Notations-Konventionen

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Claus, 10.November.2018.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich würde es nicht Konvention nennen, sondern eine ernst gemeinte Notation.

    Am Besten spielt man es erst einmal so, wie es da steht. Ohne eine Interpretation. Die eigene meistens falsch, wenn man im Ensemble spielt.

    Dann gibt es noch zwei Möglichkeiten: Es gibt einen Ensembleleiter, der Fragen klärt oder Phrasierungen vorgibt, oder man spricht mit den Kollegen über die Stelle und einigt sich auf eine Interpretation.
     
    a.g. gefällt das.
  2. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Einer der für mich wichtigsten Punkte bei Arrangieren ist "Der Arrangeur ist verantwortlich für das Wohlbefinden der Musiker". Dies bedeutet unter anderem, dass die Notation so eindeutig und einfach wie nur möglich sein muss. Dabei gehe immer davon aus, dass ein Ton ein Ton ein Ton ist. Eine Halbe Note auf 1 mit Pause auf 3 bedeutet daher: pünktlich auf 1 beginnen und ohne Schnickschnack nach zwei Beats beenden. Wieso soll ich noch eine angebundene Sechzehntelnote mit Staccato auf 3 schreiben? Die halbe Note sagt ja eigentlich schon alles. Uns je weniger Information (= schwarz) auf einem Notenblatt steht, umso verständlicher ist die Notation. In diesem Fall vor allem die Rhythmik betreffend.
    Die Erfahrung jedoch zeigt, dass gehaltene Noten sehr oft aus Eigeninitivative mit einem ins Nichts führenden decrescendo interpretiert werden. Für mich als ist das abolut nicht verständlich, denn wenn ich als Komponist/Arrangeur so was möchte, dann schreibe ich das hin. Bei Coachings von Sections oder ganzen Ensembles kommt meistens die Erklärung: Wenn man um 1 Uhr mit Arbeit beginnen und zwei Stunden arbeiten muss, dann hat man exakt um 3 Uhr Feierabend. Und die Leistung soll bis dann aufrecht erhalten werden. Nur wenn es vom Chef ausdrücklich gewünscht wird, soll man mit der Leistung allmählich nachlassen.
    Auf jeden Fall kann man zusätzlich zur Notation noch weitere Spielweisen definieren. Wenn dies in einem Satz passiert, dann gilt das für alle und individuelles "mal so, mal so" ist absolut nicht gefragt. Nur so kommt ein Satz richtig zum klingen und zur Geltung. Und nur diejenigen, die das schon mal aktiv erlebt haben, realisieren dies wirklich. Zwar finden alle die Horn Section von Tower of Power der absolute Hammer, hinterfragen sich aber nicht, weshalb man mit der eigenen Section selbst bei korrekter Platzierung der Noten im rhythmischen Raster nicht im entferntesten in die Nähe dieser Kraft kommt. Meine Empfehlung dafür ist, dass man sich beim Anhören mal explizit auf das Ende von Noten achten soll. Sind diese einheitlich und gezielt, dann ist dies ein weiteres rhythmisches Element, das zum Groove beiträgt. Würde jeder so aushalten, wie er gerade Lust hat, ist das verpuffter Groove.

    Ob man als Arrangeur nun mit Krücken wie einer rübergehaltenen Note mit Staccato ein Ergebnis erzwingen soll, oder ob man dies der Kompetenz des Bandleaders und/oder den Musikern überlässt, ist dem Schreibenden freigestellt. Mein Credo ist wie oben erwähnt: Mit so wenig schwarz wie notwendig ein so klar wie nur mögliches Notenlayout gestalten. Und was per sé schon klar ist, muss nicht zusätzlich noch ergänzt werden.
     
    kokisax, quax, Saxophonia und 5 anderen gefällt das.
  3. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Finde ich gut.
    Für mich auch eine Unsitte ist, dass Versetzungszeichen in einem Takt dann im NÄCHSTEN Takt mit einem Auflösungszeichen aufgelöst werden. Verwirrt mich jedesmal zunächst, eine absolut unnötige Information!

    CzG

    Dreas
     
    bluefrog gefällt das.
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich kenne den Zusammenhang nicht, aber eine Sechzehntel mit Staccatopunkt drauf würde mir sagen, dass ich den Ton aktiv stoppe und nicht einfach die ganze Note ausklingen lasse. Es geht nicht nur um die Länge des Tones, eine solche Notation betrifft auch die Phrasierung.
     
    zwar, Rick und bluefrog gefällt das.
  5. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Verwirrt mich auch jedesmal. Auflösungszeichen beziehen sich immer auf generelle Vorzeichen (Ausnahme: Versetzungszeichen vorher IM SELBEN Takt), daher mein Impuls: Oh, spiele ich gerade in der falschen Tonart?

    LG Helmut
     
  6. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Genau genommen, müsste die Sechzehntel ja noch im Folgetakt gespielt werden. Der Stopp wäre also zu spät.
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Ob das zu spät wäre oder genau so sein soll erklärt sich wohl erst aus dem Zusammenhang.
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    So verschieden sind die Leute. MIR hilft das enorm. Ich finde es auch nach 10 Jahren am Sax immer noch verwirrend, dass zwei Noten die völlig identisch aussehen, mal ein g, ein gis oder ein ges oder schlimmeres sein können. Wenn die wenigstens verschiedene Farben hätten. Klar, kann man sich merken oder herleiten. Das ist ja irgendwo vorher mal kurz erwähnt worden. Klappt aber wohl bei einigen besser als bei anderen. Das ist leider kein angeborener Reflex wie etwa husten. :-o

    Wie vorher beschrieben wurde, mit möglichst wenig Schwarz möglichst eindeutig zu sein ist auch relativ. Eindeutig für jemanden, der die anzuwendenden Konventionen sowieso verinnerlicht hat? Darum kann man bei den Jazzern auf detailierte Artikulations Bezeichnungen verzichten, weil die ohnehin wissen wie es zu spielen ist. Im Barock wurde auch nicht jede Betonung extra angeschrieben. Man spielt einfach so wie es sich gehört.

