Improvisieren üben...verbessern...??

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von auge, 12.November.2012.

  1. Gast

    Gast Guest

    @ Auge
    Um Dir z.B. eine (von vielen) konkrete Anregung zu geben, würde ich empfehlen, die Übungen, die Du angesprochen hast mit anderen Interallen zu spielen.
    Das wären in erster Linie Quarten, aber auch Terzen und Quinten.

    Übung z.B. Cm7:
    anstatt C-D-Eb-F-G
    spiele
    G-C-F-Bb-Eb (das entspricht hier der Moll-Pentatonik)
    oder auch A-D-G-C-F (hat mehr eine Cm6 Färbung)

    entsprechende Figuren, die sich zwischen C und G spielen lassen, lassen sich auch mit Quart-Intervallen spielen. Um die großen Sprünge zu vermeiden, transponiert man manche Töne eventuell zurück in dieselbe oder eine andere Oktave.

    Dieselbe Linie, die Du vorher vielleicht als langweilig empfunden hast klingt jetzt völlig anders. Es gibt tausend Variationen.

    G7/b9 alt5:
    F-Bb-Eb-Ab-Db

    Nun nimm die G Ganztonskala, die verminderte Tonleiter und wechsle mit denselben Linien zwischen den Quarten, der Ganzton- und verminderten Tonleiter hin und her.

    Das ist typisch Jerry Bergonzi.

    Das sind z.B. Dinge, die ich von Dir noch nicht gehört habe.
    Das würde Deinen Improvisationen auf jeden Fall einen neuen Kick geben.
    Kann sein Du stehst aber auf einen anderen Sound. Dann versuche mit solchen Modellen etwas anderes zu finden.
    Wichtig ist, zuerst die einzelnen Elemente zu isolieren und am Ende wieder zu mischen.
    Wie beim Ballet entsteht dann aus einer Reihe von einzelen, einfachen Schritten eine Bewegung, die letzendlich nicht mehr in einzelne Schritte zerlegt wird, sondern eine Linie bildet.

    Als ich bei Jerry Unterricht hatte, hat mich die Vielfalt der Dinge, die er aus den einfachsten Linien hervorzaubert völlig erschlagen und frustriert, weil es Jahre dauert, bis man da so weit darüber steht, bis man es sinnvoll benutzen kann.
    (Kann ich jetzt noch nicht, wie ich's gerne hätte!)
     
  2. Mugger

    Mugger Guest

    @Auge:
    Wenn Interesse vorhanden, würde ich gerne ein bisschen chatten heute abend..
    (Natürlich auch mit anderen an dem Thema Interessierten).
    Außerdem stelle ich mal die provokante Frage, warum man bei dem Thema nur an das "Einfüllen" der Information denkt, und nicht drüber nachdenkt, warum es nicht oder nicht so wie gewollt rauskommt.
    Weites Feld....

    Grüßle

    Guenne
     
  3. Mugger

    Mugger Guest

    @Auge:
    Wenn Interesse vorhanden, würde ich gerne ein bisschen chatten heute abend..
    (Natürlich auch mit anderen an dem Thema Interessierten).
    Außerdem stelle ich mal die provokante Frage, warum man bei dem Thema nur an das "Einfüllen" der Information denkt, und nicht drüber nachdenkt, warum es nicht oder nicht so wie gewollt rauskommt.
    Weites Feld....

    Grüßle

    Guenne
     
  4. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Hi Guenne, gerne chatten. Heute nimmer weil ich jetzt weg muss (proben) aber freut mich wenn wir uns im chat treffen.

    Morgen werde ich wieder einige der Tipps austesten. Hatte heute schon mit dem ein oder anderen Spass. Tipp mein ich.
    ;-)
    Lg
    Auge
     
  5. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hi Auge,

    genau darauf wollte ich mit meinem ersten Beitrag raus, habe es nur nicht so deutlich formuliert. Ich habe, so wie Du Dein Übungspensum beschrieben hast, den Eindruck, dass Du zu viel und nicht zu wenig tust. Ich meine, noch eine Skala, noch ein Lick, noch eine ausgefuchste Wendung bringen die Kreativität nicht unbedingt weiter.

    Dein zweites "Blue In Green" schien mir auch zu viel "Kopf" zu haben. Also locker lassen. Soweit... Zum Chat nachher kann ich leider nicht kommen, muss in die Probe.

    Liebe Grüße
    bluefrog
     
  6. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Was mir geholfen hat, obwohl länger schon nicht mehr gemacht:
    Ein paar Tage zu einem "Experten" gehen und dort spielen und spielen. Man ist dann isoliert und kann sich voll auf das Spiel konzentrieren.
    Das hat mir immer mehr geholfen, als x Stunden Unterricht.

    Gruss kindoflongweekend
     
  7. cara

    cara Strebt nach Höherem

    hallo kindoflongweekend,

    du spielst gut (Workshop am Ammersee) :)
    Wie oft hast du das schon gemacht und nimmst du außerdem regelmäßig Unterricht?

