Obertöne <-> Top Tones

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Otfried, 18.Oktober.2009.

  1. Hans

    Hans Ist fast schon zuhause hier

    Alles sehr interessant. Hat mal jemand noch ein (seiner Meinung nach) positives Beispiel massiven Top-Tone-Einsatzes aus dem Jazz/Rock-Bereich auf Youtube? Ich hör's eigentlich meistens gern und bin nicht der Meinung, dass man sich nur auf den "normalen" Klangbereich beschränken sollte. Um erhöhte Expressivität zu erreichen, muss man ja gewohnte Grenzen überschreiten.
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ob er sie kann weiß ich nicht, aber soweit ich weiß möchte er sie auf keinen Fall spielen. ... ämmh Sonny Rollins mein ich natürlich ;-)

    @melnick
    schöne links, Danke :)

    Gruß,
    xcielo
     
  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Oh shit, und ich bin doch älter als Du :lol:

    Im Ernst: ich spiele zwischen Trompete und Posaune, mal mit der einen, mal mit der anderen Stimme. Salsatrompete ist immer hoch, selbst die zweite Stimme. Aber ab und an ist auch gut, den Trompeter mal entlasten zu können.

    Gruß,
    xcielo
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Hallo Hans,

    auf die Schnelle mal ein klassisches "sportliches" Solo von Michael Brecker, der uns junge Tenor-Saxer damals in den 80ern starkt beeindruckte (und beeinflusste), mit ein paar typischen High-Note-Einsätzen (z. B. bei 1:38 sowie 1:54):
    http://www.youtube.com/watch?v=UIGsSLCoIhM&feature=related

    ------------------------------------

    Hallo xcielo,

    ich gebe zu, das war missverständlich - mit "Mätzchen" meinte ich nicht die Top Tones, sondern die "Cutting-Sessions" zwischen Saxofonisten, die sich gegenseitig zu übertrumpfen und auszustechen versuchen.
    Das war in meinen Zwanzigern ja noch ganz witzig, aber inzwischen hat mein Ego solche "Hahnenkämpfe" nicht mehr nötig. :)

    Das ist meiner Ansicht nach ein gutes Beispiel für den sinnvollen Einsatz von Top Tones.


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  5. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    @Rick
    Ja, herrliches Spiel von den zwei Mr. Brecker!

    @Hans
    Das Swunk Solo von Michael Brecker enthält sowohl Obertöne als auch Toptones. Ich liebe diese klare Gliederung in "Aussagesätzen", die Ausnutzung des Tonumfangs des Tenor, er beginnt mit Tief-Bb und spielt ganz natürlich über mindestens 3 Oktaven. Es ist eigentlich nicht hörbar, wo der Toptonesbereich beginnt, alles geht nahtlos ineinander über. Der Bereich in der Höhe gehört einfach zu seinem musikalischen Ausdrucksbereich.

    @xcielo
    Vielen Dank für diese Diskussion, es ist doch sehr hilfreich und tröstlich von einem alten Hasen wie Dir bestätigt zu bekommen, dass Obertöne und Toptones doch zwei etwas verschiedene Welten sind.

    LG Johannes
     
  6. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    @rick und johannes...

    brecker ist wohl ein paradebeispiel für dein einsatz von highnotes als auch obertönen. vor allem sein einsatz von obertönen und mfalsefingerings (in höchster perfektion) macht seinen stil mMn komplett. ein ideal-beispiel für den einsatz von obertönen ist wohl delta city blues. technisch war der mann einfach grandios! (man sieht in dem video auch ziemlich gut, wie der mann mit seinem ansatz "spielt". sein unterkiefer bewegt sich wie ein regenwurm auf speed! :-D)
    michael brecker ist eindeutig zu früh gestorben!!

    lg phi
     
  7. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Diese Sessions leiden doch eigentlich nur darunter, dass es in Form eines Wettkampfes stattfindet, mit einem Gewinner und einem Verlierer (wer auch immer das wie bestimmt). Zusammen Musik machen, und sich gegenseitig in ekstatische Ausbrüche hineinsteigern finde ich eigentlich total schön, wenn es denn einfach zum Spaß und in gegenseitigem Respekt stattfindet.

    Aber leider, hab ich häufig erlebt, kann ein Saxophonist mit einem Trompeter ganz gut zusammen spielen, kommt ein zweiter Saxophonist dazu, geht oft die gegenseitige Eifersüchtelei los, wer denn besser ist.

    Aber das ist hier off topic.

