Oberton-Qualität vs. Oberton-Pitch (bzw. -Matching

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von giuseppe, 8.Oktober.2020.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist halt alles sehr theoretisch, dennoch natürlich physikalische Grundlage.

    Ich habe kein Instrument mit in den Urlaub genommen, so dass ich das nicht ausprobieren kann: Es stellt sich ja vielleicht auch erst einmal die Frage: Ist der erste Oberton, der ja im Grundton mitschwingt, auch zu hoch, wenn der überblasene Ton zu hoch ist?

    Da bin ich mir nicht sicher. Sollte man mal mittels Transcribe oder einem anderen Analysegerät mal checken. Ein Programm, dass das in Echtzeit analysiert, kenne ich nicht.
     
  2. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    M. E. Nein
     
  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich könnte mir vorstellen, dass der Oberton beim PueTon (oder wars das andere?) erstmal zu hoch ist, durch das resonieren der Luftsäule jedoch über eine Modenkopplung eine Resonanz oder annähernde Resonanz erzeugt wird, die den Oberton "korrigiert" (so wie bei der gestrichenen Geigensaite im Gegensatz zur gezupften). Insofern denke ich zumindest im Gedankenexperiment, dass du da recht hast.
    Deswegen spricht ja auch das stimmende Instrument laut Eppelsheim besser an als das nicht stimmende.
    Allerdings klingt das PueTon sehr eigen, sodass ich mir ebenso vorstellen könnte, dass die Korrektur durch die Modenkopplung vielleicht nicht vollständig ist und vielleicht auch durch Ansatz und Voicing beeinflussbar bleibt (d.h. wir können den Ton resonanter und "edgier" voicen, das geht ja auch).

    Ja, alles Theorie. Du musst deinen Urlaub beenden. Sorry. :)
     
  4. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Die Klarinette ist viel verrückter als man denkt. Tatsächlich kann man bei manchen Tönen der Klarinette im unteren Register den ersten Teilton in der Frequenzanalyse deutlich sehen.
    Im überblasenen Register schließlich sind alle Teiltöne voll ausgeprägt, wie beim Saxophon. Damit erklingen Teiltöne, die physikalisch ja eigentlich gar nicht möglich sein sollten.
    Allerdings kann man diese nach wie vor nicht einzeln anspielen.

    Harmonische und Überblasene sind also völlig verschiedene Dinge.

    Da liegt schon eine gewisse Genialität des Erfinders vor, wenngleich er in der Oboe ja ein Vorbild hatte.

    Eine schöne theoretische Überlegung, die aber nur ein Anhaltspunkt darstellt, kein physikalisches Prinzip.

    Aber natürlich spielt das Kammervolumen und genauso die Form der Kammer eine große Rolle.

    Wirklich saubere ganzzahlige Obertöne würde halt nur ein nicht beschnittener Konus liefern.

    Gruß,
    Otfried
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich kenne keinen Theoretiker, der es anders darstellt oder berechnet. Wir kriegen das Blättchen halt nicht in dem nicht beschnittenen Konus unter. Bleibt also nur, das Mundstückvolumen so einzubeziehen, dass die Intonation stimmt. Das macht man schon seit zehn Jahrzehnten so. Wenn du andere Formeln hast, nur zu:
     
  6. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Was mich stört ist, dass die Formel Mundstückvolumen = Konusspitzenvolumen immer wieder als Prinzip formuliert wird, bis dahingehend, dass Kammervolumenmessungen von Mundstücken modernen Mundstücken die Tauglichkeit absprechen, die ja aber nachweislich durchaus korrekt intonieren.

    Schaut man bei dem Vater aller Saxophonberechnungen nach (Nedderveen) so findet man, dass er das Modell eines fiktiven Volumens benutzt zur Kompensation verschiedener Effekte, u.a. dem fehlenden Konusvolumen. Wenn dieses fiktive Volumen in etwa dem fehlenden Konusvolumens entspricht, dann berechnet Nedderveen eine ausgeglichene Intonation von erstem und zweitem Register. Und berechnen heisst, dass in seinem zwar hoch komplizierten, aber doch stark vereinfachenden Rechenansatz dann ein brauchbares Ergebnis heraus kommt.

    Wir wissen alle, wie sehr die Kammerform (einschließlich Baffle) Einfluss auf das Intonationsverhalten eines Mundstückes mit einem bestimmten Saxophon haben kann, ganz unabhängig vom puren Volumen. Schon dieser nicht berücksichtigte Effekt zeigt, wie vereinfachend das alles betrachet wird.

    Dass es bei konischen Instrumenten auch ganz ohne ein zusätzliches reelles Volumen geht zeigen Oboe und Fagott, bei denen der fehlende Konus allein durch die Schwingungseigenschaften des Doppelrohrblattes kompensiert wird.

    Damit höre ich jetzt auch ein für allemal damit auf, auf diesem Thema herum zu reiten. Ich bin sicher, in 6 Wochen kann ich das wieder hier lesen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Na, so oft hatten wir das Thema wohl noch nicht. Das letzte Mal vor sechs Jahren, wenn ich das richtig sehe.

    Sagen wir mal so: In Ermangelung besserer Theorien haben wir halt nur die eine zur Berechnung von Mundstückvolumina.

    Dass eine gute Intonation auch anders erreicht werden kann, liegt auf der Hand, da man durch verschieden weite Konusöffnungen einem zu kleinen oder großen Mundstückvolumen entgegenarbeiten kann.
     
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  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Glaub ich nicht.
    Der "Blödsinn" bezog sich darauf, dass er zwar anweist, die richtigen Dinge zu tun, aber die Begründung dazu kein Fundament hat (der Effekt, dass man es richtig macht, ist ja trotzdem da :))
    Bildschirmfoto 2020-10-16 um 11.37.50.png
    Diese Übungen zu den "Voicing Transitions" ( bis zum D und auch bis zum 4. Oberton) beispielsweise meinte ich.
     
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  9. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

    Nur das Kammervolumen zu messen, reicht ja auch nicht bzw. ist es dabei wohl auch mal wieder die Frage, ob die Bohrung dazu gezählt wird: https://www.syos.co/en/blog/gear/the-saxophone-mouthpiece-length
     
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  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Hab dich schon richtig verstanden. Bei einer Übung zählt der Effekt, den die Durchführung hat, nicht die vermeintliche Erklärung, das war bei Liebmans Buch schon das gleiche. Mit Sicherheit habe ich Britton unrecht getan, vielleicht war er auch gar nicht so schlimm, hatte es nur irgendwie so abgespeichert.
    Ich muss bei der Lektüre von solchen Büchern fragwürdige Erklärungen immer aktiv überlesen, damit sie mir nicht den Spaß verhageln.
    Ich werde da aber besser und gelobe am Wochenende nicht nur Sinta, sondern auch was von Britton zu üben. :)
     
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  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Paco_de_Lucia gefällt das.
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