Kann man tiefe Töne leise spielen?

Dieses Thema im Forum "Tenor Special" wurde erstellt von Saxoryx, 15.Juli.2022.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Definier mal: Attack
    Definier mal: Artikulation
    Ich vermute wir meinen das Gleiche mit anderen Begriffen.
     
  2. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Attack: Alles was dazu gehört oder benutzt wird, den Ton zu starten. Das kann mehr oder weniger sein. Minimum Requirement ist eine Abdichtung des Mundstücks und Luft. Etwas Ansatz (Druck aufs Blatt) verringert die nötige Luftmenge bis zum Kick-Off. Wie du gesagt hast.

    Sinn der Übung ist, die Voreinstellung des Mundes und der Lippe so zu optimieren und abzuspeichern, dass man den Ton mit so wenig Energie und Luft wie möglich gestartet bekommt, und zwar den richtigen Ton.

    Artikulation: Alles was die Zunge am Tonanfang und ggf. Ende mit dem Blatt macht, von Slaptongue über akzentuiertes Staccato bis hin zur Legatozunge. Die Artikulation hat rhythmische-perkussive Aufgaben, macht einen Teil des „Sounds“ aus und - wie du sagst - kann als Teil der Attack die Einschwingphase des Blattes verkürzen und optimieren.

    Und wenn sich die Zunge gar nicht bewegt und das Blatt nicht berührt, dann ist es eben eine Air-Attack. Machen in mittleren und hohen Lagen auch manchmal Jazzer bei Phrasenbeginn vor allem auf On-Beats, glaub ich zumindest vom Hören (Fubadubadu). In der ganzen tiefen Lage geht es nicht so leicht, und da übt es eben den Ansatz für diese Lage, auch wenn es nicht so hübsch klingt.
     
    Saxoryx und Rick gefällt das.
  3. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    "4 degress of tonguing"

     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Ist immer die Frage, ob man mit Stützrädern besser Fahrradfahren lernt.

    Die Blätter haben ja einen sinnvollen Schnitt, auf dass die Höhen auch kräftig und klar spielbar sind. Mit geschliffenen Blättern könnte das schwer werden, wenn die Blätter oben zumachen.
     
  5. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn man sich das Video oben ansieht und die Diktion von Ray anlegt merkt man, was die großen Meister ausmacht.
    Unter anderem unglaubliche Vielfalt der Artikulation in allen Registern.





     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 16.Juli.2022
    Livia und giuseppe gefällt das.
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mein Klarinettenlehrer hat mir als 10-Jährigem gezeigt, wo ich bei einem Blatt etwas wegnehmen muss, wenn es oben nicht gut geht, untenrum schlecht anspricht, was weiß ich. Er hat seine selber geschnitzt, das hab ich nicht gelernt. Aber gezielte Nachbearbeitung war Teil der Ausbildung. Ich denke das war früher ein fester Bestandteil des „Meisterns“ eines Instruments.

    Durch sehr gute und reproduzierbare Blätter im Handel ist das in 95% der Fälle einfach nicht mehr nötig, obsolet geworden.

    Die 5% wo es Unterschiede macht sind die Passagen, die unter Umständen oder an einem schlechten Tag einfach nicht spielbar sind. Im Thema hier pp in den Bell Notes auf dem Tenor, in einer anderen Situation vielleicht lyrische Altissimopassagen. Ich brauche beides in meinem musikalischen Alltag selten bis gar nicht, habe es aber so gelernt, dass ein guter Instrumentalist sein Equipment durchaus an die Erfordernisse der gespielten Musik anpasst, und zwar nicht nur durch die Wahl des Mundstücks.

    Am Ende zählt das Klangerlebnis, und wenn es mit Eisstielen, die kein pp in der tiefen Lage ermöglichen, einfach nur sch… klingt, hat man sich kein extra Lob verdient. Die Stützräder als Vergleich verstehe ich nicht. Kannst du ein Blatt machen, dass die Aufgabe von selber erledigt? Das hätte ich gern! :)
     
    Saxoryx, elgitano und Livia gefällt das.
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Meiner auch- habe ich von ihm gelernt, war allerdings (leider) ziemlich viel älter :)
    Ich verstehe nicht so ganz, was man gegen sinnvolles und gekonntes Blattbearbeiten haben kann. Ich bin jedenfalls froh, das von der Pike auf gelernt zu haben, auch wenn ich es in letzter Zeit nur noch wenig nutze. Weil eben die Blätter heutzutage sehr gut sind betr. Material und Masshaltigkeit. Jedenfalls habe ich trotzdem schon etliche Blätter "retten" können- ist vielleicht auch eine Geldfrage...
    Dass Profis heutzutage für sowas keine Zeit mehr aufwenden wollen verstehe ich natürlich auch. Oft führt es ja dann doch nicht zum gewünschten Erfolg. Manchmal aber ebn schon...
     
    giuseppe und fukaR gefällt das.
  8. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    wenn du das Blatt bearbeitest, passt du ja auch das Blatt dem Mundstück an, und jedes Mundstück ist unterschiedlich. Darum passen dir evtl. gewisse Marken nicht, da der Schnitt dir nicht zu deinem Mundstück passt. Da suchst du nach deiner Marke mit Schnitt und Stärke. Wenn du es findest bist du glücklich, wenn nicht hilft nacharbeiten
    Claus
     
  9. fukaR

    fukaR Guest

    Ich habe früher 20 Jahre lang Krummhorn gespielt, ein Windkapselinstrument mit Doppelrohrblatt.
    Dort war es üblich, sich aus einem (vollkommen unspielbaren) Rohling sein Blatt selber herzurichten (die fertigen Plasteblätter, die es damals schon gab, waren unter den Spielern verpönt und vom Sound her uninteressant (wie beim Sax auch :D)).
    Insofern weiß ich schon, wann ich was am Blatt zu tun und zu lassen habe.
     
    antonio und Rick gefällt das.
  10. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    2 Punkte, auf die ich noch wertlegen würde, zumindestens mit meiner Spieltechnik, und so wie ich es unterrichte:

    1. Nur der ganz vordere Teil der Zunge bewegt sich, auch bei den tiefen Tönen. Der Rest der Zunge berührt ganz leicht die oberen Backenzähne.
    2. Ein "u" erleichtert die tiefen Töne beträchtlich. Das bringt den hinteren Teil der Zunge in eine gute Position.

    Ansatzmäßig lockerlassen würde ich keinesfalls.
     
    Reference54, giuseppe und fukaR gefällt das.
  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe weder was von Druck auf das Blatt gesagt noch dieses gemeint, noch halte ich das für den richtigen Ansatz.

    Ok.
    Nur starte ich den Ton mit einem Druckimpuls der Luft und dafür brauche ich weniger die Zunge als ventil an der blattspitze, sondern eher eine gezielte luftführung und Stütze. Das war vor Jahrzehnten auf meiner Klarinette so, und das ist seit Jahrzehnten auf meinem Saxophonen so. Langerprobt.

    Lange Rede kurzer Sinn:
    ich habe keine Probleme mit tiefen leisen oder lauten Tönen, ich gebe weiter, was bei mir funktioniert. Ich halte auch gar nichts davon die Position des Mundstücks im mund zu verschieben, je nachdem, ob man einen tiefen oder hohen Ton spielen will, so wie andere das hier scheinbar tun, weil ich finde mit der richtigen Position, dem richtigen Ansatz und der richtigen Art und Weise den Ton anzuspielen brauche ich das zumindest nicht. Muss ich mit der position des Mundstücks im mund variieren, dann stimmt die technik und/oder das setup und/oder die Luftführung nicht.
    Das mag jetzt nicht deinem "langerprobtem" Weg entsprechen, es funktioniert für mich und ist das, was ich weitergeben kann. Wenn bei dir was anderes funktioniert, toll, nur warum sollte ich etwas ändern, wenn es so funktioniert?
     
    Saxoryx gefällt das.
  13. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das würde ich gern machen, aber ich bin zu ungeschickt. Die Blätter konnte ich hinterher immer wegwerfen. :( Außerdem braucht man da auch irgendwelches Werkzeug oder Sandpapier und was nicht alles. Und ich bin keine Handwerkerin. Ich habe so was nicht. So ein persönlich angepasstes Blatt wäre natürlich was Feines, aber ich fürchte, das ist bei mir verlorene Liebesmüh.
     
  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ganz einfach: die wenigsten können es noch, auch von den lehrern. Die meisten schieben es auf den Hersteller und wechseln das Blatt oder die Marke. Ohne das Wissen kannst du am Blatt aber schleifen bis zum Sanknimmerleinstag, da wird dann nie ein gutes Ergebnis draus. Du musst dir wissen anschaffen und einfach mal probieren. Da geht anfangs auch was in die tonne. Nur immer noch billiger, als am Mundstück rumzuschleifen, was ja auch funktioniert, wenn man weiß, wie.
     
    antonio gefällt das.
  15. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Da müsste ich erst mal Baritonblätter bekommen. Das ist hier ein Problem. Aber eine interessante Idee. Mit einem Tenorblatt auf dem Alt kann ich das ja mal ausprobieren.
     
