Mit gesundheitlichen Einschränkungen üben

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Saxoryx, 17.Juli.2021.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das ist vielleicht mal ein eigenes Thema wert, wenn ich so betrachte, was für Reaktionen auf Themen wie das mit der Übekrise kommen. Anscheinend gibt es sehr viele Leute, die so stark wie Bullen und ebenso gesund sind. Für die sind solche Themen dann immer unverständlich, scheint mir. Aber was ist, wenn man nicht stark und gesund wie ein Bulle ist? Wenn man Schwierigkeiten hat, das Instrument überhaupt anzuheben und spielen zu können? Aber trotzdem spielen will?

    Für mich liegt die Lösung vor allem in dem, was wir hier unter anderen Aspekten schon besprochen haben: sehr kurze Übe-Einheiten. Wenn es ums Üben geht, ist oft von Stunden die Rede. Diese Messeinheit sollte man mit gesundheitlichen Problemen von vornherein streichen. Es kann immer nur um Minuten gehen. Die aber dann öfter.

    Heute beispielsweise habe ich nach dem Frühstück angefangen zu üben. Ich habe zwei Übungen aus meinen "80 graded studies" gespielt, insgesamt ca. 10 Minuten. Dann begannen meine Rückenschmerzen, und ich habe aufgehört zu spielen, bin herumgelaufen, habe Brot gebacken. Danach war mein Rücken dann wieder einigermaßen ansprechbar, und ich habe mich wieder ans Üben begeben. Diesmal ein paar Übungen mit der f-moll-Tonleiter, ca. 15 Minuten. Rücken meldet sich, also aufhören. Zur Erholung habe ich hier im Saxophonforum geschrieben.

    Und dann werde ich gleich noch meinen Fauré üben, 15 Minuten, wenn ich kann. Insgesamt also dann vielleicht 45 Minuten heute. Ein sehr guter Übetag.
     
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  2. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Prof. Altenmüller: Gesund musizieren - richtig üben

     
  3. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Da empfehle ich erstens ganz viel Rückengymnastik und zweitens im sitzen üben
     
  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Den hatten wir hier schon mehrfach.
    Der verlinkte Teil 1 ist aber eher populärwissenschaftlich (d.h. für Leute, die zwar As Moll im Schlaf kennen und können aber von Neurologie oder sogar einfachsten Lerntheorien keine Ahnung haben) und „grundlagenbasiert“.

    Von der Erkenntnis, welches Hirnareal wofür verantwortlich ist, leitet sich noch keinerlei praktisch verwertbare Hilfestellung bei gefühlter oder realer psychischer oder physischer Einschränkung der Übemöglichkeit ab.

    Die weiteren Teile finde ich höchst spannend aber nicht wesentlich praxisorientierter…

    Die IMHO griffigste Verschriftlichung der relevanten Techniken zum Erlernen mikromotorischer Steuerungskreise ohne Eingriff des allzu langsamen Bewusstseins kommt von Bernt Spiegel „Die obere Hälfte des Motorrads“. Man sollte dann aber Abstraktion und Transfer drauf haben, um es fürs Musizieren anwenden zu können.

    Aber auch hier gibt es keine sinnvollen Anleitungen, wie man mit gefühlter oder realer psychischer oder physischer Einschränkung am besten übt. Das kann wohl am besten ein (einschlägig Instrument- und Musikstil-kundiger) Mediziner, der Kraft Zuwendung oder Abrechnung die Zeit und das nötige Interesse aufbringt.
     
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  5. FraRa

    FraRa Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe leider auch zunehmende Rückenprobleme, Bandscheibenvorfälle vor etlichen Jahren, mich mit viel Physio rausgearbeitet, jetzt auch Halswirbelprobleme.
    Das Tenorsaxophon wird leider vor diesem Hintergrund zu einer befristeten Angelegenheit. Trotz sehr guter Tragevorrichtung, Nie länger als eine Stunde.
    Die Problematik war für mich auch eines der Motive, warum ich auch noch Trompete gelernt habe. Die kann man mit einer Hand, sogar im Liegen, spielen.
    Ich hoffe dennoch, dass ich noch lange genug Sax spielen kann.
     
