Klone, Epigonen, Clowns? Oder nur das Ende des individuellen Ausdrucks?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Tröto, 25.Oktober.2014.

  1. Gast

    Gast Guest


    Musik ist eine Sprache. Ein guter Musiker spricht durch die Musik (klar, auch nicht immer) und ein Publikum hört, dass er uns was zu sagen hat.
    Es ist wie ein Gemälde: ich kann was anderes interpretieren als Du, wenn ich einen Kandinsky betrachte. Fakt ist, dass wir das gleiche sehen, dennoch andere Bedeutungen darin sehen.
    So ungefähr ist es auch in der Musik - das Solo ist dasselbe aber ich kann eine andere Wahrnehmung davon haben als Du. Ob der Musiker tatsächlich etwas sagt, oder Sein Solo einfach nur "runterspielt" ist in diesem Moment irrelevant. (Dazu kommt auch das Hintergrundwissen, wie Du es angesprochen hast).

    Wenn ich z.B. Brecker höre, höre ich dass es einfach die Art ist, wie er denkt. Er hat viel Coltrane gehört. Er setzt auch viel auf Effekte und setzt auf eine sehr intellektuelle Art zu spielen (ohne die ganze Zeit Seinen Genius reindrücken zu müssen). Und als er mit McCoy Tyner gespielt hat, war er nie besser.

    Wenn ich den frühen Coltrane höre: höre ich diesen Perfektionisten, der es nicht aus einem Egotrip macht, sondern einfach weil er so denkt (war auch eine Art, von den Drogen loszukommen). Der spätere Coltrane löst sich dann von dieser "Perfektion".

    Bei Leuten wie Charles McNeal z.B. höre ich den Egotrip. Er hat eine brilliante Technik, keine Frage. Aber er will immer mehr und mehr, und steht sich dadurch selber im Weg. Und mit Ihm sind das viele, viele andere: Sie wollen Perfektion, sie wollen spielen wie Brecker/Coltrane/Potter. Das tun Sie dann auch (mehr oder weniger), aber es fehlt der Sinn, die Emotion.

    Das ist auch, weil Jazzer sich heute einfach zu ernst nehmen. Du weißt es auch: Wenn Du Dir alte Aufnahmen von den "Alten" ansiehst, wie Gerry Mulligan, Ben Webster usw., dann siehst Du, wie Sie Spaß haben. Wenn Du die heutigen ansiehst, siehst Du nur Leute, die sich viel zu ernst nehmen und keinen Spaß mehr vermitteln. Und auch sowas merkt das Pubklikum. Klar, es gibt verschiedene Arten von Publikum. Alles ist relativ.

    Das ist so, wie ich es sehe und ich weiß, dass meine Meinung der Gängigen entgegengesetzt ist. Aber wäre ja langweilig, wenn wir alle derselben Meinung wären :)

    LG,
    Sara
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das gleiche Problem hatte ich auch schon immer in der Schule im Unterricht beim Durchnehmen von Büchern und die angeblichen Aussagen, die ein Autor damit machen wollte. Manchmal ist ein rotes Auto halt ein rotes Auto ohne Bedeutung dahinter. Und manchmal sieht ein anderer darin aber mehr. Wer ist nun richtig? Nur der Autor weiss es.


    Ich glaube gar nicht, daß deine Meinung der Gängigen entgegengesetzt ist, im Gegenteil. Es macht aber nochmal einen Unterschied ob man Musiker fragt oder normale Zuhörer. Dann stellt sich die Frage warum haben die Leute weniger Spaß am Spielen. Weil die Bedingungen schlecht sind? Die Zuhörer nicht zuhören (Hintergrundmucke)? Die Musiker nicht die Musik spielen, die sie spielen wollen? Ich persönlich versuche immer Spaß auf der Bühne zu haben, selbst wenn die Umstände alles andere als rosig sind. Da ist es auch egal ob rockig oder Jazz. Vielleicht ist das Musikbusiness aber auch anders heute als damals?