    Oder gleich gar keine Noten, nur Akkorde. Reicht doch in vielen Fällen auch.

    Ganz reduktionistisch wäre „nur das Stück und die Tonart ansagen“, der Rest ist ohnehin klar. Die 2000 bekanntesten Standards muss man schon können. Da kann man viel Schwarz einsparen. :-?

    Aber ich bewundere jeden der das kann. :pint:
     
    Woliko gefällt das.
  9. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Nee - ist schon richtig, dass "eigentlich" die ganze Note alles sagt - ohne die übergebundene 16tel. Wenn eine Pause folgt, ist sie exakt auf dem nächsten Beat zu Ende, egal, ob der im eigenen oder im nächsten Takt liegt.
     
    kokisax gefällt das.
  10. Rick

    Rick Experte

    Ja, das gilt aber auch umgekehrt: Wenn mir die Länge der ausgehaltenen Note nicht so wichtig ist, schreibe ich eben auch eine Halbe mit einer halben Pause, oder eine Ganze, um den Takt optisch auszufüllen und nicht so viele Pausen zu haben (= mehr Schwarz).

    Noten sind und bleiben meiner Ansicht nach IMMER Interpretationssache, ganz exakt nach den Vorgaben spielt nur der Computer.
    Und wie es aussieht, wenn man da etwas mit dem Keyboard einspielt, was gut klingt, aber in keiner Weise quantisiert oder editiert ist, dürfte wohl der eine oder andere, der sich schon mal mit digitalem Notensatz beschäftigt hat, wissen. ;)
     
    ehopper1 gefällt das.
  11. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Auch ein Computer spielt nur das, was ich der Programmierer dabei gedacht hat ;-)
     
  12. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich schreibe inzwischen weniger weil ich mehr spiele. Ist weniger stressig. ;-)

    Bei meinen Bigbandarrangements hatte ich immer versucht möglichst genau zu notieren.
    Wenn z.B. Bläser im 4/4-Takt eine halbe Note ausspielen sollten bis einschließlich der Drei, habe ich zur Verdeutlichung eine Achtel eingefügt und diese per Bindebogen mit der halben Note davor verbunden.
    Damit sollte deutlich werden, dass jeder im Satz die Note bis zum dritten Beat im Takt ausspielen soll.
    Viele Profiarrangeure machen es ja genauso.

    Man kann sich jetzt darüber streiten ob es wirklich notwendig ist.
    Besonders bei Swing-Stücken finde ich es aber gut, wenn die Noten nach dem letzten Beat zuvor nicht "abreißen".
    In oben genanntem Fall wirkt es irgendwie "runder" wenn alle zusammen bis auf die Drei aushalten.
    Falls es nicht unisono ist sondern ein Akkord, soll dieser ja auch klingen.

    Klar kann man so etwas auch verbal rüberbringen.
    Aber falls ein Stück nach Jahren in der Schublade wieder hervorgeholt wird, verdeutlicht die genaue Notation die Vorstellungen des Schreibers/Arrangeurs besser.
    Denn mündliche Absprachen gehen nach Jahren schnell verloren.
    Außerdem gibt es ja immer mal personelle Wechsel.

    Man muss es aber nicht über das ziel hinausschießen und zuviel machen.
    Die Sechzehntel mit Punkt im zweiten Takt (Ausgangsfrage von Claus) finde ich etwas übertrieben.

    LG
    Mike
     
    Rick und edosaxt gefällt das.
  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich bin da einfach sehr durch ein mehr als ein Jahrzehnt Chorerfahrung geprägt. Wenn da im 4/4-Takt eine ganze Note steht, dann hat man die gefälligst sauber bis zur nächsten '1' zu halten, Punkt. Einzige Ausnahme, die dann abgesprchen (par ordre du Mufti) wird: hat z.B. eine Solostimme genau einen Einatz auf der '1', dann macht man die Ganze eine kleine Idee kürzer.

    So findet sich das üblicherweise in der Noation für Chor, so macht es mein Saxlehrer fürs Ensemble, so kenn ich üblicherweise die Big Band-Noten.

    Faustregel:
    Sobald man im Satz spielt oder singt, muss man das Ende Tons genau wie den Anfang synchronisieren; das Ende des Tons trägt ganau so zum rhythmischen Eindruck, zur time bei, wie der Anfang.

    Ist aber eine Frage der 'Ausbildung':
    Sowohl meine Gesangslehrerin als auch mein Saxophonlehrer achten von Anfang darauf, dass die Noten prinzipiell ihre volle Länge bekommen. Wenn man das drauf hat und Solist ist, darf man dann damit spielen. Aber das ist wie mit der Tonhöhe: Man muss erst gerade Töne sauber blasen können. Später darf man dann mit Bendings gestalten, aber das kommt später.


    Eine Ganze mit angehängtem Schnuffel würde mich erst einmal verwirren und ich würde nachfragen,was gemeint ist. Wenn die Antwort kommt 'bis zur eins aushalten', würde ich die für mich verwirrnde übergebundene Note durchstreichen.


    Liebe Grüße
    Roland
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden