauch oder Kopf kommt? Du???
    Was Dir als verkopft vorkommt, kommt Jemand anderem überhaupt nicht als solches vor.

    Man kann "simple" Musik emotionslos und langweilig spielen oder spannend und emotionsvoll, genauso wie komlexere Musik.

    Auch ob man zu einer Musik tanzen kann, hängt nicht von der Anzahl der Akkorde oder der Anzahl der Tonartwechsel ab.



    Ich schiebe dieses Schubladendenken mal auf deine derzeitige Lage, denn so warst Du sonst nicht, ich hab Dich da eigentlich offener in Erinnerung.""

    Lieber Saxhorniss....
    NEIN---grins---es geht weniger darum , WER zu entscheiden hat, ab WANN etwas verkopft ist...da trinken wir lieber mal ein Bier drüber und prügeln uns privat, als das HIER auszudiskutieren... ..... es ging mir eher um den Film, dass man angeblich zum Improvissieren alle Skalen kennen muss...alle Akkordwechsel " Akkordzählerei".....KURZ ...dass das Improvisieren zu den Höchsten Künsten zählt.....die man durch technische Raffinesse erst erlernen muss...und dann VERKOPFT....Hirnmässig an die Sache herangeht.
    DAS halte ich eben für FALSCH....zumindest aus MEINER ERfahrung....die MUSS ja nicht allgemeingültig sein...GOTT bewahre dass dem so wäre !!

    Hmmm....irgendwie intoleranter als sonst....oder irgendwie aus meiner jetzigen Situation herraus geboren finde ich meine Ansicht hier nun jedoch wahrlich nicht....ich bin mit meinen etwas abwegigen Filmen doch schon immer ein charmanter aber auch unliebsamer Aussenseiter gewesen...oder ??

    Und ganz nebenbei....NEIN....Zu Musik die ständige Wechsel hat...seien es Akkorde oder Rythmen..kann ICH nicht gut tanzen....da stolpere ich über meine eigenen Füsse.....Sax-Spielen geht da einfacher !!


    @ Mugger
    Jaaa.... hätteste mal Mäuschen gespielt ! >>> und etwas aufgenommen !!
    Du bist ja so ein versierter Aufnahmefreak....und ich selbst leider so GARnicht.....
    Meine Holde hat zumindest ein paar Bilder gemacht....aber selbst DIE sind nix geworden zumindest nicht Wirklich gut....das nächste Mal heuere ich Dich als KRIEGSBERICHTERSTATTER an.........oder wie hiess das doch gleich ??----
    jedenfalls als amtlichen Fachjournalisten...hihiiiii-----

    CBP
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das hat hier aber keiner behauptet. Du hast aber gleich andere Rangehensweisen oder bestimmte Kompositionen abgewertet und das ist halt etwas engstirnig, was mich wundert, wo Du doch sonst so offen für alles bist. Wenn etwas kompliziert für einen ist, heisst es nicht automatisch, daß es für Jeden kompliziert sein muss, manchmal ist man halt einfach nur noch nicht soweit um darüber locker zu spielen (da gibt es auch für mich einige Titel). Wenn ich nur modal spiele wird vieles zwar in punkto Akkorde und Tonleitern erstmal einfacher, möchte man meinen aber die Gefahr ist hier auch schnell, daß es genauso schnell langweilig wird und dann gilt es auch hier sich mal Gedanken zu machen wie man es trotzdem noch abwechslungsreich gestalten kann.

    Unliebsam, nööö, charmant, schon eher aber diesmal übers Ziel eventuell hinaus geschossen.

    Ehrlich, ich dachte der Rhythmus wäre relevant. Also mich würde ein Song modal mit schlechtem Rhythmus viel eher aus der Bahn werfen. Viele Tonartwechsel nimmst Du wenn es groovt doch gar nicht sofort wahr.

    Lg Saxhornet


     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja sie könnten noch die Beförderung zum Haupt-, Stabs- oder Oberstabssaxer bekommen. :)

    Durchdacht, *bevor* man spielt. Beim Improvisieren ist da i.A. keine Zeit dafür. Je vorbreiteteter, desto feriererer. Oder so.