    Apropos Brecker:
    Was ich bei ihm fast noch mehr bewundere als sein Spiel mit Klängen und Obertönen ist seine unglaubliche Phrasierung in jedem Tempo. Aber das ist heir auch off topic ;-)

    Gruß,
    xcielo
     
  8. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Danke,

    ich bin zwar ein alter Hase, spieltechnisch aber leider irgendwo viel zu tief hängen geblieben und daher ist mein Spiel mit vielen Problemen behaftet. Von daher stellt sich mir eben die Frage, ob Obertöne und Toptones wirklich zwei verschiedene Welten sind, völlig zusammen gehören, oder nur 2 Seiten der selben Münze sind. Ich weiß es ehrlich gesagt für mich noch nicht so richtig.

    Gruß,
    xcielo
     
  9. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Also Michael Brecker ist nie off topic*g*

    Er ist meiner Meinung nach einer der wenigen Virtuosen, der seine Musikalität nicht wegtrainiert hat, wie das bei vielen Anderen der Fall ist.
    Seine Soli sind einfach immer auch musikalisch eine Klasse für sich.

    Das sieht und hört man auch immer wieder, wenn er mit Anderen Saxophonisten zusammen spielt.
    Die nörgeln sich einen ab und er spielt einfach cool sein Ding.
    Er spielt doppelt so lange Solo wie der Rest und es kommt jedesmal was Neues.
     
  10. dereiflerinbayern

    dereiflerinbayern Ist fast schon zuhause hier

    @RBur: ich kratze an keinem Lack. Ich finde James Carter ist musikalisches Ereignis, aber ich hab einige Aufnahmen, wo er meiner Meinung nach zwischen Musik und Geräusch tendiert. Ist aber nur meine Meinung. Hab ein video von ihm in Newport 1996 (finde es in YouTube derzeit nicht)...

    Geiles Solo - massenhaft Top-Tones und Obertöne. So genial es auch ist, aber auch manchmal echt abgedreht...mit Effekten die ich eigentlich nur aus meinen ersten Monaten als Saxophonist kannte :lol: (wusste nicht das ich schon damals genial war :ironie: )

    Über Michael Brecker brauchen wir nicht reden...nur anbeten. Göttlich !!!

    Über das Verhalten von Rick im "Zweikampf" auf der Bühne kann ich aus eigener Erfahrung nur sagen: Er hat es nicht nötig und macht es auch nicht. (Denk noch oft an Öhringen...und wir kommen wieder ...Rick !!)
     
  11. rbur

    rbur Mod

    Drum war ja auch ein Schmaily dabei.
    Ich habe mal was ähnliches live von Liebman gehört.
    http://www.youtube.com/watch?v=jFHGpbBrBCM
    Ich hab nicht ganz verstanden, was er da gemacht hat, aber anwesende lokale Jazzgrößen haben mir bestätigt, dass es Musik ist.
     
  12. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Zu Liebman fällt mir nur ein, er sollte mal sein Buch selber mal durchlesen.
    Weiß immernochnicht, wie einer der so klingt, so ein tolles Buch schreiben konnte.
     
  13. Rick

    Rick Experte

    -- OFF TOPIC --

    Lieber Eifler,

    schönen Dank für das Lob!

    Das war ja auch kein Wettstreit, sondern eher das, was xcielo beschrieb:
    Gemeinsames Musizieren und sich gegenseitig positiv Anstacheln. ;-)

    Wir haben Dich und Deine Band auch in bester Erinnerung, war ein klasse Konzert, da steht einem Wiederkommen nichts im Weg, sondern es würde uns sehr freuen!! :)

    Schöne Grüße,
    Rick
    :topic:
     
  14. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Zurück zum kontrollierten Quietschen, das, wie jede Art von musikalischer Tonerzeugung, total Geschmackssache ist. Obertöne üben ist der Königsweg zur wirklichen Kontrolle, d.h. meines Erachtens ein Mittel zum Zweck eher als ein Selbstzweck.

    Altissimo aber als reinen Gimmick und Angeberwerkzeug abzutun, ist meines Erachtens unangemessen.

    Bei King Curtis "Memphis Soul Stew" und vielen anderen Sachen von ihm sind es genau die hohen Töne, die das Stück so bemerkenswert machen (hört euch mal den Blues an, bei dem er Champion Jack Dupree begleitet, auf der Tube verfügbar).

    Was wäre das Saxophon im Rockbereich ohne das wirklich brilliante Solo in "Urgent"? Und das lebt im Publikumsohr meines Erachtens nach hauptsächlich von den hohen Tönen, die wirklich was orgasmisches haben können, wenn man sie beherrscht.

