Pitchcenter runter, weniger drücken - aber wie?

Dieses Thema im Forum "Saxophon spielen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 9.März.2025.

  1. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    In meiner Müllhalde vom Kopf ist gerade so ne Art Gleichung entstanden:
    "Klassische Saxophonisten hassen Nebengeräusche " @Livia ----- "Es hat sich so ergeben + Es war die Absicht " @Analysis Paralysis ------ "Und ja, einem Klassiker würde ich jetzt nicht gerade einen vollen, im Sinne von voluminösen, Ton nachsagen. Den höre ich eher bei den Jazzern" @JES .
    Hypothetischer gemeinsamer Nenner: "Zufälle sind selten zufällig " Zghuanzghi.:)
     
  2. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Moment. Von müssen war nicht die Rede. Ich habe lediglich geschrieben, dass ich so stimme, und warum.
    Meine Vorstellung ist aber, dass bei diesem Vorgehen die stehende Welle im korpus optimal steht, und auch der Punkt der Halbierung /Oktavklappe. Das würde bedeuten, dass dann die Reflexion/Resonanz genau getroffen, ev Verluste minimiert und damit der Ton am energiereichsten/vollsten ist. Er ist auch am reinsten, da ev partialschwingungen am wenigsten verstärkt werden und sich totlaufen. So höre ich es jedenfalls.
    Das zweite, was ich mit diesem Vorgehen beobachte ist, dass, wenn ich Töne mit dem stimmgerät kontrolliere, ich die kleinsten abweichungen habe und diese systematisch sind. Es gibt keine Ausreißer nach oben/unten. Es ist so ne S-Kurve, ganz unten bin ich etwas tief, zu den top tones etwas hoch.
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das wollte ich dir auch nicht in den Mund legen, das müssen.
    Die Theorie sagt, dass das Equipment dann am besten läuft. Und ich habe auch den Eindruck, dass es dann besonders schön klingt und dass ich mir am leichtesten tu, wenn ich diesem Punkt zumindest nahe komme. Auf meinen Hörnern geht das am besten mit großen Mundstücken.

    Die Praxis sagt aber was ganz anderes, nämlich, dass viele an diesem „optimalen Stimmpunkt“ deutlich zu hoch sind und deshalb etwas darunter einstimmen, mit gewissen Verzerrungen der Oktaven. Die Theorie sagt, dass das Pitch Center dann einfach nur zu hoch ist. Und ich frage mich, ob das wirklich so ist. Oder ob es vielleicht sogar in der Konstruktion eingepreist wird, dass z.B. die kurzen Töne der 2. Oktave einen Trend nach oben haben, damit man diese locker und offener spielen kann.
     
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  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @giuseppe

    Wenn ich als Spieler von meinem Horn das Feedback bekomme, dass es sich mit meiner Stimmung wohl fühlt (mein olles, einfaches nw1 alto spricht da seeehhhrrr deutlich. Es spielt frei, es "intoniert" fast perfekt, es hat Volumen, wenn ich den sweet spot einhalte), dann ist das für mich ausschlaggebend.
    Wenn ich dann zu hoch bin, dann liegt es an mir den Ansatz so anzupassen, dass das stimmgerät nicht meckert.
    Wenn deine Praxis stimmt, dass ich im "Betriebspunkt" zu hoch bin, ist mein Ansatz zu fest (oder das mpc falsch). Oder?
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Da hast du recht.
     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das ist im Prinzip eine der Fragen, denen ich gerne auf den Grund gehen würde. Ich weiß die Antwort wirklich nicht.

    Wenn ich mit einem "moderneren" Link-Style Mundstück auf dem 10M spiele, kann ich ausreichend gut intonieren und alles machen, was ich will, aber ich bin nicht an diesem Punkt der perfekten Stimmung. Dafür ist mein Pitchcenter trotz deutlicher Senkung in den letzten 10 (oder so) Jahren immer noch zu hoch. Bei @Silver ist das offenbar gar kein Problem, der musste aber auch nicht Klarinette lernen. ;)

    Der Augenöffner war für mich das Conn 12M. Das war erst störrisch mit den typischen Intonationsproblemen (insb. E2 einen Viertelton drüber, D2 nicht ganz so). Pitchcenter runter? Für mich kaum zu schaffen. Dann habe ich einen Conn-Eagle-Nachbau mit gähnender Leere im Inneren probiert und bin fast vom Stuhl gefallen ob der stimmgerättauglichen Intonation des ganzen Horns ohne den geringsten Trend. Stehende Nadel quasi.

    Auf dem Conn 10M habe ich das deshalb auch mit übergroßen Kammern probiert und sehe die Vorzüge, wenn auch nicht ganz so drastisch.

    Jetzt ist es aber in @Analysis Paralysis ' Videobeispiel so, dass sein Horn, wenn er normal Druck ausübt und nicht flexibel ist, in der zweiten Oktave etwas höher ist als in der ersten. Ich vermute, dass man dass mit einem anders dimensionierten Mundstück komplett "kurieren" könnte. Aber will man das überhaupt? Oder eben gerade nicht?
     
  7. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ehrlich gesagt habe ich eher das Gefühl, dass ich die zweite Oktave so kriege, dass der Druck gegen das Blatt geringer ist.
    Auch passiert im Hals was - was, das kann man bei John Harle nachlesen :- - jedenfalls ist der hintere Teil der Zunge und auch der Kehlkopf in der Oktave weiter unten.

    Es wären so 30 Cent - etwas ist gut :) Das liegt aber nicht am Yamaha, wobei es dort stärker ausgeprägt ist. Dafür kannst Du die obere Oktave sehr locker spielen, ohne flat zu sein.
    Aber nochmal - tendenziell mache ich das bei allen meinen Hörnern so.
     
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  8. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    30 Cent, ohne dass man etwas macht, scheinen tatsächlich etwas viel. Ein interessantes Phänomen auf jeden Fall. Ich werd morgen mal einen Test mit meinem Equipment machen. Mit meinem Yamaha, zwecks Vergleichbarkeit.
     
  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Warum? Was ist der Vorteil zu hoch zu spielen?
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Zur Ausgangsfrage zurück. Ich habe aktiv an einem tieferen Pitchcenter gearbeitet. Dafür habe ich immer wieder ein für z.B. 10 Minuten Double lip und noch effektiver mit der schon früher heiß diskutierten Lip Out gespielt. Damit ich das einigermaßen schaffe, musste ich mit der Blattstärke 1/2 - 1 Stärke runter. Was man da merkt ist, dass sich die untere Oktave weniger verändert als die zweite, die viel flatter wird. Ich muss also für eine ausgeglichene Stimmung anders einstimmen.

    Ich halte das nicht lange durch und habe nicht die Kontrolle, um zum Beispiel einen Gig zu spielen. Aber ich nehme etwas Lockerheit in meinen „Alltagsansatz“ mit und lasse das Mundstück etwas weiter drauf, versuche bewusst niedriger zu intonieren.

    Insgesamt macht das alles vom Soundkonzept für mich auf Alt und Bari weniger Sinn als auf dem Tenor.

    Nach meinem Verständnis ist es so, dass ein weiter aufgeschobenes Mundstück diese „Schere“ der Oktaven schließt, wobei die Palmkeys aufgrund der kürzeren Röhre tendenziell höher bleiben. Dann bist du aber überall um 40 ct höher, und wenn du das Pitchcenter so weit senken willst, bist du 5 Jahre älter und vom Sound jemand anderes. Wie gesagt weiß ich auch nicht, ob das für jedes Equipment erstrebenswert wäre oder der Aufwärtstrend oben nicht sogar spieltechnisch hilfreich sein kann.
     
  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das ist ja kein Widerspruch zu dem, was ich schriebte.
    Je tiefer das Pitch Center, desto besser komme ich mit alten und neuen Tröten klar, ohne mich über Gebühr umstellen zu müssen.
    Das alles in Verbindung mit einem zum Horn passenden Mundstück, versteht sich.


    Klarinette lernen durfte. :p
    Ich habe trotzdem im zweiten Leben intensiv daran gearbeitet (unter anderem, weil das Keilwerth so eine Intonationszicke war).