    Gruß Cara
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

  9. Mugger

    Mugger Guest

    Hallo,
    ich gebe mal die Tips, die mir am meisten geholfen haben:
    Gib Dir selbst die Chance, andere Sachen zu spielen:
    Spiel Standards in allen Tonarten, vergiss die Chords und improvisiere über die Melodie.
    Verlangsame das Tempo auf "Zeitlupe" (vielleicht Tempo 60-70).
    Limitiere Dich auf bestimmte Taktzeiten zum Einstieg in Phrasen (1 Chorus 1, 1 Chorus 1+ etc), auf bestimmte Tonumfänge (nur bis D2 o.ä.)
    "Rhapsodiere" über die einzelnen Akkorde eines Stückes (ohne auf die tatsächliche Taktlänge zu achten, nur auf das Timing darin).
    Ich denke, Du wirst (so wie ich) überrascht sein, was da kommt, und schnell mit Deinen Gewohnheiten brechen.
    Hier mal eine der Ideen:

    http://billplakemusic.org/2012/06/05/deepening-your-improvisational-expression-by-slowing-down/

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Was mugger gesagt hat ist schon nicht schlecht (bis auf das vergiss die Chords, was bei einem Song mit diatonischen Akkorden in einer Tonart geht, ansonsten aber nicht so gut ist aber er bezog es ja auch auf das Improvisieren um das Thema rum).
    Mir sind Akkorde sehr wichtig, ich halte es für essentiell über einen Standard nur mit den Dreiklängen und Vierklängen mit und ohne Begleitung spielen zu können.
    Es ist aber schon sehr sehr sinnvoll sich Akkord für Akkord vorzunehmen und da erstmal Skala und Akkord auszuchecken und mit zu spielen bevor man dann Akkorde zu Akkordfolgen zusammenfügt (und das auch erstmal ohne vorgegebenes Timing). So kann man spielerisch den Klang des Akkords erarbeiten und lernt gleich mit dem Material Melodien zu bilden.
    Tolle Anregungen geben auch die Bücher von Hal Crook.

    LG Saxhornet
     
  11. Mugger

    Mugger Guest

    Nur um es klarzustellen, ja genau :)

    Liebe Grüße
     
  12. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Liebe Freunde,

    kurzer Zwischenbericht.
    Ich habe mir ein Playalong erstellt bestehend aus mehreren II V I Verbindungen (Em7 A7 | Dmaj7 | Dm7 G7 | Cmaj7 | Cm7 F7 | Bmaj7 | Am7 D7 | Gmaj7 |) und habe begonnen zuerst nur Nonen oder nur Septen zu spielen um zu hören was sich wie verbindet. Dann hab ich Nonen rhytmisch mit Septen und den Grundtönen verknüpft. Dann hab ich versucht immer auf der 6. des Mollakkordes zu beginnen und dann eher Skalen zu versuchen (Dorisch) und immer auf der 7. des Maj Akkords zu landen.
    Das ganze um:

    a) Vom Grundton wegzukommen
    b) Neue Klänge zu hören
    c) Rhytmen zu erfinden und zu wiederholen.

    Später hab ich dann wie von Ewi empfohlen versucht Quarten abwärts zu spielen von der None beginnend.

    Das alles hat bewirkt, dass sich meine Gewohnheiten etwas aufbrechen. Vor allem meine Hörgewohnheiten. Und es ist schon etwas Arbeit alles Quarten in der jeweils richtigen Tonart zu spielen.

    Was mir noch NICHT gelungen ist:
    Skalenfremde Töne gut zu integrieren. Hab ein paar chromatische Sachen versucht allerdings gefällt es mir nicht und es klingt zu beliebig oder sogar falsch.
    So.
    Jetzt geh ich unterrichten (Mathes) und am Nachmittag werd ich weiterarbeiten an den Impro Skills.
    Danke an alle die sich hier so toll einbringen. Guenne, deinen Beitrag hab ich erst jetzt gelesen. Das werd ich auch mit einbeziehen.

    Lg
    Auge
     
  13. Mugger

    Mugger Guest

    Servus Auge,

    mal ein kleines update, was ich in nächster Zeit vorhabe.
    Mein Problem war/ist, dass ich unglaublich viel "Material" in meinem Kopf hab, damit beim Improvisieren eigentlich recht wenig anfangen kann.
    Das liegt wohl an der Art, wie ich es vermittelt bekommen habe.
    Skalen, Akkorde habe ich, so wie Du wahrscheinlich, recht gut intus. Aber was bringt das, Du willst ja nicht Skalen und Akkorde auf und ab nudeln, Du brauchst Spannung und Auflösung auch innerhalb einer Tonleiter, nicht nur in Akkordfolgen. Stell Dir vor, Du hast 32 Takte über Cm zu spielen :)
    Meine Aufgabe für die nächsten Wochen:
    Ich beginne mal mit Drones über Durseptakkorde zu improvisieren. Zuerst mal Bebop-Scale, die Akkordtöne outlinen, approach notes etc.
    Dann nehme ich mir für die nächste Zeit mal die Melodic Minor über Dom7 vor, also z.B. G Melodisch Moll über C7.
    Da hast Du schon mal interessante Möglichkeiten, das zu betrachten. G-D impliziert Moll, Bb bis F# Ganzton, C bis F# lydisch, D bis A Dur. Dann noch die Harm. Major Pentatonic D E F# A Bb.
    Da ist schon einiges an Ideen und Möglichkeiten drin, alle 12 Tonarten, das braucht schon ein paar Tage.

