Hilfe-Hilfe ich höre keine Melodien (Gehör-Körper-Instrument-Symbiose)

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11578, 5.Mai.2022.

  1. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Meine Rede .....
    Die Begriffe dienen zu aller erst der Kommunikation untereinander.
    Geht doch schon mit dem Titel der Stücke los.

    Eine Session ohne -Setlist- ist denkbar aber sinnlos.
    Hat schon LORIOT erkannt !:D

    VG
     
  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich verstehe nur nicht, warum einige hier meinen zum erspielen eines Stückes nach Gehör sind begriffe wichtig. Letztlich ist eine Melodie ein Muster. Dieses muss man erkennen, reproduzieren und irgendwie speichern. Alleine ein Begriff würde mir da nichts nutzen. Zu wissen, um bei dem Beispiel von Ton zu bleiben, das Girl from Ipanema mit einer kleinen Terz abwärts anfängt, hilft mir dabei gar nicht. Meine Methode funktioniert so einfach nicht. Mag bei anderen ja anders sein.
    Mich würde aber mal interessieren, wie andere so vorgehen ein Stück nach Gehör zu erarbeiten und dann auswendig zu spielen, statt darüber zu debattieren, dass meine Methode nicht funktionieren darf, weil die Begriffe fehlen. Und wie lernen andere Stücke auswendig, die sie vorher vom Blatt gespielt haben? Gibt es da Unterschiede sich diese zu merken zu Stücken, die man nur vom Hören kennt.?
     
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  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Naja, Du gibtst Dir ja selbst die Antwort.
     
    ppue gefällt das.
  4. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @JES
    Ich denke, man muss unterscheiden zwischen ....

    #1 .... allein ein Lied spielen / erarbeiten / mit Noten, ohne Noten / ... egal !
    und
    #2 .... zusammen spielen mit PA oder realen Musikern.

    Im ersten Fall ist es total deinen Vorlieben überlassen, wie du das bewerkstelligst.

    Im zweiten Fall gehts aus meiner Sicht nur mit verbaler Verständigung im Vorfeld.
    (Spielen zur PA setzt gedankliche Vorarbeit voraus.
    Musst du allein leisten, ist ja keiner weiter da)

    Aber Betonung liegt immer auf: im Vorfeld

    Verständigung mit den Kollegen Musikern allein schon deshalb, damit ein
    Mindestmaß an Synchronität und Harmonie entsteht.

    Dafür braucht es Begriffe.
    Schon die Frage: "In welcher Tonart ?" muss geklärt sein.

    Der ganze Aufwand für den Bruchteil einer Sekunde,
    in der real Musik ertönen soll.
    Zeit für -try and error- oder für -Theorie im Kopf- bleibt da nicht !

    Bei mir jedenfalls nicht

    VG
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @bthebob

    Mach es doch mal konkret: wie gehst du vor? Wie erspielst du dir ein Stück nach Gehör, wie lernst du es zu reproduzieren bzw wie spielst du es anschließend auswendig?
    Deine Option 1
    Deine Option 2, wobei ich dabei davon ausgehe, dass du mit PA oder realen musikern nichts spielst, was du bereits kannst.
     
  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @JES
    Ich erspiele mir Stücke nicht nach Gehör.
    Hab' ich noch nie probiert. Nicht mit Sax.

    Manchmal mach ich's am Klavier, weil ich gerne zu CD's mitspiele.

    Mein Weg geht immer über Noten.
    Die lege ich dann aber, so bald es geht, zur Seite.
    Frei Spielen bringt erst den richtigen Spass !!

    Ich spiele nur allein. Das hat "tausend Gründe"

    Einer ist, das ich bisher keine Lust hatte, "Chord-Progressions"
    auswendig zu lernen.
    Und dann, -spielerisch am Sax- die auch abrufbar zu haben.

    Das ist nämlich richtig Arbeit, will ich meinen.
    Aber ohne die ist leider ein ordenliches Zusammenspiel
    z.B. mit einem Pianisten unmöglich.

    VG
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wie machst du das denn, wenn du transponieren musst?
    Sagen wir, du hast ein Stück notiert für Klavier, und nun hast du Lust das auf dem Saxophon zu spielen. Schreibst du dir neue Noten oder...?
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Machen wir es mal konkret. Zwei Stücke, das erste "fly me to the moon":

    upload_2022-5-14_8-45-11.png

    Das Ohr hört eine zugrunde liegende Leiter. Und das ist das Hauptmuster dieser zwei Zeilen. Wer nun begriffen hat, wie die Leiter runter und wieder rauf gespielt wird, hat die Zeilen schon fast gelernt. Beim Raufspielen landet man wieder auf dem Anfangston, dafür braucht es aber einen kleinen Sprung in der Leiter.
    Mit der gleichen Leiter und dem gleichen Muster (etwas verkürzt) geht es nun weiter, versetzt um eine Sekunde (oder besser einen Tonschritt?) nach unten.

