Oktaven nur durch Überblasen?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von darkangel, 6.Januar.2015.

  1. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    es ist ein Unterschied, ob ich davon ausgehe, dass ich den Druck verändern muss, oder ob mein Gehirn meinen Muskeln (innen und außen)über die Ohren sagt, was zu tun ist, und die dann folgen.

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  2. saxhornet

    saxhornet Experte

    Sagt wer? Du weisst also was, wann, wo und von wem in diesem Punkt gelehrt wurde???

    Nicht nur.

    Behaupten kann man ja viel. Selbst wenn wir davon ausgehen, daß sich da minimal etwas ändern würde, ist es Jenseits dessen was ein Anfänger wahrnimmt. Und es gibt einen Untschied zwischen dem was man glaubt zu sehen und was wirklich vom Ablauf her passiert.



    Dann gibt es noch den Hals, der auf ganz andere Art auf den Resonanzraum wirkt als die Zunge. Wer Obertonübungen über die Lippen macht wird da schnell Probleme bekommen, da die Töne so viel schwieriger ansprechen.

    Ob Oktave oder nicht ist eigentlich nicht das Ding. Über den Hals ist aber ein Absenken der Tonhöhe gut machbar. Vorausgesetzt Du kannst es.

    Archie Shepp, ist für mich was Ansatz angeht ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte. Ich habe ihn auch oft genug live gesehen. Weder die Menge an Mundstück, die er in den Mund nimmt, noch der Rest entspricht dem, was ich weiterempfehlen würde.

    LG Saxhornet
     
  3. Jazz-Lutz

    Jazz-Lutz Schaut nur mal vorbei

    So ist es! Der Vorgang des Tonformens mit Mund, Rachen, Zunge ist dermaßen komplex und großenteils unterbewusst und durch wiederholte Erfahrung gesteuert - da können solche Anweisungen wie "Spannung soll immer gleich bleiben" oder halt das Gegenteil immer nur Annäherungen und bildlich gemeint sein.

    Und Arshie Shepp ist ja nun kein Vorbild, eher ein Unicum. Wenn es klingen soll wie Pupsen. Was nicht heisst, dass es keine Kunst ist.
     
  4. darkangel

    darkangel Schaut nur mal vorbei

    So ich noch mal :)

    Hab heute früh die Möglichkeit gehabt nochmal nachzuhaken und alternative Instrumente im Musikhaus anzuspielen. Scheinbar gibt/gab es bei meinem Model PMXT-66R-UL (War ein komplett neues) ein Fertigungsproblem. Es ist damit zwar Möglich aber eben nur durch überblasen bzw. stärkeres anspannen der Lippen. Was genau die Ursache ist wird nun untersucht.

    Sofort beim bespielen von T-991, T-992 und SE-T2L habe ich deutliche Unterschiede bemerkt und zwar klicke ich die Oktavtaste bei den genannten ändert sich die Tendenz des Tones deutlich (muss dennoch leicht die Lippen anspannen, aber kaum der Rede wert).

    Zum Glück bot mir mein Musikhaus ein Wechsel des Instruments an. Nun muss ich mir überlegen ob ich noch mal ein wenig drauflege und ggf. eines der genannten kaufe. :/
     
  5. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Dass ein Musikhaus überhaupt jemand mit einem Instrument aus dem Laden lässt, das technisch nicht in Ordnung ist, finde ich schon sehr grenzwertig!
    Die Saxophonmodelle, die Du als Alternative nennst sind in der Regel qualitativ gut - außer das SE-T2L, die Bezeichnung sagt mir nichts.

    Aber auch hier kommt es wieder darauf an, wie gut die Instrumente vor dem Verkauf eingestellt und überprüft werden und wie die Intonation ist.

    Du solltest Dir dringend einen Lehrer oder jemand, der gut Saxophon spielen kann mitnehmen, um Dir ein anderes Horn auszusuchen.
    Ansonsten war bei mir bislang bei allen Test von Saxophonen in Musikhäusern ein PMXT-66R-UL nie eine ernsthafte Option im Vergleich zu T-991 oder T-992.

    Zu Archie Shepp:
    Entscheidend ist, was hinten rauskommt!

    Und was bei Shepp rausgekommen ist, an kreativer Musik, dass soll hier aus dem Forum erst mal einer toppen.
    Auch ein Jazz-Lutz kann hier gerne in den TOTMs unter Beweis stellen, dass er es besser kann! ;-)
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Saxhornet, ich schrieb, dass ich es nicht weiß, wer die neue Theorie erfand. Auch nicht genau wann. Ich weiß nur, dass ich davon in den siebziger/achtziger Jahren nie etwas gehört habe. Vielleicht weißt du ja Näheres.

    Die Idee ist ja auch gar nicht schlecht, denn es geht immer um Bilder, um Modelle, die wir den Schülern vorstellen und hoffen können, dass sie diesen weiter bringen. Der eine beißt zu viel und meint, dass Instrument müsse intonieren (und nicht er), der andere geht es lockerer an, kommt aber mit seinen weichen Blättern nicht in die Höhen.

    Ein Lehrer wird bei beiden unterschiedlich reagieren.

    Um einen "lockeren" Ansatz spielen zu können, braucht man eine gut trainierte Lippenmuskulatur. Die ist am Anfang ja gar nicht da. Der Anfänger kann es also gar nicht richtig machen, sondern muss sich Stück für Stück die Muskulatur erspielen. Erst dann kann er den Ton auch tiefer halten, da, wo das Blatt am freiesten schwingt.

    Wer Obertonübungen nur über die Lippen macht wird da schnell Probleme bekommen, das ist richtig. Beides wirkt zusammen, die Lippenmuskulatur und der innere Resonanzraum. Das schrieb ich auch.

    Beim Mundstückblasen komme ich ohne Lippenbeteiligung, nur mit Hilfe des Rachen- und Zungenraumes auf eine gr. Sexte (Alt-Mundstück). Mit Lippenbeteiligung ist es eine gr. None.

    Archie Shepp ist für mich ein gutes Beispiel. Er spielt am untersten Rand der Intonation, also Mundstück drauf geschoben und sehr tief intoniert, schon kurz vor dem Abkippen in untere Register. Das macht seinen genialen Sound aus. Wüsste nicht, warum der besser oder schlechter ist als ein Desmond'scher Ansatz, also eher dem Gegenteil. Shepp spielt extrem mit diesem Sound und er spielt auch mit der Intonation, die er in keiner Weise zufällig einsetzt.

    Ich weiß, dass ist natürlich nicht schulbuchmäßig. Aber ich weiß auch nicht, ob ich schulbuchmäßig so mag.

    Mugger schrieb:

    Das ist ein Unterschied, den du erfahren hast, nachdem du schon 5 Jahre lang gespielt hast. Das Gehirn sagt den Muskeln über die Ohren am Anfang gar nichts. Da hat man nur die Möglichkeiten, auszuprobieren. Und ich empfehle auch immer, die Extreme auszuprobieren.

    Ganz genau. Und eben bei jedem eben anders. Deshalb mag ich die festgelegten Sätze der Saxophonpädagogik nicht so sehr.
     
  7. Jazz-Lutz

    Jazz-Lutz Schaut nur mal vorbei

    Da hast du ganz recht, Nummer 13.
    So gut "pupsen" kann ich nicht und richtig freejazz kann ich auch nicht. Ich beobachte ja schon die TOTM und wenn mich was reizt, bin ich dabei :), versprochen!
     
  8. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    ausprobieren ist sowieso immer gut, das unterschreibe ich.
    Aber wenn die Ohren dem Gehirn und damit den Muskeln nix sagen würden, müsste man nicht mal anfangen mit dem Spielen.
    Präziser und effizienter wird's halt erst mit der Zeit (und viel üben).