    Mir hilft es, wenn ich weiss, dass 'GIant Steps' drei II-V-I- Verbibndungen hat in drei Tonarten die eine große Terz auseinanderliegen. Das ist für mich auf intellektueller (oder, wie DU sagen würdest: verkopferter) Basis eine Informationsreduktion, da diese Dinger in einer Beziehung stehen.

    Wenn ich das dann oft genug gespielt habe, habe ich's im Ohr und inne Fingers. *Dann* kann ich auch aus dem Bauch spielen.

    Und je öfter man 'komplexe' Jazzstandards analysierte, desto mehr Stilmittel klanden in der Schublade 'Kenn ich!' und befähigen mich zur sofortigen Bearbeitung.


    Der Kopf strukturiert und *vereinfacht*. Wenn es nicht einfacher werden würde *für mich*, würde ich mir diesen Schritt sparen.

    Der Orgasmus findet übrigens im Kopf statt. :)

    Bei mir ist das theoretische Wissen das Gefährt. Das Gefühl ist der Lenker. Das Ziel ist Musik. Das Gefährt erlaubt mir, mein Ziel zu erreichen.

    Bis hin zum Versinken in der Musik, im Dialog mit der Sängerin, am Ende des Sütcks 'War ich das etwas!?' inkl. leichter Verzückung. Und, ja, ich habe mir vorher die Changes herausgehört und grob den Fahrplan im Kopf entwickelt. Bis ich's intus hatte.

    Ja, weil due Errahrung gemcaht hast. Wenn die Gamelan-Musik gespielt hätten oder südondische Klassik, hätte das anders ausgehen. Man kennt sein Terrain, seine Pappenheimer, kann dann den anderen auch Folgen.

    Ich kann auch unabgesprochen(!) über Standard-Akkordwendungen am Klavier begleiten und entscheidende Signale geben, wo's hingeht und wie's da hingeht, andere können mir da folgen. Weil ich um die Theorie drumrum weiss. Aber als Klavierspieler hat man meist sowieso einen größreren Background an Theorie.

    Das war meine Herangehesnweise, damals auf dem Klavier:
    Hören, analysieren, ausprobieren, verinnerlichen. Ohne formalen Untericht, der über klassische Kadenz und Trugscgluss hinausgeht.

    ABer ich wollte immer wissen, was da passiert und wie. Die Neugier hat mich getrieben, nicht das Raddison-Blu-Hotel. :)

    Naja, wenn ich für die Leute spiele, spiele ich *auch* für mich, sonst isses verlorene Zeit und ich könnte mir in der Zeit genausogut auch Pickel ausdrücken.

    Was bei den Lueten ankommt .. naja, die hängen 100 Jahre zurück, was soll's!? Schönbergs Orchestersuite op. 16 von 1909, das halten die meisten Leute nicht aus, und das ist über 100 Jahre alt.

    Das Publikum ist also reaktionär. :)


    Kurz:
    Verstand zum Analysieren.
    Bauch zum Synthetisieren.
    Umgekehrt ist doof.

    Liebe Grüße
    Roland
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ CBP

    Benjahmin, Deine Vorgehensweise liegt mir auch eher, ohwohl ich Saxhornet'
    s Position verstehe und nachvollziehen kann. (er kommt aber selbst manchmal etwas "verkopft" rüber....was aber auch im Forum wieder gut ist).

    Daher versuche ich auch mich mit beidem zu beschäftigen. Wobei das theoretische schon mühsam ist.

    Ich finde Roland hat da eine schöne Synthese gebracht.... :)

    CzG

    Dreas

    P. S. Ach ja, fragt mal Wuffy was der mit Changes macht.... :)

     
  5. Gast

    Gast Guest

    @Dreas

    Jaaa..Kinners ..ich denke irgendwie haben wir hier alle ""RECHT"" aber eben unterschiedliche Ansichten / Blickwinkel auf das gleiche Thema.

    Der eine ist halt verkopfert und der andere zu Bauchlastig....mal spassig ausgedrückt...
    Dass ausgerechnet ein HIRNI von 50 KG..wie ICH jedoch zu BAUCHLASTIG ist...und andere "verkopfert" nennt, das mag zeigen, wie verdreht die Welt doch sein kann !