  6. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Vll. findet sich ja auch ein geeigneter Spielständer…;)

    Hab bei meinem Saxophon zwei Saxrax Spielständer für Baritonsaxophon mitbekommen, und dachte erstmal, wirste eh nicht nutzen, meine Neugier hatt jedoch gesiegt…, seitdem nutz Ick zumindest den für im sitzen in der Regel immer, da er maßgeblich meinen Rücken entlastet…;)

    Hab mich lange immer wieder mit Rückenschmerzen rumgequält…, jetzt nicht mehr…

    Und knackige kurze Übeeinheiten führen auch zum Erfolg…, halt schauen was gesundheitlich machbar iss…:)

    Hab mir frühzeitig angewöhnt wenn schmerzen auftreten spätestens da aufzuhören…, damit ich aufgrund dessen keine Fehler mache, bzw. mir falsches aneigne, was dann wieder mühsam zu korrigieren iss….
     
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  7. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Für alle die es interessiert, hier eine Bachelorarbeit von 2016 zum Thema

    Musizierbedingte Schmerzen bei Musikstudierenden

    Auf den 63 Seiten geht es um die entscheidende Frage

    Hattest oder hast du während deines Studiums körperliche Beschwerden beim Spielen eines deiner Instrumente?“

    mit der die Häufigkeit der Beschwerden jeweils über einen Fragebogen erhoben wurde.

    125 Personen (Lehramtsstudenten) haben sich beteiligt. Mehrfachangaben von 1-3 Instrumenten waren möglich

    Das meistgenannte Beschwerde-Instrument ist das Klavier.
    Die Studenten gaben 34-mal (37 %) an, dass die Beschwerden beim Klavierspielen auftreten bzw. auftraten.

    Zehnmal (11,1 %) wurde Querflöte als Problem-Instrument genannt,

    jeweils siebenmal (7,8 %) wurde Saxophon und Violine angegeben.

    (Wiederum ist das Klavier mit 53 weiteren Nennungen auch das am häufigsten beschwerdefrei gespielte Instrument,
    gefolgt von Gesang (27-mal) und Gitarre (13-mal).

    https://www.musik.uni-osnabrueck.de...logie/Texte/Bachelorarbeit_Ludwig-secured.pdf

    Auszüge

    "Nach den Angaben der Studierenden beginnen die Beschwerden am häufigsten während des Übens (61,1 %), weniger am Ende des Übens (31,1 %)
    und kaum am Anfang des Übens (5,6 %). Am stärksten sind die Beschwerden meistens am Ende des Übens (65,1%), seltener während des Übens (33,7%)
    und fast nie am Anfang (0,5 %). Weniger werden die Beschwerden meist direkt nach dem Üben (37,5%) oder mehrere Stunden nach dem Üben (31,8%).
    In 15,9% der Fälle wurde angegeben, dass die Schmerzen bleiben/ blieben. Etwas seltener verschwinden die Beschwerden erst am nächsten Tag (12,5 %),
    sehr selten wurden sie während des Übens weniger (2,3 %)."

    "Wie gehen die Studenten mit spielbedingten Beschwerden um und welche Folgen haben die Beschwerden für die Studierenden?
    29 der betroffenen Studierenden (37,5 %) gaben an, wegen der Beschwerden bereits einen Arzt konsultiert zu haben.
    Als Therapie wurde am häufigsten Physiotherapie (22,9 %) und Massagen (21,7 %) angegeben. Weniger oft wurden Schmerztabletten (9,6 %),
    Salben (9,6 %) und Schienen genannt. Zweimal wurde Stimmtherapie genannt und je einmal Osteopathie und OP.

    "Auf die Frage „Was machst du, wenn du beim Üben Beschwerden hast?“ (Mehrfachantworten möglich) gibt ein Großteil an, eine Pause zu machen(60,2 %)
    oder sich zu entspannen(37,5 %). In 23,9 % der Nennungen wurde angegeben weniger zu üben. Ebenfalls in 23,9 % der Fälle wurde jedoch auch angegeben,
    einfach weiter zu üben. Selten wurde angegeben, Medikamente zu nehmen(6,8 %). Als Medikamente wurden dreimal Schmerztabletten (Ibuprofen), Arnika-Salbe
    und Halsbonbons aufgeführt. Als Entspannungstechniken nannten die Studierenden verschiedenes, darunter: Dehn-und Lockerungsübungen, baden, massieren,
    Wasser trinken, in den Wald gehen, bewusst entspannen, Akkupressur, u.v.m."

    "Die Studierenden legten teilweise sehr konkret und detailliert dar, was ihrer Meinung nach die Gründe für ihre musizierbedingten Beschwerden sind.
    Häufig genannt wurde: Anspannungen und Verspannungen, Haltungsfehler, Belastungsfehler (Überbelastung, einseitige Belastung), Fehler in der Technik,
    fehlende Muskulatur und anderweitig erworbene Verletzungen (Sportverletzungen) und Belastungen (Schreibaufgaben durch die Uni). "

    „ 54 Studierende (43, 2 %) gaben an, während ihres Studiums keine instrumentalspielbedingten Beschwerden gehabt zu haben.
    Auf die Frage, was ihrer Meinung nach die Gründe dafür sind, dass sie keine Beschwerden beim Musizieren haben, antworteten die Studierenden unterschiedliches,
    darunter u.a.:
    Übe-Hygiene (nicht zu lange üben, kurze Pausen), Ausgleich (vor allem Sport), richtige Technik und Haltung, gesunder Lebensstil, wenig üben
    und einen Lehrer, der auf Haltung und Technik achtet, zu haben."

    Auch wenn hier im Forum eher wir älteren Semester vetreten sind, empfinde ich den Inhalt der Arbeit
    unabhängig vom Alter allgemein sehr informativ und wissenswert.

    :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.Juli.2021
  8. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich kenne aus meinem Umfeld auch viele kaputte Schlagzeuger.
    Die bekommen Rückenbeschwerden bzw probleme mit Muskulatur und Gelenken. Sind ev nicht gefragt worden?
     
  9. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Warum auch. Es war eine Umfrage unter Musikern. :cool2:
     
  10. bthebob

    bthebob Ist fast schon zuhause hier

    @gaga
    Wat biste wieder -böse- am So. Morgen.:)
    Aber lachen musst' ich trotzdem !

    VG
     
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  11. ppue

    ppue Experte

    Bei mir ist es umgekehrt. Wenn ich durch ein Museum gehe, muss ich mich spätestens nach einer halben Stunde setzen. Auf der Bühne aber kann ich zwei Stunden stehen. Kein Problem.
     
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  12. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Die Jazzer und Rocker und all die anderen "U-Musiker" haben halt ihre Schlachzeuger, die ernsten Musiker haben ihre Bratscher - sogar die sanften Folkies haben jemanden zum Verarschen: die Bodhran-Spieler.

     
  13. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Meine Meinung zu:
    Erst mal ne Frage, welches Sax du spielst? Ein AltSax kann man, da normalerweise zwischen den Beinen gespielt, auf dem Stuhl oder anderes geeignetes höhengerechtes Podest aufstützen.
    Dann solltest du den für dich optimalen Gurt finden, das entlastet schon extrem, finde ich. Ich nutze z.B. für BariSax den Neotech Super Kreuzgurt (zu finden beim T). Ich habe selbst einen operierten BSV im Bereich L3/4, sowie mehrere kleinere vorhandene BVS im Halsbereich. Diese werden schon seit längerem physiotechnisch behandelt. Damit komme ich gut klar. Bei mir macht nach längeren Orchesterproben das rechte Handgelenk (beim Bari-spielen) hier mehr Probleme. Unterstütze dann das Handgelenk mit einer Manschette.
    Grds. zu Rückenproblemen: Ich denke, die wirst du nicht nur beim Sax-Spielen haben, sondern auch bei anderen alltäglichen Dingen. Ich weiß ja nicht, wie alt/jung du bist. Auf jeden Fall helfen spezielle Übungen zum Kräftigen der Rücken- und Bauchmuskulatur. Dies kann man selbst tun oder viell. anfangs physiotechnisch unterstützt von einem Therapeuten.
    Ansonsten: Du machst das dann schon richtig, wenn du dein Sax-Üben auf mehrere Abschnitte unterteilst. Aber, wie schon geschrieben, solltest du deinen Rücken stärken.
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Freeneck
    Hatte die gleiche Vorgeschichte... geht
     
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  15. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Bei mir ist es der Saxholder, der meinen Nacken befreit hat. Geht auch. :) Aber es geht eben einfach nicht allzu lange. Heute habe ich drei Übungs-Sessions gemacht, insgesamt etwa eine Stunde. Bin sehr zufrieden damit. Wenn auch mit meinem Sound noch nicht. Aber das ist ein anderes Thema. ;)
     
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  16. FraRa

    FraRa Kann einfach nicht wegbleiben

    Ja, Saxholder benutze ich auch. Hat schon viel gebracht gegenüber diversen Gurten. Mit Saxholder kann ich auch entspannter atmen.
     
  17. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe aber, sorry liebe @Saxoryx, langsam einen ganz anderen Eindruck.
    Kann es sein, dass du gesundheitliche Wehwehchen als Entschuldigung dafür heranziehst, dass deine Erwartungen in den Fortschritt auf dem Instrument nicht erfüllt werden? Für mich klingt das so. Erst waren es wilde Übekonzepte, denen du sklavisch gefolgt bist, jetzt sind es gesundheitliche Gründe.
    Mir scheint du setzt dich zu sehr unter Erfolgszwang.
    Mich erinnert das sehr an meine situation im Studium. Da kamen dann zu lernblockaden auch Verspannungen dazu, später Prüfungsangst (habe ich immer noch extrem). Jede Abwechslung war willkommen nicht wieder hinter den Büchern sitzen zu müssen.
    Auf dem Saxophon habe ich auch Probleme. Nacken ist vorgeschädigt seit einem Autounfall, natürlich treibe ich keinen Sport, sitze viel am Rechner in vielleicht auch nicht ergonomisch guter Haltung, ich habe schnell mit aufgesprungenen Lippen zu tun, und da ich noch leichtes Asthma/Allergie habe (Dauerhusten und luftmangel) spiele und übe ich auch nicht unter optimalen Bedingungen. Aber ich will spielen, also finde ich Wege, dass es doch geht.
    Geübt wird bei mir nach Plan, longtones, fingerzeugs, Intervalle. Anschließend ein playalong und ein Stück mitgedudelt. Der Aufwand für jeden Teil ist variabel abhängig von lust, tagesform und Stück. Sind in dem Stück technisch anspruchsvolle Passagen drin, spare ich mir die fingerübungen, sind viele lange Töne drin, überspringe ich die longtones etc.. Und wenn es mal einen Tag gar nicht geht, dann lese ich über harmonien etc.. oder probiere am keyboard. Nur alles, wenn es Spaß macht. Wenn nicht ist eben morgen ein neuer Tag. Manchmal sind ein paar Tage nicht-üben überraschend produktiv und anschließend geht es viel besser.
    Überleg nur mal deine eigene Motivation. M. E. passt da was nicht.
     
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  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn man wirklich körperliche Probleme hat, und trotzdem schmerzfrei spielen lernen will, könnte Alexander oder Feldenkrais o.ä. nützlich sein.
    Das "Problem" mit diesen Techniken ist, dass sich Erfolge oft erst längerfristig einstellen.

    Es wird oft so getan, als ob die Instrumente die Ursache für die Problem wären, was natürlich völlig unsinnig ist. Die Tastatur kann für den "Computerellbogen" genauso wenig wie der Tennischläger für den Tennisarm.
     
  19. Supersol

    Supersol Ist fast schon zuhause hier

    Also ich habe persönlich die Erfahrung geamacht, dass bei einem echten Schmerzthema echt nur regelmäßige!! Gymnastik hilft (bei mir auch noch regelmäßiges Dehnen sehr wichtig). Wenn ich das mache, habe ich GAR NIX :whistling:

    Das Problem ist bei vielen, dass man es meist nur so lange macht, bis es besser wird und dann wird es wieder schleifen gelassen (ich nehme mich da nicht aus - bin aber hart dran, dass weiterzuverfolgen). Die Erfahrung zeigt, alles andere bringt einfach nix. Aber das menschliche Ausredenwesen ist ein so großer Horizont :D

    Mein Mann hatte einen doppelten Bandscheibenvorfall mit Nervenkontakt. Er wollte keine OP und hat in der REHA sehr gute Übungen für sich gefunden. Macht die jetzt auch nicht mehr so regelmäßig, aber wenn der Rücken sich meldet, macht er sofort und es bringt auch sofort was. Die Angst vor dem Schmerz treibt auch ganz gut :D

    Aber es stimmt schon, dass auch die Motivation wichtig ist - wie JES es schreibt - wenn man keinen richtigen Bock hat oder zuviel Druck (kenne ich auch), dann freut man sich über Wehwechen (sekundärer Krankheitsgewinn heißt das glaube ich), um mit dem Üben auszusetzen oder vor den Büchern zu sitzen :)
     
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  20. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ja, das kann wohl sein. :) Allerdings ist Üben auch wirklich nicht wichtig, wenn man viel Arbeit hat und die einfach gemacht werden muss. Nützt ja nichts. Üben bzw. ein Instrument spielen ist ein Hobby, das einem niemand bezahlt. Die Arbeit bringt das Geld. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

    Aber ich bin jetzt wirklich froh, dass dieser Arbeitsmarathon ohne Pause vorbei ist und ich mich wieder der Musik widmen kann. Und der Gesundheit meines Körpers. Ich denke auch, wenn ich damals vor fast 30 Jahren jemanden gehabt hätte, der mit mir die richtigen Übungen gemacht hätte, hätte ich die OPs gar nicht gebraucht. Aber damals war das noch überhaupt kein Thema. Ich lag wochenlang im Krankenhaus und konnte mich nicht bewegen, die Krankengymnastin bzw. Physiotherapeutin kam an mein Bett und wollte Übungen mit mir machen, aber das ging nicht, weil die Bandscheibe ja auf den Nerv drückte.

    Andere Übungen (die ich heute kenne und die man hätte machen können) kannte sie anscheinend nicht, und so ging sie dann wieder und kam nie wieder. Im Grunde war ich ihr völlig egal. Oder sie war eben zu unfähig. Sie war noch sehr jung und hätte eigentlich auf dem Stand der Zeit sein sollen oder sich informieren, aber das hat sie nicht interessiert. Und ich hatte da im Krankenhaus und als Krankenkassenmitglied ja keine Wahl. Heute bezahle ich das alles privat, aber das war damals unmöglich. So gab es dann eben zwei Operationen und 6 Wochen REHA. Was sicherlich viel teurer war als ein paar Übungen, aber das hat die Krankenkasse dann gern bezahlt. Eine fähige Physiotherapeutin nicht. So wird das Geld verschwendet, aber das ist ja immer so.

    Das ist wirklich das Entscheidende: Jeden Tag Übungen machen. Ich war heute wieder bei meiner Physiotherapeutin hier, wir haben Übungen gemacht, sie hat mich massiert, und also geht es mir natürlich prächtig. Das Impingement wird noch eine Weile brauchen, da sind immer noch Schmerzen, aber ich kann spielen und mache jetzt nach jeder Übesession meine Übungen, um das Spielen mit den Händen nach vorn wieder auszugleichen. Das sind im Prinzip nur ein paar Minuten, aber das bringt unheimlich viel.

    Außerdem werde ich jetzt langsam wieder stärker und kann auch mal im Stehen spielen, nicht nur im Sitzen vor lauter Schwäche. Auch das Stehen, zehn, fünfzehn Minuten, bringt unheimlich viel. Und im Sitzen sitze ich jetzt mit dem Alto nach rechts wie ein Tenor, was auch wesentlich entspannender ist. Es sind eben die vielen kleinen Tricks, die helfen. Und es macht so unheimlich viel Spaß, endlich wieder gesund zu werden! :D Das kann sich niemand vorstellen, der noch nie ernsthaft krank war.

    Ich bin heute bei meiner Physiotherapeutin fast richtig vor Glück geplatzt, als ich ihr das erzählt habe. :) Sie war auch sehr beeindruckt, dass ich meine Schultern schon fast wieder in eine gerade Position bekomme. Das war letzte Woche noch gar nicht möglich. Jetzt arbeite ich daran, die Schultern noch weiter nach hinten zu bekommen, denn sie hängen natürlich auch in einer quasi neutralen Position immer nach vorn. Aber das Theraband ist jetzt mein bester Freund, der mich immer wieder in die richtige Richtung zieht bei meinen Übungen. :sensatio:

    Ach ja, es ist toll, jeden Tag Musik machen zu können, auch wenn ich nach einer gewissen Zeit aufhören muss, um mich nicht zu überanstrengen. Aber jeden Tag geht es ein paar Minuten länger, und das macht mich wirklich wahnsinnig glücklich. :lol:
     
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