    LG Saxhornet
     
  3. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    ich halte in aller Vernunft einen Ausdruck wie "Einheitsbrei" als pars pro toto gegenüber einer Riege von Saxophonisten für wesentlich weniger despektierlich als etwa das persönliche "peinlich" oder "aggressiver Hool". Sollte selbsterklärend sein.

    Das ist wie mit Wasser und Wein und der zugehörigen Predigt.

    Das eine geht gegen eine Stilrichtung und trifft kaum jemanden persönlich. Das andere sehr wohl.

    Ich gehe davon aus, dass niemand gerne auf diese Weise tituliert wird, am allerwenigsten diejenigen, die sich echauffieren. Aber das ist nun tatsächlich nicht das Thema hier. Und einen Meta-Thread über Benimmformen und Umgangsregeln sollten wir hier nicht erzeugen.

    Es ist irgendwie schon seltsam, wenn Diskussionen - offensichtlich emotional getriggert und von den seltsamsten Befindlichkeiten ausgelöst - mitunter abgleiten.

    Das Recht, "Hans Groiner spielt schei***" zu sagen, nehme ich mir heraus. Darf ja jeder was dagegen sagen. In dem Fall bin ich einfach nur Publikum und übe diese Funktion aus. Da brauche ich niemanden, der die Ebene wechselt und mir dann attestiert, dass ich genauso schei*** bin. Genau da wird die Grenze erreicht, jenseits derer es persönlich ungemütlich wird und letztlich auch ein wenig dumm. Ich glaube nicht, dass dies jemand hier will.

    Wir sprechen hier über Kunst. Und da sind deutliche Urteile seit eher üblich und Ausgangspunkt von heftigen Diskussionen. Das sollten wir nicht vergessen. Sowas kann sehr anregend und produktiv sein.

    Nur so abschließend und an den Rand geschrieben, der hier leider nicht verfügbar ist ;-) Im Übrigen kenne ich die Antwort darauf schon :)
     
  4. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Superkindisch mittlerweile hier. Und zwar in toto! Da wird bereits in der Überschrift gefragt, ob 2 Klassesolisten Clowns sind und das ist in Ordnung. Aus Sicht des Behüters.

    Wenn sich verschiedene Leute dann über die missglückte Wortwahl echauffieren, werden diese angegangen, weil sie vermeintlich unfein formulierten.

    Das ist wirklich grotesk. Internet eben, lol!

    B.
     
  5. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    wer braucht diese Beurteilung jetzt noch? Das ist uninteressant. Und bringt dem Thread rein nichts mehr.
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dem Tread bringt es nichts mehr...

    Ist auch genug Porzellan zerschlagen worden. Zumindest ich werde mit Gallitz nicht mehr kommunizieren.

    Aber mal ganz ehrlich, warum darf ein Forist schreiben: "Hans Groiner spielt schei***" aber nicht "Bluemike spielt schei***" "

    Ich fände beides peinlich für unser Forum, besonders wenn es nicht stimmt.

    Lieben Gruß
     
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Bereckis und Brille

    Mal kurz aus'm Exil. (Ja, dass ist die Kacke, wenn man sich nicht komplett abmeldet...man wird verführt)

    Lasst es doch gut sein.

    Sara hält sich im Vergleich zum Anfang sehr zurück. WENN sie dann was schreibt, kriegt sie es gleich auf die Fresse, nach dem Motto "DU als Profi müßtest aber wissen..."

    Ja, Sara provoziert! "Wie kann so 'ne Göre, die noch gar nichts richtig kann schon Profi sein, und sich zu Dingen äußern, zu denen man sich erst als erfahrener Profi äußern darf?
    Die kennt noch gar nicht das Leben und wagt es mitzuquaken..."

    Ja stimmt.

    Profi wird man, wenn man das was man tut gegen Bezahlung tut. Das hat erstmal überhaupt nichts mit Qualität zu tun.

    Sie wird sich beweisen müssen. Sich im Jungle des Profigeschäfts durchsetzen müssen.
    Das Talent hat sie. Das was sie jetzt schon kann, können einige noch nicht nach 5, 10... Jahren...

    Dafür ist es WICHTIG ein gutes Selbstbewußtsein zu haben...und sehr hilfreich einen alten Hasen an der Seite zu haben.

    Ob sie es schaffen wird? Wir werden es sehen. Lasst sie doch nur machen.
    Wenn nicht jetzt wann dann? Mit Anfang 50?

    Man braucht AUCH eine große Klappe, um sich durchzusetzen.....(und wenn diese dann auch noch charmant ist).

    Also bleibt fair...

    CzG

    Dreas

    P. S. Bin wieder weg
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Posting ohne Zusammenhang, aber da einige Angesprochene vorkommen, und ich es einfach cool finde:



    Ich hab übrigens die CD, ist ein wenig selten.

    Wer das schwarze Schaf findet, gewinnt eine Reise nach Spanien im eigenen Schlauchboot.
    Wer das seelenlose Horn entdeckt auch.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  9. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    Posting ohne Zusammenhang, aber da einige Angesprochene vorkommen, und ich es einfach cool finde:



    Ich hab übrigens die CD, ist ein wenig selten.

    Wer das schwarze Schaf findet, gewinnt eine Reise nach Spanien im eigenen Schlauchboot.
    Wer das seelenlose Horn entdeckt auch.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo Guenne,

    eine Aufnahme, die ich ja inzwischen auch komplett habe... :-D Das Video hattest du früher schonmal reingestellt.

    Stanley Turrentine war mit "Sugar" mein erstes Idol. Als ich Brecker das erste Mal bei einen Profi-Gitarristen auf Schallplatte "Steps: Into the Pit" hörte, war ich fix und fertig. Später nach vielen Jahren hatte sich dies bei mir relativiert. Bill Evans höre ich heute noch sehr viel auf dem Sopran. Ernie Watts am Alto kannte ich damals bis zu diesem Video nicht. Watts am Tenor mit Charlie Haden gehört heute zu meiner "Beruhigungsmusik".

    Bei Brecker hatte ich zum traurigen Ende hin das Gefühl, dass er in einer "musikalischen Sackgasse" war. Wenn ich heute Potter besonders bei Metheny höre, denke ich, dass er musikalisch "weiter" ist.

    Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich bei Potter "nicht mehr folgen kann" bzw. es mir einfach noch zu unbekannt ist.

    Potter habe ich allerdings bisher auch noch nicht live erlebt! Manchmal kommt ja dann das Aha-Erlebnis.

    ich bin glücklich, dass es so tolle Musiker gibt.

    Danke.

    Gruß

     
  11. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Noch einmal kurz zurück!

    Ich kenne die Spielweise von Brecker, glaube ich, ganz gut. Bill Evans ist mir von einigen wenigen Aufnahmen bekannt, zu Chris Potter kann ich mich gar nicht äußern.

    Als ich von "Klone(n), Epigonen . . ." sprach, habe ich jedoch überhaupt nicht an Brecker, geschweige denn an den mir weitgehend unbekannten Potter gedacht.
    Auch an eine für Evans typische Art des Spielens wurde ich in dem Video nicht erinnert.
    Brecker-Licks, von denen viele in meinem musikalischen Gedächtnis durch jahrelanges intensives Hören von Michael-Brecker-, Brecker-Brothers und Steps-Ahead-Aufnahmen abgespeichert sind, habe ich nicht rausgehört.

    Registriert habe ich hingegen im Spiel von Heller und Evans aber Material (Licks, Phrasen, Rückungen etc.), das mir sehr vertraut und bekannt vorkam. Material, dass vielleicht schon seit 30 Jahren nach und nach in den Fundus von Saxophonisten übergegangen ist, die zwar keineswegs ausschließlich im Fusion-Bereich beheimatet sind oder waren, sich dort aber zeitweise aufgehalten haben. Dass Brecker einer der Gründerväter dieser Spielweise ist, wird wohl so sein, dennoch ist er es meiner Meinung nach nicht im Speziellen, der kopiert oder imitiert wurde.

    Für mich war - um es noch einmal zu sagen -, der Hammer, dass Evans und Heller zu gleichen Teilen in diese Materialkiste gegriffen haben und nicht mehr zu unterscheiden waren. Das verwirrte mich beim erstmaligen Hören und ließ mich nach dem zweiten Mal nach dem Grund fragen, da auch ich der Meinung war und bin, dass sie aufgrund ihres musikalischen und spieltechnischen Potentials locker in der Lage gewesen wären, viel individueller zu agieren.


    Wenn jemand in der Lage ist, das besagte Material einem ganz bestimmten Saxophonisten zuzuordnen, dann halte ich dies natürlich nicht für abwegig. Wenn saxkai behauptet, Heller würde Evans imitieren, dann ist das für mich glaubwürdig, weil ich ihn nicht als Aufschneider betrachte, sondern als weitaus besseren Kenner des Spiels von Evans, alleine aufgrund seiner Behauptung.

    Beim Monopolisten für überspitzte Bemerkungen möchte ich mich noch für die Frechheit entschuldigen, den Begriff "Clowns" als erstmaligen Versuch einer Überspitzung gebraucht zu haben.
     
  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Vielleicht ist es einfach der Reiz, dass sich die beiden ständig gegenseitig im Affentempo zitieren und man das Gefühl hat, dass einer spielt?

    Wenn dies ein Battle wäre, würde ich sagen: Unentschieden! Für Paul Heller natürlich ein Erfolg; denn Bill Evans spielt international in der höchsten Liga.

    So wie ich beide persönlich kenne, war es kein Battle sondern eine Show auf höchsten Niveau.

    Gruß
     
  13. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    Zum Thema Battle möchte ich gerne Dexter Gordon zitieren:

    "...tenor chases? Das gehörte damals dazu-die Jam-Sessions,
    die Wettkämpfe. In LA jammten wir die ganze Nacht, jede Nacht,
    aber übrig blieben immer nur ich und Wardell. So kam Ross Russell
    auf die Idee, uns aufzunehmen-'The Chase' und 'The Steeplechase'"
    (Quelle: "THE HIP" Carr, Dellar, Case: 1989 ISBN3-926048-18-2)

    Bsp.: https://www.youtube.com/watch?v=ltwu25KH6CA

    klaus
     
  14. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    zum ausgangs post:
    was spielt der Onkel mit der Brille bei 7:02 ?
    platt gewaltzte Blockflöte ?
     
  15. Gelöschtes Mitglied 7743

    Gelöschtes Mitglied 7743 Guest

    @deraltemann:
    Der Onkel mit der Brille spielt m.E. einen EWI Wind Controller, also einen Wind-Synthesizer...

    Gruß,
    BCJ
     
  16. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    danke sowas hatte ich vermutet.....
     
  17. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Der Onkel heißt: Olivier Peters

    Ich kam mit dem EWI nicht sonderlich gut klar und hatte es relativ schnell wieder verkauft.

    Ein genialer EWI-Spieler war übrigens Michael Brecker:

    https://www.youtube.com/watch?v=kOEF7f2HGoE

    Gruß
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Geil! Danke für den Link, Michael.

    Helmut
     
  19. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Danke für die Info aber ich kann dem Spiel mit dem EWI nichts abgewinnen. Auch nicht bei Herrn Brecker. Ist zwar ein interessanten Klangexperiment aber nicht unbedingt meins...
     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Für den alten Mann ist sicherlich sein Enkel interessant:

    https://www.youtube.com/watch?v=u4FNjQJpJR4

    :)

    Gruß
     
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