    ;-)


    @Saxhornet....eben NICHT!!
    Wenn die Melodieführung zu komplex ist, dann hilft ein straighter Rhytmus auch nix mehr.....was das TANZEN betrifft.
    Ich bin Melodiker....und tanze auch nach Melodie und Harmonie...nicht NUR nach dem Beat...ich pantomime die Musik....und wenn sie zu komplex ist, falle ich eben dabei auf die Nase :) :) :)

    Ich habe ein furchtbar kompliziertes Hirn....aber am Ende ist es doch recht simpel ;-)

    LG

    CBP


     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Dann lasst mich bitte aus Euren Betrachtungen raus. Ich bin alles andere beim Spielen als ein Kopfmensch. Ich sehe es wie Roland: Ist die Musik komplexer muss ich sie halt auschecken um darüber bauchlastig spielen zu können, denn sonst wird das nix. Und man sollte auch Sachen die man nicht mag oder noch nicht checkt nicht einfach verkopft nennen. Das ist wie das Aburteilen einer Suppe, die man nicht probiert hat, weil da Sachen drin sind, die man nicht kennt.
    Musik besteht nicht nur aus schwarz weiss, klar kann man immer Bilder nur in Schwarz weiss malen aber irgendwann wird das langweilig. Willst Du mit mehr Farben arbeiten musst Du Dich daran auch erst gewöhnen und die Zusammenhänge erfassen, um frei malen zu können, sonst werden es wieder schwarze Bilder. Selbst wenn Du neue TEchniken für die Schwarz weiss Malerei können willst um abwechslungsreicher zu sein musst Du Dich damit auseinandersetzen, denn von selbst aus dem Vakuum kommt da nichts. Oder in kurz: No input no output.


    Seit wann müssen Melodien komplex sein, wenn sich die Tonart ändert?

    Lg Saxhornet


     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ saxhornet

    Die Frage ist doch auch, was ich persönlich erreichen will, können will.

    Ein ambitionierter Jazzer, Profimusiker noch dazu, kommt m. E. nicht darum herum so vorzugehen, wie Du es vermittelst.

    Ein ambitionierter Klassiker, auch Profi, der nur vom Blatt spielt braucht das wahrscheinlich nicht. Ein Rock- oder Pop orientierter wohl auch nicht.

    So 'n stümperhafter Hobbymusiker wie ich, freut sich, wenn eine Impro nett klingt und die Zuhörer angetan sind, wohlwissend, dass mein Niveau im Vergleich zu meinem Lehrer z. B. Steinzeit ist....aber auch Steinzeithöhlenmalerei hat ihre Anhänger... :)

    CzG

    Dreas
     
  8. RogerF

    RogerF Schaut öfter mal vorbei

    Hailo,
    heiße Diskussion hier.
    Ich glaube, dass es da keine generelle Lösung gibt. Es wird immer Musiker geben, die aus dem Bauch die Hörer faszinieren, genauso wie es Musiker gibt, die vorher ganau planen was sie tun und auch ihre Hörer beeindrucken. Nur wenn einer etwas probiert und es geht in die Hose, sollte er vielleicht für sich ein anderes System suchen und hoffentlich auch finden.
    Ich persönlich mag Impros die länger gehen nicht. Ob überlegt oder mit Bauch. Kurze Soli sind Ok und für mich dann auch wieder nicht die Tonleitern rauf und runter in super Tempo. Das ist aber Geschmacksache.

    Als Fazit aus dem Ganzen bleibt dann nur, dass jeder in seinem System, Spielweise, Vorgehensweise ein Ergebnis erzielt mit dem er sich gut und sicher fühlt. Ist es Geplant und hört sich gut an, wunderbar. Genauso wenn es aus dem Bauch kommt und je nach Gefühlslage anders klingt (da hat man in einer Depri-Phase halt Pech)

    Jeder so wie er es am Besten kann.

    Und abschliessend: Da jeder nur seine Sichtweise vertreten kann, würde ich nicht meinen, dass etwas abfällig gemeint ist. Nur nicht positiv aus meiner Sicht.

    Grüße
    Roger
     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Zitat aus Hal Galper's Vortrag: "All music is played by ear. If you can't hear it, you can't play it...."
     
  10. Gast

    Gast Guest


    @Saxhornet

    Ich finde, Du machst hier einen eher ungültigen Trennungsstrich....und der steht Dir nicht unbedingt gut zu Gesicht.

    Du scheinst davon auszugehen dass man Verkopfte Musik nur DESHALB so empfindet...weil man sie NOCH nicht versteht.

    DAS ist bei allem Respekt jedoch BLÖDSINN !!...zumindest, wenn man Deine Aussage als allgemeingültig sieht.

    NATÜRLICH hast Du in sofern Recht...dass man Musik nicht unbedingt beurteilen sollte....nur weil sie einem evtl nicht gefällt...oder man evtl technisch keinen Zugang dazu hat...natürlich empfindet man evtl etwas als zu hirnlastig...weil man selbst noch nicht dort angekommen ist


    Es MUSS jedoch auch akzeptiert werden, dass es Leute gibt, die einen völlig anderen Zugang zur Musik haben....und daher weniger HIRN und mehr BAUCH bevorzugen.
    Das hat jedoch NIX damit zu tun, dass ich nicht auch HIRNmusik verstehen kann...ja sie sogar spielen kann...

    Ich packe bisweilen auch meine Flöte aus und drehe das Klassikradio an....spiele mal eben ein paar Stückchen zur Übung mit....dennoch empfinde ich Klassik ebenso als ""Verkopft""...aber das heisst NICHT dass ich damit nicht zurechtkomme....es ist halt lediglich nicht mein Steckenpferd.

    Du scheinst zu denken...zumindest lese ich das aus Deiner Quintessenz von Postinge herraus...dass verkopferte Musik zur BAUCHmusik wird...sobald man sie nur durchleuchtet und verstanden hat....
    so quasi....

    und DAS ist ein falscher Denkansatz, den ich von vielen Profis und Lehrern bereits kenne.

    Auch ein 4-Sterne -Gourmet-Koch ist kein Idiot...wenn er zuhause lieber Pommes und Currywurst frisst.....

    Ich KANN auch verkopft...ich KANN auch kompliziert und aufwendig...ich kann auch ( mit etwas Vorübung) jeden Takt einen Akkordwechsel spielen...aber ich MAG es nunmal nicht....und ich MAG auch solche Musik nicht HÖREN.

    > Wir hatten mal einen Song im 9/achtelbeat...mit Percussions aus 3/4tel und 5/4tel....mit Bass auf 7/Achtel und pause...und nach jedem Durchgang ne veränderte Tonart.DAS ist verkopft !! Und es hat uns zum Wahnsinn getrieben...diesen Song einzustudieren....und vor dem Publikum kam der genausosogut an...oder eben nicht...wie der ganze Rest des Programmes, der weitaus SIMPLER war....also der Mühe nicht wert.

    GEDACHTE Musik kann kontraproduktiv sein...gespielte Musik ist BESSER
    ....davon wirst Du mich auch kaum abbringen

    Ich verstehe Deinen Standpunkt...aber Du gehst von falschen Vorraussetzungen aus....das ist ein häufiges ""LEHRER-Problem""

    Ich habe mal ein Jahr lang mit nem Profi-Schlagzeuglehrer zusammengewohnt......da hatten wir ähnliche Diskussionen....bis tief in die Nacht hinnein....


    Tatsache ist, dass er MICH für seine Aufnahmen gebucht hat... ICH jedoch mit ihm HEUTE nicht mehr spielen würde....weil zu viel Kopf und zu wenig GEFÜHL dahintersteht.

    Es ist nicht eine Frage des KÖNNENS lieber Saxhornet...sondern der eigenen EINSTELLUNG zur Sache.
    Für den einen ist MUSIK ein Heiligtum....für andere eben ein BUSINESSS...und schon hat man ZWEI WELTEN...die sich GARnicht gut harmonieren.

    Ich denke, da brauchen wir uns nun wirklich nicht mehr drum zu streiten...ausser Du legst es drauf an....dann aber bitte per PM oder E-Mail...am besten sogar LIVE !!


    Ich schätze Deine Postings inzwischen SEHR...aber Du bist auch NICHT mein Mass der Dinge !!
    Auch in Deinem Horizont gibt es etliches, was Du anscheinend noch nicht kennst.......


    CBP





    ?
     