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  14. Mugger

    Mugger Guest

    Guten Morgen!

    Und das hab ich noch vergessen.

    Liebe Grüße,

    Guenne
     
  15. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Super Artikel.
    Mein Lehrer arbeitet GSD in diese Richtung auch mit mir....
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Einfacher ausgedrückt also C Dominant #11 oder mixo #11.
    Nur von einem anderen Startton aus.

    Lg Saxhornet
     
  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich denke ein grosses Problem ist, daß viele gar nicht in der Lage sind nur mit Dreiklängen und Vierklängen allein erstmal Melodien zu bilden und viel zu schnell versuchen komplexe Klänge zu lernen und spielen zu können.
    Was bringen all die Options und Tensions, upper structures etc. wenn Jemand nicht auch mit wenig Tönen arbeiten kann? Nichts! Viele trainieren nicht mehr wie sie Melodien bilden können und glauben das ist mit dem Üben von Skalen und Akkorden allein erledigt. Das ist aber in etwas so als wenn ich auswendig die Verkehrsregeln gelernt habe und jetzt glaube Auto fahren zu können ohne je in einem Auto gesessen zu haben.
    Kein Lernen einer Bebop Skala lässt Dich nach BeBop klingen oder besser improvisieren.

    Lg Saxhornet
     
  18. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ich denke auch, dass es Kreativität ist man braucht. Die Frage ist, wie man das übt?
    Skalen und Akkorde vergegenwärtige ich mir nur, um den "´Tonraum" in dem sich das ganze abspielt so weit einzugrenzen, dass mir nicht zu viele falsche Töne reinkommen. Es ist so etwas wie eine Farbpalette und ein Plan, an welchen Stellen des Bildes welche Farben hin sollen. Aber das hilft einem allerdings nicht viel, wenn einem nicht einfällt, was man malen soll.
    Ich versuche deswegen viel zu Akkordfolgen zu spielen, die ich mir einfach selbst zusammenstelle. Noch besser finde ich es, wenn mir ein Playalong unterkommt, zu dem ich nichts weiß, kein Thema keine Akkorde. Dann muss ich erst durch hören den "Tonraum" erforschen und dann muss ich mir, inspiriert von den Fortschreitungen und dem Rhythmus, was einfallen lassen. Ich denke Kreativität schult man am besten durch "tun".
    Viele Grüße Reiner
     
  19. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Oder hören? Das ist doch eigentlich der Anfang von allem. Ich will etwas Bestimmtes lernen, also höre ich mir wochenlang jeden Tag stundenlang diese Sachen an, damit sie mir ins Innerste dringen. Wenn ich dann alle Skalen in- und auswendig kann (was ich noch nicht kann), wende ich einfach das an, was ich gehört habe.

    Kreativität ist zum großen Teil Lernen von anderen. Wie will ich ein Buch schreiben, wenn ich nie eins gelesen habe? Reichen mir da die Buchstaben und Wörter? Sicher nicht. Wie will ich Improvisieren (also: "eine Melodie schreiben"), wenn ich nur Tonleitern übe?

    Es ist absolut unerlässlich, die Buchstaben und Wörter zu lernen, ebenso die Tonleitern, aber allein damit kommt man nicht weiter. Gut, manche lernen nie schreiben und manche werden nie lernen zu improvisieren, es ist eben auch ein Talent, aber das steht ja bei Dir, auge, außer Frage. Talent allein mit Tonleitern gemischt bringt einen - meine bescheidene Meinung - aber auch nirgendwo hin. Es ist der Groove, das Feeling, und das muss einem in jeder Faser des Körpers sitzen, weil man es so oft gehört (beim Schreiben: gelesen) hat, dass es wie von selbst aus einem rausfließt, ohne dass man nachdenken muss.
     
  20. auge

    auge Ist fast schon zuhause hier

    Das ist sicherlich ein Teil des Ganzen. Ich höre seit Sommer extrem viel der Musik die ich auch irgendwann gerne spielen würde. Dexter Gordon, Sonny Rollins just to name a few.
    Allerdings, und da bin ich sehr sicher, ist das nur ein kleiner Baustein! Nur weil ich die Scales und Phrasings gut gehört habe kann ich sie dann in der Improvisation noch lange nicht spielen, allerdings weiss ich umso mehr, dass es bei der (meiner) Improvisation weit fehlt.
    Lg#
    Auge
     
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