    Was ist leichter, als auf dem Mundstück alleine seine ersten Erfahrungen zu machen, (sofern man den Lockruf der brünstigen Wildente ertragen kann), und diese dann auf das mehr Stabilität gebende Horn zu übertragen?

    BTW: Ballads for Trane ist eine der genialsten Platten, die ich besitze.

    Liebe Grüße,
    Guenne



     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ich denke Archie Shepp macht exakt das, was ihn durch Ausprobieren dort hin gebracht hat, wo er hin wollte.
     
    Tinka gefällt das.
  10. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Ich liebe solche Sätze!

    Mitte der achtziger Jahre hatte Shepp wohl einen Schlaganfall, so habe ich das jedenfalls einmal irgendwo gelesen. Vorher war der Ansatz jedenfalls, im weitesten Sinne, "korrekt". :)

     
  11. Mugger

    Mugger Guest

    Moin,

    weil es mir wichtig ist...

    Ich hoffe, nicht der Korinthenkackerei bezichtigt zu werden:

    Schulbuchmäßig bedeutet für mich nicht einheitlich.
    Genau das Gegenteil. Dem Schüler durch korrektes Erlernen einer Technik alle Möglichkeiten und Wege offen zu lassen, um seine Vorstellungen der Tongebung, Artikulation etc., die sich ja auch erst im Laufe der Jahre entwickeln können, zu verwirklichen.

    Alles andere ist Schlamperei und Selbstbetrug. (Wobei es verschiedene Wege zum Heil geben mag, die man auch diskutieren kann...)

    Ich nehme an, meine geschätzten Lehrerkollegen pflichten mir bei.

    Den Weg z.B. Archie Shepp's durch einfaches "Nachmachen" des Ansatzes zu gehen führt ganz sicher nicht zu dessen großartigem Ton.
    So hat es Florian auch gemeint wie ich annehme.

    Liebe Grüße,
    Guenne

    Liebe Grüße,
    Guenne
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Hallo Guenne,

    ist ja richtig, was du schreibst. Eine solide Grundtechnik zu vermitteln ist wichtig und gut.

    Auf der anderen Seite ist aber die Verschulung des Jazz nicht ganz von der Hand zu weisen.

    Als ich anfing mit dem Saxophon gab es in Deutschland eine wilde Free-Jazz-Szene, die mich sehr beeindruckte. Ich spielte in verschiedenen solchen Kapellen und fing gleichzeitig ein klassisches Klarinettenstudium an der Musikhochschule an. Da gabs schon Haue, wenn sich die Klarinette nur ein minimales Vibrato erlaubte.

    Ich kenne das Spektrum von Musik- über Hochschule bis zur freien Szene also ganz gut, habe selber viel Unterricht gegeben. Und so weiß ich auch, dass so manche Eigenheit eines Schülers schnell aberzogen ist. In der Regel hat es der Lehrer ja schon genau so gelernt. Ist ja nicht nur in der Musik so, sondern im ganzen schulischen Bereich. Ich muss mir da selber an die eigene Nase fassen.

    Ich stehe von daher immer ein wenig mehr auf der Seite der Individualisten und muss ab und zu meckern, wenn ich auf eingefahrene Lehrmeinungen, auf pentatonikverseuchte Schüler und vereinheitlichtes Lehrmaterial stoße.

    Bitte das zu entschuldigen.

    Nix für ungut, pü

    PS.: Ach, im Korinthenkacken stehen wir uns bestimmt in nichts nach (-;
     
    Tinka gefällt das.
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Schliess doch bitte von deinem Klassikklarinettenstudium nicht auf die gesamte Saxophonpädagogik und -didaktik. Und eine Verschulung des Jazz konnte ich auch nicht erleben. Gerade unter den Freejazzern und im Bereich der Neuen Musik habe ich persönlich viele engstirnige Leute erlebt, Individualität, Freiheit etc. konnte ich da nicht erleben, die Regeln waren da, halt nur anders.