  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich sollte mal endlich 'Thinking, Fast and Slow' lesen.

    Naja, läuft darauf hinaus:
    "...
    System 1: Schnell, automatisch, immer aktiv, emotional, stereotypisierend, unbewusst
    System 2: Langsam, anstrengend, selten aktiv, logisch, berechnend, bewusst
    ..."
    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schnelles_Denken,_langsames_Denken

    System 1 würde ich mit 'Bauch', System 2 mit 'Kopf' identifizieren. Und beide haben ihre Berechtigung, beide haben auch ihre spezifischen kognitiven Verzerrungen.

    Ich habe leider oft (nicht immer) erfahren, dass Leute, die sich musikalisch hauptsächlich in System 1 ('Bauch') bewegen, eben diese stereotypsiernde haben. Uaf vielen Ebenen kennengelernt, bei vielen Leuten.

    Naja, und Leute, die nur auf System 2 ('Kopf') unterwegs sind, zwingen mir quasi System 2 auf und das ist eben manchmal anstrengend und langsam.


    Wenn ich oft genug Vektoranalysis gemacht habe, ist das auch irgendwann in System 1 gesickert, obwohl's kopfig ist. Gilt für Mathe und Co. i.A. ... Übung macht den Meister.

    Aber wo die Grenze ist zwischen verkopft, implizierend, dass es System 2 ('Kopf') nie verlässt und verkopft im Sinne von 'da muss ich mich nochmal mit auseinandersetzen' ist ja bei jedem woanders. Der eine verfranst sich bei "Blues for Alice", wenn er die ALterieungen ausspielen will, der andere hat schon Probleme, auf die Frage zu antworten "Blues in Ab, welche Akkordtöne in Takt 5?".

    Letztes ist trivial, da denke ich gar nicht drüber nach, da habe ich das Db schneller gesehen im Kopp (ich sehe es immer noch als Klaviertaste), als ich es ausgesprochen habe, YMMV.


    Tja, Kopp und Bauch, der ewige K(r)ampf. Die Balance, Leute, die Balance!

    Liebe Grüße
    Roland
     
  12. saxhornet

    saxhornet Experte

    Jein. Ich meine damit, daß es Musik gibt, die einige vorschnell als verkopft aburteilen, ohne daß sie das wirklich ist oder Musiker als kopflastig bezeichnet werden, ohne daß man sie kennt oder wie sie an Musik rangehen. Genauso gibt es Musik, die komplett wirklich verkopft ist, eventuell sogar am Reissbrett entstanden (allerdings ist die nicht immer auch komplex oder kompliziert, auch hier findet man sehr simples Zeug). Davon rede ich aber nicht. Was ist verkopfte Musik? Für alle das Gleiche?


    Das Hirn sorgt doch erst dafür, daß es aus dem Bauch kommen kann. Ds Thema sollte wohl eher sein was kommt aus der linken und was aus der rechten Hirnhälfte und warum.
    Ich persönlich versuch mich immer bei Songs an den Punkt zu bringen, beim Solieren möglichst nicht mehr nachdenken zu müssen über irgendetwas, sondern einfach spielen zu können, dabei denke ich nicht mehr dann das ist aber äolisch oder jetzt spiele ich mal lydisch.

    Hängt doch auch wieder von der Klassik ab, auch da ist, für mich zumindest, nicht alles verkopft.

    Das hängt vom Song bzw. der Musik ab und vom Musiker. Die Frage ist doch: was ist verkopfte Musik. Da wird Jeder was anderes nennen. Was ich sage ist, vieles wirkt am Anfang kompliziert und mit der Zeit ist es das nicht mehr. Was einem Anfänger kompliziert und verkopft und unlogisch erscheint, fällt einem Spieler, der schon seit ein paar Jahren vielleicht improvisiert, deutlich leichter und der fühlt sich da nicht emotional gehemmt. Ein absoluter Anfänger fühlt sich sogar schnell beim Blues überfordert.
    Je mehr Wissen Du mit der Zeit aufsaugst, je mehr Du Dich mit etwas beschäftigst, desto leichter fällt es Dir Dich da auszudrücken und auch locker mit umzugehen und emotional und aus dem Bauch raus zu spielen, weil Du nicht in deinen Resourcen eventuell durch einen Mangel an Wissen (der ja gar nicht schlimm ist) gehemmt wirst. Das ist wie eine Tonart, die man selten spielt oder nie geübt hat, die kann man schlechter als die, die man dauernd spielt oder viel geübt hat. Beispiel: C-Dur als Tonleiter fällt vielen beim Improvisieren leicht, Fis-Dur schwer. War auch bei mir mal so, dann hatte ich eine Sängerin mit der ich öfters Songs in Fis-Dur hatte und seitdem fühle ich mich in der Tonart wohl kann mich auch in der Tonart locker und aus dem Bauch raus ausdrücken.
    Habe ich halt eine bestimmte Skala wie lokrisch noch nie gespielt, kann ich nicht mit ihr spielen und mich locker und frei mit ihr ausdrücken und so geht es wohl den meisten Spielern. Habe ich mit der Skala schon länger Erfahrung und bin an dem Punkt mich mit ihr wohlzufühlen zu können, fällt es mir unter Umständen leicht mit ihr locker und aus dem Bauch raus zu spielen.

    Die Perspektive ändert sich, obwohl das Material das Gleiche ist. Darauf will ich hinaus. Viele tun einfach was als kopflastig ab, nur um sich damit nicht zu beschäftigen, wundern sich aber wenn es dann klemmt. Du spielst aber nicht weniger bauchlastig, wenn Du Dich mit "komplexeren" Dingen auseinandersetzt, ausser das Material überfordert einen oder bringt einen an Grenzen. Wieder stellt sich die Frage: Was ist komplex? Für den Anfänger ist eine II V I in Moll ein unüberwindbares Hindernis, für den erfahrenen Spieler nicht und der spielt darüber aus dem Bauch. Der Anfänger muss dafür aber erst eine für ihn "komplexe" Harmonik auschecken, damit sie nicht mehr komplex ist.


    Der Vergleich hinkt. Das eine ist doch nicht notwendigerweise besser als das andere. Nur musst Du eventuell für die 4 Sterne Küche anders kochen.

    [qote]Ich KANN auch verkopft...ich KANN auch kompliziert und aufwendig...ich kann auch ( mit etwas Vorübung) jeden Takt einen Akkordwechsel spielen...aber ich MAG es nunmal nicht....und ich MAG auch solche Musik nicht HÖREN.[/quote] Was ist für Dich verkopfte Musik? Wahrscheinlich reden wir aneinander vorbei.

    Und in anderen Ländern ist so ein Umgang mit anderen Taktarten und Betonungen üblich und die spielen das automatisch aus dem Bauch. Eine Frage der Gewöhnung. Ich habe Studienkollegen aus dem Balkan gehabt, deren Rhythmik war der Wahnsinn. Die taten sich dann mit anderen Dingen schwer.

    Das eine existiert nicht ohne das andere, sonst wärst Du hirntot. Was verstehst Du unter gedachter Musik und was unter gespielter. Ohne Definitionen von solchen Begriffen redet man aneinander vorbei (das ist bei Stammtischen echt einfacher).

    Ist es das? Wäre mir neu. Wie viele Lehrer hast Du gehabt? Ich glaube, daß Du im Augenblick nicht mal wirklich meinen Standpunkt verstehst (was durchaus an mir liegen kann). Was ist denn bitte deiner Meinung nach mein Standpunkt?

    Ich selbst bin ein grosser Fan von loslassen und aus dem Bauch spielen lernen und können. Aber auch das ist ein Prozess und auch der muss mit der Musik wachsen und weiterentwickelt werden, damit die Basis dafür da ist.


    Richtig, und was einem Coltrane, Young, Adderly, Davis etc. leicht gefallen ist, ohne kopflastig zu sein (hängt natürlich vom Stück ab) fällt einem Spieler der da noch nicht ist auch noch nicht leicht. Je komplexer man Musik für sich empfindet, je weniger man sie hören und verstehen kann, je weniger ich mich in Ihr bewegen kann, desto schwieriger wird sie einem fallen. Der Anfänger ist vom Blues und dem Wechsel zwischen 2 Bluesskalen überfordert und kann da nicht mehr aus dem Bauch spielen, ein erfahrener Spieler schon. Für den einen ist es noch komplex, für den anderen nicht mehr. Trotzdem spielt der erfahrene Spieler nicht weniger aus dem Bauch raus, nur weil er die beiden Skalen und ihre Anwendung geübt hat und sie benutzen kann.

    Musik ist für mich ein Heiligtum, das ich zum Beruf gemacht habe und das funktioniert mal super und mal weniger, wie mit allen Dingen im realen Leben. Wenn Du Musik nur als Business siehst und es deswegen machst bist Du arm und emotional leer, denn wegen dem Geld macht es eigentlich keiner.

    Warum wird immer alles gleich als ein Streit ausgelegt. Es ist ein Meinungsaustausch oder ein Austausch von unterschiedlichen Standpunkten. Das ist hier keine Arena und wir keine Gladiatoren.

    Ich will lediglich, daß nicht immer getan wird als wenn es nur kopflastig oder aus dem Bauch gibt und die Sachen sich klar trennen lassen, genauso wie es halt Sinn macht, um sich weiterzuentwickeln sich auch mal mit Dingen zu beschäftigen (und wenn nur das Ohr trainiert wird). Wie viel und was, muss jeder selber wissen bzw. hängt davon ab was er gerade braucht und wohin es gehen soll. Aber tun wir doch bitte nicht immer so als wenn es grundsätzlich einfach nur ausreicht immer aus dem Bauch raus zu spielen und dabei kommen immer automatisch tolle Soli raus, ohne das auch mal zu üben damit das geht. Kopf und Bauch sind immer eine Einheit und aufeinander angewiesen.


    Keiner ist das Mass aller Dinge. Und klar weiss ich nicht alles und habe noch viel was ich dazulernen kann und will, sonst wäre meine musikalische Reise ja öde und langweilig und dann müsste ich mir was neues suchen.

    Lg Saxhornet

     
  13. Mugger

    Mugger Guest

    Ja,

    das Buch ist empfehlenswert.
    Ich wollte gestern schon etwas daraus als Antwort posten, hab es aber dann gelassen.
    Wenn geht, lies es auf Englisch, die deutsche Übersetzung dazu (ich hab es parallel gelesen) ist etwas seltsam.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Ja,

    das Buch ist empfehlenswert.
    Ich wollte gestern schon etwas daraus als Antwort posten, hab es aber dann gelassen.
    Wenn geht, lies es auf Englisch, die deutsche Übersetzung dazu (ich hab es parallel gelesen) ist etwas seltsam.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Der Bebop ist u.a. so komplex geworden, weil die "Erfinder" die "Dilettanten" bei den Sessions von der Bühne haben wollten. Sogar Coleman Hawkins soll mal Opfer solch einer Session gewesen sein.

    Aus meinen Erfahrungen stelle ich fest, dass die Jazzmusik eher Intellektuelle anspricht.

    Darum würde ich "verkopft" nicht unbedingt negativ verstehen.

    Ich gebe Saxhornet Recht, wenn er sagst, dass du für die einzelnen Jazzformen "fit" sein solltest.

    In meinem besuchten Online-Harmoniekurs bei ppue wird mir wieder mal bewusst, dass ich als erfahrener Amateur meine Nischen besetze und halt auf der Bühne bestimmte Jazzstücke bzw. -formen nicht bediene bzw. bedienen kann.

    Wichtig ist doch, dass man sich ständig mit der gespielten Musik auseinandersetzt und zuhört, was die anderen Mitmusiker daraus machen.

    Die Rockmusik und auch die Klassik erfordern wieder jeweils andere Arten von Improvisation.

    Musik ist Kommunikation!

    Gruß

     
  16. Rick

    Rick Experte

    "Verkopft" oder "aus dem Bauch", das ist alles relativ, wie Saxhornet zutreffend schreibt.

    Es kommt auf die musikalische Sozialisation an - welche Hörgewohnheiten hat man, mit welcher Musik ist man aufgewachsen, welche hat man zuerst gemacht, wie hat man angefangen zu improvisieren?

    Wie viele ja wissen dürften, habe ich bereits mit 12 angefangen, Jazz (Swing) zu lieben und viel zu hören, mit 13 aus dem Kreis unserer Fahrradbande meine erste Jazzband gegründet, wo wir viel aus dem "Bauch" und nach Gehör spielten, ohne übermäßige Ahnung von Theorie.