    Das Doppelmuster von oben wiederholt sich auch in den nächsten vier Takten, wieder einen Ton tiefer. Aber halt, da klingt etwas ein wenig anders, klingt etwas gespreizt. In Takt sieben höre ich einen Hiatus. Erinnert mich direkt an Sinti-und-Roma-Moll oder besser noch, an eine harmonische Molltonleiter.

    Wenn ich nun noch die Grundtonart herausbekomme, habe ich alle Informationen für die acht Takte bereit, ohne je einen Ton auf meinem Instrument gesucht zu haben. Das ist für mich keine Analyse, sondern etwas, was ich beim ersten Hören des Stückes erkenne. Ich erkenne die grobe Architektur und die inneren Muster, das Prinzip der Melodie.

    Gut, ein schon fast banales Stückchen Musik.

    Machen wir es schwerer.
    upload_2022-5-14_9-0-38.png

    Eine außergewöhnlich springende Melodie. Was ich als erstes erkenne, ist die Oktave, die zwischen dem ersten und dritten Ton liegt. Nun, was spielt der dazwischen? Liegt eigentlich nahe: Die Quinte. Als wäre die Melodie den Obertönen entsprungen. Danach ist es einfach, es geht noch zwei Töne die Molltonleiter herauf (da muss ich nicht große plus kleine Sekunde denken), denke auch hier eher in wiedererkannten Modulen.

    Der (Mike) Hammer folgt auf den Fuß, nämlich der Sprung auf die große Septime des Moll-Grunddreiklangs. Gewagt, super Gebilde, voller Spannung. Klingt für mich, als hätte der Held auf das unter ihm liegende Dach springen wollen, ist aber daneben gelandet und kann sich noch an der Dachrinne festhalten.
    Dann klettert er hoch, rennt in einem absteigenden Molldreiklang die Treppe herunter (immer eine Stufe überspringend) und geht ins Nebengebäude.

    Auf der Subdominante (dem Nebengebäude) exakt das gleiche Motiv wie am Anfang des Stückes. Das muss ich mir nicht am Instrument mit Versuch und Irrtum erfummeln, sondern habe das als Modul schon abgespeichert.

    Ich muss das Rad also in Takt fünf nicht neu erfinden, sondern weiß gleich: Grundton Subdominante, Quinte rauf, auf die Oktave, Leiter hoch und auf die Regenrinnen-Septime herunterspringen.

    Man braucht dazu keine Namen, wenn man einen Begriff von den Tonsprüngen hat. Ohne Begriff für die Sprünge oder Muster aber muss man sich jede Melodie Ton für Ton erarbeiten, abgleichen. Wenn du die Konstruktion begreifst, brauchst du das nicht. Begreifen heißt aber nichts anderes, als einen Begriff davon zu haben.

    @bthebob, dabei geht es noch gar nicht um die Kommunikation mit Mitspielern. Man könnte die Intervalle genauso gut mit Gerüchen verknüpfen, ganze Kompositionen geruchlich abspeichern, es geht nur darum, bei anderen Stücken an die Informationen wieder heranzukommen und nicht eine jede Melodie als völlig neues Gebilde zu erlernen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.Mai.2022
  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wird das gerade mal wieder eine dieser genauso erbitterten wie sinnlosen Diskussion um „Theorie“?

    Wenn ich etwas nicht irgendwie für mich bezeichne („Ipanema Anfang“) kann ich es nicht wieder an anderer Stelle abrufen. So funktioniert ein Menschenhirn nun mal. Dann kann ich es doch gleich in einer Sprache abspeichern, die auch Leute verstehen, die noch nie Ipanema gehört haben, oder?

    Wenn ich die kleine Terz nicht höre, kann die Bezeichnung nichts dafür. Und die ganze Diskussion darum ist ein Stellvertreter.

    Ich höre beispielsweise die kleine Terz nicht zuverlässig in jede Richtung und von jedem Anfangston aus.
    Manchmal liegt’s auch am Instrument (Trompete mit Mute finde ich in dieser Hinsicht sonderbarerweise in mittlerer Lage ganz schwierig).
    Also muss ich, wenn mich die Fähigkeit interessiert, nach Gehör zu spielen, mein Ohr besser trainieren.
    Es wird nicht besser, wenn man bis aufs Blut dagegen argumentiert. Davon hört das Ohr nicht ein Intervall mehr als vorher.
    Wie das Ding zu benennen ist, damit man es wiederverwenden kann… sieht oben.
     
  10. Loppi

    Loppi Kann einfach nicht wegbleiben

    Also in der Schweiz ist das tatü/tata eine Quart … kommt vielleicht von Rossini‘s Ouverture aus der Oper Wilhelm Tell unserem Fantasy-Helden?
     
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  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Bildschirmfoto 2022-05-14 um 12.48.25.png

    Ein Beispiel einer Stelle, wo für mich das Hören/Auswendiglernen aufgrund von Begrifflichkeiten im Vergleich extrem einfach ist.
    Im Gegensatz zu anderen Stellen im Stück könnte ich das schnell (innerhalb von Augenblicken) in jeder Tonart (der Blues ist in G für's Tenor).
    Ein Mix aus theoretischem Wissen und Hören. Letzeres übernimmt immer mehr, je öfter ich es spiele.

    Wie ich oben schon vermerkte :) Aber Star Wars-Feuerwehr möglicherweise.
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    In D auch. (aufwärts)

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14.Mai.2022
    Loppi gefällt das.
  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das sieht nach einer Blues-Etüde aus, bei der zwei immer gleiche Figuren (b5-5-b3-1 halbtaktig mit V7-I Auflösung und in der zweiten Zeile als 5-1-2 ii-V 7-1-2-b9 bzw. -9 in Takt 44) chromatisch verschoben werden.
    Die Nummern beziehen sich auf den jeweils gültigen Akkord, nicht auf die (Blues/Dur/Moll-) Skala, die ja bei ii-V die Gleiche sein könnte.

    Würdest Du das ohne Notenbild genauso leicht erkennen, wie ich mit?

    Das hat für mich wesentlich länger gedauert zu tippen, als zu erfassen.
    Nur vom Hören wäre ich leider immer noch bei den ersten vier Tönen :(
     
  14. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Relativ leicht :)
     
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  15. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Sorry Peter, was du da machst ist eine Analyse des Stücks. Das ist spannend und interessant, braucht man aber nicht zwingend, wenn man eine Melodie aus dem Kopf spielen möchte.
    Wohl dem der es kann, aber es ist schon sehr tief in der Musiktheorie.
    Mein Akkordeonist / Pianist spielt alle Stücke auswendig, ohne jemals ein Notenblatt dazu gesehen zu haben. In seiner Jugend hat er auf die Art sogar mal bei Jugend musiziert mitgemacht und gewonnen.
     
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  16. mato

    mato Strebt nach Höherem

    In Memphis ist es eine b5. :)
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, das gehört dazu.

    Das ist das, was bei mir automatisch durch den Kopf geht. Es ist die Art und Weise, wie ich das Stück am schnellsten auswendig lerne. Und das schaffe ich, indem im Hirn möglichst viele Synapsenverbindungen gezündet werden.

    Muster, Intervalle, Skalen, Aufbau.

    Ich schrieb schon über die Schwierigkeit, Schönberg'sche Zwölftonreihen auswendig zu lernen. Da fehlen mir genau diese Parameter: Muster, Intervalle, Skalen, Aufbau.

    Jeder, der ein Stück auswendig lernt, muss sich irgendwo festhalten. Um z.B. den dritten Ton zu spielen, braucht er ein Erinnerungsvermögen. Eine Erinnerung besteht aus Synapsenverbindungen, die angetriggert werden. Sind da keine Synapsenverbindungen da, wird er den Ton erneut suchen müssen, denn er ist mit nichts verbunden. Eine Singularität kann man sich nicht merken.

    Man muss es nicht an Intervallen fest machen, man könnte auch z.B. den Text nehmen. Da bleibt aber die Schwierigkeit, dass du dein Wissen und Gefühl beim nächsten Stück nicht anwenden kannst und von vorne beginnst.
     
    GelöschtesMitglied11524 gefällt das.
  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe aber mit Deiner Verwendung "Begriff" ein Problem. Ich kann es nicht in Worte fassen, habe also keinen Begriff dafür, muss aber andererseits begreifen, was in der melodie passiert.
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Einen Begriff von etwas zu haben, bedeutet für mich, dass ich es wieder aufgreifen kann oder etwas wiedererkennen kann.
     
  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich bin mir nicht sicher, aber wo du das sagst bilde ich mir ein, schon mal im Urlaub einen Tritonus-Shake auf dem Krankenwagen gehört zu haben. Und es war nicht Kansas City.
     
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