    Rick gefällt das.
  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mach es umgekehrt. Nimm ein Blatt, welches gut war und welches du runtergespielt hast. Das kürzt du mit einem blattschneider um ein paar 1/10tel ein. Jetzt istves zu schwer. Jetzt versuchst du dieses blatt so zu schleifen, dass es wieder ein gutes Blatt wird. Dazu gibt es sehr gute Anleitungen im Netz. Wenn du nichts findest schick mir eine pm.
    Bekommst du das hin, gut. Dann hast du das Leben des blattes noch mal um etwas verlängert Wenn nicht war es vorher für die tonne und ist es hinterher auch. Ich hatte als Schüler und Student nicht das Geld immer direkt neue Blätter zu kaufen,....
     
    Rick und elgitano gefällt das.
  17. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Subtone kommt bei Klassikstücken nicht in Frage. Deshalb ist es schon wichtig, dass die Töne glatt, rund und voll klingen, klassisch halt.

    Das ist genau der Punkt. Viele, viele Übungen. Das ist das, was ich mir jetzt vorgenommen habe.
    Jamie Anderson hat das meiner Meinung nach hier ganz gut zusammengefasst:
    Auf jeden Fall. Mit dem Alt klappt das hervorragend. Ich habe auch ein Légère für Tenor gehabt, mit dem das gut klappte. Aber das ist leider kaputt. Hatte ein neues bestellt, dieselbe Stärke, aber das funktioniert überhaupt nicht. Damit kriege ich kaum einen Ton raus. Muss irgendwas anders dran sein. Deshalb bin ich jetzt erst mal wieder bei einem Rico Royal 2,5. Weil ich das noch hatte. Will nicht gleich wieder so viel Geld für ein neues Légère ausgeben. Abgesehen davon kann ich das allein nicht bestellen, wenn ich es bei Thomann bestelle, kostet das 60€ Versandkosten hier nach Namibia. Also muss ich dann noch andere Sachen mitbestellen, damit sich das lohnt. Hier vor Ort kriege ich so was nicht. Und die können so was auch nicht bestellen.

    Das ist allerdings wahr. Denn die Technik ist nicht dieselbe. Für mich kommt es eher darauf an, dass ich das Üben richtig mache. Denn da kann man ja auch viel falsch machen. Wie Jamie Anderson auch in seinem Video sagt: Wenn man Longtones übt, ist das grundsätzlich gut. Wenn man es richtig macht. Wenn man es falsch macht, übt man die schlechten Töne und die schlechte Technik immer mehr ein. Also dann hat man von Longtones mehr Schaden als Nutzen. Deshalb möchte ich es richtig machen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Juli.2022
  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    @JES, es geht um eine Übung. Eine alte, bewährte und 1000fach erprobte und zugegebenermaßen relativ unspektakuläre Übung, die allerdings durchaus effektiv ist. Du kennst sie nicht und kriegst deshalb nen Rappel!? Was soll der Mist? Du musst nichts beweisen und nichts widerlegen. Probier sie aus und freu dich oder vergiss es einfach. Beides OK.
     
    slowjoe, jabosax und Saxoryx gefällt das.
  19. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Du bzw Ton haben gesagt meine Empfehlung wäre falsch, nicht umgekehrt. Und du bestehst darauf, dass es so laufen muss, wie du das sagst, nicht ich. Akzeptiert ihr doch schlicht und einfach mal, dass es andere Wege gibt, die auch zum Ziel führen, statt euch immer wieder auf "haben wir schon immer so gemacht" zu berufen. Also, wenn hier einer den Rappel kriegen kann, dann ich. Und damit ist für mich das Thema durch.
     
  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Gar nichts. :) Aber ich kann es nicht, habe die Werkzeuge nicht, habe die Fähigkeiten nicht, niemand hat es mir gezeigt, und so ist es letztendlich nicht sinnvoll, denn es kommt nichts dabei heraus. Ich habe eine ganze Menge Blätter hier, die ich mit Nachbearbeitung bestimmt noch spielen könnte. So kann ich es nicht. Aber was kommt dabei heraus, wenn man nie den Führerschein gemacht hat, nie gelernt hat, wie man ein Auto steuert und sich dann einfach hinters Steuer setzt? Dann setzt man den Wagen an die Wand oder landet im Graben. Ich bin froh, dass ich Autofahren kann. Aber auch um das zu lernen, hatte ich einen Lehrer. Wer zeigt einem schon Handwerkliches? Eigentlich niemand. Weil es niemand kann. Außer man hat einen Handwerker zum Vater (oder zur Mutter, ist ja auch möglich).
     
    Rick und antonio gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden