Mit dem Saxofon Gefühle ausdrücken

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von ppue, 26.September.2022.

  1. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Wennn es hier schon Ausflüge zum Dudelsack gibt, dann darf der "Schottische" natürlich auch nicht fehlen.

    Im bekannten Song von Simon&Garfunkel kann man mit entsprechender Instrumentierung einigermassen passendes Mittelalter-Flair nachstellen.

    Eigenarrangement auf meinem Dudel, Querflöte und Sopran:



    Gr
     
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  2. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    [QUOTE="gaga, post:
    t, ist das aber für "Braveheart" große Verarschung.

    Nur wenn Sie ARTISTIC LICENSE nicht verstehen
     
  3. ppue

    ppue Experte

    Was drücken die Dudelsäcke und deren Melodien denn aus, was für ein Gefühl transportieren sie und ihre Melodien?
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wie immer schön gespielt … aber das Mittelalter klang mit Lauten, Leiern und Flöten wohl noch mal ganz anders.

    „Scarborough Fair“ ist musikalisch auch eher im 17.-18. Jahrhundert entstanden, wenn man Wiki glauben darf.
    In diesem Zusammenhang ist es eine (mir auch bis heute völlig unverständliche) Romantisierung der finstersten Epoche des sogenannten Abendlandes. Bei den regelmäßigen „Mittelaltermärkten“ und anderem entsprechend betiteltem Gedöns ist rein gar nichts so, wie es im Mittelalter wirklich war, soweit wir es heute historisch rekonstruieren können.

    Aber auch hier transportiert Musik eine Stimmung, insbesondere wenn der Vortrag entsprechend ist. Womit wir beim Thema wären.

    Dorische Melodie mit kleinen Intervallen, sparsam harmonisiert, gerne dreiviertelig und mit leicht keltischem „Swing“ - fertig ist das „Mittelalterlied“ (DAS wäre ein Thema für kulturelle Aneignung!)
     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das kommt wohl darauf an. Jedenfalls ist der Dudelsack ein sehr altes Instrument und verbindet archaische Elemente mit teilweise schierer Wucht.

    Ich finde auf die Schnelle kein YT Video, empfehle aber mal „Red Cardell & Bagad Kemper“ (um mal von den britischen Inseln wegzukommen)
     
  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Mir ist es so lieber. Chris Hunter spielt Chris Hunter, und ich kann mir dabei denken was ich will, kann eine Reise unternehmen.
    Und die "warm woolen mittens" kommen auch vor, da muss man aber zuhören.

     
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  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Es kommt drauf an. Er ist auch ein modernes Instrument und vor allem gibt es nicht DEN Dudelsack, sondern sehr unterschiedliche. Mögliche Gefühle sind so unterschiedlich wie bei jedem Instrument. Ich wehre mich gegen stimmungstechnische Festlegungen. Man sollte immer darauf achten, ob man nicht einem wohlfeilen Klischee aufsitzt. Hier ist eine wenig "wuchtige" Aufnahme aus meiner eigenen Zeit mit dem großen Schotten.

     
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  8. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Dudelsack/Saxophon und Gefühle…..
    Was für Gefühle weckt das unbekannte Lied mit unverständlicher Lyrik hier?

     
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  9. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    :):)
    Kann ich Ihnen diese Frage mit diesem Kurzfilm stellen, den ich vor etwa 20 Jahren aus einer Reihe von Kurzfilmen mit Bezug zu London gemacht habe. Dies ist Smithfield, wo die Engländer William Wallace ermordet haben. Ich habe die Musik komponiert und die Filme, die ich gemacht habe, waren ein Vehikel für meine eigene Musik.:)



     
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  10. Loppi

    Loppi Schaut öfter mal vorbei

    Brilliante Aufnahmen, wow!
    Beim ersten Stück kommt für mich wirklich Freude auf, da habe ich gleich Lust mitzutanzen, das ist echt ansteckend!
    Irritation und Verzweiflung im zweiten Stück sind wahrscheinlich viel komplexer, musikalisch 1a getroffen durch das etwas Repetitive, den zum Teil aggressiven Sound (Verzweiflung) und die schnellen Passagen welche die Irritation gut ausdrücken. Damit das Gefühl auf mich überspringen könnte, müsste ich wahrscheinlich in der entsprechenden (schlechten) Stimmung sein … was ich natürlich nach dem Anhören des ersten Stücks nicht bin ;-)
     
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  11. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @gefiko
    Interessantes Beispiel !

    Untermauert für mich meine These,
    das nicht die Musik an sich die Emotionen in uns wachruft.

    Es sind die Bilder / Ereignisse / vormals gehörte Wörter usw .....
    die in unserem Kopf die Emotionen erzeugen.
    Nicht zwangsläufig und nicht bei jedem die gleichen.

    In deinem Beispiel geht die sog. "Bild - Ton - Schere" für mich
    so weit auseinander ..... das ich das Ergebnis fast lächerlich finde.

    Ist einfach "zu dick aufgetragen"
    Bild als auch Ton sind bereits "besetzt" ... schon vor dieser Kombination

    "Mach' neu, passt nicht" wäre mein Kommentar
    "So fühlt man Absicht und ist verstimmt" hätte wohl Goethe gemeint.:)

    Mich erinnert z.B. die Musik hier an ein ganz persönliches
    Spielfilmerlebnis und weckt Erinnerungen und Gefühle
    an die damalige Frau an meiner Seite.

    Diese Emotionen wollte der Macher deines Beispiels sicher
    nicht in mir auslösen. :D

    Der Film heisst "Urga" 1991
    spielt in der Mongolei.
    Dem entsprechend die verwendete Musik.
    Viel Obertongesang.

    VG
     
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  12. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das isses. Das meine ich auch, wenn ich über Klischeebilder spreche. Z.B.:

    Schottischer Dudelsack = todesmutige Männer im Kilt, die Whisky saufen.
    Irish Folk = noch mehr saufen, aber eher Guinness und unbekümmert tanzen
    lange Töne auf der Bratsche = depressiv
     
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  13. bluemike

    bluemike Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    dann werfe ich auch einmal zwei in den Ring. Bei einem davon war ich tatsächlich emotional betroffen. Beim anderen war es nur der Klang, an dem ich Freude hatte. Eine gewisse Distanz habe ich bei beiden bewahrt. Die Frage ist, was wirklich beim Zuhörer ankommt. Zusätzlich liegen noch gut ein paar Jahre zwischen den Aufnahmen. Aber das sieht man auch so ;-)



     
  14. ppue

    ppue Experte

    Wuffys Scarborough Fair spielt wohl bewusst mit all den Klischees, die wir zu den Klängen assoziieren.



    Die Gefühle werden hier nicht wie in den Assoziationen der Programmmusik oder einer kulturellen Zuordnung angetriggert, sondern entstehen durch die Musik selbst. In erster Linie aus der musikeigenen Spannung und Entspannung, einmal durch Harmonien und Melodien, durch Rhythmus, durch den architektonischen Aufbau der Soli und der Interaktion zwischen den Musikern.
    Zitate aus anderen Kompositionen triggern weniger das Gefühl als den Intellekt an. Aber auch das sollte Musik können (-:


    Grandios gespielt, lieber @gaga.

    Ich kenne Schottland nicht und habe natürlich nur Klischees im Kopf. Das ist wohl ganz normal, solange man nicht tieferen Zugang zu einer Kultur hat. Ich empfinde das aber nicht als Manko, denn ich weiß, dass so ziemlich alle Gefühle einen mir nicht bewussten Ursprung haben. Das Gefühl ist sozusagen auf Klischees angewiesen, wobei ich Klischee in diesem Fred nicht negativ belege, sondern eher mit automatischen Assoziationen in Verbindung bringe.

    Ich empfinde das Dudelsackspiel als sehr lebendig und sehr aufrecht, trotz seiner Quirligkeit und seiner fast komischen, sortenreinen Praller, als sehr geerdet.

    Und ja, ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass der Swing aus Schottland-Irland nach Amerika kam. Das nur am topischen Rande (-:


    Ein paar Assoziationen zu Valia Balkanska: Freiheit, Stärke, Leid, Aufrichtigkeit. (-; Frust am Schluss)



    Die SMITHFIELD-Musik passt gut zum Text. Historie und Land vermitteln sich mir, aber ich habe gleich einen Konflikt mit der Instrumentierung durch Computersound. Die Komposition sollte man mal mit "richtigen" Instrumenten einspielen. Bei den Filmen aus der Tube ist für mich generell das Problem, dass die Stücke in aller Regel schon bebildert sind. Muss ich dann immer wegscrollen.




    Slow Minor Blues ruft bei mir die Assoziation "Gangsterfilm nachts in Chikago" hervor. Bei Prelude to a Kiss geht es mir ganz ähnlich, nur ist der Held hier sehr viel einsamer, was mir allerdings gut gefällt.
    Natürlich auch nur Klischees aus der Welt des Films. Aber die gehören eben mit zur Gefühlswelt.
     
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  15. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    @ppue
    Ja. gut gesichtet, alle gesampelten Instrumente.

    Danke fürs Zuhören und Kommentieren. Ich denke, es ist schwierig, sich von etwas zu distanzieren, das Sie selbst so großartig komponiert haben, um Ihre Kommentare zu hören. Ich habe William Wallace in der Grundschule in Dundee im Alter von ungefähr 8 Jahren kennengelernt, und sein Charakter war immer im Hinterkopf. Der Braveheart-Film hat viele historische Ungereimtheiten, einschließlich der Hauptfigur, die zu klein war und einen schrecklichen schottischen Akzent hatte. Aber er hat Kassenappeal. Wenn es in den letzten 10 Jahren gedreht wurde, dann wäre der schottische Schauspieler Gerard Butler meine Wahl.


    https://en.m.wikipedia.org/wiki/Gerard_Butler
     
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Von Dir (und mir und vielen hier) erwarte ich, dass die Klischees nicht so stark sind, dass sie alles andere in den Schatten stellen. Das ist leider nicht selbstverständlich - auch unter Musikern. Die Personen sind so vernagelt, dass sie für Feinheiten (oder Wahrheiten) nicht zugänglich sind.

    Das Schottenklischee z.B. ist für viele Menschen ein allumfassendes Identifikationsmuster, in das alles eingeordnet wird, und das so einseitig positiv verblendet ist, dass Differenzierung nicht zugelassen wird.

    Aber es gibt noch andere: Das Bebop-Klischee ist z.B. weit verbreitet, und ich wette, die Kollegin ist auch für irgendwelche Differenzierungen nicht erreichbar, weil alles so schön ins (musikalische) Weltbild passt:

    Das moderne "Volksmusik"-Klischee ist zum Haare raufen und Weglaufen usw. Ich bin bei schnellen Assoziationen zu jeglicher Musik jedenfalls seeehr vorsichtig geworden. Meine erste Regung bei fast jeder Meldung in diesem Thread ist erstmal Misstrauen. Gebranntes Kind halt. Das ging schon mit der "Negermusik" meiner Teenagerjahre los. Auf der anderen Seite stand damals die furchtbare heile Welt der "Caprifischer" und der "Salzburger Nockerln" und später der "ernsten Musik". So zieht sich das mit den Klischees durch mein ganzes Leben. Isso.
     
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  17. ppue

    ppue Experte

    Ja, so geht es allen, die sich nicht intensiv mit bestimmten Musikstilen auseinandergesetzt haben. Ist eigentlich in der gesamten darstellenden Kunst so.

    Ich zähle mich im Falle der Dudelsackmusik vollumfänglich zu dem Personenkreis, der davon keine Ahnung hat.

    Anders beim Bebop, da weiß ich, wie der geht, warum Solisten und Rhythmusgruppe das genau so spielen, wie sie es spielen.
    Dazu muss man aber wirklich schon so einiges verstehen. Ansonsten bleibt einem nichts als das klischeehafte Einordnen.
     
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  18. ppue

    ppue Experte

    Aber interessant, dass eine Beschäftigung mit bestimmter Musik immer auch das Gefühl zu ihr verändert.
     
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  19. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Der Thread ist vom Transportieren persönlicher oder bewusst gewählter Emotionen und gefühlvollem Spiel (bzw. fühlendem Spiel) zu Emotionen, die bestimmte Genres transportieren, gedriftet. Das sind für mich zwei Aspekte die zwar verbunden sind, aber ein Stück weit unabhängig voneinander und unterschiedlich sein können, und das durchaus in ein und dem selben Stück. Das Saxophon ist vielleicht gemeinsam mit der Solo-E-Gitarre das Instrument des 20.-Jahrhundert-Individualismus schlechthin. Ich kann es gar nicht hören ohne den Saxophonisten als Individuum zu hören. Drum funktioniert es auch nicht aus der Konserve, viel schlechter als andere Instrumente.
     
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  20. ppue

    ppue Experte

    Ja, genau. Aber das darf ja auch driften. Ganz grob hatte ich drei Bereiche schon gedanklich abgetrennt (auch wenn das hier keinen interessiert):


    1.) Tradition (mit all ihren Assoziationen)
    2.) Individuelle künstlerische Ausgestaltung
    3.) Physikalisch-harmonischer Mikrokosmos

    Wir drifteten halt von 1.) zu 2.). Den dritten Punkt hat wohl kaum einer angehen wollen.

    Tatsächlich ging es mir anfänglich eher um Punkt 2. Ich merke aber, dass eine Beurteilung der individuellen Ausgestaltung sehr schwer zu treffen ist, weil sich die anderen beiden Bereiche gehörig einmischen.

    Ich fände von daher Beispiele bzw. Aufnahmen wertvoll, wo man das Saxofon solo hört. Vielleicht versucht man mal, verschiedene, auch wechselnde Gefühle, in Saxofontöne zu gießen.
     
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