    Es ist immer noch ein Unterschied zwischen sinnvoll und nicht sinnvoll, sinnvoll für einen Anfänger und sinnvoll für einen fortgeschrittenen Spieler. Individualität ist gut aber ist nicht zu verwechseln mit etwas falsch machen oder sich durch bestimmte Dinge das Leben nachher schwer zu machen. Es ist immer so einfach Fehler mit Individualität zu entschuldigen. Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, nicht alle sind aber sinnvoll, manche sogar können Nachteile bringen.
    Individuell ist es auch das Mundstück mit dem Blatt nach oben zu spielen aber halt leider nicht sinnvoll oder effizient.
    Und ich kann diese Verallgemeinerungen und Aburteilungen über Pädagogik langsam nicht mehr hören.

    Lg Saxhornet
     
  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich bin froh, dass ich von einem erfahrenen Saxophonisten die ersten zwei Jahre den Ansatz erlernt habe. Die größte Gefahr wäre damals gewesen, wenn ein Klarinettist mit Nebeninstrument Saxophon mich unterrichtet hätte. Ich hatte da Glück!

    "Dem Schüler durch korrektes Erlernen einer Technik alle Möglichkeiten und Wege offen zu lassen, um seine Vorstellungen der Tongebung, Artikulation etc., die sich ja auch erst im Laufe der Jahre entwickeln können, zu verwirklichen."

    Dies ist ein pädagogisch guter Vorsatz von mugger, den ich auch unterschreiben würde.

    "Ich stehe von daher immer ein wenig mehr auf der Seite der Individualisten und muss ab und zu meckern, wenn ich auf eingefahrene Lehrmeinungen, auf pentatonikverseuchte Schüler und vereinheitlichtes Lehrmaterial stoße."

    Dafür liebe ich pü als virtuellen Mentor u.a in seinem Online-Kurs.

    Der Ansätze von Archie Shepp oder auch von David Sanborn oder einige andere Saxophongrößen sind extrem individuell und eignen sich sicherlich nicht für den Anfänger.

    Gab es damals nicht Saxophonisten, die auch Heroin spritzten, um an die Genialität von Charlie Parker heranzukommen? Vielleicht ein extremes Beispiel für Nachahmung, die nichts brachte.

    Zu meiner Jazzclubzeit war ein Konzert mit Archie Shepp immer ein Wagnis. Denn wenn er zu bekifft war, dann war es richtig scheiße und peinlich. Wenn wir gut auf ihn aufgepasst hatten, waren seine Konzerte einfach genial. Wir liebten ihn und er war immer sichtlich über unsere Aufmerksamkeit für ihn gerührt.

    Ich glaube, jetzt sind wir vom eigentlichen Thema völlig weg!

    Gruß
     
  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Intoleranz gibt es tatsächlich überall.

    Sinnvoll ist auch nach einer Zeit mal den Lehrer zu wechseln, weil Pädagogikansätze und Lehrer sehr individuell sein können.

    Ich finde nicht, dass pü verallgemeinert hat. Er hat von seinen Erfahrungen gesprochen.

    Wie in jedem Beruf gibt es gute und schlechte Instrumentallehrer. Ich käme auch nicht auf die Idee, spezielle Handwerksarbeiten selber zu machen, nur weil es auch schlechte Handwerker gibt.

    Mit einem guten Lehrer kannst du gerade als Anfänger sehr viele Hürden deutlich einfacher nehmen.

     
  16. Ginos

    Ginos Strebt nach Höherem


    Hallo,

    ja, dem stimme ich uneingeschränkt zu.

    Ein guter erfahrener Lehrer, ein kompetenter Pädagoge kann / wird eine Basis legen, die als gutes festes Fundament für den persönlichen Aufbau, die persönliche individuelle (Weiter-)entwicklung dient.

    SzG
     
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