    Aber was haben wir da gespielt? Rock, Blues, Reggae?
    Nee, wir spielten Swing, Songs wie "Sentimental Journey", "Flying Home", "My Baby Upsets Me", "In The Mood" oder "All Of Me".

    Mit "Modaler Musik" wie Rock konnte ich lange nichts anfangen, sie war mir zu langatmig mit den ewig gleichen Akkorden und Tonarten, ich bevorzugte schnellere Wechsel, hörte einfach "schneller".
    Wir lernten, darüber zu improvisieren, ohne uns große "verkopfte" Gedanken zu machen, genau wie die Musiker vor hundert Jahren.

    Hat etwa ein Louis Armstrong oder Duke Ellington Musik studiert, war Sidney Bechet ein Theorie-Freak?
    Nee, sie haben ganz selbstverständlich "aus dem Bauch" über Akkordprogressionen improvisiert, die hier als "verkopft" abgetan wurden. :cool:

    Im Lauf der Zeit geriet ich schließlich trotzdem, mangels gleichaltriger Jazzmusiker, in Rockerkreise und musste lernen, mit dieser "Slow Music" klar zu kommen, was auch eine interessante Erfahrung darstellte.

    In Heidelberg traf ich dann auf Rockmusiker, die sich an Jazz versuchten, die aber über das "Verkopfte" daran stöhnten, was ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte.
    Sie lasen merkwürdige Theoriebücher, besuchten Workshops und waren daraufhin der Meinung, Jazz sei gaanz, gaaaanz schwierig.
    Anstatt einfach zu hören und dazu zu spielen, wie das schon Jazzer seit Generationen, im Grunde seit New Orleans taten, suchten sie eine Abkürzung und nahmen unwillentlich einen riesigen Umweg.

    Aber ich traf in Heidelberg auch Jazzer, die an einem schlichten Rock'n Roll-Solo scheiterten, weil sie nur irgendwelche Bebop-Licks im Kopf und in den Fingern hatten.
    Auch sie hörten leider nicht zu, sondern spulten lediglich auswendig gelernte Phrasen runter. Das ist es aber auch nicht. :-(

    "Echte" Improvisation besteht meiner Ansicht nach primär darin, zuzuhören und miteinander zu kommunizieren.
    Und sie geschieht in der Regel im Zusammenspiel, entsteht aus dem Zusammenspiel.

    Deshalb bin ich auch kein großer Anhänger von Play-Alongs, weil man mit ihnen nicht interagieren kann.
    Dann gewöhnt man sich eben zwangsläufig bloß auswendig gelernte Phrasen oder Licks an... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  17. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Die Gefahr sehe ich nicht gerade, aber sie sollten IMHO der letzte Schritt sein, nachdem man über das Lied ohne Begleitung spielen und in der Form bleiben kann.

    Liebe Grüße, Guenne
     
  18. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    interessant!

    Bei mir sind sie eher der Anfang, um mal einen Eindruck zu bekommen, ob und wie ich mit dem Stück klar komme.

    Danach verliere ich schnell die Lust an den playalongs, und hoffe auf die Band.

    Gruß,
    Otfried
     
  19. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Und wenn man keine Band hat ???

    Mir persönl. ist ein gut gemachtes Playalong (zum Reinlegen) jedenfalls lieber...und inspiriert mich wesentlich mehr im Spielgefühl und Ausdruck, als 'ne mittelmäßige und holprige Band, wo halt so dahinwuurschelt !

    Wohl dem, der 'ne richtig gute Band zum Mitziehen hat, das ist natürlich dann immer das Optimum.

    LG
     
  20. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Wenn sich die Band nicht auf die changes einigen kann, und der Bass woanders ist als das Piano, wirds schon mal lustig. Eigentlich müsste man auch üben, wie man solche Situationen meistert. (z.B. in einer "sehr eigenwillig klingenden" Impro schnell zu einer markanten Stelle des Themas überleiten und das dann laut und gnadenlos spielen, bis alle wieder an Bord sind).
    Das gibt dem Thread nochmal eine andere Perspektive. Oder?
    Wie übt man den Umgang mit dem Unerwarteten?
    Gruß Reiner
     
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