    Ein Solo, das für meine musikalische Entwicklung eines der beeindruckendsten und wichtigsten überhaupt ist, ist Lenny Picket auf dem "Waiting For Columbus" Doppelalbum von Little Feat, 1978 oder so.

    Was er bei "Mercenary Territory" raushaut, ist vom Ton her TOTAL intensiv und schreiend. In Zusammenspiel mit der Slide Gitarre ergibt sich eine Steigerung, die einfach unglaublich ist und mir persönlich auch nach 25 Jahren (ich hab die Platte Mitte der 80er in die Hände bekommen) noch tatsächlich einen spürbaren Schauer den Rücken runterjagt.

    Leider gibt es auf der Tube keine Version der Album-Aufnahme, wohl jedoch einen Live Mitschnitt, bei dem das Sax Solo gar nicht gut rausgemischt ist. Am Ende geht Pickett in Bereiche, die an Ultraschall grenzen, und wie oben gesagt, in Kombination mit der Slide Guitar einfach PASSEN. Man kann es bei dieser Aufnahme ahnen: /watch?v=A56Q1elPyMg
    (Sax Solo ist bei 3'43" - 4'33")

    Mein anderer Saxophonheld, Louis Cortelezzi von der Mink De Ville Band, arbeitet fast ohne Altissimo und ist trotzdem ultrasexy, es geht also auch ohne.

    Aber, wie Rick der Erfahrene bereits bemerkt hat, in den 80ern konnte man Rock nicht ohne Quietschen spielen. Bei "Unchain My Heart" von Cocker MUSSTE das Sax Solo einfach altissimo enden, sonst galt man als "Musikvereinsbläser"


    Da hat mir der kräftige Unterkiefer einige DM verdient (Neandertal lässt grüssen) :)))


    Wie schon gesagt, die wirklich Guten benutzen es als natürliche Erweiterung ihrer Ausdrucksfähigkeit, Kirk Whalum ist für mich ein tolles Beispiel.
    Leider ist das Solo, das er bei "Always There" auf der "Casino Lights" DVD von Montreux 99 spielt, nachdem Boney James schon recht beeindruckend vorgelegt hat, nicht mehr auf der Tube verfügbar.

    Wie "unser" Thorsten Skringer die Altissimos einbaut, verdient in meinen Augen auch den allerhöchsten Respekt, selbstverständlich UND geschmackvoll. Ich hab auf der Tube mal Skringer gesucht und da sind schon ein paar Schmankerl dabei!

    'schwürd auch mal gerne mit ein paar Kollegen hier jammen, aber bis wir wieder einen Gig in HD haben (der letzte war vor 20 Jahren im Schwimmbad Musik Club), kann es noch dauern... und bei den Bands, mit denen ich auf die Bühne gehe, ist normalerweise kein Platz für freies Dudeln :(
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Hallo Roman,

    das sollte auch nicht so rüberkommen. :oops:
    Ich hatte nur der Vollständigkeit halber erwähnt, dass man dieses Register AUCH für Angebereien und Wettkämpfe verwendet. :-D

    Absolut richtig.
    Vielen Dank für die Auflistung der schönen Beispiele! :)

    Komm doch einfach mal zum nächsten Forentreffen! ;-)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  16. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    Eben hab ich auf SOTW einen alten Thread mit dem Thema "wie hoch kommt ihr?" gelesen, und dabei auf der letzen Seite diesen Tube-Link zu einem kleinen Stück von Earl Bostic gefunden, das zu diesem Thread hier SUPER passt:
    watch?v=gmNcw2rt1J4

    Viel Spass!!!!
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Hallo Roman,

    ja, der gute Earl Bostic! Ein klasse Solo!!
    Aber gestatte mir, dass ich Deinen Link vervollständige:
    http://www.youtube.com/watch?v=gmNcw2rt1J4
    (Ab 2:04 geht er dann für 45 Sekunden praktisch komplett in den "Orbit" - interessant, wie er dabei u. a. typische High-Range-Licks von Louis Armstrong verwendet!)

    Earl Bostic, Rhythm'n Blues-Star der 50er, ist für mich gewissermaßen das "Missing Link" zwischen Illinois Jacquet, der Anfang der 40er Jahre als erster Jazz-Saxofonist exzessiv "Super High Notes" verwendete, und den späteren Soul-Saxern wie King Curtis oder Junior Walker, die Du vorher erwähntest.

    Doch sei am Rande erwähnt, dass diese Spielweise natürlich allen "seriösen Jazzern" der damaligen Zeit zuwider und unter ihnen als "Zirkus-Akrobatik" verpöhnt war... ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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