    Alt und Bari machen sowieso keinen Sinn… Tenor rulz! :cool:

    Am Alt brauche ich insgesamt einen deutlich festeren Ansatz, damit es bei mir kontrolliert etwas wird.
    Beim Sopran dagegen nicht so - irgendwann finde ich vielleicht mal raus, warum das so ist.
    Bari weiß ich nix von.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Am Alt, wo ich quasi Anfänger bin, ist mein Ansatz winkelbedingt sehr ähnlich meinem Klarinettenansatz, ich brauche aber gefühlt nur 10 Prozent Druck. Das geht viel leichter, allerdings ist meine Intonation da noch eine Baustelle.
     
  13. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Nach meinem Verständnis ist es etwas anders: Ein weiter aufgeschobenes Mundstück verkürzt die Röhre. Der Pitch des gesamten Instruments steigt, wobei die hohen Töne am meisten angehoben werden, die mittleren weniger und die tiefen noch weniger. Denn je kürzer die Luftsäule des jeweiligen Tons ohnehin ist, um so mehr wirkt sich die weitere Verkürzung durch das Raufschieben des Mundstücks in Relation aus. Die Spreizung oder "Schere" aller Töne wird also weiter.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.März.2025
  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Das stimmt für jede Oktave in sich, aufgrund des Tonlochnetzes und der Dehnung oder Stauchung desselben. Darum geht es hier meines Erachtens nur sekundär, es passiert nämlich noch was anderes:
    Das Hereinschieben oder Herausziehen des Mundstücks deformiert den Konus. Ziehst du das Mundstück raus, näherst du dich netto ein wenig dem Zylinder, das Sax überbläst dann mehr als eine Oktave. Schiebst du das Mundstück weiter drauf, verkürzt du den Konus und das Sax überbläst genau die Oktave oder sogar weniger. Die Saxe sind in der Regel so gebaut, dass man kaum unter die Oktave kommt. Keiner will gerade obenrum flat sein und da nach oben kämpfen müssen.

    Was du beschreibst, passiert in allen Oktaven gleichmäßig. Hier geht es um den Unterschied zwischen den Oktaven, und der hängt an der Konusform.
     
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  15. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke Ihr macht ähnliche Anpassungen auch, merkt es aber vielleicht nicht oder weniger.
    Kann mich aber täuschen :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 11.März.2025
  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wird am Wochenende probiert.
     
  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Mit wenigen Worten einfach und treffend beschrieben. In dem Phänomen liegt die Antwort auf viele Fragen.

    Nicht entschieden bin ich in deiner These, dass ein großvolumiges Mündstück, weiter draufgeschoben, ein anderes Verhältnis der kurzen und langen Töne bewirkt als das enge Mundstück weiter draußen. Es geht bei den Tonhöhen ja um das Volumen der Luftsäule und nicht um den Abstand des Schwingungserzeugers zum ersten offenen Tonloch.
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Beides.
     
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  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Bei Überblasfragen geht es um die Konizität, wie @giuseppe es so schön beschrub.

    Bei der Tonhöhe geht es meines Erachtens nur ums Volumen. Denk mal an eine Okarina. Die hat gar keine Röhre, sondern nur sich verändernde Volumina.


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  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich bin auch nicht entschieden wie die Physik das beschreibt, sehe aber ein klar unterschiedliches Verhalten zwischen diesen Varianten. Jeder, der mal einen echten Peashooter auf ein altes 12M gesteckt hat weiß, dass die Verlängerung alleine das Problem nicht löst und das Tonlochnetz völlig entgleist, was diesen Instrumenten zu Unrecht einem schlechten Ruf bzgl. Intonation beschert hat. Ich empfehle daher das Experiment mit dem Mikrotuner, falls einer zur Hand ist. Wenn du einmal mit Mundstück raus/Tuner rein und einmal mit Mundstück rein/Tuner raus auf den gleichen mittleren Ton stimmst (z.B. G1) kannst du sehen, wie sich die anderen Töne anders verhalten.
    Ich vermute auch, dass die Länge neben dem Volumen einen konkurrierenden Einfluss hat. Die einzigartige Okarina, die das mit dem Volumen veranschaulicht, schließt das nicht aus. Würdest du das Ei irgendwo mehr ausziehen, bräuchten die Tonlöcher garantiert andere Plätze. :)
     
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